Erst kürzlich präsentierten die japanischen Motorradhersteller ihre Neuheiten auf der Tokyo Motorshow. Nippon-Classic.de hat darüber berichtet. Nun gesellen sich die europäischen und amerikanischen Produzenten auf der EICMA 2017 in Mailand dazu, die noch bis zum 12. November ihre Pforten geöffnet hat. Wir beleuchten die wichtigsten Neuerscheinungen 2018 und haben drei Highlights der diesjährigen Mailänder Motorradmesse mit im Gepäck. Aber auch andere interessanten Premieren wollen wir euch nicht vorenthalten.
Update für die Honda Africa Twin
Die Honda Africa Twin ist hierzulande besonders erfolgreich und schreibt die größten Stückzahlen aller Honda-Modelle. An die 5.000 Exemplare der Einliter-Reiseenduro mit dem Dakar-Image dürften seit Anfang 2016 bis zum Jahresende 2017 allein in Deutschland neu in den Verkehr gekommen sein.
Nun spendieren die Japaner dem Bestseller nicht nur ein kleines Update, sondern stellen der Reiseenduro mit der „Adventure Sports“ eine hochwertiger ausgestattete Version zur Seite.
Die Honda Africa Twin bekommt eine modifizierte Airbox für ein besseres Ansprechverhalten des Motors und eine überarbeitete Abgasanalage, die für einen angenehmeren Klang und eine optimierte Leistungsabgabe sorgen soll. Zudem ermöglicht das neu installierte Ride-by-Wire-System nunmehr drei Fahrmodi und die Traktionskontrolle lässt mehr Einstellmöglichkeiten zu. Die Gewichtsreduzierung des 2018er Modells in Höhe von gut zwei Kilogramm ist Folge des Einbaus einer Lithium-Ionen-Batterie. Wertiger zeigen sich auch die Räder, weil nun Edelstahl-Speichen zum Einbau kommen. Eine Neuheit stellt die Warnleuchtenfunktion der Blinker dar; sie signalisiert dem nachfolgenden Verkehr extrem harte Bremsmanöver, wobei die Eingriffsschwelle auf nasser Fahrbahn niedriger liegt als auf trockener Fahrbahn.
Highlight #1: Die Africa Twin „Adventure Sports“
Die „Adventure Sports“ soll die Fernreisequalitäten der Africa Twin noch weiter erhöhen. Zu diesem Zweck bekommt das „Adventure Sport“ Modell ein um 5,4 Liter vergrößerten Tank, Heizgriffe für die kalte Jahreszeit und eine Bordsteckdose montiert. Die Federwege sind zugunsten höherer Offroad-Qualitäten etwas länger mit einer größeren Sitzhöhe als Folge. Die Sitzbank ist flacher ausgeformt und eine höhere Scheibe optimiert den Windschutz.
Zudem gibt es einen großen Alu-Motorunterschutz und seitliche Sturzbügel. Als Zubehör werden Aluminium-Seitenkoffer angeboten. Selbstverständlich bietet das Adventure-Sports-Modell alle oben genannten Verbesserungen des Basisfahrzeugs. Die zusätzliche Ausstattung schlägt mit einem Gewichtsplus von 13 Kilogramm zu Buche; mit manuellem Getriebe wiegt die Aventure Sports-Version nun 243 Kilogramm, mit DCT-Getriebe 253 Kilogramm.
Honda stellt R-Reihe neu auf
Weniger ist mehr lautet das Designmotto der neuen CB-Roadster-Modelle von Honda, die auf der EICMA in Mailand Premiere haben. Laut Honda sind die zentralen Charaktermerkmale der neuen Naked Bikes minimalistisches Styling, moderne elektronische Fahrhilfen und leicht zu nutzende Motorperformance.
Die 2008 aufgelegte Baureihe tritt künftig in drei Hubraum- und Leistungsklassen an:
- als leistungsstarke CB 1000 R mit 107 kW / 145 PS,
- als leichtgewichtige CB 300 R (143 Kilogramm vollgetankt) mit 23 kW / 31 PS und
- als Einsteigervariante CB 125 R mit 9,8 kW / 13,3 PS.
