Das mit den Cafe Racern hat auch einen witzigen Ursprung bei mir. Als meine Schwester in der Toskana geheiratet hat sind wir in einer Altstadt an einem Café vorbeigestolpert, das kleine Motorrädermodelle im Schaufenster hatte. Und da war eins, das hat mich so fasziniert, dass ich es dem Besitzer direkt abgekauft und mir ins Zimmer gestellt habe. Dieser lange Tank, der kurze Sitz und die alten Speichenfelgen, Nummerntafel vorne dran, das fand ich einfach cool.
Als ich dann den Schriftzug vom Tank gegoogelt habe – „Norton“ war es vorbei. Volltreffer! Seitdem war mir klar, wenn ich irgendwann mal ein Moped fahren sollte, dann so eins. Vor zwei Jahren habe ich dann kurzen Prozess gemacht und meinen Führerschein in den Semesterferien absolviert – trotz lautstarkem Protest meiner Eltern. Mein Erstmoped sollte einfach sein, mit guter Ersatzteillage und schon in der Basis ansehnlich. Da ist die Wahl dann schnell auf die Yamaha SR 500 gefallen.
Die stand dann schon bei mir vor dem Haus bevor überhaupt die Fahrprüfung abgelegt war. Sowie ich den Lappen hatte, bin ich keine zwei Wochen gefahren, da war die SR 500 auch schon komplett zerlegt und es wurde geschraubt. Ein wenig Schrauber-Erfahrung bringe ich von meinem 1er Golf mit. Den habe ich seitdem ich 16 bin (irgendwann auch komplett umgebaut auf 16V mit 160 PS etc. – alles learning by doing natürlich). Mit dem Golf hat die ganze Liebe zu altem Blech und die Passion für Fahrzeuge angefangen.
Meine Yamaha SR 500 sollte klassisch ‚englisch‘ werden, ohne viel Schnickschnack und reduziert auf das Wesentliche. Dabei waren mir vor allem die Proportionen wichtig und die paar Anbauteile, die an so einem Moped dran sind, nicht beliebig, sondern auch ganz bewusst zusammenzustellen. Das Bike hab ich dann so wie es ist zwischen zwei Semestern im letzten Jahr unterm Carport umgebaut. Seitdem werden nun nach und nach die letzten Kleinigkeiten und Details gefinished.
Fertig ist der Café Racer natürlich nicht, aber es geht schon in die richtige Richtung. Irgendwann will ich dann mal alles auseinander nehmen, den Rahmen komplett cleanen und neu pulvern, und dann alles nochmal schön gefinished zusammenbauen. Aber bis dahin wird das Bike in der Saison fleißig im Alltag bewegt. Da gehört es dazu, dass mal Kratzer und die normale Patina dazukommen.
Was habe ich am SR 500 Café Racer alles gemacht?
- Die Basis stammt von einer SR 500 2J4, Baujahr 1980
- Heck und Front habe ich komplett gecleant
- Das Rahmenheck fiel dabei der Flex vollständig zum Opfer
- Das Heck bekam einen Custom-Höcker
- Die Gussfelgen habe ich gegen die Speichenfelgen getauscht, dazu der Wechsel von 19 Zoll vorne auf das 18 Zoll Speichenrad der 48T mit Duplex-Bremse
- Alle Armaturen weg bis auf eine kleine Schaltereinheit
- Blinker und Rücklicht versteckt (Lenkerendenblinker und Motogadget M-Pin, Rücklicht LED schwarz unterm Höcker)
- Und jede Menge Kleinkram
Aber mein Yamaha Café Racer sollte natürlich nicht nur schön aussehen, sondern vor allem gefahren werden. Ich hab jetzt nach der zweiten Saison schon 4.500 km auf der Uhr und merke jedes Mal wenn ich mit der Maschine unterwegs bin, dass ich mit der Yamaha SR alles richtig gemacht hab. Die letzte große Tour hab ich diesen Sommer hinter mir.
Kurzerhand habe ich meinen SR 500 Café Racer hinten in den VW Caddy geschmissen hab – was nur einer von vielen Vorteilen so einer kleinen Maschine ist – und bin an der Küste Opatjas die Serpentinen entlang gehämmert. Es war traumhaft schön und unvergesslich! Und überall wo ich das Bike hinstellte, ob am Stand oder am Café, blieben die Leute stehen und machten Fotos. Zwei Deutsche sind sogar den ganzen Strand abgelatscht auf der Suche nach mir, weil sie wissen wollten was ich genau mit dem Bike angestellt hab und wo ich herkomme.
Das Ganze entwickelt sich also zu einer ernst zu nehmenden Leidenschaft, und aktuell bin ich parallel zu meinem Studium schon am nächsten Projekt dran. Mit einem guten Freund, mit dem ich vor Jahren das Schrauben angefangen habe und den ich auch mit der Cafe Racer Szene angefixt habe, baue ich gemeinsam eine BMW R100 um. Daher bin ich seit einiger Zeit dran unsere bisherigen Projekte unter dem Synonym ‚Retrofit Collective‘ öffentlich zu machen, da wir schon immer zusammen so was in der Richtung nebenher machen wollten. Unser Instagram Account den ich vor drei Wochen erstellt hab wächst auch schon fleißig: https://www.instagram.com/retrofit_collective/
Die BMW wollen wir, wenn sie fertig umgebaut ist, auch nächstes Jahr beim Glemseck 101 und ähnlichen Veranstaltungen zeigen, und falls es sich ergibt gewinnbringend verkaufen und dann das nächste Projekt damit finanzieren. Aber die SR 500 bleibt, so viel ist sicher…!
beste Grüße, Daniel
(Text, Fotos: Daniel Huttenlocher)
Einfach nur klasse . . .
Ich kenne das Bike – haben wir uns nicht diesen Sommer in Opatija vor dem Supermarkt kurz unterhalten wegen der zulassung etc.
…ich war das allerdings nicht in Opatija. 🙂 Ist der Ort eine Reise wert?
Hi Christoph, die Welt ist klein 🙂 ganz genau da war ich mit dem Bike, in Opatija haben mich einige angequatscht wegen dem Bike, vor allem auch am Strand etc aber es gab auch ein Gespräch vor dem Supermarkt unten an der Kreuzung direkt an der Promenade. Das warst dann wohl du 😉
Gruß, Daniel
Hi, hätte mal paar Fragen zum Umbau. Wäre cool wenn du dich mal meldest. Grüße