Die Idee zum Umbau einer Yamaha XJ 600 hatte ich schon länger. Zuerst dachte ich an eine XJ650 welche mein Vater 25 Jahre lang im Besitz hatte. Aber meine ersten Gedanken in Richtung eines XJ650 Umbaus habe ich aufgrund von Kardanantrieb und den Stereofederbeinen wieder verworfen. Zudem hatte mir das Fahrverhalten der Yamaha ganz und gar nicht zugesagt. Dann stand eine ganze Weile eine Yamaha XJR1200 bzw. XJR1300 im Raum, da der Motor der XJR optisch und auch vom Drehmoment her eine Wucht ist. Leider ist das Motorrad mit 260 Kilogramm recht schwer und hat ebenfalls Stereofederbeine, was mir optisch an einem neueren Bike nicht gefällt.

Also sind im Yamaha Regal nicht mehr viele Motorradmodelle zu finden, die einen luft-/ölgekühlten Motor, eine Kette und ein Zentralfederbein verbaut haben und dazu hinten noch eine Scheibenbremse besitzen! Genau da bleibt nur die XJ600 51J, welche von Yamaha seinerzeit als „Supersport“ Motorrad gedacht gewesen war. Die Motorleistung von 73 PS finde ich für einen Zwei-Ventil-Motor mit 600 ccm Hubraum auch sehr ansprechend. Immerhin erreicht der drehzahlhungrige Reihen-Vierzylinder eine überragende Literleistung von 122 PS und gilt als thermisch stabil. Was will man mehr!?

Yamaha XJ 600 Cafe Racer beim Built Not Bought

Yamaha XJ 600 Cafe Racer beim Built Not Bought (Quelle: Alex Scheck)

Ready for „Built Not Bought“

Da ich seit einigen Jahre immer wieder am Rennveranstaltungen teilnehme, sind meine Ansprüche an Fahrverhalten, Gewicht und Motorleistung „leider“ etwas speziell. Im Cafe Racer Forum hatte ich vom „Built not Bought“ auf dem Spreewaldring gelesen und war sofort begeistert. Also habe ich dann Ende 2017 eine Yamaha XJ 600 aus dem Jahr 1984 gekauft und losgelegt, so dass die Maschine im Mai 2018 fertig werden konnte. Genau eine Woche vor dem Built Not Bought 2018 war mein Yamaha Cafe Racer gerüstet und ich konnte ihn noch 200 Kilometer Probe fahren bevor es nach Berlin ging.

Für eine perfekte Vergaserabstimmung war leider keine Zeit mehr, das nahm ich aber in Kauf. Ich bin bislang noch nie auf dem Spreewaldring gefahren, war aber gleich sehr begeistert von dem kleinen, kurvenreichen Kurs. Und ich staunte auch nicht schlecht, dass ich nach der Qualifikation auf dem 5. Startplatz stand. Den Le Mans Start beim „Cafe Racer bis 650 ccm Hubraum“ Lauf habe ich leider ein wenig versemmelt, konnte mich aber im Rennen noch bis auf den 3. Platz vorkämpfen und war restlos begeistert.

Immerhin konnte sich Alex Scheck auf Platz 3 vorkämpfen

Immerhin konnte sich Alex Scheck auf Platz 3 vorkämpfen (Foto: Susanne Pieth)

Umbau der Yamaha XJ 600 zum Cafe Racer

Bereits ab Werk ist der Doppelschleifenrohrrahmen der Yamaha XJ 600 an den neuralgischen Punkten verstärkt, was meinen Rennambitionen sehr entgegen kam. Natürlich musste ich den Heckrahmen anpassen und ein kurzes Heck von Hand fertigen. Der Solo-Café-Racer-Sitz mit Höcker entstand ebenfalls in Eigenregie.

Sitzbank und Höcker sind Individualfertigungen

Sitzbank und Höcker sind Individualfertigungen (Quelle: Alex Scheck)

Die Telegabel wurde überholt und drei Zentimeter tiefergelegt: sie bekam neuer Dämpfer und härtere Federn. Der Hinterradaufhängung spendierte ich einen neuen, nun einstellbaren Stoßdämpfer von YSS. Bei den Reifen entschied ich mich für den Conti Road Attac2 in den Dimensionen 110/80 -18 vorn und 130/80 -18 hinten. In Kombination mit dem stabilen Fahrwerk sorgen sie für sichere Schräglagen und enormen Fahrspaß in jeder Kurve.

Der Motor bekam eine gründliche Revision, und die Vergaser einen DynoJet-Kit Stufe 3 montiert, der vor allem für Motorräder mit Serien- oder leicht getuntem Motor entwickelt wurde. Mit einer guten Zubehörauspuffanlage und offenen K&N-Luftfiltern sind durchaus 15 bis 20 Prozent mehr Leistung drin. Ich verbaute als Auspuffanlage einen Custom Hattech 4-1-Header mit Funkenauslass im GP-Stil und einen Spark Endschalldämpfer.

Der Yamaha XJ 600 Cafe Racer verlor 30 Kilogramm

Der Yamaha XJ 600 Cafe Racer verlor 30 Kilogramm (Quelle: Alex Scheck)

Meine Yamaha XJ 600 legte den biederen Touren-Look von einst ab und verwandelte sich in einen schlanken Café Racer mit einer ordentlichen Mehrportion Dynamik. Nach dem Umbau ist sie ca. 30 Kilogramm leichter als im Serienzustand und hat vermutlich knappe 80 PS.

Yamaha XJ 600 Cafe Racer während der Umbauphase

Yamaha XJ 600 Cafe Racer während der Umbauphase (Foto: Susanne Pieth)

Was ich sonst noch geändert habe:

  • Yamaha XJ550 Tank
  • Lampenhalter, Lampe, Instrumente, Zündschloss nach unten versetzt
  • Bremsen: Sintermetall-Bremsbeläge, Stahlflexbremsleitungen
  • Lenkerschloss angepasst,
  • Kettensatz neu mit Alu-Kettenrad
  • Lackierung in Grau Metallic
  • Custom-Frontfender,
  • Custom-Lenker,
  • Midi-Tachometer und Motorometer
  • Lithium-Ionen-Akku
  • spezifischer Kennzeichenhalter und Hintergrundbeleuchtung mit Blinker

 

[Autor: Alex Scheck, Scheck-Motorcycles)