Nach vierjähriger Bauzeit der GL1100 erneuerte Honda die Baureihe und stellte im Frühjahr 1984 die GL 1200 als letzte Gold Wing mit einem Vierzylindermotor vor. Der japanische Motorradhersteller entwickelte sein erfolgreiches Konzept konsequent zum luxuriösen und komfortablen Reisemotorrad weiter und beglückte mit der GL 1200 tausende amerikanische Biker und Langstreckenfahrer in ganz Europa. Aber auch die inneren Werte des Honda Bikes blieben nicht unberührt.
Die Honda Goldwing 1200 war zu dieser Zeit die perfekte Symbiose aus fürstlichem Cruisen und dem Gefühl von Freiheit auf einem leistungsstarken Motorrad. Die GL 1200 begründete den bis heute andauernden Mythos Gold Wing. Die drei Modelllinien „Standard“, „Interstate“ und „Aspencade“ setzte Honda bei der GL 1200 fort.
Der Motor bekam abermals mehr Leistung und Durchzugskraft
Mit Erweiterung der Bohrung auf nun 66 Millimeter und minimaler Erhöhung des Hubs vergrößerte Honda den Hubraum der neuen Gold Wing auf 1.182 ccm. Die Leistung des wassergekühlten Boxers kletterte auf 94 PS bei 7.000 U/min und das Drehmoment durchbrach die 100 Nm Marke um fünf Prozent.
Der Motor der GL 1200 hatte ein so kräftiges Durchzugsvermögen, wie es bis dato keine andere Gold Wing hatte. Leider waren Kupplung und Getriebe der Mehrleistung nicht mehr ganz gewachsen. Hier hatten die Ingenieure nicht zu Ende gedacht und einen neuen Problemherd geschaffen.
Trotz üppigen Gewichts von 296 Kilogramm (fahrfertig) schaffte die Goldwing rund 200 km/h Spitzengeschwindigkeit. Aber Autobahn-Hatz war und ist eh nicht ihr Metier, sondern entspanntes Cruisen auf der rechten Spur.
Bei einem auf etwa 540 Kilogramm gestiegenen zulässigen Gesamtgewicht konnte die GL 1200 Standard gute 245 Kilogramm zuladen. Bei der rund 350 Kilogramm schweren Goldwing Aspencade verschob sich das Verhältnis allerdings zu Ungunsten der Zuladung. Rechnet man mit zwei, jeweils 80 Kilogramm schweren Fahrern, reduzierte sich die Mitnahme von Gepäck auf 28 Kilogramm.
Bekanntlich hat ein ‚gebranntes Kind knusprige Finger‘, weshalb die Honda Rechtsgelehrten zur Vorsicht mahnten und der Goldwing GL 1200 eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 130 km/h bei „beladenen Gepäckverhältnissen“ verordneten. Aber auch andere Hersteller, die das Luxustourer-Segment für sich entdeckt hatten, vergaben solche Warnhinweise. Denn Luftwirbel und Seitenwind könnten die Fahreigenschaften der mit Verkleidung und Packtaschen bestücken ‚Monster‘ beeinflussen.
Honda GL 1200 mit wartungsfreundlicher und besserer Technik
Dem 110 Kg schweren Boxermotor spendierten die japanischen Entwicklungsingenieure auch „unter der Haube“ ein nettes Feature – den hydraulischen Ventilspielausgleich. Die Hydro-Stößel – zu jener Zeit ein echtes Novum – verhinderten jegliches Ventilspiel und waren zudem wartungsfrei.
Erinnerungen an frühere Fahrwerksschwächen der Vorgängermodelle waren nach wie vor sehr lebendig, weshalb Honda dem Chassis der Goldwing 1200 viel Aufmerksamkeit schenkte. Mehr Stabilität war das erklärte Ziel der beauftragten Konstrukteure.
Moderat verlängerte Honda den Radstand von 1.605 auf 1.610 Millimeter und verbaute statt eines 19 Zoll Vorderrades nun ein kleineres 16 Zoll Rad. Den Lenkkopfwinkel verkleinerte man von 60,8 auf 59,5 Grad. Infolge der letzten beiden Maßnahmen verringerte sich der Nachlauf bei der GL1200 von 135 auf handliche 118 Millimeter. Hinten schrumpfte die Bereifung auf ein 15 Zoll-Format. Zuletzt bekam die Telegabel noch größere Standrohre (41 mm statt 39 mm) spendiert.
