Ob solo oder zu zweit, ob mal eben um die Ecke oder durch die ganze Welt, die entspannte, aufrechte Sitzposition macht Reiseenduros und Sports Adventure Bikes mit ihren langen Federwegen zu einer beliebten Motorrad-Kategorie. So wundert es auch nicht, dass die BMW GS 1200 R hierzulande die Bestenliste in 2018 anführt. Alle Interessenten der sogenannten „Stelzentourern“ dürfen sich auf etliche Neuheiten für die Motorradsaison 2019 freuen. Von BMW, Ducati, KTM und Yamaha kommen neue Modelle mit ernsthaften Offroad-Genen zu den Händlern, während Kawasaki, Moto Guzzi und Triumph technisch bestens ausgestattete Adventure-Tourer mit langen Federwegen beisteuern.
Die Stelzentourer sind nicht nur zahlenmäßig bedeutsam, sondern auch für den Handel höchst interessant, liegen doch die Preise für diese Bikes überwiegend jenseits der 10.000 Euro. Oft kosten sie sogar zwischen 15.000 und 20.000 Euro, was die Kauflaune der europäischen Biker aber keineswegs einschränkt.
KTM 790 Adventure
Die vollkommen neue KTM 790 Adventure wird mit größter Wahrscheinlichkeit in die Top 10 der deutschen Zulassungs-Hitliste hineinfahren. Aus knapp 800 Kubikzentimeter mobilisiert die KTM mit ihrem Zweizylinder-Reihenmotor 95 PS, was angesichts eines fahrfertigen Gewichts von nur etwa 210 Kilogramm ganz den Firmengepflogenheiten entspricht. Clever von KTM ist es, von Anfang an zusätzlich zur Normalversion eine R-Variante aufzulegen, die nochmals deutlich „offroadiger“ daherkommt, mit 13.399 Euro allerdings auch 1.000 Euro mehr kostet als die Basisversion. Auch diese rollt auf 21 bzw. 18 Zoll Rädern vorne bzw. hinten, was in Offroadkreisen als das Maß der Dinge gilt.
Einen ausführlichen Test, technische Daten und Preise zur KTM 790 Adventure gibt es hier.
Yamaha 700 Ténéré
Nicht festlegen wollen sich die Branchen-Experten zu den Verkaufsaussichten der zweiten wichtigen Neuerscheinung dieses Segments, der schon jahrelang erwarteten Yamaha 700 Ténéré. Ihr 689 Kubikzentimeter großer Parallel-Twin entstammt dem Erfolgsmodell MT-07 und leistet in der Ténéré 73 PS. Das Gewicht soll bei 205 Kilogramm liegen. Die Bodenfreiheit soll trotz nicht übertrieben langer Federwege von 20 Zentimetern beachtliche 24 Zentimeter betragen, was zusammen mit der Räderdimension 21/18 Zoll für sehr gute Offroadeigenschaften sprechen würde. Über den Preis des japanischen Wüstenrenners, dessen Cockpit sich an dem der Rallye-Yamahas orientiert, herrscht noch Rätselraten: ob die im November anvisierte 9.000 Euro-Region gehalten werden kann, erscheint unsicher.
Einen ausführlichen Test, technische Daten und Preise zur Yamaha 700 Tenere gibt es hier.
BMW R 1250 GS
Die Bajuwaren unterzogen die langjährigen Zulassungs-Spitzenreiter von BMW, die R 1200 GS und ihre Adventure-Schwester einer tiefgreifenden Modellpflege. Beide BMW-Modelle erhalten für die neue Saison den hubraum- und leistungsstärkeren neuen Boxermotor mit variabler Ventilsteuerung und einer Leistung von 136 PS und eine neue Modellbezeichnung. Im Fall der R 1250 GS (ab 16.150 Euro) sowie der R 1250 GS Adventure (ab 17.700 Euro) ist die Platzierung in der deutschen Zulassungshitparade am Jahresende schon vor Jahresbeginn sicher: „Mia san mia“ sagt BMW Motorrad und rechnet selbstverständlich nicht nur mit dem ersten Platz, sondern liebäugelt darüber hinaus mit einem neuen Jahres-Absatzrekord. Er liegt für die Boxer-GS bisher bei 7.271 Einheiten im Jahr 2018 (vorläufige ohne Dezember-Zulassungszahlen).
