In den USA spielten seit den 60ern die kleinen und mittleren zweitaktgetriebenen Geländemaschinen des Herstellers aus Akashi schon immer eine größere Rolle als seinerzeit in Europa.  Als Folge der Eröffnung des Kawasaki-Enduro-Testgeländes in Santa Ana, Kalifornien, und den damit einhergehenden Verbesserungen bei den Serien-Geländemaschinen wurde die aus den späten 60ern stammende Kawasaki F6 – Zweitaktenduro mit ihrem 125 ccm-Motor von der 1974 aufgelegten Kawasaki KS 125 abgelöst. Deren drehschiebergesteuertes, luftgekühltes Zweitaktaggregat mit einem Bohrung-Hub-Verhältnis von 56 x 50,6 mm wurde von der Vorgängerin übernommen. Die Ingenieure aus Akashi reduzierten aber mit einer neuen seitlichen Vergaserabdeckung die im Geländebetrieb wichtige Baubreite.

Kawasaki KE125 - das kleine Gelände-Maschinchen

Kawasaki KE125 – das kleine Gelände-Maschinchen (Foto: Nippon-Classic.de)

Kawasaki Achtelliterherz

Der mit einem 24 mm MIKUNI-Vergaser befeuerte, über Getrenntschmierung mit Frischöl versorgte Motor der Kawasaki KS 125 leistete offen 13 PS bei 6.500 U/min und arbeitete mit einer Verdichtung von 6,5:1. Das maximale Drehmoment stand mit 14,7 Nm bei 5.800 U/min an. In Deutschland wurde die Maschine ab 1976 als Kawasaki KE 125 auf versicherungsgünstigen 10 PS bei 6.000 U/min und einem Drehmoment von 12,8 Nm bei 5.500 U/min eingebremst. Der schwarz lackierte und hochgelegte Auspuff wurde eng an der rechten Fahrzeugseite geführt und ersetzte optisch den rechten Seitendeckel.

Die Kawasaki KE125 hatte ein drehschiebergesteuertes, luftgekühltes Zweitaktaggregat

Die Kawasaki KE125 hatte ein drehschiebergesteuertes, luftgekühltes Zweitaktaggregat (Foto: Nippon-Classic.de)

Obwohl das Triebwerk ein Fünftel seines Gewichts durch zahlreiche Optimierungen verlor, war die nicht zuletzt durch das 6-Gang-Getriebe ziemlich agile Maschine mit einem Gesamtgewicht 104 kg im Vergleich zur Konkurrenz schon etwas schwer geraten. Den Motor teilte sich der kleine Geländefloh im Übrigen mit der Einsteiger-Straßenversion Kawasaki KH 125, die als Kurzstreckenmoped mit niedrigen Unterhaltskosten und bis 80 km/h ebenfalls mit einer gewissen Agilität glänzte.

Die leichtgewichtige KE 125 wog nur 104 Kilogramm

Die leichtgewichtige KE 125 wog nur 104 Kilogramm (Foto: Nippon-Classic.de)

Das Floh-Fahrwerk

Der Rahmen bestand, ähnlich wie sein Pendant bei der Kawasaki KH 125, aus einer Einrohr-Stahl-Konstruktion mit unter dem Motor gegabelten Unterzügen. Die in wertigeren Bronzebuchsen (der Rest der Wettbewerber verwendete billigere und verschleißfreudigere Kunststoffbuchsen) gelagerte Hinterradschwinge stützte sich mit zwei in der Federbasis verstellbaren Stoßdämpfer mit 80 mm Federweg gegen den Rahmen ab und hielt das 18-Zoll-Hinterrad mit dem grob profilierten 3.50-18-Geländereifen am Boden. Vorne tat eine ölgedämpfte Teleskop-Gabel mit 140 mm Arbeitshub ihren Dienst und federte die ankommenden Unebenheiten unter dem schmalen 2.75-21 Vorderrad-Geländereifen ab. Gebremst wurde die Kawasaki KE 125 vorne wie hinten mit 130 mm-Simplex-Trommelbremsen, die im Allgemeinen mit den erzielbaren Fahrleistungen recht gut fertig wurden.

