Mit der 1986 eingeführten Suzuki GSX-R 1100 stillte der japanische Motorradhersteller den Durst vieler Biker nach mehr Leistung. Mit entdrosselten 130 PS Leistung und der typischen Racing-Verkleidung avancierte die GSX-R 1100 schnell zur angesagten Sportskanone der 1980 bis 1990er Jahre und wurde für Suzuki zum Kassenschlager.

Dem außerordentlich leistungsstarken Reihenvierzylinder-Motor mit den zwei oben liegenden Nockenwellen fehlten nur fünf PS bis zum Primus vom Schlage einer Yamaha FZR 1000. Allerdings geriet die GSX-R (Typ GU 74 C) zu ihren anfänglichen Blütezeiten deutlich leichter als die 267 Kilogramm schwere Kawasaki GPZ 1000 RX. Doch auch im Laufe der Jahre nahm die Suzuki kontinuierlich an Gewicht zu, bis sie 1994 von den Suzuki-Ingenieuren auf Diät gesetzt wurde.

Leider wurden viele der frühen 80er-Jahre Exemplare von der vor Jahren angesagten Streetfighter-Szene „verstümmelt“. Heute erleben wir dagegen wieder ein Stück nostalgischer Sentimentalität und damit Rückbesinnung auf Originalität. Kein Wunder also, dass Verkleidungsteile der lange verspotteten „Joghurtbecher“ vor 25 Jahren noch „entsorgt“ wurden, längst aber mit Gold aufgewogen werden.

Früher wurden die Gixxer zu unrecht als "Joghurtbecher" bezeichnet

Früher wurden die Gixxer zu unrecht als „Joghurtbecher“ bezeichnet (Foto: Nippon-Classic.de)

GSX-R Zwillinge

Als die 1100er GSX-R Ende 1985 im kalifornischen Laguna Seca präsentiert wurde, war sie äußerlich von der ein Jahr zuvor vorgestellten GSX-R 750 kaum zu unterscheiden. Die Suzuki-Entwickler hatten aber aus dem Fahrwerksschwächen der ersten 750er-Modelle gelernt und der GSX-R 1100 einen deutlich stärker dimensionierten Alu-Doppelschleifen-Rahmen spendiert. In dem nur zwölf Kilogramm leichten Leichtmetall-Chassis hing eine vergrößerte Ausgabe des bekannten Reihenvierzylinders, welcher offen 130 PS bei 9.500 U/min leistete.

Suzuki GSX-R 750

Die kleine Schwester war und ist im Motorsport beliebt (Foto: Nippon-Classic.de)

Die Importeure sprachen sich aber freiwillig für eine auf 100 PS gedrosselte Version aus. Trotzdem brachte der luft-/ölgekühlte Vierventiler der GSX-R 1100 im Vergleich zur kleinen Schwester deutlich mehr Drehmoment (81,6 Nm vs. 70,6 Nm) und Performance im mittleren Drehzahlbereich mit, was die 1100er alltagstauglicher machte. Der ausgesprochen hübsch gestaltete 1100er Motor mit seinen feinen Kühlrippen wurde von vier Mikuni Flachschieber-Vergasern mit je 34 mm Durchlass befeuert.

Das Fahrwerk der GSX-R 1100

Anders als die GSX-R 750 bekam die 1100er einen Alu-Doppelschleifen-Rahmen mit stranggepressten Rechteckprofilen statt mit quadratischen Profilen, was das Fahrwerk insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten deutlich stabiler werden ließ. Vier Kilogramm Mehrgewicht für den Kastenrahmen waren ein sehr guter Kompromiss für einen spürbaren Zuwachs an Sicherheit.

Vorn verbaute Suzuki eine vorbildliche Upside-Down-Telegabel mit 41 mm Standrohren,  elektronischem Antidive-System sowie verstellbarer Federbasis. Hinten kam eine Zweiarmschwinge aus Aluprofilen, umgelenkten Zentralfederbein mit verstellbarer Federbasis und Zugstufendämpfung zum Einsatz. Die 18-Zoll-Räder übernahmen die Konstrukteure von der GSX-R 750, die hintere Felge bekam aber einen etwas breiteren Reifen aufgezogen.

