Fazit
Besser eine gealterte, unrestaurierte Maschine mit schlechter Optik kaufen, durchaus auch mit Motorschaden oder einem anderen, „ehrlichen“ Defekt, als eine, an der laut Vorbesitzer „alles gemacht“ wurde. Wann immer Hand an eine RD angelegt wurde, ist erfahrungsgemäß etwas unrettbar zerstört. Alles gemacht? Alles kaputt gemacht!
Nachwort
Leider sind meine Ausführungen zu dieser Yamaha RD 250 LC Kaufberatung eher unter- als übertrieben. Viele Fehler ließen sich nur durch eine komplette Demontage entdecken und würden sich außerdem nur dem geübten Auge des wahren Kenners erschließen.
So fehlt zum Beispiel in aller Regel ein kleiner Anlaufring an der Antriebsschnecke der Ölpumpe. Der geht schlichtweg verloren. Da kaum jemand von seiner Existenz und Notwendigkeit Kenntnis hat, wird er auch nicht vermisst. Die Auspuffproblematik wäre ein dankbares Thema einer Diplomarbeit, ebenso die Geheimnisse der Einlassmembranen.
Yamaha verbaute sie in unterschiedlichen Werkstoffdicken und unterschiedlichen Konturen. „Passen“ tun sie alle, von der ersten luftgekühlten RD bis zur ersten wassergekühlten Baureihe. Kompatibel sind sie nicht. Wenn heute „für die Yamaha RD“ Carbonmembranen im Zubehörhandel angeboten werden, ist das geradezu ein Witz angesichts der spezifischen Anforderungen der unterschiedlichen Hubräume und Motorleistungen.
Manche Yamaha RD´s rennen wie der Teufel, beschleunigen lochfrei und legen bei 160 km/h noch ordentlich zu, während andere sich gerade mal so auf 150 Km/h quälen, und das nur bei Rückenwind und angelegten Ohren.
„Ich habe doch alles gemacht“, bekommt man dann oft zu hören. Ja, genau deshalb!
Der legendäre Tuner, Rennstallbesitzer und Hersteller von Tuningteilen Hideo „Pops“ Yoshimura (7. Oktober 1922 – 29. März 1995) brachte es auf den Punkt: „Wer Zweitakter tunen will, muss auch zwei Tauben mit einer Hand fangen können.“
Was die Yamaha RD anbelangt, könnte man den Ausspruch des Jahrhunderttalents so formulieren:
„Wer die RD-Technik perfekt beherrschen will, muss auch eine Taube mit zwei Händen fangen können…“
Die Yamaha RD-Modelle
Die luftgekühlten Yamahas
Die flüssigkeitsgekühlten Yamahas
Copyright Gastautor
Hallo Herr Jakob, danke für Ihren humorigen Artikel, habe selber eine RD 350 Baujahr 1973 und es handelt sich um einen Scheunensteher, nicht ordentlich konserviert, aber nicht verschraubt und nicht verbastelt, sie ist erste Hand und 26.000km gelaufen…
Aufgrund ihrer Erfahrung und Zuneigung zu diesen Maschinen möchte ich sie fragen ob sie einen guten Tip haben wo ich meine Maschine zum Verkauf anbieten könnte und was man in etwa für einen Preis erwarten kann.
Vielen Dank und danke auch für ihren schönen Artikel. Dieter Frank
Hallo Herr Frank,
gerne können wir die Maschine, wenn Sie Fotos und eine Beschreibung zur Verfügung stellen, hier auf Nippon-Classic.de präsentieren mit Anbindung in Facebook. Ich denke, dass Sie Resonanz bekommen.
