1984 stand Roger Whittackers Song „Abschied ist ein scharfes Schwert“ auf Platz 34 der deutschen Single-Charts. Abschied nehmen mussten die Fans auch von Hondas Dauerbrenner Honda CB 400 N,  nach knapp 27.000 verkauften Einheiten in 6 Jahren (häufig auf Platz 1 der Neuzulassungs-Statistik) in Deutschland wurde das Bike nicht mehr angeboten. Als Nachfolgerin dieses Bestsellers bot HONDA in der 27-PS-Klasse nun die in Brasilien gebaute Honda CB 450 N (PC 14) an, die in die Fußstapfen der beliebten Brot-und-Butter-Maschine im EUROSPORT-STYLING (deshalb oft als „Kinder-Bol d`Or“ verballhornt) treten sollte.

Äußerlich komplett überarbeitet, aber wie die Vorgängerin in zwei Leistungsstufen (27 PS und 43 PS) angeboten, stand der etwas altbacken gestylte Zweizylinder-Parallel-Twin auf der IFMA 1984 in Köln und konnte nach der Messevorstellung für 5.188 DM beim freundlichen Honda-Händler erworben werden. In den zwei Jahren wurden jedoch nur ca. 1.700 Exemplare in Deutschland verkauft, was sicherlich zuvorderst am missglückten Styling lag. In Zeiten einer neu vorgestellten Suzuki GSX-R 750 wollten die Biker selbst in den kleinen Klassen deutlich sportlicher gezeichnete Motorräder fahren, als die technisch ausgereifte und robuste, aber zu langweilig daherkommende CB 450 N (PC 14).

Honda CB 450 N

Die Honda CB 450 N löste 1984 den 400er Beststeller ab (Foto: bembelbiker)

Der Antrieb der CB 450 N

Der Motor basierte als Parallel-Twin mit einer obenliegenden Nockenwelle, drei Ventilen pro Zylinder, zwei Balancer-Wellen und Luftkühlung im Prinzip auf dem Aggregat der CB 400 N und war genau so robust wie in der Vorgänger-Version. Schließlich basierte das Triebwerk auf den bewährten Honda Twins aus den 70er Jahren, die um Ausgleichswellen und Dreiventil-Zylinderköpfe ergänzt wurden.  Die beim Vorgänger noch auftretenden Ölundichtigkeiten bei höherer Laufleistung trat hier nicht mehr auf. Um die Motoröltemperatur immer im unkritischen Bereich zu halten, spendierte Honda der CB 450 N einen dezenten Ölkühler.

Honda CB 450 N

Dezent versteckt sich der Öhlkühler (Foto: bembelbiker)

Mit seinen 447 ccm und einem Bohrung-Hub-Verhältnis von 75 x 50,6 mm leistete das mit einem Verdichtungsverhältnis von 9,3 : 1 arbeitende Aggregat offen 43 PS bei  9.000 U/min und entwickelte ein maximales Drehmoment von 37 Nm bei 7.000 U/min (Fahrgestellnummer PC 14-2000001 ff.).

Mit Fahrgestellnummer  PC 14 – 1000001 ff. gab es in Deutschland eine  leistungsreduzierte Version mit versicherungsgünstigen 27 PS  bei 7.500 U/min und einem max. Drehmoment von 33 Nm bei 7.000 U/min.  Gedrosselt wurde der Motor, wie schon bei der Vorgängerin, über eine zahmere Nockenwelle.  Die Gemischaufbereitung übernahmen zwei  31 mm – Gleichdruckvergaser(VB 31G) von KEIHIN, die bei flotter Fahrweise um die 7 Liter Normalbenzin durchlaufen ließen. Durch den 17, 5 Liter fassenden Tank waren knapp 250 km Reichweite zu realisieren, wer seine Gashand zügeln konnte, wurde mit selteneren Tankpausen belohnt.

Honda CB 450 N

Eigentlich für 43 PS gut, leistete sie hierzulande überwiegend nur 27 PS (Foto: bembelbiker)

Die Kraft wurde über eine Mehrscheibenkupplung im Ölbad auf ein 6-Gang-Getriebe via O-Ring-Kette ans Hinterrad übertragen. Der 6. Gang war fast als Schongang ausgelegt, so dass die Höchstgeschwindigkeit und die Höchstdrehzahl im 5. Gang erreicht wurde, im 6. Gang fiel die Drehzahl immer etwas ab, was auf langen Strecken zur Motorschonung und zur Verbrauchsreduktion beitrug.  Die Höchstgeschwindigkeit betrug in der offenen Version knapp 170 km/h, der Sprint von 0 auf 100 km/h wurde in 6,6 Sekunden absolviert. Vollgetankt wog die HONDA CB 450 N (PC 14) 185 kg, die Höchstgeschwindigkeit der 27 PS-Version lag bei 141 km/h.

