Seit nun mehr als zehn Jahren wetteiferten die vier großen japanischen Motorradhersteller um die Vormachtstellung in der Motorradbranche nach dem Motto „Hauptsache mehr als meine Konkurrenten“. Die Maschinen der 1970er Jahre übertrafen sich von Jahr zu Jahr mit immer neuen Superlativen. Die 200 km/h Marke war längst geknackt, die Brennräume der Motoren stießen in astronomische Sphären vor, alte Absprachen galten nicht mehr und die Anzahl der Zylinder schien kein begrenzender Faktor mehr zu kennen. Genau in diese Zeit stieß 1979 die Kawasaki Z 1300.

Bei der Kawasaki Z 1300 gilt: Hauptsache mehr als meine Konkurrenten

Bei der Kawasaki Z 1300 gilt: Hauptsache mehr als meine Konkurrenten (Foto: Nippon-Classic.de)

Bereits drei Jahre zuvor stockte Kawasaki den Hubraum der legendären 900 Z1 auf 1.016 ccm auf. Aus der Z 1000 entstand 1978 die kantige Z 1000 Z1-R. Im gleichen Jahr folgten Suzukis GS 1000 und Yamahas XS 1100. Aber auch BMW (R 100 RS) und Laverda (Laverda 1000) waren in der Königsklasse präsent.

Die Kawasaki Z 1300 stieß Ende der 70er Jahre in neue Dimensionen vor

Die Kawasaki Z 1300 stieß Ende der 70er Jahre in neue Dimensionen vor (Foto: Nippon-Classic.de)

Ende der 1970er Jahre war es dann soweit: Honda und Kawasaki stellten beide ihre neuen Schlachtschiffe 1978 vor. Während die weltgrößte Motorradschmiede mit der Honda CBX 1000 auf einen luftgekühlten Reihensechszylinder mit einem Liter Hubraum setzte, sprengte Kawasaki alle bisherigen Dimensionen mit einem 1,3 Liter Triebwerk, sechs Zylindern und einer Wasserkühlung. Acht Millionen DM ließ sich Kawasaki die Entwicklung der Z 1300 kosten. Zu uns kam sie dann im Frühjahr 1979 und stand für damals 12.000 Mark bei den Händlern. Gut 700 Stück musste Kawasaki verkaufen, um die einstige Investition wieder einzuspielen.

„Ob so ein Motorrad im Alltagsbetrieb fahrbar war, spielte keine wirkliche Rolle. Hauptsache, das Ding hatte Dampf, erregte Aufsehen und war größer als die Konkurrenzmodelle.“, schrieb MOTORRAD über die wahnsinnige Entwicklung in der Motorradindustrie jener Zeit.

Die „freiwillige Selbstbeschränkung“, die sich die Hersteller auferlegten, legte hierzulande gerade einmal die Leistungsgrenze nach oben fest.

700 Stück der Z1300 musste Kawasaki verkaufen, um die Entwicklungskosten einzuspielen

700 Stück der Z1300 musste Kawasaki verkaufen, um die Entwicklungskosten einzuspielen (Foto: Nippon-Classic.de)

Die Z 1300 – ein dickes Ding auf zwei Rädern

Der 1.286 ccm große, wassergekühlte Sechszylinder-Motor war ein echter Brocken. Er baute zwar mit 57 Zentimeter genau drei Zentimeter schmaler als der Reihensechser der Honda CBX 1000 legte aber beim Gewicht auf stattliche 120 Kilogramm zu. Mit dem Klotz im Rahmen kam die ganze Fuhre auf schwindelerregende 330 Kilogramm im fahrfertigen Zustand.

Die Z 1300 brachte es immerhin auf ein Gewicht von 330 Kilogramm

Die Z 1300 brachte es immerhin auf ein Gewicht von 330 Kilogramm (Foto: Nippon-Classic.de)

Neben dem Eigengewicht kamen halt noch 3,4 Liter Kühlflüssigkeit, 4,5 Liter Motoröl (später sogar 6,2 Liter) und 21 Liter Sprit mit an Bord der Z 1300. Auch die nicht unbedingt leichte Kardanwelle trug zum Gewicht bei. Wehe, wenn das Bike zu Kippen drohte. Dagegen wirkte die in die breite gewachsene CBX mit ihren 274 Kilogramm fast schon wie ein Leichtgewicht. Selbst die Honda Goldwing stemmte deutlich weniger Gewicht auf die Waage.

Kein Wunder also, dass Kawasaki von seiner ursprünglichen Angriffsposition auf die Honda CBX 1000 Abstand nahm und das Dickschiff nicht als Sport- sondern Reisemotorrad positionierte. Antrieb, Verbrauch und mangelnde Schräglagenfreiheit taten ihr Übriges dazu.

