Yamaha RD LC Quicktest

  • Nimm Dir Zeit – insbesondere, wenn es schnell gehen soll!
  • Wenn Dich der Verkäufer zu textet, schick ihn zum Teufel.
  • Prüfe zuerst, ob die Komponenten zusammen gehören (zum Teil schwierig), z.B. Vergaser mit den folgenden Kennungen:
    • 4L0-00 an der 49-PS-Version,
    • 4L0-01 an der 46-PS-Version,
    • 4L1-00 an der 250er mit 38 PS,
    • 4L2-00 an der 250er mit 27 PS
  • Erstelle vorher eine Liste, auf was es Dir ankommt, und arbeite die Liste in Ruhe ab (auch bei einem 200-Mark-„Schnäppchen“)

Ein erster Blick auf die Yamaha RD 250 LC bzw. RD 350 LC

Technische KO-Kriterien, bei denen man auf keinen Fall kaufen sollte, sind:

  • Überdehnte Schraubverbindungen
  • Hauptständeraufnahme verbogen, runter gesackt
  • Rahmenheck abgesägt
  • Gewaltsam geöffnetes Motorgehäuse
  • Kettenriss
  • Polrad mit Macken vom Klauenabzieher
  • Nicht zusammen gehörende Komponenten (RD wurde aus „drittbesten Teilen“ zusammen gepfriemelt – leider eine gängige Praxis)

Yamaha RD Probefahren, aber aufgepasst

Unternimm eine Probefahrt nur, wenn Du Vertrauen in den Verkäufer und das Motorrad hast oder über eine gute Lebensversicherung verfügst…

  • Achte auf Vibrationen, unregelmäßigen Lauf und Ruckeln im sechsten Gang. Ein gute Yamaha RD LC dreht sauber und ohne Übergangsloch hoch, nimmt auch im 6. Gang ab 2.000 U/min klaglos Vollgas an und beschleunigt rasch auf 155 km/h (außer 4L2). Der Motor sollte im 6. Gang locker bis 8000 U/min hochdrehen.
  • Schraube den linken Gehäusedeckel ab und kontrolliere das Polrad auf Abziehermacken und das Gehäuse auf Schäden durch einen Kettenriss. Nimm die Sitzbank herunter und kontrolliere die Kabelsteckverbindungen und die vordere Sitzbanknase.
  • Löse die Auspuffanlage und leuchte mit der Taschenlampe in die Zylinder, achte auf Fresserspuren an den Kolben und Riefen in den Zylindern
  • Schraube den Ölpeilstab heraus und gib zur Kontrolle einen Tropfen Öl auf weißes Papier Im Zweifel lasse das Öl ab und untersuche es auf Späne. Zahle dem Verkäufer lieber die anderthalb Liter Öl als später dicke Scheine für ein Desaster hinzublättern.

Was ist normalerweise an der Yamaha RD durch Verschleiß und Alterung in Mitleidenschaft gezogen?

  • Bremsbeläge hinten fallen ab (sind geklebt, nur eine Frage der Zeit) – Lebensgefahr
  • Kupplungsruckdämpfer defekt (immer), zerbröselt (meistens)
  • Schaltwellenlagerung wegen falscher Materialpaarung gefressen und wegen fehlendem Schutz gegen Verschmutzung ausgeschlagen
  • Kickstartergelenk ausgeleiert, häufig vibrationsbedingt Folge vermackter, unwuchtiger Polräder und – daraus resultierend – dejustierter Kurbelwellen
  • Schaltbetätigung ausgeleiert – gleiche Ursache wie vorstehend
  • Gummiansaugstutzen zwischen Vergaser und Zylinder hart, rissig und undicht (Achtung Falschluft)
  • Ansaugtrichter zwischen Vergaser und Luftfilterkasten hart und geschrumpft
  • Schaumstoff-Luftfilterelement zerbröselt
  • Fußrastengelenke ausgeleiert
  • Auspufftöpfe am Zylinderanschluss defekt, es fehlt fast immer ein Dämpfungsring im Flansch, der sich nicht erneuern lässt.
  • (Hinweis dazu: Spezialisten helfen sich hier mit Viton-O-Ringen.
  • Schlichte Gemüter setzen einen aus Schweißdraht gebogenen Ring ein, was den Stehbolzen den Garaus macht)
  • Auspufftöpfe mit Schwingungsrissen, überwiegend links
  • Benzinhahn undicht, ist „normal“ (Motor säuft ab, Kurbelgehäuse läuft voll)
  • Tankdeckel lässt Regenwasser einsickern
  • Vierfachstecker von der Lima kommend (drei weiße, ein blaues Kabel) verschmort – killt die LiMa
  • Sicherungskasten korrodiert, Haltezungen für die Glassicherungen aus der Halterung gerissen,
  • Glassicherungen ohne Kontakt, Kabelsteckverbinder korrodiert
  • Schwingenlagerung bei der frühen 4L1 wegen fehlender Schmiernippel immer defekt, korrodiert. Es sind nicht die Kunststofflager. Die halten ewig, wenn sie geschmiert werden, wie bei den luftgekühlten RD´s.