Fahrwerk und Rahmen

Der Motor wurde, wie bei der Vorgängerin mittragend, von einem unten offenen Ein-Rohrrahmen aus Stahl aufgenommen. Durch den kurzen Radstand von 1.395 mm, dem Nachlauf von 93 mm und mit den 19- bzw. 18-Zoll-Rädern rollte die Honda CB 450 N (PC 14) handlich und mit stabilem Geradeauslauf über die Straßen. Im Gegensatz zur Vorgängerin drehten sich im Fahrwerk der CB 450 N keine Com-Star-Verbundräder, sondern Aluminium-Guss-Räder mit zackenartigem Speichen-Design.

Honda CB 450 N

Aluminium-Guss-Räder mit zackenartigem Speichen-Design (Foto: bembelbiker)

Vorne federte eine 33 mm SHOWA-Telegabel mit 140 mm Arbeitsweg, hinten sorgte eine konventionelle  Doppelschwinge mit 2 mehrfach in der Druckstufe verstellbaren Federbeinen und 97 mm Federweg für Komfort. Zur Verzögerung standen am 19-Zoll-Vorderrad eine Doppelscheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsättel und einem Durchmesser von 240 mm und die hintere Trommelbremse mit 140 mm Durchmesser am 18-Zoll-Hinterrad zuverlässig zu Diensten (in ihrem Fertigungsland Brasilien verzögerte auch an der Hinterhand eine Scheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsattel).

Ohne irgendwelche Modellpflegemaßnahmen wurde die CB 450 N nach zwei Jahren aus dem Lieferprogramm genommen, da die Abverkäufe in Deutschland nur unbefriedigend waren; nicht dass die Maschine technische  Schwächen zeigte, aber das eigenwillige Styling mit rechteckigen Armaturen, dem eher unmotivierten Raddesign und der langweiligen Formensprache gefiel den deutschen Motorradfahrern nicht.

Farben

Die Honda CB 450 N (PC 14) war serienmäßig in zwei Farben auf dem hiesigen Markt unterwegs:

  • rot  (weiß-dunkelblaue Decals)
  • silbern metallic (braun-rote Beklebung)

Gebrauchtmarktsituation zur Honda CB 450 N

Im Zentralregister des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg sind derzeitig 533 zugelassene Exemplare der HONDA CB 450 N (PC 14) erfasst. Bedingt durch die schwachen Verkaufszahlen werden die fahrenden Exemplare im täglichen Straßenbild immer seltener.

Honda CB 450 N

Die Honda CB 450 N blieb ohne Kultfaktor im Schatten ihrer erfolgreichen Vorgängerin (Foto: bembelbiker)

Laut Classic-Analytics aus Bochum bewegen sich die Gebrauchtpreise ab 1.300 € aufwärts für gepflegte Maschinen im Originalzustand ohne Wartungs- und Reparaturstau; am anderen Ende der Skala liegen die für Restaurierungen noch annehmbaren „Bastelbuden“ bei rund 300 €.

Kleine Schwächen leistet sich die PC 14 allenfalls bei der korrosionsanfälligen Auspuffanlage, einem bei höherer Laufleistung zu revidierenden Motor (Übermaßkolben und neuer Zylinderhohnung nebst zu überholendem Zylinderkopf), abgenutzten Stoßdämpfern und verschlissenen Schwingen- und Lenkkopflagern. Hier kann man sich mit modernen Nachrüstprodukten aus dem Zubehör behelfen.

Durch das altbackene Styling wird die Maschine jedoch kein Sammler-“Schätzchen“, da sie zwar seinerzeit geringe Zulassungszahlen zu verzeichnen hatte, aber stets ohne Kultfaktor im Schatten ihrer erfolgreichen Vorgängerin und ihrer wunderschön gezeichneten Nachfolgerin Honda CB 450 S (PC 17) stand.  Ungewöhnlich, aber die CB 450 N diente auch schon mal als Basis für einen Gespannumbau.