Zu den exotischen Enduros, die es hierzulande zu kaufen gab, gehört zweifelsohne die Kawasaki ERK KX 250 GS. Der damalige Kawasaki Händler Erk aus Kassel – die Firma gibt es heute nicht mehr – baute die luftgekühlte Enduro in einer Kleinserie von nur 50 Maschinen. Die Firma Erk war vor allem Moto Cross Händler und für den Vertrieb von Kawasaki Motorräder zuständig. Mitten auf der Enduro-Welle, die irgendwann aus den USA nach Europa überschwappte, meldeten auch Kunden der Firma ihr Interesse an mit den giftgrünen Enduros an offiziellen Enduro-Veranstaltungen teilnehmen zu wollen – zum Beispiel beim OMK Pokal und DM Geländesport.

Die Kawasaki ERK KX 250 entstand als Kleinserie von nur 50 Maschinen

Die Kawasaki ERK KX 250 entstand als Kleinserie von nur 50 Maschinen (Quelle: Bernd Singer)

Aber Kawasaki hatte damals kein passendes Angebot einer wettbewerbsorientierten und konkurrenzfähigen Maschine. Die KLR 250 debütierte erst 1984 und war mit 134 Kilogramm recht schwer und der Motor nicht unbedingt auf Augenhöhe mit den zweitaktenden Krawallbüchsen der Konkurrenz. Die KLX ging wiederum schon in Richtung einer waschechten Offroad-Maschine, sie gab es aber nur als Grauimport und wurde nie offiziell über den Importeur vertrieben. Und als Vierttakter war die KLX auch noch unendlich lahm. Die Kawasaki KDX hatte zwar einen brauchbaren Zweitaktmotor, aber dieser hatte zu wenig Leistung.

Die Firma ERK aus Kassel baute nur 50 Exemplare der Kawasaki KX 250

Die Firma ERK aus Kassel baute nur 50 Exemplare der Kawasaki KX 250 (Quelle: Bernd Singer)

Deswegen nahm dann der Erk die Kawa Motocross-Modelle und baute sie mit KDX-Teilen zu einer Wettbewerbsenduro um. Für den TÜV gab es Leistungsreduzierung, die war aber danach schnell wieder draußen, und so wuchtete die Kawasaki ERK KX 250 rund 36 PS auf die Antriebskette. Für eine Straßenzulassung waren dann noch anderen „STVZO-Teile“, wie Ochsenaugenblinker, Seitenständer, Lichtmaske, Rücklicht und deren aller Schalter notwendig, so dass sich der Blaukittel gerecht einer Zulassung nicht mehr verwehren konnte.

Kawasaki ERK KX 250

Kawasaki ERK KX 250 (Quelle: Bernd Singer)

Meine ERK Kawasaki KX 250

Meine ERK Kawa war eine KX 250 von Baujahr 1982 – die letzte, luftgekühlte Baureihe der 250er KX-Serie. Da ich in der Klassikszene recht aktiv bin, habe ich über Erzählungen davon gehört und mich dann auf die Suche gemacht. Angeboten bekommst du so etwas nicht ….. das geht nur über Kontakte.

Ich habe mir dann das Werkstatthandbuch besorgt, damit ich alle Daten über das Motorrad hatte. Als nächstes hab ich das Motorrad komplett in alle Einzelteile zerlegt. Auch der Motor wurde bis auf die kleinste Schraube neu aufgebaut (alle Lager erneuert, Zylinder geschliffen und gehont, neuer Kolben, alle Gehäuseteile gestrahlt und lackiert). Der Zylinder wurde so gestrahlt, dass das Alumaterial belassen werden konnte.

Der Motor wurde gestrahlt und teilweise schwarz lackiert

Der Motor wurde gestrahlt und teilweise schwarz lackiert (Quelle: Bernd Singer)

Dann kam eine sonderangefertigte, nagelneue Zündung mit 12 Volt und Hochspannungsregelung rein. Original besaß die KDX nur eine 6V-Stromversorgung. Als der Motor fertig war, ging es mit dem Rahmen und Fahrwerk weiter. Der Rahmen war eine Riesenbaustelle: die Umlenkung und Schubstangen von der Schwinge waren festgerostet, die Schwingenlager waren ebenfalls tot. Der hintere Stoßdämpfer war total fertig. Die Dämpferstange war verbogen, die Führungshülsen oval und der Ausgleichsbehälter hatte einen Riss.

Da die Originalteile dafür nicht mehr zu bekommen waren, habe ich mir einen Dämpfer mit Zug- und Druckstufenverstellung extra für die Geometrie der Kawa anfertigen lassen. Die ERK Kawa besaß original nur Druckstufenverstellung. Bevor der Rahmen zum Strahlen ging, montierte ich das Federbein, um die Hebelverhältnisse zu überprüfen, damit ich nicht mehr am lackierten Rahmen etwas ändern muss. Ich pulvere übrigens nicht, da sieht man sonst im Betrieb eventuelle Rissbildung nicht mehr, da Kunststoff ist zu dick und nicht reißt.

In den fertigen aufbereiteten Rahmen kam als erstes der Motor rein. Danach habe ich die Gabel komplett an den Innereien überarbeitet, alle Führungen und Abstreifringe erneuert und dann die Gabel noch auf mein Gewicht mit Ölviskosität und Luftpolster abgestimmt. Die Tauchrohre wurden noch lackiert und dann mitsamt der Gabelbrücke – inkl. Neuer Lenkkopflager etc.- an den Rahmen montiert.

Es folgten die restaurierte Telegabel und erste Anbauteile

Es folgten die restaurierte Telegabel und erste Anbauteile (Quelle: Bernd Singer)

Als nächstes kam dann die neu gelagerte Schwinge dran, es folgten die neu eingespeichten Räder. Ebenso wurden ein paar Neue Plastikteile angepasst und angebaut.

Für die Auspuffanlage einen neuen passenden Schalldämpfer zu finden, der auch genügend Leistung übrig ließ und trotzdem den TÜV Vorschriften genüge tut, war nicht einfach. Gefunden habe ich das Teil dann auf einem italienischen Oldtimermarkt!

Anschließend baute ich den renovierten und frisch abgedichteten Luftfilterkastens ein. Nach Erstellung, Anfertigung und Einbau eines selbstgemachten Kabelbaumes, waren die überholten Bremsen an der Reihe, ebenso Federbein und Umlenkungsstreben, die neue Kette, neue Bowdenzüge für Bremse und Kupplung. Der Anbau von Tank, Startnummerntafeln sowie der kleinen Werkzeugbox am Heckkotflügel rundeten die Restauration meiner Kawasaki ERK KX 250 ab.

Kawasaki ERK KX 250 von hinten

Kawasaki ERK KX 250 von hinten (Quelle: Bernd Singer)

Dann ging es zu den Abstimmungsfahrten, um die passende Vergasereinstellung zu finden und um kleinere Anpassungen noch zu erledigen. Anschließend zum TÜV und HU, danach zur Zulassungsstelle. Nach ein paar Trainings war alles fertig zum Einsatz bei Klassikwettbewerben.

 

Euer Bernd Singer