Durch Evolution zum Klassiker
Die Yamaha XS 650 ist der Beweis dafür, dass Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen sich lohnen, wenn man davon überzeugt ist, auf dem richtigen Weg zu sein. Der einst von einem Klavierbauer gegründete japanische Motorradhersteller war Ende der 1960er-Jahr auf dem richtigen Weg. Mit der Yamaha XS 1 / XS 2 war ein hoch-innovatives neues Modell geschaffen worden, das es in dieser Form vorher nicht gab. Mit Anleihen bei Horex, NSU einerseits sowie Triumph und Norton andererseits entstand aus der Kombination mit japanischer Funktionalität und Fertigungsqualität ein neuartiges hubraumstarkes Motorradkonzept, dessen Siegeszug aber zunächst noch durch Startschwierigkeiten aufgehalten wurde.
Baute man beim Antrieb auf moderne Ideen und setzte diese konsequent um, blieben doch die Fahrleistungen angesichts der „herkömmlichen“ Rahmen- und Fahrwerkskonstruktion hinter den Erwartungen zurück. Daraus resultierten erschreckend niedrige Verkaufszahlen, die dann 1972 konsequenterweise zur Einstellung des Modells führten.
Yamaha wäre aber nicht Yamaha, wenn man es in Hamamatsu bei dieser Erfahrung belassen hätte! Der große, bis heute andauernde Erfolg des japanischen Vorzeige-Unternehmens geht insbesondere auf die Fähigkeit zurück, aus Misserfolgen zu lernen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Durch Entwicklung und konsequente Beseitigung von Schwachstellen gelang es den Ingenieuren auch im Fall der XS 650, ein überzeugendes Ergebnis zu erzielen. Ohne kompetente Hilfe und externen Input wäre das aber sicher in dieser Form nicht möglich gewesen. Und so wurde mit der Verpflichtung von Percy Tait, eines erfahrenen Renn- und Entwicklungsingenieurs von Triumph, die Weiche in die richtige Richtung gestellt.
Aus der vielversprechenden, aber noch unausgereiften Yamaha XS 1 / XS 2 entwickelte das Team um Tait innerhalb von gut anderthalb Jahren akribischer Arbeit die Yamaha XS 650. Mit ihren hervorragenden Fahrleistungen war die XS 650 im Vergleich zur Vorgängerin kaum wieder zu erkennen, obwohl sie sich optisch fast unverändert präsentierte. Über die genauen Änderungen aus dieser Entwicklungsphase berichtet Nippon-Classic im Artikel zur Yamaha XS 1.
Erwähnenswert ist auch der Umstand, dass Yamaha von 1972 bis 1973 versuchte die Yamaha TX 750 zu etablieren. Die 750er basierte auf der XS 2, bekam aber zwei „Omni-Phase-Balancer-System“ genannte Ausgleichswellen zur Schwingungstilgung. Das System sorgte zwar für Laufruhe, geriet aber recht schnell in Verruf, als die ersten Haltbarkeitsprobleme auftauchten. Obwohl Yamaha hier schnell Abhilfe schuf, konnte sich die TX 750 nicht mehr am Markt etablieren und lief insgesamt nur 2 Jahre lang vom Band.
Motor und Fahrwerk der XS 650 – ein Blick auf die Technik
Die Grundkonstruktion der Yamaha X1 blieb erhalten, der Zweizylinder-Viertaktmotor war komfortabler ausgelegt, es wirkten jetzt niedrigere Kolbenseitenkräfte. Der Gleichläufer verleugnet seine Arbeitsweise im Stand niemals, aber ohne dabei aufdringlich zu wirken. Der Parallel-Twin saß in einem Doppelschleifen-Rohrrahmen mit doppelt gefederter Hinterradschwinge eingebaut. Der Rahmen hatte zahlreiche Verstärkungen erhalten und die Fahrwerksgeometrie wurde entscheidend verbessert.
Zu den signifikanten neuen Merkmalen zählte die Doppel-Scheibenbremse am Vorderrad, der elektrische Starter, Aluminium-Hochschulterfelgen und eine neue Auspuffanlage. Erneut kam die bewährte Kombination aus Fünfganggetriebe, Mehrscheibenkupplung und Kette zum Einsatz. In der Konfiguration von 1974 leistete der Motor 51 PS bei 6.940 U/min und brachte den mittlerweile vollgetankt 227 kg wiegenden Oldtimer auf 180 km/h.
Modellpflege
Während ihrer Produktionszeit erfuhr die Yamaha XS 650 verschiedene Modellpflegemaßnahmen. Zusätzlich gab es noch verschiedene Ausführungen, die aber technisch auf dem Hauptmodell beruhten.
- 1974 erschien die „neue“ Yamaha XS 650 offiziell als XS 650B (Baureihe 533) und lief unverändert bis einschließlich 1975.
