Ein weiteres Mal nahm sich Albert Weishäupl von AW Classics ein einst biederes Zweirad zur Brust und verwandelte es in einen schnittigen Café Racer, der echt Lust macht Benzin in Fortbewegung zur verwandeln. Sein erstes Umbauprojekt entstand auf Basis einer 78’er Honda CX 500, die der versierte Schrauber einer neuen Bestimmung zuführte. Nippon-Classic.de hatte bereits über den CX 500 Café Racer berichtet.

Suzuki LS 650 Café Racer by Albert Weishäupl

Suzuki LS 650 Café Racer by Albert Weishäupl (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

Was mich so fasziniert, ist dass das Multitalent aus Österreich sich an Motorräder wagt, die sonst keiner mehr anrühren möchte und ihnen eine neue, eigene Identität verpasst. So geschehen bei der Suzuki LS 650 aus dem Jahr 1987. Albert Weishäupls Handschrift ist frei von sinnlosen Schnörkeln, besticht durch einen edlen Look und einer absolut hochwertigen Verarbeitung. Schlamperei und Billigkram sind ihm zuwider. Wenn er sich einem Projekt widmet, dann richtig.

Der Suzuki LS 650 Café Racer ist schlank und äußerst agil

Der Suzuki LS 650 Café Racer ist schlank und äußerst agil (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

Striptease und Revision für den „Volks-Chopper“ LS 650

Der Einzylinder-„Volks-Chopper“ von Suzuki mit dem typischen Zahnriemen wurde anfangs gründlich gestrippt, um überflüssigen Speck loszuwerden. Besonders die ‚mächtige‘ Heckpartie musste Federn lassen.

Die einstige Chopper-Basis ist dem Suzuki Café Racer nicht mehr anzusehen

Die einstige Chopper-Basis ist dem Suzuki Café Racer nicht mehr anzusehen (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

Auf meine Frage, ob er denn Probleme mit dem Motor hatte, antworte Albert Weishäupl – fast mit verständnislosem Blick:

„Und wie! Ich hatte kein einziges Teil vor mir, das nicht defekt war. Die Steuerkette und der Spanner waren in Ordnung – kaum zu glauben, denn das schlecht konstruierte Steuerkettenspannsystem ist eigentlich besonders anfällig und der Motor hatte bereits 50.000 Kilometer auf dem Buckel.“

Vorn wie hinten rollt der Suzuki Caferacer auf 18 Zoll-Rädern

Vorn wie hinten rollt der Suzuki Caferacer auf 18 Zoll-Rädern (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

Die Liste der defekten Teile, die er austauschte bzw. wieder instand setzte, liest sich wie ein Roman von Stephen King:

  • Tiefe Lufteinschlüsse (Luftlunker) in der Laufbuchse des Zylinders
  • Getriebeausgangswelle mit defekter Verzahnung
  • Defekter Freilauf und „Karies“ am Freilaufzahnrad
  • Lichtmaschinendeckel mit ausgebrochener Lagerung bei Freilaufwelle
  • E-Starter war tot.
Die Suzuki LS 650 bekam eine schlichte Gabelbrücke und Stummellenker

Die Suzuki LS 650 bekam eine schlichte Gabelbrücke und Stummellenker (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

Ok, durchatmen, Ärmel hoch und in die Hände gespuckt, hier musste er durch. Motor, Getriebe und Lichtmaschine bekamen von Albert Weishäupl eine komplette Revision spendiert. De facto steht der Motor heute wie neu da und bekam sogar einen höher verdichtenden Wiseco-Kolben eingepflanzt. Nach einer Glasperlenstrahl-Behandlung erhielten Zylinder und Seitendeckel mittels Pulverbeschichtung ein schwarzes Lackkleid, als Kontrast zum Zylinderkopf in Anthrazit.

Suzuki LS 650 Café Racer by Albert Weishäupl

Der Suzuki-Motor nach Revision und Lackierung (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

Der Vergaser der LS 650 wurde zerlegt, im Ultraschallbad gereinigt, glasperlgestrahlt und teilweise kontrastreich lackiert. Den direkt angeflanschten Sportluftfilter tauschte er später gegen einen Kegel-Luftfilter von K&N mit abgewinkeltem Flansch.

Suzuki LS 650 Café Racer by Albert Weishäupl

Vergaser vorher… (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

Suzuki LS 650 Café Racer by Albert Weishäupl

… und nach der Behandlung mit dem Glasperlstrahlen (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

„Es war alles echt zum Ärgern und ein richtiger Motivationskiller! Im Nachhinein muss ich jedoch gestehen, dass – obwohl ich mich so geärgert habe – ich mich ein wenig in den Motor verguckt habe als er dann fertig war. Einer der schönsten Eintöpfe meiner Meinung nach.“

Aufbau der Suzuki zum schlanken LS 650 Café Racer

Als Chopper ist die LS 650 nicht gerade für hohe Kurvengeschwindigkeiten gemacht. Ein Café Racer sollte aber schön in der Kurve liegen, was eine neue Geometrie erforderlich machte.

Der gewünschte Lenkkopfwinkel des Suzuki LS 650 Café Racers war das Ergebnis aus einer eingekürzten Gabel, längeren Stoßdämpfer hinten und den 18 Zoll großen Rädern vorn wie hinten  (original: 19″ vorn und 16″ hinten). Die Schwinge hinten passte AW Classics an die größere 18 Zoll Bereifung an und verstärkt diese zusätzlich.

Entgegen anderer Custom-Projekte musste Albert am Hilfsrahmen nicht wirklich viel herumschnippeln. Das Ende kürzte er lediglich um ca. 20 Zentimeter. Die Elektrik wurde auf ein notwendiges Minimum reduziert, die unter den – der Optik wegen bewusst gewählten – Seitendeckeln Platz fand.

Suzuki LS 650 Café Racer by Albert Weishäupl

Das Café Racer Grundgerüst steht (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

Für Sitzbank, Scheinwerfer und Lenker griff er einfach auf seinen Bestand zurück. Aus einer größeren Auswahl an Teilen suchte er sich für den LS 650 Café Racer die stimmigste Lösung aus. Den Tank hat er der bessern Optik willen gechoppt und ihn zusammen mit dem vorderen Schutzblech, der Sitzbankverkleidung und den Seitendeckeln in einem äußerst gefälligen Metallic-Braun lackiert.

Wieder einmal ist Albert Weishäupl ein absolut stimmiger Umbau gelungen, der aus einer klobigen „Bonsai“-Harley einen wendigen Café Racer mit schlanker Linie erwachsen ließ.

Albert Weishäupl und sein Caferacer

Albert Weishäupl und sein Caferacer (Quelle: Fotowerkstatt-Gassler)

 

Mehr zu AW Classics und Kontakt zu Albert Weishäupl unter http://www.aw-classics.at/kontakt/