1983, das Jahr, in dem Udo Lindenberg mit einem Sonderzug nach Pankow fuhr, um dort den Palast der Republik zu rocken und seinen Fans, aber wohl auch den Spitzeln der Stasi zu zeigen, wie echter Deutsch-Rock funktioniert, rockte Honda mit seinem neuen V4-Motor die Motorradwelt. Schon im Vorjahr hatten die Japaner einen wassergekühlten 4 Zylinder vorgestellt, der nun in Form der Honda VF 750 nach Deutschland kam.
Sie sorgte mit ihren für Motorräder doch recht ungewöhnlichen 4 Zylindern in V-Anordnung bei den Bikern für nicht weniger Aufsehen als Udo mit seinem Konzert bei den Genossen hinter dem ‚Eisernen Vorhang‘. Und wie der Rockstar, so begeisterte auch der V4-Motor der VF750 seine Fans mit einem ganz speziellen Sound.

Die Honda VF 750 F entstand als rennsporttaugliche Straßenvariante (Quelle: Nippon-Classic.de)
Für jeden Geschmack das passende Angebot
Es waren allerdings nicht nur der sonore Klang und die beeindruckende Performance des 748 ccm Triebwerks, die Honda viel Applaus einbrachten, sondern auch die Vielfalt des Angebots. Denn der V4-Motor war in gleich drei verschiedenen Versionen zu bekommen.

Design und Proportionen der VF 750 waren wegweisend für folgende Modelle (Quelle: Nippon-Classic.de)
- Lässige Cruiser entschieden vorzugsweise für den Softchopper VF 750 C mit viel Chrom und einer angedeuteten Sissybar
- Demgegenüber bevorzugten sportlich ambitionierte Fahrer die Honda VF 750 F Interceptor, die trotz ihrer sportlichen Ausrichtung mehr Komfort bot als vergleichbare Motorräder anderer Hersteller.
- Noch komfortabler, besonders für den Beifahrer, der auf einer ausgesprochen großen Sitzbank Platz nahm, präsentierte sich die heute als Naked Bike klassifizierte Sabre-Version – die Honda VF 750 S.

Neu war das Fahrwerk mit 16 Zoll Rad vorn und Vierkantstahlrohrrahmen (Quelle: Nippon-Classic.de)
Für weniger Begeisterung sorgte jedoch die Zuverlässigkeit und Standfestigkeit der ersten V4-Generation. Als Schwachpunkt bei den 750er Motoren erwies sich die Ventilsteuerung. Diese sorgte reihenweise für kapitale Motorschäden, die allerdings meist als Garantiefälle beseitigt wurden. Aus den Fehlern der ersten Exemplare hatten die Ingenieure bei Honda jedoch gelernt, und so wurden die Zylinderkopfprobleme beim Nachfolgemodell VFR 750 R RC24 ab 1985 konsequent eliminiert. Und so gelten die nachfolgenden Generationen als absolut standfest.

Der 16 Ventiler hatte Probleme mit Zylinderkopf, die erst mit der VFR abgestellt wurden (Quelle: Nippon-Classic.de)
Zum kultivierten Lauf und der Potenz der Vierzylinder gesellte sich nun auch wieder die bekannte Honda-Zuverlässigkeit. So gelang es, das technische Konzept der V-Anordnung zu einer Erfolgsgeschichte zu machen, die Honda über viele Jahre Lob, Anerkennung und hohe Verkaufszahlen bescherte.
Honda VF 750 F bietet mehr Leistung als ihre Geschwister
Auch wenn der Chopper und die S-Version nicht gerade mit Leistung sparen, so ist die Sportversion Honda VF 750 F Interceptor doch der schärfste Rocker auf der Bühne. 90 PS stehen hier bei 10.000 U/min zur Verfügung. In der Grundversion der VF750 sind es nur 86 PS, die für ungebremsten Vortrieb sorgen.

Der V4-Motor der VF 750 F leistete 90 PS (Quelle: Nippon-Classic.de)
So gelingt dem F-Modell der Sprint aus dem Stand auf die magische Marke von 100 km/h in beeindruckenden 4,7 Sekunden. Erst bei einer Höchstgeschwindigkeit von 216 km/h findet der Vorwärtsdrang seine Grenze. Trotz ihres vergleichsweise hohen Gewichts von 248 Kilogramm bei vollem Tank punktet die Sportversion mit einer ausgesprochen guten Handlichkeit, zu der auch das sauber abgestimmte 5-Gang-Getriebe seinen Beitrag leistet. Sollte es nötig sein, dem Vortrieb Einhalt zu gebieten, so sorgt die hydraulisch gesteuerte Bremse mit zwei 270 mm Scheiben vorn und einer 288 mm Scheibe hinten für die nötige Verzögerung.