Warnung: Eine spielfreie Schwingenlagerung kann schlicht festgerostet sein. Die ist dann so „spielfrei“, dass man sie geradewegs entsorgen muss. Zu retten ist da nichts.

Was haben die Vorbesitzer üblicherweise kaputt gemacht?

  • Heckbürzel und Plastik-Seitendeckel durch unsachgemäße Behandlung gerissen bzw. eingerissen
  • Rahmenheck abgesägt, um einen Sitzhöcker montieren zu können
  • Motorgehäuseober- und Unterteil beim Zerlegen gewaltsam getrennt (siehe weiter unten)
  • Ölpumpenseilzug falsch montiert (reißt in der Folge – Exitus)
  • Felgen durch Montiereisen vermackt – Schrott!
  • Minderwertige Ersatzteile aus dem Zubehörhandel verbaut:
  • Wellendichtringe aus falschen Werkstoffen schleifen Nuten in die Wellen.
  • Minderwertige Kupplungsteile verformen sich, die Kupplung trennt nicht mehr.
  • Bei Billiglagern an der Kurbelwelle brechen die Käfige.
  • Hauptständeraufnahme verbogen. Das Motorrad steht aufgebockt zu tief (siehe weiter unten)
  • Polrad mit Klauenabzieher abgewürgt (Klassiker)
  • Kein Kühlmittelzusatz oder nie gewechselt (killt u.a. die Wasserpumpe wegen fehlender Schmierung)
  • Bremsflüssigkeit alt und glibberig, Bremskolben fest, meist mit Wasserpumpenzange gangbar gemacht – Schrott!
  • Sitzbank beim Einbau vorne nicht mit der Haltenase eingerastet (Klassiker) – Nase beschädigt oder abgebrochen
  • Werkzeugfach vorne unter der Sitzbank fehlt (wichtig, sichert die darunter befindlichen Kabelstecker, hält sie in Position
  • Luftfilterschnorchel entfernt, um die Kiste schneller zu machen (typisch Dummschrauber)
  • Schraubverbindungen angeknallt – überdehnt
  • Auspuffstehbolzen unsachgemäß „repariert“ (Zylinder oft meist noch durch Schweißen zu retten)
  • Membranzungen manipuliert (brechen garantiert)
  • Tank im Do-it-yourself-Verfahren innen beschichtet (am besten gleich verschrotten!)
  • Falsches Getriebeöl eingefüllt
  • Billiges Zweitaktöl (stinkt und raucht)
  • Gabelbeine beim Dichtringwechsel ruiniert
  • Beim Bestücken mit Edelstahlschrauben statt M10 Feingewinde (M10x 1,25) an der Bremszange, an der hinteren Auspuffhalterung,
  • an der Befestigung der Fußrastenplatten am Rahmen und an den Fahrer- und Soziusrasten Normgewindeschrauben montiert
  • (Klassiker – ging „ein bisschen schwerer als sonst“…)
  • Schrauben im Motorinnern nicht fachgerecht gesichert (Gewinde vor dem Auftragen der flüssigen Schraubensicherung nicht entfettet
  • oder keine Schraubensicherung verwendet)

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