Die Honda VFR 400 R im Bonsai-Format kann zu Recht als Wolf im Schafspelz bezeichnet werden. Eine exzellente Fahrwerksgeometrie und ein geringeres Gewicht im Vergleich zur baugleichen RC 30 beschert der 61 PS starken Super-Sportlerin noch heute ein sehr gutes Handling. Die seltene Import-Maschine mit den kleinen Scheinwerfern wurde nur kurzzeitig in Deutschland verkauft, weshalb hierzulande auch nur 250 Exemplare zwischen 1989 und 1992 zugelassen wurden. Denn die VFR400 R kostete 1992 stolze 19.125 DM!
Bedingt durch die japanische Führerscheinregelung nimmt die 400-ccm-Klasse im fernen Japan eine exponierte Stellung ein. Während bei uns Leistungsklassen definierte wurden, gibt es in Fernost eine Einteilung in Hubraumklassen. Da der Führerschein bis 400 ccm Hubraum dort relativ einfach zu erlangen ist, stellten die japanischen Motorradhersteller ihren Big Bikes meistens auch eine „Bonsai-Variante“ zur Seite. Kein Wunder also, dass Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha unzählige 400er Modelle – von Honda CB400 N bis hin zur Yamaha XS400 – im Programm hatten.
Entwicklung der VFR 400 R Modellreihe
In der ersten Hälfte der 1980er Jahre setzte Honda mit seinen VF-Modellen einen Boom mit leistungsfähigen V-Motoren in Gang. Doch die VF-Reihe litt unter Zuverlässigkeitsproblemen, weshalb Honda sich 1986 entschloss die VF400F (bei uns vor allem durch das 500er Modell bekannt) aus den Markt zu nehmen und durch die erste Generation der VFR400 zu ersetzen.
Honda VFR400 NC21 (1986 bis 1987)
Die erste Honda VFR 400 war die von 1986 bis 1987 gebaute NC21, die der VF400F direkt nachfolgte. Dieses VFR 400 Modell war der Zweitaktrakete NS400R aus dem gleichen Hause sehr ähnlich. Die vollverkleidete NC 21 hatte eine Doppelsitzbank, einen großen Scheinwerfer, Gussräder im 3-Speichen-Design, einen Aluminium-Kastenprofilrahmen und eine herkömmliche Doppelschwinge mit Zentralfederbein. Technisch hatte Honda bereits alle Register gezogen und spendierte der VFR 400 NC21 eine hydraulisch betätigte Kupplung. Zudem besaß die NC21 das Anti-Dive-System „TRAC“ (Torque Reactive Anti-Dive Circuit) an der luftunterstützten Telegabel, deren Dämpfung vierfach einstellbar war. Der V4-Motor der ersten Generation hatte außerdem einen 180 Grad Hubzapfenversatz.
Honda VFR400 R NC24 (1987 bis 1988)
Hondas zweite Generation war die VFR400R NC24, die 1987 und 1988 in kleinen Stückzahlen vom Band lief. Erstmals wurde bei diesem Modell eine Einarmschwinge in einem Serienmotorrad verbaut, die später zum Markenzeichen Honda VFR-Serie werden sollte. Honda verzichtete bei der NC24 auf die hydraulisch betätigte Kupplung und stellte auf eine konventionelle Betätigung per Seilzug um. Das Styling blieb nahe am Vorgängermodell NC21, jedoch verschwand die Doppelsitzbank zugunsten von zwei Einzelpolstern.
Bei den Gussrädern wechselte Honda auf ein Design mit acht schrägen Speichen hinten und sechs Speichen vorn. Das Hinterrad wurde von vier Schrauben an der Nabe gehalten. Den Aluminiumrahmen, den großen Scheinwerfer, als auch den Auspufftopf auf der rechten Seite behielt man bei. Allerdings wurde der Schalldämpfer nun deutlich höher montiert und war nicht mehr schwarz lackiert. Die VFR 400R NC24 war in drei Farbvarianten darunter auch in der begehrten Rothmans-Optik.
Honda VFR 400 NC30 (1989 bis 1992)
Die VFR 400R NC30 war die dritte und wohl bekannteste Version der 400er VFR-Reihe. Das Styling wurde deutlich verändert und glich der größeren VFR750R (RC30) wie ein Zwilling.
Am Auffälligsten waren die kleinen Doppelscheinwerfer, die dem Japan-Modell vorbehalten waren. Anders als bei der Vorgängerin verlegte Honda bei der NC30 den Schalldämpfer auf die linke Seite, wodurch das Hinterrad auf der rechten Seite noch deutlicher zum Vorschein kam und die aggressive Rennoptik weiter unterstrich. Mit Umstellung des V4-Motors auf eine 360-Grad-Kurbelwelle erhöhte Honda auch die maximale Drehzahl auf exorbitante 14.500 U/min.