Für ein besseres Handling verpflanzten die Honda-Konstrukteure den nun 22 Liter fassenden Tank näher in Richtung Asphalt. Alles in allem zahlten sich die Anstrengungen der Japaner aus und das schwergewichtige Motorrad genügte nun auch den hohen Ansprüchen der deutschen Goldwing-Fahrer.
Goldwing Komfort ohne Grenzen
Für die kurzbeinige Goldwing-Fraktion senkte Honda durch konstruktive Maßnahmen die Sitzhöhe auf moderate 78 Zentimeter ab. Hier war die GL 1100 etwas in die Kritik geraten. Die sänftenartige Sitzbank erlaubte ab sofort Langstreckentouren ohne Ermüdungserscheinungen.
Echtes Goldwing-Feeling kam aber erst bei der GL 1200 Interstate und Aspencade auf, die zusätzlich mit einer komfortablen Rückenlehne aufwarteten. Käufer der einfarbig lackierten GL 1200 Interstate mussten sich hierzulande aber mit einem abgespeckten Modell zufrieden geben. Statt einer hohen Scheibe wie bei den US-Modellen, wurde sie in Deutschland nur mit gekürztem Windschild ausgeliefert und das Topcase fehlte außerdem.
Demgegenüber kamen die Besitzer der GL 1200 Aspencade in den Genuss einer Radio-Kassettenanlage, Zweifarben-Lackierung und größeren Koffern mit integrierten Gepäcktaschen. Im Vergleich zum Standard-Modell waren die Instrumente bei Interstate und Aspencade in der Verkleidung und nicht mehr am Lenker untergebracht.
Wer dachte, diese Luxusausstattung lässt sich nicht mehr toppen, wurde 1985 mit der GL 1200 Limited Edition eines Besseren belehrt. Anlässlich des 10. Gold Wing Geburtstags übertraf sich Honda mit dem Sondermodell in gewisser Weise selbst. So ein Motorrad hatte die Welt bis dahin noch nicht gesehen. Erstes Erkennungsmerkmal der Limited Edition war die zweifarbige Lackierung in gold und braun. Ein „Electronic Travel Computer“ thronte mit duzenden Knöpfen als Schaltpult auf der Tankattrappe und verschaffte dem Fahrer etwas „Abwechslung“ während der Touren. Weiterhin gab es ein CB-Funkgerät, einen Tempomat und musikalische Unterhaltung aus vier Lautsprechern für den Sozius.
Mit der GL 1200 Limited Edition führte Honda zudem die Einspritzanlage für den kräftigen Boxermotor ein, allerdings ohne rechten Erfolg. Billiger Sprit setzte dem anspruchsvollen Motor, der nun eine Mindestoktanzahl von 91 ROZ verlangte, zu. In der Folge blieben insbesondere in den USA mehr und mehr Goldwings liegen. Geiz (an der Tankstelle) ist eben nicht immer geil.
Sieht man von den Problemen mit dem Getriebe und der Einspritzanlage ab, war die Honda Goldwing 1200 definitiv die beste Reisesänfte aus Japan, die es zu dieser Zeit gab. Noch besser machte es die völlig neukonstruiert Honda GL 1500, die mit einem kraftvollen Sechszylinder-Boxermotor, Rückwärtsgang und jeder Menge Luxus ab 1988 auf Käuferfang ging.
