Honda FT 500 Tracker – Low Budget Umbau

Zum Thema Custom Bikes bin ich eigentlich eher zufällig bei einem Gespannrennen im Frühjahr vor zwei Jahren gekommen. Am Rande des Motorrad-Events sah ich einige faszinierende Café Racer, die es mir sofort angetan hatten. Da ich selbst eine Honda FT 500 besitze und das Modell sehr gut kenne, stand für mich die Basis meines geplanten Umbaus schnell fest.

Der FT 500 Tracker kann sich sehen lassen

Der FT 500 Tracker kann sich sehen lassen (Quelle: Nippon-Classic.de)

Wie der Zufall es wollte,  habe ich in einem Forum dann einen Biker kennengelernt, der tatsächlich einen FT500-Umbau begonnen hat, aber die Fertigstellung zeitlich nicht mehr packte. Obwohl ich ursprünglich nur ein paar Teile kaufen wollte, gefiel mir der Gedanke meine rote FT 500 nicht für das erste Projekt „opfern“ zu müssen. Gesagt, getan, wir wurden uns schnell handelseinig und er verkaufte mir das komplette Motorrad für unschlagbare 400 Euro und packte noch einige Neuteile, die er nun nicht mehr benötigte, oben drauf.

Der Honda FT 500 Tracker entstand mit überschaubarem Budget

Der Honda FT 500 Tracker entstand mit überschaubarem Budget (Quelle: Nippon-Classic.de)

Platzwechsel für die FT 500 Elektrik

So, jetzt lag ordentlich viel Arbeit vor mir, denn ich wollte weitestgehend auf (teure) Fremdleistungen verzichten und mein Traum-Bike nach Möglichkeit selbst realisieren. Da der Vorbesitzer schon Hand angelegt hatte, brauchte ich mich nicht weiter um die Technik kümmern. Der Rahmen war absolut rostfrei und der Motor lief, wenn auch nicht ganz so gut wie bei meiner bisherigen FT 500. Eine Demontage und Motorevision schenkte ich mir.

Nur den hinteren Bremssattel musste ich überholen und die angefangene Elektrik zu Ende bringen. Hier bereitete vor allem der Anlasser der Probleme. Ein Kurzschluss in der Kohlenbürstenplatte – ein typischer Schwachpunkt der Honda FT 500 – war schnell identifiziert. Eine gründliche Reinigung und eine neue Platte löste das Problem schnell. Die Verteilung im Scheinwerfer sowie die Sicherungsdose im Cockpit verlegte ich unter den Tank und die Sitzbank. Das Zündschloss wanderte ins linke Rahmendreieck.

Honda FT 500 Tracker

Die Elektrik wurde neu verlegt und wanderte unter Tank und Sitzbank (Quelle: Günter Ch.)

Ein Tracker sollte es werden

Ich legte deshalb den Fokus auf die Optik. Da der Vorbesitzer neben Tacho, Lenker und Auspuff auch bereits die Sitzbank-Schale mitgebracht hatte, entschied ich mich gegen einen Café Racer und stattdessen für einen budgetfreundlichen Tracker-Umbau. Bei einem Autoteile-Händler in Schwäbisch-Gmünd fand ich den perfekten Lack für meinen Tracker. Mountaingrau-Metallic, eine Original Mercedes-Benz Farbe, sollte es werden. Den kalten Dezember nutzte ich für intensive Schleifarbeiten an Sitzbank, Tank und Seitendeckeln, die ich von einer Honda CB 250 für 40 Euro auf einer großen Auktionsplattform abstaubte. Die Fender behielt ich von der Honda FT 500 bei, kürzte sie aber vorn wie hinten auf das von mir gewünschte Maß. Apropos kürzen, das Rahmenheck büßte auch einige Zentimeter ein, um die Tracker-Sitzbank später passgenau montieren zu können.

Mit den drei Farben - schwarz, silber/chrom und grau - wirkt der FT 500 Tracker sehr stimmig

Mit den drei Farben – schwarz, silber/chrom und grau – wirkt der FT 500 Tracker sehr stimmig (Quelle: Nippon-Classic.de)

Schleifen was das Zeug hält

Den Tank musste ich per Hand bis aufs Blech abschleifen, um die Dellen sichtbar zu bekommen, die anschließend gespachtelt wurden. Nach weiterem Schleifen kam eine Schicht Spritzspachtel als Füller obendrauf. Die Seitendeckel der CB 250 hatten über die Jahre sieben verschiedene Lackschichten bekommen, die natürlich erst einmal herunter mussten. Nach einer dreistündigen Schleifprozedur für jeden Deckel spürte ich meine Finger nicht mehr. Hätte jemand meine Fingerabdrücke gewollt, wäre er schier verzweifelt, denn die Papillarleisten waren futsch. Nicht besser erging es mir mit der Tracker-Sitzbank, die einer Kraterlandschaft glich. Um die Vertiefungen besser sichtbar zu machen, bekam sie eine schwarze Kontrastlackierung. Spachtel, Füller und Grundierung erledigten den Rest. Ein Wahnsinn, aber alle Teile waren nun oberflächlich wirklich perfekt und konnten Mountaingrau-Metallic lackiert werden. Dank meiner aufopferungsvollen Vorarbeiten bekamen die Teile für supergünstige 170 Euro ihr neues Lackkleid.