- 1976 ergänzte, bzw. veränderte Yamaha verschiedene kleinere Dinge, wie z.B. eine zweite Rückholfeder am Seitenständer, sowie neue Instrumente in den Armaturen. Die Bezeichnung war nun XS 650C (Baureihe, je nach Länderversion: 584, 1E1 und 1H1).
- 1977 bekam das Modell die Bezeichnung XS 650D (Baureihen 1T3 und 1U3). Neben verschiedenen Kleinigkeiten wurde der Radstand noch einmal auf 1.470 mm erhöht und das Bike bekam modifizierte Getrieberäder und neue schwimmend gelagerte Bremssättel am Vorderrad.
- In den Folgejahren gab es noch die Modelle XS 650 E, F , G und H, mit teilweise nur geringfügigen Veränderungen. Erwähnenswert ist hier die Senkung der Sitzhöhe von 810 auf 790 mm durch eine neue Sitzbank. Weitere Modifikationen gab es beim Steuerkettenspanner mittels einer Dämpferscheibe
Parallel wurde ab dem Modell E auch ein auf der Yamaha XS 650 basierender Softchopper mit dem Kürzel SE, später dann SF, SG und SH eingeführt. Je nach Ausführung und Modelljahr verwendete Yamaha sowohl Leichtmetall-Hochschulterfelgen, als auch Leichtmetall-Flachschulterfelgen. Als dritte Radvariante gab es auch – dem damaligen Trend folgend -Gussfelgen.
Diese Maßnahmen sorgten für hohe Verkaufszahlen über einen Zeitraum von fast 10 Jahren und machten das Bike zu einer der erfolgreichsten Maschinen des japanischen Konzerns. 1984 lief die letzte Yamaha XS 650 vom Band. Es dauerte aber noch gut drei Jahre, bis die Händler die großen Bestände an neuen Bikes komplett verkauft hatten.
Tipps zum Gebrauchtkauf und Preisspiegel
Dieses kernige Charakterbike ist im Laufe der Jahre beliebtes Objekt für diverse Anpassungen und Modifikationen geworden. Während Puristen aus ihren Maschinen durch Entfernen „überflüssiger“ Teile „Chopper“ oder „Bobber“ machten, veredelten andere findige Bastler ihre Bikes zu „Café-Racern“ und „Roadstern“, teils mit vergrößertem Hubraum und gesteigerter Leistung. Viele so entstandene „Custom Mades“ bevölkern auch heute noch – neben den werkseigenen Sonderausführungen – die Straßen.
Einzige nennenswerte Schwachpunkte der XS 650 sind der Anlasser, auf den Puristen sowieso gerne verzichten, sowie die Elektrik und die Glühbirnen. Letztere werden in der Regel nach kurzer Zeit Opfer der permanent vorhandenen Vibrationen. Abhilfe kann hier tatsächlich ein Umrüsten auf LEDs schaffen.
Für viele Teile gibt es ein dichtes Netz von Anbietern, fast alle Teile sind aber auch original verfügbar. Für den seltenen Fall, dass sich ein Teil nicht in Deutschland besorgen lässt, sorgt im Internetzeitalter die hohe Verbreitung der Maschinen in Amerika für eine reibungslose Ersatzteilversorgung. Der spezialisierte Kreis von Teilehändlern findet sich im Artikel zu XS1 und XS2.
Insgesamt ist die XS 650 ein absolut empfehlenswertes Motorrad für Freunde von alltagstauglichen Oldtimern mit „britischen“ Charaktereigenschaften, das in recht hoher Stückzahl verbreitet ist und relativ problemlos instand gesetzt werden kann.
Classic-Data taxiert den Wert dieses Oldtimers von 350 Euro mit Zustandsnote 5 bis hin zu 4.100 Euro, wenn sich die Maschine im makellosen Zustand befindet. Am schwierigsten wird es ein Exemplar im gepflegten Originalzustand zu finden. Mit 1.700 beim KBA gelisteten Maschinen ist der Bestand hierzulande recht umfangreich. Anders die Situation der TX 650, die nie den Weg nach Deutschland gefunden hat und den USA und Europa vorbehalten gewesen war.
Schrauber Tipps & Tricks zur XS650 gibt es unter http://www.xs650.de/tips/tipstricks.htm.
Aufgrund ihres kernigen Charakters nutzen viele Custom-Fans die Yamaha XS650 auch als Basis für einen individuellen Umbau, wie Hannes Weber, der einen „Garagenfund“ mit geringem Budget und individueller Note als Café Racer wieder zum Leben erweckte.
