Bereits seit Mitte der 1950er Jahre waren Motorräder mit hochgezogener Auspuffanlage fester Bestandteil in Hondas Modellpalette. Die ersten als „CS“ bezeichneten Maschinen hatten allerdings noch wenig mit den Offroad-Motorrädern der 70er und 80er Jahre gemeinsam. Doch Ende der 1960er Jahre offerierte Honda schon ein breites Modellprogramm von Scrambler Motorrädern in verschiedenen Hubraumklassen: Die kleinste war die CL 100. Ihr folgten die CL 125, CL 175, CL 200, CL 250, CL 350 und Honda CL 450. Aber auch kleinere Versionen mit 50, 70 und 90 ccm Hubraum baute Honda auf Basis des alten „T-Bone“ Pressstahlrahmens.
Obwohl die Änderungen gegenüber der CB-Straßenversion überwiegend optischer Natur waren, „traf die CL 450 in jener Zeit genau den Geschmack der amerikanischen Käuferschicht. Japans führendem Motorradhersteller lagen 1968 schon Bestellungen für über zwei Millionen US-$ für dieses Modell vor. Geneigte Käufer mussten Schlange stehen, um eine Maschine zu ergattern“, wie Volker Wolff schrieb. Zunächst gab es 1967 aber nur einen Bausatz für die CB 450 bevor die CL 450 K1 offiziell als eigenständiges Modell im darauffolgenden Jahr debütierte.
Die „CL“-Modelle lösten Anfang der 1970er Jahre einen wahren Boom nach „Dirt Bikes“ aus, so dass Honda mit einer wirklich geländegängigen „Enduro“-Variante nachlegte. Von diesen stollenbereiften „SL“ Maschinen brachte Honda ab 1969 ebenfalls eine ganze Modellreihe mit 90, 100, 125, 175, 250 und 350 ccm Hubraum auf den Markt. Die SL 175 und SL 350 waren Parallel-Twins, die andere hatten Einzylinder-Motoren.
Es dauerte noch einige Jahre bis die „Dirt Bike“ Welle aus den USA nach Deutschland überschwappte. Bis Anfang der 1970er Jahre wurde diese Art von Motorrädern hierzulande mehr und minder ignoriert.
Motor und Antrieb der CL 450
Die als „Black Bomber“ berühmt gewordene Straßenversion CB 450 setzte schon zwei Jahre zuvor technologische Meilensteine im industriellen Motorenbau. Das auch in der Honda CL 450 verwendete Triebwerk ist ein fahrtwindgekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor mit 180 Grad Kurbelhubversatz. Der Motor verfügt über zwei oben liegende Nockenwellen, die über eine zwischen den Zylindern verlaufende Kette angetrieben werden.
Zu den Besonderheiten gehören die drehstabgefederten Ventile, die über Schlepphebel geöffnet werden. Die Motorkonstruktion verhalf der CL 450 zu einer in dieser Zeit bemerkenswerten Drehzahl von bis zu 10.000 U/min. Damals erreichten leistungsstarke Parallel-Twins ihre Drehzahlgrenzen bereits bei ungefähr 7.500 U/min.
Die Honda-Ingenieure ließen den Zylinderblock und Zylinderkopf aus Aluminiumguss fertigen und lagerten Kurbelwelle und Pleuel in Rollenlagern. Für die Reinigung des Motoröls wurde ein Zentrifugalölfilter hinter dem Kupplungsdeckel verbaut.
Der CL450 Motor leistete 43 PS bei einer Drehzahl von 8.000 Umdrehungen pro Minute. Zwei 36 Millimeter Keihin-Gleichdruckvergaser versorgten dabei den DOHC-Motor mit dem notwendigen Benzin-Luft-Gemisch. Damit erreichte die Maschine eine Höchstgeschwindigkeit um die 175 km/h. Bei einem Gewicht von knapp 188 Kilogramm schaffte der „Black Bomber“ ein Leistungsgewicht von nur 4,4 Kg/PS und eine beeindruckende Literleistung von knapp 100 PS.
Honda CL450 Scrambler Spezifikationen
Während ihrer siebenjährigen Bauzeit wurde die Honda CL 450 mehrfach, aber jeweils nur mit leichten Änderungen überarbeitet.
Für das „Ur-Modell“ der CL 450 von 1967 gab es ein Umbau-Kit. Und diese CL 450 D musste noch mit einem 4-Gang-Getriebe auskommen. Kein Teil, auch nicht der Tank, wurden später für die K1 verwendet. Die CL 450 K1 (1968-1969) war die erste echte werksseitige „Scrambler“ mit hochgezogenem Doppelauspuff auf der linken Seite. Tacho und Drehzahlmesser waren separat über dem Scheinwerfer montiert. Weitere Änderung betraf das Getriebe: ab 1968 standen fünf Gänge Zur Verfügung. Bei der K2 änderten sich Dekor und Tankform etwas.
