Auf dem Internationalen Automobilsalon in Genf präsentiert Harley-Davidson erstmals in Europa die LiveWire sowie weitere, elektrisch angetriebene Konzeptfahrzeuge. Während in den USA das Elektro-Motorrad bereits jetzt bestellt werden kann, sind in Europa Vorbestellungen der HD Livewire erst ab April möglich. Die Auslieferung erfolgt in den meisten europäischen Ländern sowie Kanada im vierten Quartal 2019.

Der Genfer Automobilsalon 2019 ist die dritte, wichtige Station für die Harley-Davidson LiveWire. Bereits auf der EICMA 2018 und vor nicht allzu langer Zeit auf  der Consumer Electronic Show in Las Vegas bekam das Publikum einen Vorgeschmack auf die Elektromobilität aus dem Hause Harley-Dadvidson.  Tja, wer hätte es gedacht, dass ein traditioneller Hersteller von seinem hundertjährigen Verbrennungsprinzip abrückt und die Welt mit neuen Antriebtechnologien überrascht.

Die Harley-Davidson wirkt recht wuchtig, aber auch sportiv

Die Harley-Davidson wirkt recht wuchtig, aber auch sportiv (Foto: Harley-Davidson / Josh Kurpius)

Was die Harley-Davidson LiveWire kann

Der Antriebsstrang der LiveWire wurde tief im Motorrad positioniert, um den Schwerpunkt tief zu halten. Serienmäßig verfügt das Elektro-Motorrad über eine Electronic Chassis Control mit Kurven-ABS und Traktionskontrolle. Der elektrische Antrieb mit 74 PS erfordert weder Kupplung noch Getriebe. Die Livewire beschleunigt damit in weniger als 3,5 Sekunden aus dem Stand auf knapp 100 km/h, was in den USA 60 Meilen pro Stunde entspricht. Die Reichweite im städtischen Verkehr gibt Harley-Davidson mit 177 Kilometern an.

74 PS und 177 km Reichweite soll die Harley-Davidson Livewire bieten

74 PS und 177 km Reichweite soll die Harley-Davidson Livewire bieten (Foto: Harley-Davidson)

Die Livewire wird über sieben Fahrmodi verfügen, von denen vier ab Werk installiert sind und drei vom Fahrer frei konfiguriert werden können. Der Motor hängt als mittragendes Element im Leichtmetallrahmen und soll nach Angaben des Herstellers einen charakteristischen Harley-Davidson-Sound generieren, dessen Tonhöhe und Lautstärke mit zunehmender Geschwindigkeit ansteigen. Das kenne ich doch von meinem Autoradio auch…

Die Livewire ist mit dem System Electronic Chassis Control (ECC) ausgestattet, das das Kurven-ABS, die Traktionskontrolle (TCS) und die Launch Control (DSCS) nutzt, um die Bremskräfte an Vorder- und Hinterrad sowie das Drehmoment am Hinterrad aufeinander abzustimmen. Das Kuppeln entfällt bei der Livewire. Am Hinterrad arbeitet ein vollständig einstellbarer Showa BFRC (Balance Free Rear Cushion Light) Mono-Shock. Das Vorderrad wird von einer Showa SFF-BP (Separate Function Fork – Big Piston) Upside-down-Gabel geführt.

Je nach Markt ist die Livewire mit H-D Connect ausgestattet, das über das Mobilfunknetz im LTE-Standard Konnektivität und Cloud-Services mit der Harley-Davidson App verbindet. H-D Connect sammelt Fahrzeugdaten und überträgt sie an die App, um dem Fahrer diverse Informationen zur Verfügung zu stellen. Sollten Unbefugte Manipulationen am Motorrad vornehmen oder es bewegen, erhält der Fahrer einen entsprechenden Hinweis.

Die Livewire ist mit H-D Connect ausgestattet

Die Livewire ist mit H-D Connect ausgestattet (Foto: Harley-Davidson)

Die Lithiumionen-Hauptbatterie steckt in einem Aluminiumgussgehäuse mit Kühlrippen. Bordnetzfunktionen wie Beleuchtung, Hupe und Display werden von einer separaten, kompakten 12-Volt-Batterie gespeist. Der Ladevorgang kann mit einem integrierten Level-1-Ladegerät erfolgen, das mit einem unter dem Sitz untergebrachten Netzkabel an eine Haushaltssteckdose angeschlossen wird. Außerdem kann die LiveWire über einen CCS-Typ-2-Ladestecker geladen werden.

Die Preise der Livewire

Die Vision hinter dem Elektromotorrad nahm ihren Anfang mit dem Project Livewire in Form von E-Prototypen, die 2014 vorgestellt wurden, um das Potenzial einer elektrisch angetriebenen Harley-Davidson zu ermitteln. Im Rahmen der „Project Livewire“-Demotour erhielten Fans und potenzielle Kunden weltweit die Gelegenheit, einen der Prototypen zu fahren und Harley-Davidson ihr Feedback zu geben. Neben der Livewire zeigt Harley-Davidson auf dem Genfer Automobilsalon zwei weitere elektrifizierte Motorräder. Die beiden minimalistischen Konzeptstudien geben Ausblick auf die nächste Generation von Zweirädern. Laut Hersteller könnten sie künftig die urbane Mobilität per Zweirad ermöglichen.

In weniger als 3,5 Sekunden beschleunigt die Livewire auf knapp 100 Sachen

In weniger als 3,5 Sekunden beschleunigt die Livewire auf knapp 100 Sachen (Foto: Harley-Davidson)

Die erste Preisschätzung für die elektrische Harley von umgerechnet rund 26.000 Euro bestätigt sich nicht mehr: Denn die unverbindliche Preisempfehlung für die Livewire beträgt in Deutschland sagenhafte 32.995 Euro und in Österreich 33.390 Euro. Ob damit HD der Einstieg in die Elektromobilität gelingt, bleibt ungewiss. Seht es mir nach, ich bleibe skeptisch.

Nimmt man Leistungswerte und Preise zur Grundlage, dürfte im Revier der HD LiveWire vor allem die neue Zero SR/F wildern.

 

[Autoren: Jens Schultze, Jens Riedel, deg/ampnet]