Lange bevor Honda die kleine CB 200 auf den Markt brachte, blickt der Firmengründer bereits auf eine langjährige Tradition im Bau kleiner Viertakt-Motorräder mit ein oder zwei Zylindern zurück. Nach dem Krieg startete der japanische Motorradhersteller zunächst mit dem Bau kleiner Einzylinder-Zweiradtriebwerke – vor allem mit 50 und 98 ccm Hubraum. In den späten 50er Jahren folgten bereits die ersten in Großserie gebauten Zweizylinder-Motorräder. Die Honda C 92 und die C 71 begannen Ihren Siegeszug in der 125 bzw. 250 ccm Hubraumklasse. Soichiro Honda war es schon Ende der 50er Jahre gelungen eine komplette Modellpalette in den drei Hubraumklassen 125 ccm (C 92), 250 ccm (C 71) und 305 ccm (C 76) auf die Beine zu stellen. Damit schuf der japanische Motorradhersteller die Grundlage für eine günstige Massenproduktion.
In dem Segment zwischen 125 und 250 ccm Hubraum fehlte dem Hersteller aus Japan noch ein Motorrad. Nicht für den deutschen Markt vorgesehen, präsentierte Honda im Jahr 1965 die CB 160 und vier Jahre später die CB 175. Die CB 200 feierte schließlich ihr Debüt 1973, in Deutschland aber erst auf der IFMA 1974. Sie teilt sich die technischen und optischen Anleihen der beiden kleineren Maschinen aus den 1960ern. Honda behielt den Motorhub von 41 mm bei und vergrößerte lediglich die Bohrung von 52 mm (CB 175) auf nun 55,5 mm. Fertig war die Honda CB 200. Bereits die C 92 hatte einen Motor mit 41 mm Hub. Alles in allem trägt die CB 200 bekannte Zutaten und ist ein weiteres Zeichen einer erfolgreichen Großserienproduktion mit niedrigen Stückkosten.
Der CB 200 Motor mit größerer Bohrung und zwei Vergasern
Die Honda CB 200 wird von einem um acht Grad nach vorn geneigten und fahrtwindgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Motor mit 55,5 x 41 mm Bohrung und Hub angetrieben. Aus 198 ccm Hubraum und einer Verdichtung von 9,0:1 schöpft der Motor eine Leistung von 17 PS bei 9.000 min-1 und erreicht ein maximales Drehmoment von 13,9 Nm bei 8.000 U/min. Das Motorrad kommt somit auf ein Leistungsgewicht von 7,8 Kg pro PS.
Zwei Keihin-Vergaser mit je 20 mm Durchlass versorgt die beiden Zylinder mit dem notwendigen Benzin-Luft-Gemisch. Die Motorschmierung erfolgt als Druckumlaufschmierung im Nasssumpf. Das Motoröl wurde in der Ölwanne unterhalb der Kurbelwelle mitgeführt und mittels Ölpumpe und Kurbelwellenbewegung zu den Schmierstellen im Motor geführt.
Eine obenliegende Nockenwelle wird per Steuerkette, die zentral in einem Schacht zwischen den Zylindern läuft, von der Kurbelwelle angetrieben und betätigt über Kipphebel jeweils zwei Ventile pro Zylinder. Die Drehstromlichtmaschine war auf der linken Seite am Kurbelwellenstumpf montiert.
Der Hersteller versprach in einer Werbeanzeige jener Tage eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Fahrer berichten dann doch eher von 115 bis 120 km/h in der Realität.
Mechanische Scheibenbremse vorn
Für den deutschen Markt wurde die Maschine insbesondere durch eine geänderte Berechnungslogik bei den Versicherungsprämien. Motorräder wurden ab 1976/77 über die Motorleistung eingestuft und nicht mehr wie bisher über den Hubraum. Mit 17 PS konnte die Honda CB 200 mit ihrer hubraumschwächeren Zweitaktkonkurrenz aus Japan mitziehen.
Honda warb seinerzeit auch mit „Für alle, denen 125 ccm schon zu leicht sind und 250 ccm noch zu teuer sind.“
Die CB 200 besitzt einen geschlossen Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr. Vorn übernimmt eine Teleskopgabel mit 105 mm Federweg die Führung des Vorderrades. Vorn bekam die CB 200 eine mechanische Scheibenbremse spendiert. Die Bremse wurde also nicht hydraulisch, sondern über einen Seilzug betätigt – eine Besonderheit, die sich das Motorrad auch mit der kleineren CB 125 teilte. Das Hinterrad wurde in einer Doppelschwinge mit zwei Stoßdämpfern geführt. Der Federweg betrug 67,8 mm. Hinten stand eine gut dosierbare Simplex-Trommelbremse zur Verfügung.