BMW F 850 GS
BMW tritt aber zudem noch mit einer echten Neuheit bei den Reiseenduros an, nämlich der F 850 GS Adventure. Wie die Honda Africa Twin Adventure Sports und die KTM 790 Adventure, leistet auch ihr Zweizylinder-Paralleltwin 95 PS, allerdings liegen Gewicht und Preis der BMW mit 244 Kilogramm bzw. 12.990 Euro dichter an der Honda (mit Sechsganggetriebe 243 kg, ab 14.865 Euro) als an der leichten KTM (ab 12.399 Euro). Bei der BMW ist nämlich allerhand Hightech-Ausstattung nur in Form zusätzlicher Pakete erhältlich, die durchaus preistreibend sind, während die Honda wie auch die KTM weitgehend komplett ausgestattet sind.
Ducati 1260 Multistrada
Zur absoluten Premium-Kategorie der Reiseenduros gehört auch die ebenfalls modellgepflegte Ducati 1260 Multistrada Enduro. Sie hat einen hubraum- und drehmomentstärkeren Motor erhalten. Ducati rüstet sein nun 158 PS leistendes Dickschiff mit 30-Liter-Spritfass und zahlreichen Technik-Schmankerln serienmäßig noch reichlicher aus. Wer will, kann allerdings trotz des gepflegten Grundpreises von 20.690 Euro (in Rot, die Farbe „Sand“ kostet 200 Euro mehr) hinaus noch diverse Ausstattungspakete ordern, sodass ein Endpreis von an die 25.000 Euro nicht verwundern sollte.
Moto Guzzi V85TT
Als „Klassik-Reise-Enduro“ bezeichnet Moto Guzzi die im Frühjahr 2019 in den Handel kommende neue V85 TT. Sie kombiniert klassische Komponenten wie den für Guzzi typischen luftgekühlten V2-Motor mit den schräg in den Fahrtwind ragenden Zylindern mit zeitgemäßer Technik. Beispiele dafür sind die USD-Gabel, radiale Vierkolbenzangen an der vorderen Doppelscheibenbremse, das farbige TFT-Display, LED-Licht, Tempomat, elektronische Traktionskontrolle und manches mehr. Der 853 Kubikzentimeter große V2 liefert 80 PS sowie kraftvollen Durchzug. Mit 229 Kilogramm Leergewicht lässt die voraussichtlich rund 12.000 Euro kostende Moto Guzzi V85 TT ein freudvolles Handling erwarten.
Kawasaki Versys 1000 Grand Tourer
Bei den Sports Adventure Bikes, die vorrangig auf Straßenbetrieb abgestimmt sind, tut sich 2019 insbesondere die neue Kawasaki Versys 1000 Grand Tourer hervor. Vor allem die voll elektronisierte SE-Version hat das Technik- und Ausstattungsniveau der europäischen Premiumhersteller erreicht. Kurven-ABS, Kurvenlicht, Quickshifter, elektronisch gesteuertes Fahrwerk, einstellbarer Windschild, TFT-Farbdisplay, Tempomat und vieles mehr sind allerdings auch dafür verantwortlich, dass das Leergewicht des 120 PS leistenden Stelzentourers auf 257 Kilogramm gestiegen ist. Der Preis der Versys 1000 Grand Tourer beginnt bei 15.095 Euro, als SE-Version kostet sie ab 17.495 Euro. Ein Kofferset samt Topcase ist in diesen Preisen bereits enthalten. Das Styling mit sehr spitz zulaufender Front polarisiert allerdings.
[Autoren: Ulf Böhringer/SP-X, Jens Schultze]
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