Als Antipoden bezeichnet man bekanntlich die auf der gegenüberliegenden Erdseite liegenden Gebiete, zu denen von Deutschland aus betrachtet Neuseeland und Australien zählen. Und natürlich fallen jedem von uns bei „Australien“ sofort Kängurus, giftige Spinnen, Haie und knuddeligen Koalas ein. Aber lassen wir mal die typischen Klischees im Sack und widmen uns einem Custombike, das in maximaler Distanz zu Deutschland gebaut worden ist: der Kawasaki W800 Tracker von Ellaspede aus Brisbane.

Die australische Bike-Schmiede baut nicht nur aufregende Motorräder und Customzubehör, sondern liefert auch gleich die passenden Klamotten dazu. Zum Team gehört auch Hughan, der sich bei Ellaspede um alle Marketingthemen kümmert und seine 2015er Kawasaki W800 in einen meisterhaften Street Tracker verwandelt hat. Ich übergebe das Wort an Hughan:

Hughans Customizing der W800

Ich war schon immer von japanischen Autos und Motorrädern, besonders aber von der Custom-Szene fasziniert. Das Aussehen und der Klang eines luftgekühlten Parallel-Twins bringt mich in Schwung. Deshalb fängt diese Geschichte auch mit meiner Yamaha XS650 an, mit der ich mich seit einigen Jahren beschäftige.

Lange bevor ich mich mit Ellaspede zusammengetan habe, habe ich schnell herausgefunden, wie viel liebevolle Fürsorge nötig ist, um ein 40 Jahre altes Bike am Laufen zu halten. Vor allem, wenn die XS als Straßenmotorrad auch abseits der Piste hart rangenommen wird. Die Crew von Ellaspede half mir dabei, die alte Yamaha am Laufen zu halten (und ich fuhr sie sogar für eine gewisse Zeit zur Arbeit), aber nach weiteren Off-Road-Abenteuern und Strandausflügen war es an der Zeit, mich mit einem moderneren Motorrad zu arrangieren.

Hughan's Kawasaki W800 Tracker

Hughan’s Kawasaki W800 Tracker (Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Trotz Interesse an den beliebten Triumph Modellen, war meine Liebe zu japanischen Maschinen eindeutig ausgeprägter. Das klassische, luftgekühlte Motordesign brachte mich schließlich auf die Kawasaki W650 und W800, die ich auf meine Bedürfnisse hin umbauen wollte. Obwohl ich in einem Custom-Motorrad-Shop arbeite, wollte ich die Modifikationen im Rahmen halten und mein Budget, soweit es ging, schonen.

Kawasaki W800 Black Edition als „Spender-Motorrad“

Ich suchte gezielt nach einer unverbastelten Kawasaki W800 Black Edition und fand schließlich das passende Spendermotorrad mit weniger als 5.000 km auf der Uhr. Nachdem ich monatelang unser Teilelager durchstöbert hatte, reifte der Plan, und ich war bereit meine Kawasaki in die Werkstatt zu rollen und zum Winkelschleifer zu greifen. Die Kawasaki W800 verfügt ab Werk über eine Reihe von Haken, Ösen und Halterungen, von denen ich die meisten entfernt habe.

Haken und Ösen wurden abgeflext

Haken und Ösen wurden abgeflext ((Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Ich wollte die Rahmenlinien aufräumen, um eine schöne Linie am Hinterrad zu erreichen. Deshalb mussten auch das wuchtige Original-Schutzblech und der hintere „Kronleuchter“ weichen. An deren Stelle verbaute ich einen Scrambler-Kotflügel mit integriertem Rücklicht von LSL aus Deutschland. Der LSL-Fender musste jedoch mehr modifiziert werden, als ich anfangs erwartet hatte. Den Ellaspede-Kennzeichenhalter passte ich ebenfalls an. Hinzukamen Daytona-Blinker. Die beiden Haltegriff konnte damit ich etwas tiefer montieren.

Der Kawasaki W800 Tracker von Ellaspede bekam einen LSL-Fender hinten

Der Kawasaki W800 Tracker von Ellaspede bekam einen LSL-Fender hinten (Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Street Tracker mit gecleanter Front

Vorn bekam mein Street Tracker einen stärker gekröpften Lenker mit hängenden Rundspiegeln und  Biltwell-Griffgummis verbaut. Ich wollte, dass der Scheinwerferbereich clean und offen aussieht und an „Desert Style“ der 70er Jahre erinnert. Deshalb habe ich an der Vorderseite des Rahmens das angeschweißte Lenkungsschloss und die wuchtigen Instrumenteneinheit entfernt. Das Zündschloss sitzt jetzt unter dem Tank auf der linken Seite. Die Änderungen am Kabelbaum waren beträchtlich und kosteten mich viel Zeit.