Technische Daten Honda GL 1200 Goldwing
Einheit | Honda GL 1000 K0 bis K2 | Honda GL 1000 K3 und K4 | Honda GL 1100 | Honda GL 1100 Interstate, Aspencade | Honda GL 1200 | Honda GL 1200 Interstate, Aspencade |
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1. Fakten | ||||||||
Produktionszeit | Jahr | 1974 bis 1977 | 1978 bis 1980 | 1980 bis 1983 | 1980 bis 1983 | 1984 bis 1988 | 1984 bis 1988 | |
Nummerierung | Start | K1: GL1-2000002 bis 2041275 K2: GL1-3010003 | K3: GL1-4052792 bis 4060867 K4: GL1-4113174 bis 4117645 | |||||
Farben | Candy Antares Red Special, Candy Blue Green Special, Sulfur Yellow, Candy limited maroon custom, Black | Candy limited maroon custom, Black, Candy Grandeur Blue Special | Candy Grandeur Blue Special, Candy Muse Red, Cosmo black metallic, Candy Grandeur Blue Special, Candy Wineberry Red, | Sterling Silver matallic / Tempest Gray Metallic, Sorrel Brown Metallic / Harvest Gold Metallic, Nimbus Gray Metallic / Achilles Black Metallic, Candy Wineberry Red / Bramble Red Metallich | Pleiades Silver Metallic, Candy Wineberry Red, Black, | Premium Beige Metallic, Starshine Silver Metallic, Telstar Blue Metallic | ||
Neupreis | DM | 9.268 DM | 8.763 DM | 11.327 DM | ||||
2. Technische Daten | ||||||||
Motortyp | 4-Zylinder, 4-Takt, Boxer | 4-Zylinder, 4-Takt, Boxer | 4-Zylinder, 4-Takt, Boxer | 4-Zylinder, 4-Takt, Boxer | 4-Zylinder, 4-Takt, Boxer | 4-Zylinder, 4-Takt, Boxer | ||
Ventilsteuerung | OHC, Zahnriemen | OHC, Zahnriemen | OHC, Zahnriemen | OHC, Zahnriemen | OHC, Zahnriemen | OHC, Zahnriemen | ||
Nockenwelle, Ventile | 2 obenliegend, 8 Ventile | 2 obenliegend, 8 Ventile | 2 obenliegend, 8 Ventile | 2 obenliegend, 8 Ventile | 2 obenliegend, 8 Ventile | 2 obenliegend, 8 Ventile | ||
Hubraum | ccm | 999 ccm | 999 ccm | 1.085 ccm | 1.085 ccm | 1.182 ccm | 1.182 | |
Bohrung | mm | 72,0 mm | 72,0 mm | 75,0 mm | 75,0 mm | 75,5 mm | 75,5 | |
Hub | mm | 61,4 mm | 61,4 mm | 61,4 mm | 61,4 mm | 66,0 mm | 66,0 | |
Verdichtungsverhältnis | 9,2:1 | 9,2:1 | 9,2:1 | 9,2:1 | 9,0:1 | 9,0:1 | ||
Vergaser | 4 Keihin Unterdruckvergaser je 32 mm | 4 Keihin Unterdruckvergaser je 31 mm | 4 Keihin Gleichdruckvergaser mit Beschleunigerpumpe je 30 mm | 4 Keihin Gleichdruckvergaser mit Beschleunigerpumpe je 30 mm | 4 Keihin Gleichdruckvergaser mit Beschleunigerpumpe je 32 mm | 4 Keihin Gleichdruckvergaser mit Beschleunigerpumpe je 32 mm |
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3. Leistungsdaten | ||||||||
Leistung | PS | 82 PS | 78 PS | 82 PS | 82 PS | 94 PS | 94 PS | |
bei Drehzahl | min-1 | 7.500 U/min | 7.000 U/min | 7.500 U/min | 7.500 U/min | 7.000 U/min | 7.000 U/min | |
Drehmoment | Nm | 80 Nm | 82 Nm | 90 Nm | 90 Nm | 105 Nm | 105 Nm | |
bei Drehzahl | min-1 | 6.500 U/min | 5.500 U/min | 5.500 U/min | 5.500 U/min | 5.500 U/min | 5.500 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 3,2 Kg/PS | 3,5 Kg/PS | 3,4 Kg/PS | 3,7 Kg/PS | 2,9 Kg/PS | 3,4 Kg/PS | |
Höchstgeschwindigkeit | km/h | 210 Km/h | 210 Km/h | 185 km/h | 185 km/h | 191 Km/h | 191 Km/h | |
4. Abmessungen | ||||||||
Länge | mm | 2.330 mm | 2.260 mm | 2.345 mm | 2.405 mm | 2.355 mm | 2.505 mm | |
Radstand | mm | 1.540 mm | 1.560 mm | 1.605 mm | 1.605 mm | 1.610 mm | 1.610 mm | |
Leergewicht | Kg | 265 Kg | 270 Kg | 270 Kg | 305 Kg | 272 Kg | 317 Kg | |
5. Bremse | ||||||||
Bremse vorn | 2 Scheiben 232 mm | 2 Scheiben 232 mm | 2 Scheiben 280 mm | 2 Scheiben 280 mm | 2 Scheiben 276 mm | 2 Scheiben 276 mm | ||
Bremse hinten | 1 Scheibe 250 mm | 1 Scheibe 250 mm | 1 Scheibe 296 mm | 1 Scheibe 296 mm | 1 Scheibe 296 mm | 1 Scheibe 296 mm | ||
6. Antrieb | ||||||||
Getriebe | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kardan | Kardan | Kardan | Kardan | Kardan | Kardan | ||
Starter | E-Starter, (Kickstarter) | E-Starter | E-Starter | E-Starter | E-Starter | E-Starter |
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