Technische Daten Yamaha XS 650
Einheit | TX 650 | XS 650 | ||
---|---|---|---|---|
1. Fakten | ||||
Produktionszeit | Jahr | 1972 bis 1973 | 1974 bis 1984 | |
Nummerierung (Rahmen) | Start | n/a | n/a | |
Farben | Metallic Flake Blue, Pearl Yellow Gold | Spanish Burgundy Metallic, Star Black | ||
Neupreis | . | n/a | 5.598 DM | |
2. Motordaten | ||||
Motortyp | 2-Zylinder-Reihe, 4-Takt | 2-Zylinder-Reihe, 4-Takt | ||
Ventilsteuerung | OHC, Kette, 2 Ventile | OHC, Kette, 2 Ventile | ||
Nockenwelle | 1 obenliegend | 1 obenliegend | ||
Hubraum | ccm | 653 ccm | 653 ccm | |
Bohrung | mm | 75 mm | 75 mm | |
Hub | mm | 74 mm | 74 mm | |
Verdichtungsverhältnis | 8,4:1 | 8,4:1 | ||
Vergaser | 2 Mikuni Gleichdruckvergaser (BS 38) mit je 38 mm Durchlass | 2 Mikuni Gleichdruckvergaser (BS 38) mit je 38 mm Durchlass | ||
3. Leistungsdaten | ||||
Leistung | PS | 53 PS | 51 PS | |
bei Drehzahl | min-1 | 6.900 U/min | 6.940 U/min | |
Drehmoment | Nm | 55 Nm | 54 Nm | |
bei Drehzahl | min-1 | 6.000 U/min | 6.000 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 3,7 Kg/PS | 4,2 Kg/PS | |
Höchstgeschwindigkeit | km/h | 173 Km/h | 170 km/h | |
4. Abmessungen | ||||
Länge | mm | 2.175 mm | 2.175 mm | |
Radstand | mm | 1.410 mm | 1.435 mm | |
Leergewicht | Kg | 195 Kg | 215 Kg | |
5. Bremse | ||||
Bremse vorn | 1 Scheibe 298 mm | 2 Scheiben 260 mm | ||
Bremse hinten | Simplex 180 mm | Simplex 180 mm | ||
6. Antrieb | ||||
Getriebe | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kette | Kette | ||
Starter | Kickstarter | Kickstarter |
Ich besaß das erste Modell XS 650, neu gekauft für damals 5100 DM. Eine wunderbare Maschine mit zwei schlimmen Fehlern. Das Motorrad stieß brutal auf in Schräglage, wenn eine kleine Bodenwelle kam, es war kein Schleifen, es war ein harter Schlag des Rohrrahmens. Mit Sozius war nur eine gemäßigte Gangart möglich. Wirklich gefährlich war aber die ausgeprägte Neigung zu urplötzlichem Pendeln bereits ab Tempo 90. Das sah nicht nur gefährlich aus, es war es auch. Kurvenräuberei bei höherem Tempo? Lieber nicht. Ein Freund mit seiner Yamaha RD 350 fuhr mir davon, aber nur, bis ich die Ursache des Problems gefunden hatte. Anfangs halfen weder ein Lenkungsdämpfer noch der wiederholte Austausch der Kunststoffschwingenlager noch neue Kugellager für die Gabelaufhängung. Nein, Koni-Stoßdämpfer für die Schwinge, gleich ein wenig härter in der Dämpfung eingestellt, was nur im ausgebauten Zustand möglich ist, und das Motorrad pendelte nie wieder. Der Freund mit der RD 350 fuhr mir nicht mehr davon, jetzt machte die XS 650 richtig Spaß. Ach ja, die Lichtmaschine braucht alle 25.000 km neue Kohlen. Mit 45.000 km verkaufte ich das schöne Bike.
1975 Kaufte ich als 18 Jähriger die erste Yamaha XS 650 in Luxemburg für 5100DM in Luxemburger Franken 80300 Lf das waren damals 4 Monatsgehälter in der Schwehrindustrie , super Motorrad gute Fahreigenschaften meine Freunde auf ihren Hondas 500 Four hatten immer nur das nachsehen sogar in den ersten 3 Gängen hatte ein Freund auf seiner Kawasaki 900 Z auf kurzer Strecke nichts zu melden ! Ich Fuhr in den Wilden 70er die Yamaha Unfallfrei was auch auf die gute Strassenlage und Bremsen zurück zuführen ist . Heute mit 61 Jahren bin ich auf der suche nach einer Originalen XS 650 um das Gefühl noch mal zu spüren , Heute bereue ich den Verkauf meiner XS 650 . Ich Fahre bis Heute noch immer Motorrad ( Unfallfrei) HD Fat Boy und Träume immer noch von meiner Yamaha XS 650 von damals .
So ähnlich ging es mir auch. Habe jetzt die halbwegs neue Royal Enflield 650. Eigentlich fast egal, ob Interceptor oder GT. Ich habe die GT. Macht mehr Spaß. Im Original schon super. Ich habe noch den Auspuff und den hinteren Dämper getauscht. Feeling wie mit der XS nur besser und mit ABS