Die von der XL 600 R abgeleitete Honda NX 650 Dominator gehörte von 1988 bis 2000 zu den Publikumslieblingen im Enduro-Segment und war Ende der 1980er Jahre zugegebenermaßen auch mein Jugendtraum. Eher für die Straße konzipiert, versprach die für ihre Zuverlässigkeit und Robustheit bekannte Honda auch abseits befestigter Pisten Fahrspaß pur.

Dazu trug insbesondere der durchzugsstarke Single mit  44 PS und 55 Nm Drehmoment bei, der ab 2000 Touren ruckfrei durchzog. Aber auch das für eine 650er geringe Gewicht von nur 176 Kilogramm und das ausgezeichnete Fahrwerk der Honda Dominator ergaben eine perfekte „Synthese aus Straßen- und Enduromaschine“.

Mit der einstigen Honda Dominator hat der Scrambler nicht viel gemeinsam

Mit der einstigen Honda Dominator hat der Scrambler nicht viel gemeinsam (Foto: Pascal Locher)

Scrambler-Leichtbau ohne Kunststoff

Pascal Locher, der uns vor zwei Jahren einen wunderschönen Yamaha RD 250 Café Racer bescherte, nahm sich jüngst eine Honda NX 650 von 1994 zur Brust. Sie war das letzte zuverlässige Japan-Modell, bevor Honda die Produktion nach Italien verlagerte und eine schlechtere Verarbeitung in Kauf nahm.

Dem Zeitgeist der 80er-Jahre entsprechend und dem niedrigen Rohöl-Preis von lausigen 20 US-$ verdankend, rollte die Dominator werkseitig mit üppiger Kunststoff-Beplankung vom Band. Selbstredend, dass sich die 94‘er Domi erst einmal dem ganzen Plastikzeug entledigen durfte, bis der versierte Bikebuilder freien Blick auf die Kastenprofile des Rahmens hatte. Der Viertakt-Single mit den vier radial angeordneten Ventilen hatte erst 12.000 Kilometer hinter sich und bekam einen voll umfänglichen frischen Service. Mehr brauchte es nicht. Danach wurde die Honda radikal in ihre Einzelteile zerlegt, um die Honda Dominator als wendigen Street-Scrambler wieder auferstehen zu lassen.

Pascal's Honda Dominator Scrambler ist ein kerniger Umbau der einstigen Brot-und-Butter-Enduro

Pascal’s Honda Dominator Scrambler ist ein kerniger Umbau der einstigen Brot-und-Butter-Enduro (Foto: Pascal Locher)

Reinkarnation als Black Street-Scrambler

Das lange Rahmenheck mit den unzähligen Befestigungslaschen musste einen chirurgischen Eingriff mit der Flex über sich ergehen lassen. Der erfahrene Zweirad-Mechaniker entschied sich beim Wiederaufbau für einen schlichten Loop, der sich über zwei Diagonalstreben nach unten abstützt. Der neue Heckrahmen entstand komplett im Eigenbau beherbergt nun zwei Ultrabatt Multimighty Akkus mit 2,7AH Lithium Power, Ladespannungsregler, die CDI-Unit, eine Ladebuchse für die Batteriewartung und ist zudem die Halterung für den K&N Luftfilter.

Honda Dominator Scrambler

Das Rahmenheck ist gleichzeitig Halterung für den K&N Luftfilter (Foto: Pascal Locher)

Zwischen die beiden Stützstreben verbaute er einen fünf Millimeter dicken Spritzschutz aus kratzfestem Plexiglas, das sonst im Flugzeugbau Verwendung findet. Die Sitzbankgrundplatte für den Honda Dominator Scrambler fertigte Pascal aus Stahl, polsterte die Sitzbank und lies das wohlproportionierte Sitzpolster in Fred´s Lederwerkstatt in Zwiefalten mit schwarzer Naturhaut und kontrastreichem Keder beziehen. Richtig cool ist das integrierte Handy- oder Geldbörsefach, was ich so noch nirgends gesehen habe.

Honda Dominator Scrambler

Hier hat sich Pascal ein wunderbares Detail einfallen lassen (Foto: Pascal Locher)

Vor die formschöne Sitzbank montierte Pascal einen Kraftstofftank von der Honda XL500S, was komplett umgeschweißte Halterungen erforderlich machte. Der XL-Tank ließ ausreichend Platz für den Öleinfüllstutzen der Trockensumpfschmierung zu (der Rahmen der Dominator dient wie auch bei der Yamaha XT 500 als Ölreservoir).

Für die serienmäßige Auspuffanlage hatte der begnadete Schrauber keine Verwendung mehr und entschied sich bei seinen Street-Scrambler für eine Spezialanfertigung von Hattech Exhaust Systems in Ringingen, die Auspuffkrümmer und Endtopf mit herausnehmbaren DB-Eater bereitstellten. Jetzt tönt der Honda Dominator Scrambler mega-geil – und zwar mit innenstadtfreundlichen 86 Dezibel ohne „Ohrbluten“ bereiten.

An der Front verursachte das Radlager ein riesen Theater, was aber auch von Pascal gelöst werden konnte. Eine Honda FMX 650 spendierte schwarz gepulvert Felgen im Format 3,50 x 17 und 4,00 x 17, die mit schlauchlosen, grobstolligen Contis vom Typ TKC 80 aufgummiert wurden – vorn in der Dimension 120/70-17 und hinten 150/70-17.

Honda Dominator Scrambler

Eine Honda FMX 650 spendierte schwarz gepulvert Felgen (Foto: Pascal Locher)

Die Telegabel des Honda Dominator Scramblers legte Pascal um 100 mm tiefer durch den Einbau von Hülsen und Weglassen der originalen Vorspannhülsen der Feder. Bei der Vorderradbremse kombinierte er den originalen Bremssattel mit einer 320 mm Bremsscheibe, die als Spezialanfertigung mit Gutachten von Alfons HE Bremsentechnik kommt. Die Bremsleitungen stammen von Probrake. Der Tygon-Ausgleichsbehälter der hinterem Scheibenbremse ist ebenfalls eingetragen.

Pascals Dominator Scrambler hat Ständeraufnahmen zur einfacheren Wartung

Pascals Dominator Scrambler hat Ständeraufnahmen zur einfacheren Wartung (Foto: Pascal Locher)

Weitere Umbaumaßnahmen zum Honda Dominator Scrambler

  • LSL L00 Lenker
  • LSL Lenkergriffe
  • Harley-Davidson 4,5 Zoll Scheinwerfer
  • Halterung für Scheinwerfer aus einer 3 mm Edelstahlplatte gelasert
  • Frontfender 1,5 mm Aluminium
  • Kettenspritzschutz aus einem 2 mm Alu gefertigt
  • Minitacho mit allen wichtigen Kontollanzeigen
  • Seitenständer gekürzt
  • Ständeraufnahmen/ Bobbins zur einfacheren Wartung angeschweißt

Der Dominator-Scrambler verspricht in jedem Fall Fahrspaß pur! Wer mehr über Pascal Lochers Arbeiten erfahren möchte, schaut am besten auf seiner Facebook-Seite nach.