Freiwillige Leistungsbeschränkung und erstaunlich gutes Fahrwerk

Hierzulande musste sich die Z 1300 mit 100 PS (bei 8.000 u/min) begnügen, während sich die Besitzer in den USA über 120 PS freuten konnten. Zudem kam der Sechszylinder-Motor auch in dem Luxusdampfer ZN 1300 Voyager zum Einsatz. Da die Ingenieure den Motor der Kawasaki Z 1300 langhubig auslegten (Bohrung 62 mm und Hub 71 mm) stand dem Muskelprotz Durchzugskraft im Überfluss zur Verfügung. Das maximale Drehmoment von 102 Nm konnte der Fahrer bereits ab 6.000 Touren abrufen. Seidenweich und flüsterleise setzt der Vortrieb des Kraftpakets ein, der erst bei 200 km/h sein Ende erreichte. Laufkultur war die ganz große Stärke des Reihensechszylinders, der sich hinter dem massiven Wasserkühler fast schon duckte.

Laufruhe war die Stärke des Sechszylindermotors

Laufruhe war die Stärke des Sechszylindermotors (Foto: Nippon-Classic.de)

Anfänglich von drei Mikuni Doppelvergasern BSW 32 befeuert, bekam die Kawasaki Z 1300 im Rahmen einer gründlichen Modellpflege 1984 eine vollelektronische Benzineinspritzung (DFI). Bei dem hohen Gewicht der Kawa Z 1300 und den bekannten Fahrwerksschwächen vieler Motorräder in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts unterstellt man der Kawa den potentiellen Ritt auf der Kanonenkugel. Weit gefehlt, denn der mit Knotenblechen verstärkte Doppelschleifenrahmen, die in Kegelrollen gelagerte Hinterradschwinge und die drei hydraulischen Scheibenbremsen waren optimal auf die sechs Zentner schwere Fuhre abgestimmt.

Fahrwerksschwächenkennt die Kawasaki Z 1300 nicht

Fahrwerksschwächenkennt die Kawasaki Z 1300 nicht (Foto: Nippon-Classic.de)

Wertsteigerung

Von den in elf Jahren verkauften Maschinen haben heute ein paar hundert überlebt. Genau genommen sind es 546 Exemplare, die Kraftfahrtbundesamt als Bestand Ende 2013 noch gemeldet waren. Damals 12.000 DM teuer, kostet das Dickschiff heute in einem tadellosen Zustand lt. Classic Data ungefähr das Gleiche, nur halt in Euro. Für versierte Schrauber sind Maschinen in der Preislage zwischen 3.770 Euro und 6.600 Euro zu finden. Modelle mit DFI sind teurer und überschreiten die 7.500 Euro-Marke. Ob die 25.000 Euro, die ein Verkäufer in einem der einschlägigen Kleinanzeigenmärkte in Saarlouis fordert, durchsetzbar sind, ist stark zu bezweifeln.

Hohe Laufleistungen sind kein Problem für die Kawasaki Z 1300

Hohe Laufleistungen sind kein Problem für die Kawasaki Z 1300 (Foto: Nippon-Classic.de)

Die Interessengemeinschaft IG-Z1300 (www.z1300.net) verwaltet seit 1994 das Erbe des dicken Oldtimers und steht mit Rat und Tat zur Seite. Besonders wertvoll sind die Tipps zur Ersatzteilversorgung für die Z 1300 und detaillierte Recherche welche Teile von anderen Kawasakis – ein Lob an die Großserienfertigung – auch bei der Kawa Z 1300 passen. Weitere Z 1300 Clubs gibt es in Dänemark, Holland, Schweden, Norwegen, Finnland, Frankreich und Großbritannien.

Technische Daten Kawasaki Z 1300

EinheitZ 1300ZG 1300
1. Fakten
ProduktionszeitJahr1978 bis 19831984 bis 1989
Nummerierung
FarbenLumin. Starlight Blue, Lumin. Ruby Red, Royal Dark Red, Lumin. Holly Green, Lumin. Passion Red,Red, Black
NeupreisDM12.000 DM12.900 DM
2. Motordaten
Motortyp6-Zylinder, 4-Takt6-Zylinder, 4-Takt
VentilsteuerungDOHC, 2 Ventile/Zyl.DOHC, 2 Ventile/Zyl.
Nockenwelle2 obenliegend2 obenliegend
Hubraumccm1.286 ccm1.286 ccm
Bohrungmm62 mm62 mm
Hubmm71 mm71 mm
Verdichtungsverhältnis9,9:19,9:1
Vergaser3 Mikuni-Doppelvergaser (BSW 32 mit je 32 mmElektronische Einspritzanlage
3. Leistungsdaten
LeistungPS100 PS130 PS
bei Drehzahlmin-18.000 U/min8.000 U/min
DrehmomentNm102 Nm115 Nm
bei Drehzahlmin-16.000 U/min6.000 U/min
LeistungsgewichtKg/PS3,2 Kg/PS3,2 Kg/PS
Höchstgeschwindigkeitkm/h200 km/h200 km/h
4. Abmessungen
Längemm2.335 mm2.335 mm
Radstandmm1.580 mm1.580 mm
LeergewichtKg317 Kg317 Kg
5. Bremse
Bremse vorn2 Scheiben 260 mm2 Scheiben 260 mm
Bremse hinten1 Scheibe 250 mm1 Scheibe 250 mm
6. Antrieb
Getriebe5-Gang Fußschaltung5-Gang Fußschaltung
AntriebKardanKardan
StarterE-Starter, (Kickstarter)E-Starter, (Kickstarter)