Doppelte Scheibenbremse und 16 Zoll Vorderrad (Quelle: Nippon-Classic.de)
Trotz aller Unterschiede bauen doch alle drei Versionen auf einem einheitlichen Alurahmen auf. Das Vorderrad hängt in einer Telegabel mit 39 mm Standrohren und wird mit einer Luftfeder abgedämpft. Die dreifach verstellbare Zugstufendämpfung lässt darüber hinaus Raum für individuelle Vorlieben bei der Fahrwerksabstimmung. Trotz komfortabler Zutaten galt die Honda VF 750 im Fahrwerksbereich als kippelig.

Für Tourenfahrer bietet die Honda VF 750 eine Halbschale und bequeme Sitzbank (Quelle: Nippon-Classic.de)
Die dynamische Optik der Honda VF 750 F RC15 wurde durch die serienmäßige Zweifarben-Lackierung, wahlweise in rot/weiß oder blau/weiß, noch unterstützt. Wer heute nach einer Honda in Originallackierung Ausschau hält, muss jedoch lange suchen. Die meisten der angebotenen Maschinen wurden mittlerweile auch farblich an den Zeitgeschmack angepasst. Udo hätte sein Bike wahrscheinlich schon damals in mattschwarz bevorzugt.

Die Honda VF 750 F gab es in drei Farbkombinationen (Quelle: Honda)
Technische Daten Honda VF 750 F
Einheit | Honda VF 750 F | ||
---|---|---|---|
1. Fakten | |||
Produktion | Jahr | 1983 bis 1985 | |
Nummerierung | Start | ||
Farben | rot/weiß, rot/schwarz, blau/weiß | ||
Neupreis | DM | ||
2. Motordaten | |||
Motortyp | V4-Zylinder, 4-Takt | ||
Ventilsteuerung | DOHC, Zahnriemen | ||
Nockenwelle, Ventile | 2 obenliegend, 16 Ventile | ||
Hubraum | ccm | 748 ccm | |
Bohrung | mm | 70,0 mm | |
Hub | mm | 48,6 mm | |
Verdichtungsverhältnis | 10,5:1 | ||
Vergaser | 4 Keihin Vergaser je 30 mm |
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3. Leistungsdaten | |||
Leistung | PS | 90 PS | |
bei Drehzahl | min-1 | 10.000 U/min | |
Drehmoment | Nm | 73 Nm | |
bei Drehzahl | min-1 | 7.500 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 2,7 Kg/PS | |
Höchstgeschwindigkeit | km/h | 216 Km/h | |
4. Abmessungen | |||
Länge | mm | n/a | |
Radstand | mm | 1.514 mm | |
Reifen vorn | 110/90 - 16 | ||
Reifen hinten | 130/80 - 17 | ||
Leergewicht | Kg | 248 Kg | |
5. Bremse | |||
Bremse vorn | 2 Scheiben 270 mm | ||
Bremse hinten | 1 Scheibe 288 mm | ||
6. Antrieb | |||
Getriebe | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kette | ||
Starter | E-Starter |
Hallo Leute,
die VF hatte keinen Alu-Rahmen sondern den damals angesagten Vierkant-Stahlrohrrahmen. Ansonsten ein klasse Bericht.
C.
Schließe mich dem Vorredner an mit dem klasse Bericht! Und habe einen weiteren Fehler entdeckt. Es muss heißen:
Nockenwelle, Ventile = 4 obenliegend, 16 Ventile
Es sind tatsächlich vier Nockenwellen; 2 pro Zylinderbank (1x Einlassventile, 1x Auslassventile) bei 2 Zylinderbänken (-> V-Motor). Und die Nockenwellen sind auch die Achillesferse bei diesem Modell; die verschleißen nämlich unheimlich schnell … Siehe Bemerkung oben zur Ventilsteuerung.
Robert
Hatte ausser Blackbox und unwilligem Fahrwerk nie Probleme. RC24 und RC30 waren allerdings dazumal das Hochgefühl der Motorradwelt, wie die unbezahlbaren Bimota…
Ich war damals von ihrer Leichtfüßigkeit beeindruckt.
ich hatte 2…..ich liebe sie noch heute …hab meine letzte 1994 verkauft…super bequem. Einstellbare Griffe (Winkel), verstellbare Dämpfung der vorderen Federung wären der Fahrt. Mit ner Laser 4in 1 und einer Vollverkleidung der Eyecatcher !!!!!! Gimme back this Time !!!!