Die neue Honda CB 1000 R
An der Spitze steht die Honda CB 1000 R. Das sportliche Naked-Bike orientiert sich optisch am Honda Neo Sports Café Concept, das Ende Oktober 2017 auf der Tokyo Motor Show Premiere feierte. Die 1000er legt um 20 PS zu und speckt zwölf Kilogramm gegenüber dem Vorgängermodell ab. Vollgetankt bringt sie jetzt 212 Kilo auf die Waage. Das Leistungsgewicht wurde um 20 Prozent verbessert, das maximale Drehmoment beträgt 104 Newtonmeter bei 8250 Umdrehungen pro Minute. Ab April 2018 soll die Vier-Zylinder-Maschine verfügbar sein – als R mit Sechs-Gang-Schaltung und als R+ mit Quickshifter.
Honda CB 300 R
Einen Monat später soll die CB 300 R folgen. Wie ihre Geschwister verfügt sie über LED-Lichttechnik, LCD-Display, IMU-basiertes ABS sowie ein Rahmenkonstrukt aus Stahlrohr und formstabilem Pressstahl. Der Vier-Ventil-Einzylinder entwickelt ein maximales Drehmoment von 27,5 Nm bei 7500 U/min. Die Spitzenleistung liegt bei 8500/min an. Der Durchschnittsverbrauch beträgt laut Datenblatt moderate 3,3 Liter pro 100 Kilometer, der Aktionsradius rund 300 Kilometer.
Honda CB 125 R
Den Einstieg in die CB-Klasse überlässt Honda der 125R. Das kleine „Sports Naked“-Modell soll ab Februar „fashion-orientierte“ Einsteiger fürs Zweiradfahren begeistern. Das Fahrwerk punktet mit Upside-Down-Gabel (41 mm), Vier-Kolben-Radialbremssattel mit schwimmend gelagerter Bremsscheibe und einstellbarem Monoshock-Federbein. Vollgetankt wiegt das Leichtkraftrad knapp 126 kg. Das maximale Drehmoment von 10,4 Nm wird bei 8000 U/min erreicht.
Zu den Preisen des neuen CB-Trios machte Honda bislang keine Angaben.
Yamahas neue Dreirad-Welt Niken
Yamaha transformiert das Konzept der Dreirad-Scooter mit Neigetechnik ins Motorradsegment und stellt auf der Mailänder EICMA weitere Details die Niken vor, die auf Tokyo Motorshow nur zu erahnen waren. Den Motor übernimmt die Yamaha Niken, wie vermutet, von der MT-09. Das Mapping des 847-Kubik-Dreizylinders wurde dem neuen Einsatzzweck angepasst.
Nähere technische Daten nannte Yamaha noch nicht. Fest steht aber, dass die Niken vorne auf 15-Zoll-Rädern steht und die beiden Gabelholme Schräglagen bis 45 Grad erlauben. Zur Serienausstattung gehören unter anderem Tempomat, Quickshifter und Traktionskontrolle. Der Aluminiumtank fasst 18 Liter. Yamaha verspricht eine Radlastverteilung von nahezu 50 zu 50.
Mit dem Dreirad-Konzept wird vor allem eine bessere Traktion gerade auf weniger griffigem Untergrund sowie eine deutlich bessere Bremsleistung erzielt, ohne dass der Fahrer aufgrund der Neigetechnik auf das typische Zweirad-Fahrgefühl verzichten muss. Yamaha hat die Technik bereits bei seinem Leichtkraftroller Tricity angewandt.
Das Feedback auf Facebook zur Yamaha Niken war allerdings bislang alles andere als positiv und reichte von „…völliger Unsinn dieses hässliche Teil“ bis hin zu „..wenn das die „Zukunft“ der Motorräder sein sollte, dann hänge ich meinen Helm an den Nagel und kaufe mir ein Cabrio“. Wir dürfen gespannt sein, ob sich Yamaha mit der Niken durchsetzen wird oder die Maschine als verrückte Vision wieder verschwindet.
