Beflügelt von den Paris-Dakar-Erfolgen in den 1980er Jahren, stellte Honda 1986 eine Maschine mit Rallye-Flair für ein breites Publikum vor. Das Motorrad bekam den europäischen Namen „Transalp“. Die Honda Transalp war ein echter Cross-Over: längere Federwege, Motorschutz und Speichenräder lassen auch Fahrten abseits befestigter Straßen zu, während eine hohe Zuladung sowie die rahmenfeste ABS-Verkleidung auch längere und schnellere Strecken ermöglichen.

Die Verkleidung der Transalp sorgte anfangs für Skepsis (Foto: B. Mende)

Der mutige Schritt, der die neue Kategorie der Reiseenduros begründete, wurde mit entsprechenden Verkaufszahlen belohnt. Das hohe Eigengewicht der Honda Transalp von 190 Kilogramm sowie die moderate Leistung sorgten zwar auch für kritische Stimmen – diese meinten, dieses Motorrad könne zwar alles, aber nichts richtig.

Die Honda Transalp ist ein Allrounder (Foto: B. Mende)

Die Maschine fand jedoch schnell eine treue Fangemeinde, für die es das ideale Reisemotorrad ist: nicht nur für jede Art von Straße geeignet, sondern auch bequem in aufrechter Enduro-Position zu fahren und außerordentlich zuverlässig. Der unechte V2-Motor mit 52° Zylinderwinkel und 600 ccm Hubraum leistet 50 PS und erfreut durch ein breites Drehzahlband.

Unterfahrschutz für den 50 PS starken Motor (Foto: M. Lemke)

Modellpflege der Honda Transalp für das 1989

Aufgrund des Erfolgs wurden Motor und Rahmen der Honda XL 600 V Transalp für das Modelljahr 1989 gründlich überarbeitet. Weiterhin wagte Honda den Sprung in die USA, konnte allerdings nicht an europäische Erfolge anknüpfen. Nach nur zwei Jahren wurde die „US-Alp“ wieder eingestellt, viele dieser Motorräder fanden den Weg als Grauimporte nach Europa. Ein ähnliches Schicksal, allerdings ohne die Grauimport-Variante, ereilte die für den asiatischen Markt produzierte Transalp mit 400er-Motor nur wenig später.

Die Honda Transalp XL 600 V gab es in vielen Farbvarianten (Foto: B. Wiehe)

Die Produktion wurde konsequenterweise 1197 nach Europa verlegt, und dort wurde die 600er Transalp, regelmäßig modellgepflegt, bis 1999 verkauft. Im Jahr 2000 kam ein Nachfolgemodell mit 650 Kubik auf den Markt, und im Jahr 2008 eine eher straßenorientierte Neuauflage mit nochmals vergrößertem Motor und Einspritzung. ABS gab es dann endlich auch für die Bremse und nicht nur als Verkleidungsmaterial. Besonders beliebt oder erfolgreich sind diese Modelle nie gewesen, 2011 erschien das letzte Modelljahr. Ein bisschen ist dies vermutlich dem ursprünglichen Erfolg geschuldet.

„Rally Touring“ auf der Seitenverkleidung (Foto: M. Lemke)

Die Modellpflegemaßnahmen erfolgten langsam und spät, während die Konkurrenz nicht schlief und mit moderneren Reiseenduros punkten konnte. So gab es kaum Umsteiger von früheren Honda Transalps auf spätere Modelle. Auch waren die Qualitätsprobleme nicht hilfreich, von denen die Produktionsverlagerung begleitet war, obwohl Honda diese schnell in den Griff bekommen hat.

Aktive Transalp Szene

Um die erste Generation der Honda Transalp 600 hatte sich aber schon früh eine lebendige Szene etabliert, die aufgrund der Langlebigkeit der Maschinen auch heute noch existiert. Aus dem gleichen Grund floriert auch die Gebrauchtszene. So kann man bei den etwas mutigeren Farbvarianten für recht wenig Geld ein guterhaltenes Motorrad erwerben.

Die Honda Transalp ist ideal als Reiseenduro (Foto: Manfred Schuengel)

Durch die hohen Stückzahlen – 37.000 verkaufte Maschinen in Deutschland – war die Honda Transalp auch bei den Herstellern von Zubehör beliebt, entsprechend gut ist das Angebot. Obendrein passen viele Honda-Teile von anderen Transalp-, XR oder Africa Twin-Modellen. Sie ist somit eine beliebte Basis für Fernreisen wie auch für individuelle Umbauten, von der gestrippten Hardenduro über Supermoto-Strassenmaschinen bis zum Gespann. Zentraler Anlaufpunkt für die Szene ist die Plattform transalp.de, die vom Verein Transalp-Freunde Deutschland e.V. betrieben wird.

Blick ins Cockpit der Honda Transalp 600 (Foto: Manfred Schuengel)

Neben technischen Informationen, Hintergrundwissen und einem Forum auf transalp.de bietet der Verein auch Treffen und regionale Stammtische an. Ein besonderes Highlight ist das Internationale Transalp-Treffen ITT, das in wechselnden europäischen Ländern stattfindet und mehrere Hundert Teilnehmer anlockt.

 

[Autor: Manfred Schuengel]