Bei Yamaha in Hamamatsu war man Ende der wilden 70er Jahre im Wettlauf um die Krone in der Klasse der „satten Liter-Schüssel“ noch abwartend. Demgegenüber hatten die anderen Motorradhersteller im Land der aufgehenden Sonne bereits etliche sportliche Motorräder bei den Händlern stehen.
Mit stattlichen Ausmaßen, Kettenantrieb und DOHC-Reihenvierzylinder-Motoren trumpfte Kawasaki mit der Z 1000 als Weiterentwicklung aus der 900ccm-Kategorie und Suzuki mit der smarten GS 1000 als „Upgrade“ der 750 ccm-„Gewichtsklasse“ auf. Unterdessen ging Marktführer Honda mit der CBX 1000 einen eigenen Weg als erste japanische Sportmaschine mit Sechszylinder-Reihen-DOHC-Motor.
Die XS 1100 war Yamahas Trumpfkarte
Der konzeptionelle Aufwand an diesem Motorrad war enorm, so dass beim „Musikinstrumentenbauer“ die passende Antwort nicht lange auf sich warten lassen durfte. So hieß Yamahas Antwort auf die Konkurrenz XS 1100 und kam 1978 mit luftgekühltem Vierzylinder-DOHC-Reihenmotor mit 8 Ventilen, 1.100 ccm Hubraum sowie 95 PS Spitzenleistung und über 90 Nm Drehmoment auf den Markt. Dieses Kraftpaket beschleunigte das fahrfertig 283 kg schwere, kardangetriebene(!) Bike in 13 Sekunden von 0 auf 180 km/h und erst etwas unterhalb von 220 km/h ging der Yamaha XS 1100 die Puste aus.
Als weiteren Konkurrenten hatte Yamaha auch ein Auge auf BMW geworfen, da die Münchener ihre treue Käuferschaft unter anderem auch im Bereich sportlich angehauchter Tourenfahrer hatte, die Wert auf Zuladung, wartungsfreien Kardanantrieb und hohe Durchschnitts-Reisegeschwindigkeit legten. Hier wagten die Yamaha-Ingenieure bei der XS 1100 einen Spagat mit 200 Kilogramm erlaubter Zuladung und genügend Platz für Mitfahrer und Gepäck.
Getriebe und Antriebsstrang der XS 1100 fußten auf der für die XS 750/XS 850 Dreizylinder-Motoren in Deutschland bei GETRAG in Ludwigsburg und dem PORSCHE-Entwicklungszentrum in Weissach entwickelten und umgesetzten Lösung mit 5-Gang-Schaltbox und doppelter Kraftumlenkung.
Typisches 70er Jahre Big-Bike
Fahrwerkstechnisch war die Yamaha XS 1100 mit ihren Federwegen von 150 mm vorne und hinten mit 118 mm nicht nur ein perfekter Reisedampfer, sondern mit dem urgewaltigen Motor mit separat angebrachtem Ölkühler (die ersten Redakteure, die mit ihr Langzeittests fuhren, sprachen von einem Automotor) auch die ideale Basis für ein Gespann-Motorrad. Gesamt-Kilometerleistungen jenseits von 200.000 Kilometer sind bei der Yamaha XS 1100 keine Seltenheit.
Allerdings hatte das Fahrwerk mit seinem zu dünnwandigen Rahmen und serienmäßig montierten „Bridgestone Mag Mopus“-Reifen so seine Mühen. Vor allem wenn es mit hohem Tempo in eine lang gezogene Autobahnkurve ging. Hier wurde die schwergewichtige Diva mürrisch, fing mit dem Hinterrad an zu schwänzeln und bat so die sportlich ambitionierten Fahrer gerne „zum Tanz“, was dem ein oder anderen Piloten schon mal zu einem gewaltigen Schweißausbruch mit ängstlichem Blick und anschließender Kaffee- und/oder Zigarettenpause verhalf.
Typologie und Modellpflege der XS 1100
Die zunächst von 1978 bis 1980 gebaute „Urversion“ 2H9 wurden fast ausschließlich in der Farbgebung und den Applikationen modellgepflegt.
Beim Typ 3X0 entfiel der zusätzliche Kickstarter, Dauer dieser Baureihe war 1981-1982.
Ein Sonderfall ist die 1979 angebotene XS 1100 „MARTINI-RACING“, welche mit einer zweiteiligen Vollverkleidung in den Farben des YAMAHA-Racing-Sponsors MARTINI in weiß-blau–rot mit einer auf 500 Stück limitierten Auflage produziert wurde. Technisch ausgefallen war dabei die lenkerfest montierte obere Verkleidungshälfte, die sich im rahmenfesten Rest der Verkleidung je nach Lenkeinschlag mit bewegen konnte. Von den 500 produzierten Maschinen gingen je 150 Exememplare nach Deutschland und nach Frankreich zu den jeweiligen Importeuren in den Vertrieb. 100 Maschinen fanden den Weg ins Vereinigte Königreich zur Fahrt im Linksverkehr und die restlichen 100 Motorräder gingen über den Rest verteilt von Skandinavien und Benelux auch in südliche Gefilde nach Italien und Spanien.