Die Bremsanlage bot keinen Anlass zur Kritik und bestand vorn aus zwei schwimmend gelagerten Bremsscheiben mit 310 mm Durchmesser und Vierkolbensätteln. Hinten verrichtete eine 220 mm große Scheibenbremse mit Zweikolbensattel zuverlässig ihren Dienst.

Zuverlässige Doppelscheibenbremsanlage vorn

Zuverlässige Doppelscheibenbremsanlage vorn (Foto: Nippon-Classic.de)

Über alles hinweg ist die GSX-R 1100 eine gelungene Gesamtkonzeption, die sich – mit Abstrichen – auch mit Supersportlern der Gegenwart durchaus messen kann.

Modellentwicklung von 1986 bis 1996

Suzuki GSX-R 1100 – Typ GU 74 C:

  • 1986: Bohrung x Hub 76 mm x 58 mm; Leistung 100 bzw. offen 130 PS, 19 Liter Tank, Doppelscheinwerfer, profiliertes, schräg abfallendes Rahmenprofil und leicht abfallende Tank-Linie, Die 4-in-1 Auspuffanlage litt unter Rostbefall. 225 Kilogramm Gewicht.
  • 1987 (H-Modell): Das Tankvolumen stieg auf 21 Liter und das Gewicht auf 227 Kilogramm
  • 1988 (J-Modell): Die Gixxer bekommt neue Dreispeichen-Räder mit einem breiteren Hinterrad und Reifen in der Dimension 160/60VR18. Das Gewicht steigt damit auf 230 Kilogramm.
Suzuki GSX-R 1100 vom Typ GU 74C

Suzuki GSX-R 1100 vom Typ GU 74C (Foto: A. Schmischke)

Suzuki GSX-R 1100 – Typ GV 73 C:

  • 1989: Umfangreichere Modellpflege im vierten Modelljahr: die GSX-R erhält einen überarbeiteten Motor mit auf 1127 ccm vergrößertem  Hubraum, es gab neue 36 mm Vergaser, das Fahrwerk wurde auf 17-Zoll-Räder (hinten 4,5 Zoll Felge) mit Michelin-Bereifung gestellt. Der Motor wurde um 12 mm zur Schwerpunktverbesserung abgesenkt. Nockenwellenbetätigung über Gabelschlepphebel. Leistung offen ca. 134 PS und 114 Nm Drehmoment. Das Gewicht steigt auf 239 Kilogramm. Der Rahmen wurde versteifter, das Aluminium-Profil glatt und der Rahmen-Oberzug verlief etwas gerade nach hinten. Der Radstand wurde auf 1.425 mm verkürzt. Zudem bekam das Big Bike eine haltbarere 4-in-2 Auspuffanlage.
  • 1990: Die Gixxer erhielt eine neue Upsidedowngabel von Showa und breitere Reifen in den Dimensionen 130/70-17 vorn und 180/55-17 (5,5 Zoll Felge) hinten, was für ein besseres Handling und mehr Stabilität, jedoch für Kritik sorgten sollte. Stattdessen rüsteten viele Fahrer vorn auf einen 120er Pneu ab. Fahrwerkseitig gab es neue Dämpferelemente und eine 35 mm längere Hinterrad-Schwinge. Der Motor wurde neu abgestimmt und die Auspuffanlage geändert. Das Drehmoment der 100 PS-Version stieg auf 94 Nm.
Gixxer Modelljahr 1990

Gixxer Modelljahr 1990 (Foto: Nippon-Classic.de)

  • 1991: Letzte größere Modellpflege. Das Vorderrad wird wieder mit einem 120/60-17 Reifen ausgeliefert. Am Motor wird für eine längere Haltbarkeit die Nockenwellenbetätigung von Gabel- auf Einzelschlepphebel umgerüstet, der Zylinderkopf wurde kanalseitig überarbeitet und 40er-Vergaser ersetzten die mit 36 mm Durchlass. Der Motor leistet offen ca. 138 PS und ein Drehmoment von 111 Nm. Es gab zudem eine neue Verkleidung, bei der die Doppelscheinwerfer hinter einer Scheibe verschwanden. Seitlich bekommt die Verkleidung einen markanten Knick auf Höher der Lenkerstummel. Die Heckverkleidung und das Rücklicht bekamen ebenfalls ein Facelift. Inzwischen wog die Gixxer 253 Kilogramm.
Suzuki GSX-R 1100 aus dem Jahr 1991

