Wenn ich an die Niederlande denke, erinnere ich mich immer gerne an meine schöne Zeit in Groningen zurück. Ich habe hübsche Backsteinhäuser mit weißen Fenstern vor Augen, Grachten, leckere Poffertjes und Heineken-Bier. Unsere Nachbarn waren mir schon immer sehr sympathisch. Doch jetzt legen die ‚Oranjes‘ noch eins oben drauf, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

Mit dem Yamaha XT550 Boardtracker hat sich Maarten Poodt selbst gekrönt

Mit dem Yamaha XT550 Boardtracker hat sich Maarten Poodt selbst gekrönt (Foto: Mark Meisner)

Ich verneige mich vor Maarten Poodt, der quasi als ‚Rookie‘ der Custom-Szene mit seinem Yamaha XT550 Boardtracker ein echt scharfes Bike auf die Räder gestellt hat. Maarten sah sich nach einem Kommentar im Internet zu einem vorherigen Umbau angestachelt ein einzigartiges Custom-Bike zu bauen, das es so noch nicht gab.

Fotograf Mark Meisner, der den Tracker ins rechte Licht rückte, erklärt: „Maarten war von dem Kommentar so wütend, dass es für ihn nur eine Sache gab – ein völlig neues Motorrad nur um einen Motor herum zu bauen.“

Je seltener eine Yamaha, desto besser

Als Bike Builder stellt Maarten extrem hohe Ansprüche an sich und seine fertigen Maschinen, die in Sachen Design und Qualität keinen Vergleich mit großen Manufakturen scheuen brauchen. Für seine Custom-Bikes setzt er ausschließlich auf Yamaha und je schwerer diese in Holland zu bekommen sind, umso besser. Für seinen Boardtracker kaufte er 2015 eine Yamaha XT 550 Enduro von 1982, von der er letztendlich einzig den Motor verwendete. Das eigentliche Motorrad ist Customizing in Reinform und wurde nach 300 Arbeitsstunden im März 2016 fertiggestellt. Um seinen Entwurf zu realisieren, warf er kurzerhand alle Konventionen über den Haufen.

Der XT550 Boardtracker besticht in allen Disziplinen

Der XT550 Boardtracker besticht in allen Disziplinen (Foto: Mark Meisner)

Highlight: Fahrwerk im Stil der 1920er Jahre

Sofort fällt an dem Yamaha XT550 Boardtracker der selbstkonstruierte Rohrrahmen aus hochwertigem Stahlrohr auf, der eine matt-graue Pulverbeschichtung als Finish bekam und das zentrale Element der Yamaha darstellt. Ebenso stammt die Vorderradgabel aus Maartens Werkstatt. Waschecht im Zeitgeist der 1920er Jahre bekam der XT550 Boardracer eine Trapezgabel aus Stahlrohr mit zwei einstellbaren Dämpfern spendiert. Die verwendeten Federdämpfer gehören zwar eigentlich in einen Elektrorollstuhl, erfüllen aber ihren Zweck hervorragend in dem Custom Bike aus Holland.

Yamaha XT550 Boardracer

Trapezgabel des XT550 Boardtracers mit einstellbaren Dämpfern (Foto: Mark Meisner)

Das Heck kommt puristisch mit einer stabilen Starrrahmen-Konstruktion daher. Um doch etwas Komfort zu bieten, hängte Maarten den Sitzträger am oberen Rahmenrohr beweglich auf und stützt diesen abermals gegen ein einstellbares Dämpferelement ab. Ein einfaches Sitzpolster in schwarz passt zu der farblich dezent gehaltenen Maschine.

Komplettiert wird das Fahrwerk mit 21 Zoll Rädern vorn wie hinten.  Neue Edelstahlspeichen waren für Maarten Poodt genauso obligatorisch wie klassische Halbnaben-Trommelbremsen. Abschließend versah er den Yamaha XT550 Boardtracker noch mit einem schönen Kontrast aus blau pulverbeschichteten Felgen in Kombinationen mit schmalen Weißwandreifen aus dem Hause Metzler.

Yamaha XT550 Boardracer

Nur wenige, aber dafür gelungene farbliche Kontraste (Foto: Mark Meisner)

Clevere Tankkonstruktion

Maartens Tankkonstruktion zeigt abermals sein hohes Fertigungsniveau. Zwischen den oberen doppelten Rahmenrohren montierte der versierte Bikebuilder zwei handgefertigte Tanks aus Edelstahl – der größere fürs Benzin, der kleinere für das Motoröl.

Yamaha XT550 Boardtracker

Der gepulverte Rahmen und die beiden Edelstahltanks sind Eigenkonstruktionen (Foto: Mark Meisner)

Die Nachfolgerin der legendären Yamaha XT 500 wurde bereits werkseitig mit einigen Neuerungen wie dem Vierventil Zylinderkopf, zwei Nockenwellen und den YDIS Doppelvergasern verwöhnt. Maarten legte trotzdem noch etwas Hand an und überholte das 558 ccm große Triebwerk komplett.

Der Eintopf bezieht sein lebensnotwendiges Elixier wie gehabt über das YDIS Doppelvergasersystem, die ihre Ansaugluft aber über einen offenen K&N-Luftfilter bekommen. Eine weitere Krönung des Boardracers stellt die schwarze RVS-Auspuffanlage dar, die sich als einfaches Rohr um den Motor schlingt. Was man dem Auspuff von außen nicht ansieht: drinnen versteckt sich ein Schalldämpfer zum Wohlwollen der Ohren.

Wer genau hinschaut, entdeckt auch die beiden winzige „Hitzeschilde“, die einst Maartens Schlüsselbein-Fraktur stabilisierten.

Yamaha XT550 Boardracer

Die „Hitzeschilde“ haben einen medizinischen Hintergrund (Foto: Mark Meisner)

Weitere Details am XT550 Boardracer

Die Front ziert ein schwarzer Retro-Scheinwerfer mit nachträglich integriertem Tacho und gelbem Lampenglas. Für die perfekte Sitzposition auf dem XT550 Boardracer sorgt nicht nur die weit hinten angebrachte Fußrastenanlage aus eigener Fertigung, sondern auch der einmalige, nach unten abgewinkelte Lenker. Lenker-Griffe von Domino und außen angeschlagene Hebel einer Ural komplettieren das Ensemble vorn. Hinten platzierte Maarten ein schlichtes Retro-Rücklicht an der Sitzplatte.

Yamaha XT550 Boardracer

Domino-Griffe und Hebel von einer Ural (Foto: Mark Meisner)

Alles in allem überzeugt Maartens Yamaha Boardtracker von vorn bis hinten. Das Design ist einzigartig, stimmig und äußerst kreativ, die technische Umsetzung auf höchstem Niveau und die farbliche Gestaltung vornehm dezent und geschickt akzentuiert. Herz, was willst Du mehr?

Maarten Poodt

Maarten Poodt und sein Yamaha XT550 Boardtracker (Foto: Mark Meisner)

Weitere Infos zu Maartens Umbauten gibt es unter http://yellowrider.nl/.  Herzlichen Dank an Mark Meisner für die fantastischen Fotos [http://www.markmeisner.com/].