Grundsätzlich sind Blecharbeiten nicht ganz einfach und verlangen viel Fingerspitzengefühl, welches man sich erst aneignen muss. Das Metall gibt in der Regel vor, wie weit man das Metall in Form bringen kann. Lackiermeister Julian Banzhaf von der Firma Spotworxx erklärt in dieser Anleitung am Beispiel seines Honda CX 500 Umbaus wie man Blech fachmännisch dengelt.
Schritt 1: der alte Lack muss herunter
Wer einen Motorrad-Oldtimer restaurieren möchte, kommt meist nicht darum herum Blechteile von alten Lackschichten zu befreien. Oftmals passiert es dann, dass mitunter hässliche Beulen – wie hier am Tank – auftauchen, von denen man vorher nichts geahnt hat. Der Vorbesitzer hatte einfach eine Delle halbherzig mit Spachtelmasse oder Zinn aufgefüllt, was keine ideale Restaurationsbasis darstellt. Also runter mit dem Lack und dem Füllmaterial.
Zum Entlacken bieten sich mehrere Verfahren an – chemische oder mechanische, man kann es selber machen oder sich an einen Fachbetrieb wenden. Auch ein Profi seines Faches greift gerne auf die Hilfe von „Kollegen“ zurück und gibt den Tank zu Spezialisten, die die Blechteile chemisch entlacken. Im Fall der Honda CX 500 übernahm der Ablaugebetrieb Werner Hill in Remseck die Arbeit für rund 50 Euro, die gut investiert waren. Es gibt sicherlich günstige Do-it-yourself Lösungen im Baumarkt zu kaufen. Aber das chemische Entlacken gibt eine riesen Sauerei und man muss den Lack Schicht für Schicht abtragen.
Nach dem Entlacken sollte die Säure neutralisiert werden. Beispielsweise bietet sich Essigwasser an. Anschließend mit Verdünnung abreiben und dabei gut lüften. Der Tank sollte für die nachfolgenden Arbeiten leer sein und, wenn kurz vorher noch Kraftstoff eingefüllt war, sicherheitshalber mit Schutzgas gefüllt werden.
Schritt 2: Blech dengeln
Nachdem die Delle im Tank freigelegt und der Lack entfernt waren, hat Blechprofi Julian Banzhaf mit Hilfe einer Pappschablone die gewünschten Konturen am Tank angezeichnet.
An dem Honda-Tank bot sich hinten links eine ideale Stelle, um mit dem Dengeln des Blechs zu starten. Hier ist das Metall etwas „weicher“ und man muss beim Dengeln weniger Kraft aufwenden. Gleichzeitig sollten die ersten Schläge auf das Blech nah bei der angezeichneten Linie bleiben, um die gewünschte Grundform im hinteren Drittel des Tanks zu formen. Immer dort, wo sich Kanten befinden, ist das Blech sehr stabil. Auf dem Foto betrifft das vor allem die untere Linie der angezeichneten Form.
Mit Hilfe eines Kunststoffhammers (niemals Metallhammer verwenden und wenn, dann nur zum Schlichten) arbeitete sich Julian Banzhaf dann mit sanften Schlägen vorsichtig von innen nach außen. Wichtig ist, dabei nicht zu starke Schläge beim Dengeln des Blechs zu setzen, denn gerade in der Mitte kann sich das Metall dann längen. Bleche in Form zu bringen braucht seine Zeit und viel Fingerspitzengefühl und Lackiermeister Julian empfiehlt unbedingt lieber mehr kleinere Schläge zu setzen als mit zu viel Gewalt zu schnell Ergebnisse erzielen zu wollen. Im Fall des CX 500 Tanks kamen je Seite über 2.500 Schläge zusammen!
Schritt 3: Egalisieren mit Weichlöt- und Verzinnungspaste
Ist auf beiden Seiten das Metall in die gewünschte Form gebracht worden, muss das gedengelte Blech gereinigt und geschliffen werden. Schleifpapier mit einer 80er und 120er Körnung sind ideal.
Natürlich haben die Hammerschläge Spuren hinterlassen, die es nun zu egalisieren gilt. Man kann auf einen Metallspachtel zurückgreifen oder die Stellen korrekt mit Zinn behandeln. Die erste Version ist denkbar ungeeignet, wie der Fachmann erläutert. Denn Metallspachtel hat die ungünstige Eigenschaft reißen zu können und hygroskopisch zu sein, sprich Feuchtigkeit aus der Umgebung aufzunehmen. Rostbefall unter dem Spachtel ist die Folge nach einiger Zeit. Insofern ist nur eine aufwendige Egalisierung mit Zinn zu empfehlen.
Zur Vorbereitung werden die bearbeiteten Metallflächen mit einer bleifreien Weichlöt- und Verzinnungspaste, die es beispielsweise von verschiedenen Anbietern bei Amazon zu kaufen gibt, vorbereitet. Die Weichlöt- und Verzinnungspaste dient quasi als „Haftgrund“ und wird mit einem Pinsel nicht zu dick und nicht zu dünn aufgetragen.
Nach dem flächigen Auftragen wird die Paste mit einem Brenner heiß gemacht bis sie sich leicht bräunlich verfärbt und das Zinn in der Paste eine glänzende Fläche entstehen lässt. Das in der Weichlöt- und Verzinnungspaste enthaltene Flussmittel wird nun mit einem Zug nass abgewischt. Hier gilt es den richtigen Zeitpunkt zu finden.
Schritt 4: Verzinnen der Flächen
Im 4. Schritt wird auf die grundierten Flächen das eigentliche Zinn mit einem Brenner aufgetragen. Zinn gibt es in Stangenform zu kaufen und das Weichmetall schmilzt bei 231,5° C. Mit dem Brenner wird der Tank vorsichtig auf Temperatur gebracht. Das erfordert viel Erfahrung. Macht man falsch, kommt die nötige Haftung nicht zustande und das Zinn fällt nachher ab.
Mit der Flamme in Richtung Tank wird das Zinn nun flächig von der Stange auf die Tankoberfläche aufgetragen. Pro Seite kann man wie in diesem Beispiel mit rund 5-6 Stangen Zinn rechnen. Beim Auftragen des Zinns ist darauf zu achten, dass keine Luftblasen entstehen und neues Zinn nahtlos an die vorher aufgetragenen Stellen angesetzt wird. Mit einem Glättspachtel (z.B. ein passendes Stück Holz), welcher in Öl oder Bienenwachs getränkt wurde, zieht man das weiche Zinn in die richtige Richtung und sorgt zu zusätzlich für einen gleichmäßigen, flächigen Auftrag.
Alles, was jetzt richtig gemacht wird, erspart später Schleifarbeit.
Schritt 5: Schleifen der verzinnten Flächen
Die verzinnten Flächen an dem Honda-Tank hat Julian Banzhaf anschließend mit Schleifpapier (80er Körnung) in alle Richtungen sauber geschliffen und den Tank für die anstehende Lackierung vorbereitet. Mit feinem 120er Papier wird der gesamte Tank glatt geschliffen.
Schritt 6: Grundieren und Lackieren
Um späteren Rostbefall zu vermeiden, wird der Tank mit einer Zweikomponenten-Grundierung vorbereitet. Hierfür wird ein hochwertiger 2K Epoxy Primer verwendet. Anschließend wird – EP ist in diesen Fall der Rostschutz – gefüllert und lackiert. Zwischen den einzelnen Schritten wird mit feinem Schleifpapier der nächste Schritt vorbereitet.
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