Frank Colling aus dem Nippon-Classic Team hat die Preise laut Marktspiegel geprüft. Gepflegte Exemplare sollten etwa 3.300,- € bringen. Da es sich, wenn Kilometer echt, hier um eine unterdurchschnittliche Jahresfahrleistung handelt, sind ggf. noch 150 – 200,- € mehr drin. Voraussetzung ist FZ-Zustand Schulnote 2- und besser, frische HU und nur geringe Gebrauchsspuren. (Classic Data, 06/07-2017). Mittlerweile dürfen auch die Bikes Zustand 3+ und besser über eine gewisse Patina verfügen, die sich nicht wertmindernd auswirkt. Bei einem Scheunenfund mit Rostansatz sind aber meines Erachtens Abstriche zu machen. Kaufpreis und anstehende Restaurationskosten sollten den Marktpreis widerspiegeln. Alles ist aber Verhandlungssache.
beste Grüße, Jens Schultze
Hallo Herr Frank, ist Ihre RD noch zu haben? Beste Grüße, John Fewings
Sehr geehrter Herr Jakob,
ich beuge mein Knie und senke mein Haupt…in Respekt vor soviel geballter, fundierter und eben mitgeteilter Kennerschaft! Dankeschön!
Ob Sie ein grantiger, alter Nörgler sind? Ist denn etwa ein grantiger, junger Nörgler besser? Nein und Nein. Darf man einen Murkser Dummschrauber nennen? Nein, Man muss!
Ihre „Schreibe“ ist noch dazu immer auf dem Punkt. Chapeau!
Als junger Nörgler ist es mir ein Fest, Ihre Beiträge zu inhalieren – und hier nicht ein falsches Wort zu lesen. Allein die korrekte Verwendung „programmiert“ für einen vorbestimmten Ablauf… Herrlich.
Nicht mal die Tagesschau kriegt das noch hin. Und wer will schon tägliche die NZZ lesen, um seine Grammatik zu schulen.
Ich maße mir nicht an, den sachlichen Inhalt zu beurteilen. Von Zweitaktern verstehe ich nichts. Von Viertaktern ein wenig. Unberechtigtes Lob ist eigentlich noch schlimmer als unbegründete Kritik.
Aber ich darf sagen: Seit Jahren habe ich nichts umfassend Erfrischenders gelesen als Ihren Beitrag oben. Das Zitat Pops´ … schlicht, grandios. Merci bien!
Alle anderen Beiträge lese ich jetzt nach und nach. An den langen Abenden am -heuer- kalten Kamin.
Ich hoffe, diese Zeilen erreichen Sie bei bester Gesundheit! Und beim Erstellen weiterer Projekte und Beiträgen.
Mit den besten Grüßen
Baand
(IG Zephyr – dort war ein Link/NC gesetzt im Thema „Almanach“ Motorräder, hier 1980)
Hallo Heiner,
Deine Ausführungen sind absolut der Wahnsinn, grossen Respekt.
Eines meiner Schäfchen ist eine 85er YPVS, vor ca. 25 Jahren aus 1. Hand erstanden. Original 27 TKM heut. Läuft 1A, allerdings wird sie jährlich nur ca. 300-500 km bewegt. Bis auf den Tank würde ich sagen Original, nichts verbastelt, war noch nie auf, lediglich Verschleißteile sind neu. Wollte man mir schon öfters abschätzen.
Nachdem ich deinen Bericht gelesen habe, habe ich Angst.
Du scheinst doch sehr verbittert zu sein, hättest nicht auch noch einen Abschnitt anfügen können, über die fast einmaligen Emotionen, welche dieses Bike weckt? Die Faszination, die von der RD ausgeht, an die selbst meine TL1000 oder meine SV650 nicht rann kommt?
Wenn ich noch keine hätte, würde ich mir nach deinem Bericht garantiert keine zulegen.
Bitte versteh mich nicht falsch, ich möchte dich nicht kritisieren aber man bekommt echt Angst, fast so wie bei „Mit Hammer und Schlüssel“ bei den Russenboxern.
Viele herzliche Grüsse aus dem Kreis Esslingen
Bernd