Die K0 bis K2 gab es in drei Lackierungen: Metallic Silver, Candy Red und Candy Blue. Die Kotflügel waren jeweils verchromt, Scheinwerfer und Scheinwerferhalterung dagegen schwarz lackiert.
Bei den folgenden Modellversionen änderte Honda die angebotenen Lackierungen und Tankdekors (Quelle: Motorera.com):
- CL450 K3: Candy Ruby Red, Candy Sapphire Blue, Candy Topaz Orange mit weißem Tankdekor
- CL450 K4: Candy Topaz Orange, Strato Blue Metallic, Poppy Yellow Metallic mit schwarzem Tankdekor
- CL450 K5: Magna Red, Planet Blue Metallic mit neuer, ovaler Tankform
- CL450 K6: Candy Sapphire Blue Flake mit alter Tankform von K1 bis K4 und schwarz-weißem Dekor.
Während die Honda CB 450 ab 1970/71 vorn eine Scheibenbremse spendiert bekam, wurde die CL 450 weiterhin mit zwei Trommelbremsen gebaut – vorn ein 200 mm Duplex-, hinten eine 180 mm Simplexbremse.
Als Rahmen kam ein Schleifenrahmen mit unter dem Motor gegabelten Unterzügen zum Einsatz. Vorn verrichtete Eine Telegable mit 121 mm Federweg ihre Arbeit, hinten eine Doppelschwinge mit zwei dreifach-verstellbaren Stoßdämpfern und jeweils 75 mm Federweg.
Kaufberatung und Preisspiegel CL450
Da zu jener Zeit hierzulande nur wenige Menschen Scrambler-Motorrädern Aufmerksamkeit schenkten, sind diese Maschinen in Deutschland relativ selten. „Von der CL 450 K1 wurden 1968 stolze 12.468 Stück produziert. Nach Deutschland wurde aber erst die K2 (es waren ledeglich 12 Maschinen) ab Rahmennummer CL450-1014209 importiert, wie Volker Wolff recherchiert hatte. Vom K3 Modell kam bescheidene 60 Exemplare nach Deutschland. Daher stammen Angebote i.d.R. aus Übersee und werden zu Preisen zwischen 5.000 und 7.000 Euro für einen Zustand zw. 2 und 3 gehandelt. Günstiger sind die Maschinen direkt in den USA zu beziehen, wobei Transport, Zoll und deutsche Papiere selbstverständlich noch hinzukommen.
Technisch erweisen sich die Honda CB 450 und CL 450 als haltbare Oldtimer-Motorräder. Der Motor gilt als gutmütig, wenn er immer ausreichend Motoröl zur Schmierung hatte und regelmäßig warmgefahren wurde.
Dank verbauter Gleichteile und einer Vielzahl – auf Honda Oldtimerersatzteile spezialisierter – Händler, ist die Versorgung mit Ersatzteilen – mit Ausnahme der ersten Baujahre – noch recht unproblematisch. Beispielsweise wurden Bremsbeläge und -klötze sowie Luftfilter und Zündkontakte in diversen anderen Hondas dieser Baujahre verbaut. Teure Gummimembrane besitzt die CL 450 nicht, ein Vorteil gegenüber anderen Maschinen mit Unterdruckvergasern.
Bekannte Schwachstellen
- Rahmenbrüchen im Bereich des Rahmenrohres oberhalb des Motors – selten
- Eingerissene Zylinderköpfe im Bereich der Rahmenverschraubung – selten
- Eingelaufene Kipphebel – oft
- Eingelaufene Ölpumpe – oft
- Verschlissene Umlenk- und Spannrollen der Steuerkette – oft
- Verschlissene Kurbelwellenlager (v.a. Modelle mit 5-Gang Getriebe) – selten
Technische Daten Honda CL 450
Einheit | CL 450 K0 | CL 450 K1-K2 | CL 450 K3 | CL 450 K4 | CL 450 K5 | CL 450 K6 | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Fakten | ||||||||
Produktionszeit | Jahr | 1967 | 1968 bis 1969 | 1970 | 1972 | 1973 | 1974 | |
Nummerierung (Rahmen) | Start | CB450-1000001 | K1: CL450-1000001 K2: CL450-1012469 | CL450-4000001 | CL450-4100001 | CL450-5000001 | CL450-56000011 | |