Yamaha Tracer 900 noch tourentauglicher
Yamaha verbessert zum Modelljahr 2018 nicht nur Komfort und Geometrie der Tracer 900, sondern stellt ihr noch eine GT zur Seite. Die neue Variante verfügt serienmäßig über 22 Liter fassende Halbschalenkoffer in Fahrzeugfarbe, einen Tempomat, Quickshifter, Heizgriffe, eine komplett einstellbare goldene Upside-down-Gabel und ein voll farbiges TFT-Cockpit.
Die GT wird ab Juni nächsten Jahres lieferbar sein. Bereits im März kommt das Upgrade der Tracer 900. Es beinhaltet unter anderem eine überarbeitete Verkleidung mit besserem Windschutz, einen höhenverstellbaren Fahrersitz und eine neue Aluminiumschwinge mit anders abgestimmten Federbein.
Yamaha verfeinert die MT
Zudem verfeinert Yamaha seine MT-Baureihe und zeigt auf der Mailänder EICMA den neuen Modelljahrgang 2018. Zum März 2018 erhält die MT-07 neben neuen Farben ein geändertes Design mit neuen „Lufteinlässen“ und einen neu gestalteten Scheinwerfer. Die Sitzbank wurde für eine bessere Fahrposition optimiert, das Rücklicht kommt künftig von der MT-09. Die Telegabel erhält eine sportlichere Abstimmung und beim Federbein kann nun die Zugstufendämpfung verstellt werden.
Bereits zum Januar verfügbar ist die MT-09 SP in Silver Blu Carbon mit blauen Akzenten an Sitzbank und Felgen, speziellem LCD-Cockpit, voll einstellbarer Federgabel und Öhlins-Federbein mit Fernjustierung.
Highlight # 2: Die neue Ténéré – noch bleibt sie ein Prototyp
Die Geist der Original-Ténéré, mit der Yamaha zu einem der bekanntesten Hersteller im Rallye- und Adventure-Bereich wurde, ist niemals verschwunden und fest in der Yamaha-DNA verwurzelt. Nun zeigt Yamaha ein neues Modell der Reiseenduro mit dem legendären Namen, die zwar deutlich näher an der späteren Serienversion sein, vorerst aber noch ein Prototyp bleibt.
Die Yamaha Ténéré 700 „World Raid“ stellt eine Weiterentwicklung der vor einem Jahr an gleicher Stelle präsentierten T7 dar, wobei vor allem am Fahrwerk gearbeitet wurde. Als Antrieb dient der 689 Kubikzentimeter große Zweizylinder aus der erfolgreichen MT-07. Der Prototyp soll im kommenden Jahr zunächst für eine weltweite Promotion-Tour dienen. Hoffentlich wird aus dem Prototypen bald ein Serienmotorrad – die Käuferschicht ist in jedem Fall da.
Ein vielseitiger Alukoffer von Hepco & Becker
Mit dem Xceed stellt Hepco & Becker auf der EICMA 2017 einen neuen Alu-Koffer vor, der sich durch seine Vielseitigkeit auszeichnet und nicht nur Enduristen ansprechen dürfte. Der Toplader verfügt über einen beidseitig zu öffnenden und abnehmbaren Deckel mit Gepäcknetz in der Innenseite. Praktisch: für die Nutzung als Reisekoffer ist ein Trolleyfahrgestell für den Xceed erhältlich.
Der Koffer verfügt über zwei seitliche Griffe und kann mit Toptasche (in die der Trolley verstaut werden kann), Getränke- und Benzinkanisterhalter sowie einer Innentasche weiter aufgerüstet werden. Der Hepco & Becker Xceed hat ein Volumen von 38 Litern, wiegt 5,2 Kilogramm und ist für zehn Kilogramm Zuladung ausgelegt. Er ist ab Frühjahr 2018 lieferbar und kostet pro Stück 369 Euro.
Moto Guzzi Concept V85
Eine weitere großvolumige Enduro, die auf Mailänder Motorradmesse debütiert, ist die Moto Guzzi Concept V85. Nachdem die glücklose Stelvio bei Moto Guzzi gestrichen wurde, wird es möglicherweise eine 850er richten. Das zumindest deutet die Concept V85 an, die die Marke mit dem Adler im Logo auf der EICMA 2017 vorstellt.