Die VFR400R NC30 wurde auch in begrenzten Stückzahlen nach Europa exportiert. Gut zu erkennen sind die offiziell nach Deutschland verkauften Modelle an dem auf 180 km/h begrenzten Tachometer und dem großen Scheinwerfer. Während die NC30-Modelle mit japanischer Spezifikation in acht verschiedenen Farbgebungen erhältlich waren, mussten sich Käufer hierzulande trotz des horrenden Preises mit zwei verschiedenen Designs begnügen.
61 PS Adrenalin pur
Dieses kleine Juwel macht Spaß und ist auf der Straße eine Offenbarung. Dass die Honda VFR400 R ein kompromissloser Sportler ist, muss man bei ihrem Anblick nicht extra erwähnen. Sie ist für Adrenalin-Junkies gemacht! Auf ihr Platz nehmen sollte jedoch nur, wer über starke Handgelenke verfügt und gleichzeitig die 1,80-Meter-Marke idealerweise nicht kratzt. Die Honda VFR400 R mit ihren 61 PS-V4-Motor überzeugt mit einer Kombination aus nutzbarer Leistung und einem mehr als gebührenden Fahrwerk, deren Potenzial auf offenen Landstraßen und Autobahnen voll ausgelebt werden kann. Der kleine V4-Motor verlangt aber nach ordentlich Drehzahlen, um die 61 Pferdchen zwischen 8.000 und 14.500 U/min kräftig auf Trab zu bringen. Für den Sozius wird das zum Ritt auf der Kanonenkugel.
Sicherlich gab es für knapp 20.000 DM größere Supersportler vor 30 Jahren zu haben. Aber Hondas ausgefeilte Technik, eine Verarbeitungsqualität auf höchstem Niveau und eine Literleistung von 152 PS bei 176 Kilogramm Trockengewicht gab es halt nicht an jeder Ecke.
Technische Daten Honda VFR 400R
Motor:
- Wssergekühlter Vierzylinder-Viertakt-V-Motor mit 360 Grad Kurbelwellenversatz
- zwei obenliegende, zahnradgetriebene Nockenwellen (DOHC)
- 4 Ventile pro Zylinder über Kipphebel betätigt
- Nasssumpfschmierung mit Ölkühler
- Hubraum: 399 ccm bei Bohrung x Hub: 55 x 42 mm
- Verdichtungsverhältnis: 11,3:1
- Max. Leistung: 61 PS bei 12.500 U/min
- Max. Drehmoment: 40 Nm bei 10.000 U/min
Kraftübertragung:
- Primärantrieb über Zahnräder
- Sechsganggetriebe
- O-Ring-Kette
Fahrwerk:
- Alu-Brückenrahmen, Heckteil aus
- Teleskopgabel mit 41 mm Standrohren und 120 mm Federweg
- Einarmschwinge aus Aluminium, über Hebelsystem umgelenktes Zentralfederbein mit 121 mm Federweg, Federbasis und Zugstufendämpfung verstellbar
Räder und Bremsen:
- vorn: Doppelscheibenbremse mit schwimmend gelagerten Vierkolbenbremssätteln und 300 mm Bremsscheiben
- hinten: Scheibenbremse mit Doppelkolbensattel und 245 mm Bremsscheibe
- Leichtmetallgussräder: vorn 3,50“ x 17“, hinten 4,50“ x 18“
- Reifengröße: vorn 120/60 VR 17, hinten 150/60 VR 18
Maße und Gewichte:
- Länge: 2.225 mm
- Radstand: 1.345 mm
- Gewicht trocken/vollgetankt: 176/193 kg
- Zuladung: 163 kg
- Tankinhalt: 17 L
- Motoröl: 2,8 Liter SAE 10 W 40
Ich muss deinen Beitrag etwas verbessern.
Die japanische Version der NC30 hatte einen Tacho bis 180 km/h. Die deutsche Exportvariante dagegen bis 240 km/h.
Auch haben alle NC30 einen Doppelscheinwerfer. Bei der deutschen Version waren diese im Durchmesser größer, wodurch auch die Frontverkleidung aus zwei Teilen bestand, anstatt aus einem Teil wie bei alle anderen.
Als Farbvariante gab es bei der deutschen Version nur eine und keine zwei.
MfG
Frank (seit 25 Jahren NC30 Fahrer)
Ich habe mal eine Frage, kannst du mir sagen ob der Tank der NC 30 auch auf die NC 21 / NC 24 passt, ich habe eine NC 21 gekauft, ( für Oldie bzw. Youngtimer Rennen ) da ist die Schwinge der NC 24 drin und eine Rennverkleidung der NC 30 wird jetzt verbaut, also nicht alles Original und nicht für die Strasse, sondern zum Spass haben bei ein paar Veranstaltungen.
Ich weiss, Räder, Motor, Auspuff sind bei der NC 30 anders, mein Tank ist innen sehr verrostete und einen für die NC 30 könnte ich jetzt bekommen, weiss aber nicht ob er passt.
Gruß
Georg
Hallo,
ich suche einen Benzinhahn für meine
VFR 400 R – NC 24 – 1989
Gruß aus Remscheid
Carsten Gattinger