Farben | Metallic Silver, Candy Red, Candy Blue | Metallic Silver, Candy Red, Candy Blue | Candy Ruby Red, Candy Sapphire Blue, Candy Topaz Orange | Candy Topaz Orange, Strato Blue Metallic, Poppy Yellow Metallic | Magna Red, Planet Blue Metallic | Candy Sapphire Blue Flake | ||
Neupreis | DM | |||||||
2. Motordaten | ||||||||
Motortyp | 2-Zylinder, 4-Takt | 2-Zylinder, 4-Takt | 2-Zylinder, 4-Takt | 2-Zylinder, 4-Takt | 2-Zylinder, 4-Takt | 2-Zylinder, 4-Takt | ||
Ventilsteuerung | DOHC Kette Drehstabfedern | DOHC Kette Drehstabfedern | DOHC Kette Drehstabfedern | DOHC Kette Drehstabfedern | DOHC Kette Drehstabfedern | DOHC Kette Drehstabfedern |
||
Nockenwelle | 2 obenliegend | 2 obenliegend | 2 obenliegend | 2 obenliegend | 2 obenliegend | 2 obenliegend | ||
Hubraum | ccm | 444,9 ccm | 444,9 ccm | 444,9 ccm | 444,9 ccm | 444,9 ccm | 444,9 ccm | |
Bohrung | mm | 70,0 mm | 70,0 mm | 70,0 mm | 70,0 mm | 70,0 mm | 70,0 mm | |
Hub | mm | 57,8 mm | 57,8 mm | 57,8 mm | 57,8 mm | 57,8 mm | 57,8 mm | |
Verdichtungsverhältnis | 9,0:1 | 9,0:1 | 9,0:1 | 9,0:1 | 9,0:1 | 9,0:1 | ||
Vergaser | 2 Keihin Gleichdruckvergaser je 36 mm | 2 Keihin Gleichdruckvergaser je 36 mm | 2 Keihin Gleichdruckvergaser je 36 mm | 2 Keihin Gleichdruckvergaser je 36 mm | 2 Keihin Gleichdruckvergaser je 36 mm | 2 Keihin Gleichdruckvergaser je 36 mm |
||
3. Leistungsdaten | ||||||||
Leistung | PS | 43 PS | 43 PS | 43 PS | 43 PS | 43 PS | 43 PS | |
bei Drehzahl | min-1 | 8.000 U/min | 8.000 U/min | 8.000 U/min | 8.000 U/min | 8.000 U/min | 8.000 U/min | |
Drehmoment | Nm | 39,2 Nm | 39,2 Nm | 39,2 Nm | 39,2 Nm | 39,2 Nm | 39,2 Nm | |
bei Drehzahl | min-1 | 7.000 U/min | 7.000 U/min | 7.000 U/min | 7.000 U/min | 7.000 U/min | 7.000 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 4,4 Kg/PS | 4,2 Kg/PS | 4,2 Kg/PS | 4,2 Kg/PS | 4,2 Kg/PS | 4,2 Kg/PS | |
Höchstgeschwindigkeit | km/h | 170 km/h | 170 km/h | 170 km/h | 170 km/h | 170 km/h | 170 km/h | |
4. Abmessungen | ||||||||
Länge | mm | 2.080 mm | 2.150 mm | 2.150 mm | 2.150 mm | 2.150 mm | 2.150 mm | |
Radstand | mm | 1.375 mm | 1.375 mm | 1.375 mm | 1.375 mm | 1.375 mm | 1.375 mm | |
Leergewicht | Kg | 188 Kg | 182 Kg | 182 Kg | 182 Kg | 182 Kg | 182 Kg | |
5. Bremse | ||||||||
Bremse vorn | Duplex 200 mm | Duplex 200 mm | Duplex 200 mm | Duplex 200 mm | Duplex 200 mm | Duplex 200 mm | ||
Bremse hinten | Simplex 180 mm | Simplex 180 mm | Simplex 180 mm | Simplex 180 mm | Simplex 180 mm | Simplex 180 mm | ||
6. Antrieb | ||||||||
Getriebe | 4-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fuáßschaltung | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kette | Kette | Kette | Kette | Kette | Kette | ||
Starter | Kickstarter, E-Starter | Kickstarter, E-Starter | Kickstarter, E-Starter | Kickstarter, E-Starter | Kickstarter, E-Starter | Kickstarter, E-Starter |
Wichtig: Der Auspuff ist ein Verschleissteil!
Ich hatte seinerzeit eine der wenigen K2, bei ca. 15.000km hatte ich bereits den 3. Auspuff drin.
Soweit ich mich erinnere haben sich im Topf befindliche, eingeschweisste Lamellen gelöst. das Resultat war ein furchtbares Geschepper.
Grüsse,
Bjoern
Bjoern Clauss, ja das ist ein Schwachpunkt an den Auspuffanlagen der K1 – K4 Modelle.
Das Problem hatte ich an meiner K1 auch, bis ich keine Kurzstrecken mehr mit der Honda gefahren bin und den Motor immer richtig warm gefahren habe. Durch Kondenswasser beginnt es im Innern des Schalldämpfers zu rosten und die Schwingungen geben den Prallblechen den Rest.
Gruß
Volker Wolff