Als Antrieb der Offroad-Studie dient ein neu konstruierter V2-Motor mit 850 ccm Hubraum und rund 80 PS Leistung, der weiterhin luftgekühlt sein wird. Er soll von unten heraus viel Drehmoment liefern und das Rückgrat einer komplett neuen Modellfamilie bilden, die sich Moto Guzzi 2021 zum 100. Geburtstag selbst zum Geschenk machen möchte.
Highlight #3: Husqvarna macht Ernst
Nachdem die Vit- und Svartpilen 401 nun endlich beschlossene Sache sind und kommende Woche auch in Deutschland vorgestellt werden, zeigt die Husqvarna in Mailand die Serienversion der Vitpilen 701, die im März 2018 auf den Markt kommen soll. Die Svartpilen mit etwas robusterem Auftritt steht hingegen noch mit dem Zusatz Concept auf der Messe.
Befeuert wird das erste reine Straßenmotorad seit dem Husqvarna-Wechsel von BMW zu KTM vom Einzylinder der 690 Duke. Er leistet in der Vitpilen 701 (Weißer Pfeil) 75 PS und generiert 72 Newtonmeter Drehmoment bei 6750 Umdrehungen in der Minute. Und da man es in der Konzernzentrale in Mattighofen nun endlich wissen möchte, wird es auch gleich noch eine Vitpilen-Bekleidungskollektion geben. Preise zum Motorrad wurden noch nicht genannt.
Ducati – vier statt zwei Zylinder
Ducati ist bekannt und berühmt für seine 90-Grad-V2-Motoren. Nun verdoppeln die Italiener die Zylinderzahl unter Beibehaltung der V-Anordnung und stellen auf der EICMA in Mailand die Ducati Panigale V4 vor. Das neue Topmodell der Marke schöpft satte 214 PS bei 13 000 U/min aus dem 1103 ccm großen Motor.
Das maximale Drehmoment von 124 Newtonmetern der einzigen V4-Supersportlerin auf dem Markt liegt bei 10 000 U/min an.
Fahrfertig liegt die Panigale V4 unter 200 Kilogramm und kommt in den Versionen „S“ und „Speciale“ auf ein exzellentes Leistungsgewicht von 1,1 PS pro Kilogramm. Die Ausstattung umfasst unter anderem Launch-, Wheelie- und Slide-Kontrolle sowie den Fahrmodus „Race“ und eine GPS gestützte Datenanalyse. Als Verbrauch gibt Ducati 6,9 Liter pro 100 Kilometer an. Angaben zum Preis und zum Zeitpunkt der Markteinführung liegen noch nicht vor.
Ducati mit Scrambler-Upgrade
Erfolg macht bekanntlich süchtig und so auch bei Ducati. Die Italiener legen bei der erfolgreichen Scrambler noch einen drauf und präsentierten auf der EICMA die 1100er. Sie bleibt der Linie der 800er und der 400er treu, trägt aber endlich den Auspuff gattungstypisch oben. Die zwei Endrohre des V2-Motors sind außerdem nicht mehr ein-, sondern beidseitig verlegt.
Der luftgekühlte Antrieb mit 1079 Kubikzentimetern Hubraum ist eine Neuentwicklung. Er mobilisiert 86 PS bei 7500 Umdrehungen in der Minute. Das maximale Drehmoment von 88 Newtonmetern liegt bereits bei 4750 U/min an. Die Scrambler 1100 verfügt über die drei Fahrmodi „Active“, „Journey“ und „City“ sowie eine serienmäßige Traktionskontrolle und kurvenfähiges ABS. Unter der Sitzbank befindet sich ein USB-Anschluss für mobile Geräte. Der Tank fasst 15 Liter, die Sitzhöhe beträgt 81 Zentimeter.
Neben der Standardversion in Gelb oder in Schwarz gibt es eine „Special“ mit Speichenrädern, edlerer Sitzbank und einstellbarer Vordergabel sowie eine „Sport“ mit Öhlinsfederbeinen. Das Gewicht wankt fahrfertig je nach Ausführung zwischen 206 und 211 Kilogramm.
(Text: Ulf Böhringer/SP-X, Auto-Medienportal, Jens Schultze)
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