Kawasaki W800 Tracker mit maximal gecleanter Front

Kawasaki W800 Tracker mit maximal gecleanter Front (Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Ein Rechteck-Scheinwerfer von Hella sitzt jetzt vorne tief und so weit hinten wie möglich an der unteren Gabelbrücke montiert. An der Rückseite der Lenkerklemmen habe ich einen elektronischen Danmoto-Tacho, der mir aufgrund seiner Größe und Einfachheit gefallen hat, verbaut. Da der serienmäßige Frontfender eine schöne Form hat, habe ich ihn für meinen Street Tracker Umbau angepasst. Die Halterungen wurden entfernt und so modifiziert, dass sie für einen größeren Reifen das Schutzblech weiter nach oben bringen.

Danmoto-Tacho und hängende Rundspiegel bestimmten die Tracker-Front

Ein Danmoto-Tacho und hängende Rundspiegel bestimmten die Tracker-Front (Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Für den richtigen Tracker-Look musste die Sitzbank über der Hinterachse enden. Die serienmäßige Sitzschale habe ich gekürzt und mit Kunststoff wieder zusammengeschweißt, wobei die werksseitige Schlüsselentriegelung für einen einfachen Zugang unter dem Sitz erhalten blieb. Der Standardschaum war ziemlich gut, daher wurde die Polsterung an die neue Länge angepasst. An der Vorderseite bekam das Polster etwas mehr Höhe und aus der Breite habe ich so viel wie möglich herausgenommen.

Die Sitzbank des W800 Tracker sollte über der Hinterachse enden

Die Sitzbank des W800 Tracker sollte über der Hinterachse enden (Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Die W800 Black Edition sieht ab Werk schon verdammt gut aus

Ich wollte allerdings keinen komplett schwarzen W800 Tracker und beschloss, bei der Sitzfarbe einen Kontrastpunkt zu setzen. Anfangs war ein dunkles kirschrotes Leder angedacht, aber die australische Sonne setzt der Naturhaut zu sehr zu. Deshalb beschränkte ich mich auf einen roten Vinylbezug. Obwohl es definitiv „BMW GS“-Style ist, passt es zu meiner W800 perfekt.

Knalliger Kontrast: rote Street Tracker Sitzbank der Ellaspede Kawasaki

Knalliger Kontrast: rote Street Tracker Sitzbank der Ellaspede Kawasaki (Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Als Classic-Bike passten die schweren Auspufftöpfe der W800 nicht mehr zu meinem Umbau. Für das neue Auspuff-Design ließ ich mich von einigen Umbauten inspirieren. Ich entschied mich für einen 2-in-1-Segmentauspuff mit maßgefertigtem Schalldämpfer. Die Schweißarbeiten erledigten die Jungs von Ellaspede. Ich mag den Blick auf die „freiliegenden“ Schweißnähte.

Handwerkliche Feinarbeit: Segemntauspuff aus Edelstahl

Handwerkliche Feinarbeit: Segemntauspuff aus Edelstahl (Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Obwohl ich mich mit meinen Street Tracker meistens auf der Straße bewege, wollte ich etwas grobstollige Reifen, die bei Bedarf auch Feldwege bewältigen können. Meine Wahl fiel auf den Mitas E-07, den ich eine ganze Größe größer (vorn: 110 / 80-19 und 140 / 80-18 hinten) aufgezogen habe.

Die Mitas-Reifen sorgen für den groben Tracker-Look

Die Mitas-Reifen sorgen für den groben Tracker-Look (Foto: ellaspede / ajmollerphotography)

Ein paar Kleinigkeiten runden das Gesamtpaket ab: die Hupe wurde seitlich verlegt und der Mittelständer flog nebst Halterungen raus. Die Tankabzeichen habe ich auch abgemacht. Wenn ich mit meinem W800 Tracker fahre, stört vor dem Lenker nichts die Optik, abgesehen von der Oberseite des Vorderreifens. Es ist also eine wirklich ungehinderte Aussicht, die mich daran erinnert, ein großes Mountainbike zu fahren.

 

[photo credit to www.ellaspede.com @ellaspede und www.ajmoller.com @ajmollerphotography]