Suzuki GSX-R 1100 aus dem Jahr 1991 (Foto: Nippon-Classic.de)

GSX-R 1100 W – Typ GU 75 C:

  • 1993: Suzuki stellt die GSX-R Baureihe auf Wasserkühlung um. Der Hubraum schrumpft auf 1.074 ccm bei 75,5 x 60 mm Bohrung/Hub-Verhältnis. Statt der Einzelschlepphebel bekommt der Sport-Champion Tassenstößel für eine präzisere Ventilsteuerung und längere Prüfintervalle. Das maximale Drehmoment von 90 Nm lag bei der gedrosselten 98-PS-Variante schon bei 4.800 U/min an. Offen leistete die GSX-R1100 155 PS und war bis dahin das stärkste Großserienmotorrad. Mit 255 Kilogramm ist sie auch die schwerste Gixxer. Der Radstand wuchs aufgrund einer geänderten Schwinge auf 1.485 mm. Das Rahmenheck ist nun geschraubt die Verkleidung wurde neu gestaltet.
  • 1995: Fahrwerkseitig übernahm die 1100er die Schwinge der GSX-R 750 und bekam eine verstärkte Telegabel mit 43 mm Standrohren. Zusammen mit einem leichteren Auspuff wurde die Gixxer wieder leichter, Ihr Gewicht reduzierte sich auf 248 Kilogramm.
  • 1996: die GSX-R 1100 wird Ende des Jahres eingestellt.
Wunderbarer Suzuki GSX-R 1100 "Fuhrpark"

Wunderbarer Suzuki GSX-R 1100 „Fuhrpark“ (Foto: Nippon-Classic.de)

Technische Daten Suzuki GSX-R 1100 (GU 74 C)

Motor:

  • luft-/ölgekühlter Vierzylinder-Reihenviertaktmotor
  • 2 oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, 4 Ventile pro Zylinder
  • Nasssumpfschmierung
  • 4 Mikuni Flachschiebervergaser mit je 34 mm Durchlass
  • Transistorzündung
  • Bohrung x Hub: 76 mm x 58 mm
  • Hubraum: 1052 ccm
  • Verdichtungsverhältnis: 10:1
  • Leistung: 100 PS bei 8.700 U/min (offen: 130 PS bei 9.500 U/min
  • Drehmoment: 81,6 Nm bei 8.300 U/min (offen: 101 Nm bei 8.300 U/min)

Kraftübertragung:

  • Primärantrieb über Zahnräder,
  • hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,
  • Fünfganggetriebe

Fahrwerk:

  • Doppelschleifenrahmen aus Aluprofilen,
  • Upside-Down-Telegabel mit 41 mm Standrohren und verstellbarer Federbasis und 130 mm Federweg
  • Zweiarmschwinge aus Aluprofilen, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung und 126 mm Federweg
  • Alugussräder: 2,75 x 18 vorn und 4,00 x 18 hinten
  • Reifen: 110/80 – 18 vorn und 150/70 – 18 hinten
  • Doppelscheibenbremse vorn mit 310 mm Durchmesser, Vierkolbensättel,
  • Scheibenbremse hinten mit 220 mm Durchmesser, Zweikolbensattel.

Maße/Daten:

  • Radstand: 1.460 mm
  • Gewicht vollgetankt: 227 kg
  • Farben: Schwarz/Rot, Blau/Weiß
  • Preis (1987): 15 849 Mark

Fahrleistungen:

  • Höchstgeschwindigkeit: 228 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 3,3 Sekunden
Gixxer

Suzuki GSX-R 1100 (Foto: Timo Heim)

Und hier geht’s zur Modellgeschichte der Suzuki GSX-R 750.

Bildergalerie zur Suzuki GSX 1100 R