Honda FT 500 Tracker

Die Tracker-Sitzbank hat hier schon die Löcher zur Befestigung (Quelle: Günter Ch.)

Den Träger für das Sitzpolster formte ich aus Kunststoff. Das Polster bekam einen Überzug aus schwarzem Kunstleder. Wichtig war mir, dass ich die Sitzfläche von der Tracker-Verkleidung bei Bedarf leicht abnehmen kann. Drei von hinten gekonterte M6-Schrauben verbinden nun die Trägerplatte mit der Tracker-Sitzbank.

Honda FT 500 Tracker

Erste Anprobe (Quelle: Günter Ch.)

Letztes Finish zum FT 500 Tracker

Die alten Bremsleitungen tauschte ich gegen Stahlflexleitungen aus. Hier wollte ich auf Nummer sicher gehen. Der typisch langen Telegabel der FT 500 wirkte ich mit einem M-Lenker von Fehling entgegen, der die Sitzposition angenehm nach vorn korrigiert. Zudem setzte ich die Telegabel in der Brücke rund 1,5 Zentimeter höher. Der schwarze Rundscheinwerfer von Louis steht dem Tracker definitiv besser als die Rechteck-Funzel aus den 80er Jahren.

Als Farbe kam Mountaingrau-Metallic von Mercedes zum Einsatz

Als Farbe kam Mountaingrau-Metallic von Mercedes zum Einsatz (Quelle: Nippon-Classic.de)

Allerdings entschied ich mich bei den Instrumenten gegen das derzeit so angesagte Rundinstrument mit integrierten LEDs. Stattdessen verbaute ich klassische Nippon-Seiki Instrumente einer alten CB 250, reinigte sie innen und verpasste den Gehäusen eine schwarze Lackschicht. Die Chromringe habe ich mühsam von Hand aufgebördelt. Allerdings gibt es Spezialisten, die das mit einem Spezialwerkezug im Bruchteil meiner Zeit hinbekommen.

Besonders die Tracker -Sitzbank war sehr arbeitsintensiv

Besonders die Tracker -Sitzbank war sehr arbeitsintensiv (Quelle: Nippon-Classic.de)

Zum weiteren Umbau gehören doppelte Krümmerrohre, welches die Firma Leibfritz auf Anfrage herstellt, und der Universal-Schalldämpfer aus dem Hause Louis. Für den Schalldämpfer gibt es sogar eine Eintragung beim TÜV. Ein freundlicher TÜV-Gutachter aus Aalen hatte eine Lärmmessung und Fotos gemacht und das Teil schließlich eingetragen. Die Edelstahl-Auspuffanlage steht dem FT 500 Tracker ausgezeichnet und ist viel ansehnlicher als die schwarze Tüte im Originalzustand. Kettenschutz und die Nummernschildhalterung entstanden in Eigenregie. Rücklicht und Blinker stammen ebenfalls aus dem gutsortierten Fachhandel und sind steckbar.

Die Leiro-Krümmer aus Edelstahl stammen von von Leibfritz

Die Leiro-Krümmer aus Edelstahl stammen von von Leibfritz (Quelle: Nippon-Classic.de)

An meinem Tracker gefällt mir die Optik, auch wenn ein Profi das bestimmt besser hinbekommen hätte. Dafür hat mich das Customzing alles in allem nur schlappe 950 Euro gekostet.

Der Louis-Schalldämpfer ist sogar eingetragen

Der Louis-Schalldämpfer ist sogar eingetragen (Quelle: Nippon-Classic.de)

Meine FT 500 besticht zwar nicht mit Radikalität, dafür aber mit einem hervorragenden Kurvenhandling und super Geradeauslauf, der ja typisch für dieses Modell war bzw. ist. Der Motor überzeugt zudem mit Durchzug und hat mit den rund 155 Kilogramm ein leichtes Spiel. Mir macht mein FT 500 Tracker extrem viel Spaß und ich fahre die Maschine so oft ich kann. Meine rote FT 500 habe ich übrigens längst verkauft.

Honda FT 500 Tracker

Die Honda FT 500 hat inzwischen den Besitzer gewechselt (Quelle: Günter Ch.)

Wichtigste Änderungen an meinem FT 500 Tracker:

(Text: Günter Ch.)

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Von |2021-08-14T12:50:35+02:009. Juni 2016|Custom Bikes|1 Kommentar

Ein Kommentar

  1. Paul 8. November 2016 um 7:26 Uhr - Antworten

    Hallo Günter,

    wie sieht eigentlich der TÜV deine Auspuffanlage. Aktuell habe ich auch noch eine FT in der Garage stehen und plane diese umzubauen, allerdings ist sie seit 7 Jahren abgemeldet.

    Gruß
    Paul

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