Kawasaki KE125 leistet offen 13 PS, gedrosselt 10 PS

Die Kawasaki KE125 leistet offen 13 PS, gedrosselt 10 PS (Foto: Nippon-Classic.de)

Lob und Tadel für die Kawasaki KE 125

Gelobt wurde das kleine Gelände-Maschinchen seinerzeit für den agilen Motor, die fast komplette Instrumentierung mit gut ablesbarem Tacho und Drehzahlmesser sowie für das für damalige Verhältnisse einigermaßen geländetaugliche Fahrwerk. Kritik erntete die Kawasaki KE 125 wegen der im Soziusbetrieb zu schwachen Bremsanlage und den direkt an der Schwinge befestigten Soziusrasten, die dem Beifahrer bzw. der Beifahrerin immer ein wenig Kniegymnastik verordneten. Die durch die 6 Volt-Bordelektrik mehr als spärliche Beleuchtung war auch kein Quell steter Freude. Daher waren Nachtfahrten eher abenteuerlich, in diesem Zusammenhang forderten viele geländeorientierte Fahrer auch eine bruchreduzierende Lagerung der Blinker in Gummi statt an starren Auslegern.

Klassische Linie - Kawasaki KE125

Klassische Linie – Kawasaki KE125 (Foto: Nippon-Classic.de)

Die strahlenden Farben der KE 125

Die zwischen 1976 und 1985 gebaute Kawasaki KE 125 war in vier Farbvarianten (eine Perlmutt / drei Candy-Lasur-Lacke) erhältlich:

  • Pearl-Yellow (Gelb-Schwarz mit schwarzer Beklebung am Tank),
  • Candy-light-Red (Rot-Schwarz ebenfalls schwarze Tank-Decals),
  • Candy-Orange (Orange dto.) sowie
  • Candy-Cobalt-Blue (Kobalt-Blau mit schwarzem Tankdekor)
  • Candy Emerald (Grün-Schwarz/schwarze Tank-Beklebung) für die KS 125.
Kawasaki KE 125

Kawasaki KE125 in Candy Emerald (Foto: Nippon-Classic.de)

Alle Typen verfügten über einen in metallic-silbern lackierten, an der unteren Gabelbrücke befestigten Frontfender. Der überwiegende Teil der nach Deutschland verkauften Exemplare dürfte das gelbe bzw. hellrote Farbkleid mit schwarzem Seitendeckel links und schwarzem Tankdekor tragen.

Wie ist die Marktsituation der Kawasaki KE 125?

Laut Fahrzeugzulassungsstatistik des KBA sind aktuell noch ganze 250 Stück dieses liebenswerten Geländeflohs zugelassen. Schön,  dass wir ein sehr gut erhaltenes Exemplar vor die Linse bekommen haben –  wenn auch in untypischem Terrain. Selbst vom Nachfolgemodell Kawasaki KE 175 gibt’s hierzulande gerade einmal noch 210 Exemplare. Spannend wird mittlerweile die Ersatzteilversorgung, die in Deutschland über „Schlachtmaschinen“ läuft oder über Teile- bzw. Komplettkäufe aus den USA sichergestellt wird.

Abgelöst wurde die Baureihe ab 1986 von der wassergekühlten, mit Membraneinlass und KIPS-Auslaßsteuerung versehenen, 17 PS starken Kawasaki KMX 125, die mit einem noch geländetauglicheren UNI-TRACK-gefederten und langhubigen Fahrwerk aufwarten konnte.

Wenn auch nicht unbedingt ein hochpreisiger Geländeklassiker am Ende des Tages dabei herausspringt, bewegen sich die Preise für gepflegte Maschinen in gutem Erhaltungs- und Wartungszustand zwischen 1.300 und (bei geringer Laufleistung) 1.800 Euro , „Bastelbuden und Groschengräber“ gehen für knapp 400 Euro weg.