Die Honda CB 200 wurde insgesamt in sechs, vielversprechend klingenden Lackierungen ausgeliefert:
- 1973 bis 1974: Tahitian Red und Muscat Green Metallic,
- 1975: Candy Gold Metallic und Custom Silver Metallic,
- 1976 bis 1977: Parakeet Yellow mit schwarz und Shiny Orange mit schwarz.
CB 200 als Prototyp für die „Güllepumpe“
Für die Entwicklung der CX 500 „Güllepumpe“, die 1977 offizielle vorgestellt wurde, experimentierte Honda mit der kleinen CB 200 herum. In einem modifizierten Rahmen wurde einfach ein V-Motor mit 90° Winkel und Kettenantrieb verbaut.
Kaufberatung und Preisspiegel
Es gibt sie noch, gut gebrauchte CB 200 aus 1. Hand für 1.000 Euro. Allerdings sind auch Motorräder dieses Typs für 200 bis 500 Euro zu haben. Wie bei anderen Hondas auch, macht sich je nach Pflege Rost an den Chromteilen und der Innenseite des Tanks breit. Zudem sind originale Ersatzteile relativ schwer aufzutreiben, da Honda diese nicht mehr herstellt. Dank Gleichbauteilestrategie passen aber auch gebrauchte Teile anderer Honda-Modelle (z.B. CB 125). Des Weiteren werden Nachbauteile angeboten.
Eine geringe Laufleistung ist nicht unbedingt ein Garant für ausbleibende Reparaturen. Selbst mit weniger als 15.000 km ist nach über 36 Jahren mit dem typischen Verschleiß und den üblichen Standschäden zu rechnen. Fahrer, die sich dieses Oldtimer-Motorrad zugelegt haben, sahen sich öfters mit folgenden Reparaturen konfrontiert:
- Erneuerung der Kupplung,
- Austausch undichter Gabelsimmerringe, Rostbehandlung im Tank,
- Reinigung und Abdichtung der Vergaser,
- Austausch der Nockenwelle und Erneuerung der Motordichtungen,
- Austausch der Lichtmaschine und Regler.
Zudem zickt der rechte Zylinder manchmal mit Fehlzündungen herum. Eine Justierung der Unterbrechereinstellung löst dieses Problem.
Aufwendige Reparaturen lassen sich bei diesem kleinen Oldtimer nur mit Liebhaberei, kaum jedoch wirtschaftlich rechtfertigen. Reparaturen übertreffen meistens den reellen Marktwert der Maschine.
Technische Daten Honda CB 200
Einheit | Honda CB 200 | ||
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1. Fakten | |||
Produktion | Jahr | 1973 bis 1977 | |
Nummerierung | |||
Farben | Tahitian Red, Muscat Green Metallic, Candy Gold Metallic, Custom Silver Metallic, Parakeet Yellow mit schwarz und Shiny Orange mit schwarz. |
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Neupreis | DM | 2.998 DM | |
2. Motordaten | |||
Motortyp | 2-Zylinder, 4-Takt | ||
Ventilsteuerung | SOHC Kette | ||
Nockenwelle | 1 obenliegend | ||
Hubraum | ccm | 198 ccm | |
Bohrung | mm | 55,5 mm | |
Hub | mm | 41 mm | |
Verdichtungsverhltnis | 9,0:1 | ||
Vergaser | 2 Keihin Vergaser | ||
3. Leistungsdaten | |||
Leistung | PS | 17 PS | |
bei Drehzahl | min-1 | 9.000 U/min | |
Drehmoment | Nm | 13,9 Nm | |
bei Drehzahl | min-1 | 8.000 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 7,8 Kg/PS | |
Hchstgeschwindigkeit | km/h | 120 km/h | |
4. Abmessungen | |||
Lnge | mm | 1.935 mm | |
Radstand | mm | 1.290 mm | |
Leergewicht | Kg | 133 Kg | |
5. Bremse | |||
Bremse vorn | mechan. Scheibe | ||
Bremse hinten | Simplex | ||
6. Antrieb | |||
Getriebe | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kette |
Bei den 200ern kommt noch hinzu, das die Übersetzung Kurbelwelle/Nockenwelle verändert
wurde. Unten 1 Zahn, oben 2, sodaß die NW-Kette näher am Gehäuse läuft. Selbst bei geringer Laufleistung zeigen sich Schleifspuren der Kette am Kettenschacht innen.
Bei einigen Motoren schliff sich das Alu bis zum Kettenspannstift weg und legte diesen frei.
Also immer auf passende NW-Kettenspannung achten!
Die Nockenwellenschmierung ist bei der 200er gegenüber der 175er ebenfalls verändert.
Die 200er Nocke ist weiter hohlgebohrt und schmiert alle Nocken vom rechten hinteren Stehbolzen aus. Bei der 175er geht das Oel über beide hintere Stehbolzen nach oben. Daher ist der linke Nockenwellen Lagerdeckel auch anders als bei der 200er.
Die Kupplungsbetätigung wanderte von links nach rechts, wodurch die Druckstange entfiel.