Gegen Ende der Bauzeit führte man bei YAMAHA mit der XS 1100 S Typ 5K7 nochmals ein Facelift-Modell ein, welches mit verkleinertem Tankvolumen, neu geformten Alu-Guss-Rädern im ITALIC-Design (angelehnt an die XJ 650/ RD 250/350 LC-Linie) und einer kleinen Lenkerverkleidung um den nunmehr runden statt rechteckigen Frontscheinwerfer ein wenig sportlicher daher kommen sollte. Zusätzlich stellte man die vorderen und hinteren Federelemente auf Luftunterstützung um (dem allgemeinen Trend folgend) und setzte an der vorderen Bremsanlage auf geschlitzte Bremsscheiben. Die Sitzbank wurde jetzt stärker konturiert und die ehemals glänzenden Chromaccessoires wurden dem Zeitgeist folgend in sportlichem Schwarz koloriert.
Die 5K7 ging bis 1982 von den Bändern, denn die Nachfolge stand für den Spätsommer 1983 auch schon fest, aber das ist eine andere Geschichte.
Situation auf dem Gebrauchtmarkt
Laut Kraftfahrtbundesamt Flensburg waren von der XS 1100 – Typreihe 2H9/3X0 – Ende 2014 noch insgesamt 654 Stück innerhalb Deutschlands zugelassen, vom Typ 5K7 noch 143 Stück.
Speziell die Auflage der XS 1100 „MARTINI-RACING“ genießt unter Sammlern höchste Aufmerksamkeit. Die anderen Modelle werden in einem gepflegten Zustand (Schulnote 2 und besser) ab 5.000 € aufwärts gehandelt, bei der erwähnten „MARTINI-RACING“ steht gerne auch das 2,5 – 3-fache an Kaufpreis im Raum.
Der Motor der Yamaha XS 1100 ist als Langläufer schon legendär. Trotzdem sollten Kaufinteressenten auf Laufgeräusche achten (Steuerkette, Nockenwellen, Kolbenspiel). Darüber hinaus stellen die Fahrwerksperipherie und ein eventuell stark vernachlässigter Antriebsstrang weitere Stolperstellen dar. Hier stehen an erster Stelle defekte oder ausgeschlagene Lager (Lenkkopf, Schwinge, Räder) und ein Kardanstrang mit Lauf- oder Mahlgeräuschen.
Da die XS 1100 von der Grundkonzeption her nicht zum „Racer“ taugte, sind hier versteckte Mängel durch wilde Umbauten weniger ein Problem als eventuelle Sturzschäden am Rahmen. Wenn ein Umbau zum Gespann-Betrieb vorliegt, ist die Umrüstung auf Schwinggabel am Vorderrad mit 15-Zoll-Fahrwerk obligatorisch. Alles in allem ist die Yamaha XS 1100 ein Motorrad, das „aus dem Vollen gefräst ist“ und mit der Suzuki GSX 1100 bzw. GSX 750 die „Rechteck-Ära“ an Frontscheinwerfer und Instrumentenboard einläutete.
Yamaha XS 1100 technische Daten
Einheit | Yamaha XS 1100 | ||
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1. Fakten | |||
Produktion | Jahr | 1978 - 1984 | |
Nummerierung (Rahmen) | Start | ||
Farben | Macho Maron, New Pearl White, Silver, Indigo Blue | ||
Neupreis | DM | 9.835 DM | |
2. Motordaten | |||
Motortyp | 4-Zylinder-V, 4-Takt | ||
Ventilsteuerung | DOHC, Kette, je 2 Ventile | ||
Nockenwelle | 2 obenliegend | ||
Hubraum | ccm | 1.101 ccm | |
Bohrung | mm | 71,5 mm | |
Hub | mm | 68,6 mm | |
Verdichtungsverhältnis | 9,2:1 | ||
Vergaser | 4 Mikuni Zentralschwimmer-Vergaser (BS 34-ll) mit je 34mm | ||
3. Leistungsdaten | |||
Leistung | PS | 95 PS | |
bei Drehzahl | min -1 | 8.500 U/min | |
Drehmoment | Nm | 90,3 Nm | |
bei Drehzahl | min -1 | 6.000 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 2,7 Kg/PS | |
Höchstgeschwindigkeit | km/h | 214 km/h | |
4. Abmessungen | |||
Länge | mm | 2.295 mm | |
Radstand | mm | 1.545 mm | |
Reifen vorn | 100/90-19 | ||
Reifen hinten | 130/90-17 | ||
Leergewicht | Kg | 261 Kg | |
5. Bremse | |||
Bremse vorn | 2 Scheiben 298 mm | ||
Bremse hinten | 1 Scheibe 298 mm | ||
6. Antrieb | |||
Getriebe | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kardan | ||
Starter | E-Starter |
(Autor: Frank Colling)
[…] 0 By Frank Colling on 25. Februar 2017 Yamaha […]
Ich erinnere mich…die war damals, in meiner 50er Zeit (1980/82) bei den Bikertreffen DAS Männermotorrad…1100 ccm war damas echt die Krone, dazu das wuchtige und trotzdem irgendwie flache Aussehen…die war irgendwie der Gipfel, und die GS 1000 und Kawasaki 1000 waren ja irgendwie eine Nummer kleiner. Die CBX war zu selten, die sah man ja nicht.
Wie gesagt, Bikes waren so 250 -750, alles darüber war schon mächtig. Aber die XXS 1.1 war hat die schwarze Eminenz, gerne mit Beiwagen.
ich hatte zwei bereuhe heute noch das ich sie verkauft habe