Am 18. Januar 2015 fand in Rüsselsheim die bereits 9. Ausgabe der Winter Classic Bike statt. Erstmals öffneten sich die Tore des ehemaligen Rüsselsheimer Opel-Werks im Jahr 2007 als der motorradbegeisterte Werner Kasper die Idee hatte, die ausgestellten Schätze einem neugierigen Publikum näher zu bringen. Warum nicht im Winter dachte er sich? Und warum nicht in den Hallen der einstigen Fahrradproduktion von Opel? Das historische Gebäude wurde übrigens von dem Architekten Prof. Paul Meißner in den Jahren 1912 bis 1921 erbaut und beherbergte auch die damalige Opel-Hauptverwaltung.

Blickfang am Entrèe - eine Indian und Nimbus MK II, die von 1932 bis 1957 gebaut wurde

Blickfang am Entrèe – eine Indian und Nimbus MK II, die von 1932 bis 1957 gebaut wurde (Foto: Nippon-Classic.de)

Besucheransturm auf 100 Classic-Bikes

Etliche Biker nutzten den milden Januarsonntag aus und fuhren auf ihren Maschinen zur Veranstaltung, was zwei Jahre zuvor undenkbar gewesen wäre. Aber die meisten Besucher kamen nicht-motorisiert zur Winter Classic Bike in Rüsselsheim. Und ich muss sagen, so voll wie dieses Mal hatte ich es noch nicht erlebt. Ich musste mich regelrecht durchzwängen, um den einen oder anderen Blick auf die zur Schau gestellten Zweirad-Oldtimer zu erhaschen. Rund 100 Oldtimer-Motorräder präsentierten private Sammler, Restauratoren und Clubs an diesem Wintersonntag.

Die belgische Waffenschmiede Sarolea baute von 1903 bis 1957 auch Motorräder

Die belgische Waffenschmiede Sarolea baute von 1903 bis 1957 auch Motorräder (Quelle: Nippon-Classic.de)

Indian „Scout“ Blickfang am Entrèe der Winter Classic Bike

Gleich mehrere rote Maschinen der legendären amerikanischen Marke INDIAN sorgten direkt im Eingangsbereich für einen ordentlichen Andrang. Auf dem Podest thronte eine 1925’er Indian „Scout“ mit 37 cubic inch (600 ccm ) Hubraum. Der V-Motor leistete für die Verkehrsverhältnisse der 1920er Jahre ausreichende 13 PS und trägt als Besonderheit seine Ventile auf der rechten Seite.

Die Indian "Scout" von 1925 sorgte bei der Winter Bike Classic 2015 ... (Quelle: Nippon-Classic.de)

Die Indian „Scout“ von 1925 sorgte bei der Winter Bike Classic 2015 … (Quelle: Nippon-Classic.de)

Die „Scout“ war deutlich leichter als die älteren 1000 ccm Modelle und machte sich durch eine unschlagbare Zuverlässigkeit einen Namen. Kein Wunder, 13 PS bei 3.500 U/min aus 600 ccm, das musste einfach halten. So ein seltener Klassiker wechselt durchaus für 20.000 Euro und mehr seinen Besitzer. Nach Wiederbelebung der alten Traditionsmarke werden die alten Exemplare zunehmend gesucht, auch in den USA.

Dahinter stand eine nicht weniger spektakuläre dänische Nimbus MK II mit längs verbautem Vierzylinder-Motor.

Motor-Talk an jeder Ecke

Auch Kawasaki W1 Pabst Ralf Gille aus Frankfurt präsentierte einige seiner restaurierten Maschinen und erläuterte den vielen Interessenten, worauf es bei den einzelnen Motorradmodellen ankommt. Seit Jahre hat er sich auf die Kawasaki 650 W1 bis W3 spezialisiert, kümmert sich aber zunehmend auch um die Dreizylinder-Zeitaktmodelle der „giftgrünen“ Marke. Zur Winter Bike Classic hatte er einen seltenen Vogel mitgebracht – eine Kawasaki W2SS von 1967, von der nur 1.221 Stück gefertigt wurden. Seine – inzwischen zum Cafe Racer umgebaute – Maschine ist die Nummer 3 von drei in Frankreich verkaufen Exemplaren. Bei der Vollabnahme nach der Restauration waren die TÜV-Leute so sehr aus dem Häuschen, „die haben die Maschine gar nicht angefasst, sondern nur Fotos gemacht.“, erzählt er Ralf Gille voller Stolz auf die geleistete Arbeit.

Ralf Gille hatte gleich mehrere Maschinen und spannende Restaurationsstories dabei

Ralf Gille hatte gleich mehrere Maschinen und spannende Restaurationsstories dabei (Quelle: Nippon-Classic.de)

„In eine Restauration fließen über 100 Arbeitsstunden hinein. Eine restaurierte W-Kawa hat dann auch einen Wert zwischen 15.000 und 20.000 Euro. Selbst eine „Standard-W“ gibt es nicht mehr unter 19.000 Euro. Weil auch die Teile teilweise brutal teuer sind.“, erfahre ich bei einem späteren Gespräch.

Daneben stellte Norbert Prokschi aus Aschaffenburg seine erstklassig hergerichtete Honda CL 77 aus. Ich hätte sie am liebsten mitgenommen….

Rennmaschinen des VFV und mehr

Der Veteranen-Fahrzeug-Verband aus Wiesbaden huldigte mit einige Rennmaschinen von Honda, Suzuki und Moto Guzzi die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft. Dieter Wandelt und Stephan Otto holten sich den Pokal „Deutscher Historischer Motorrad-Meister 2014“.

Aber auch alltäglichere Erinnerungstücke wie die Hercules Ultra II, eine italienische Motom 48, diverse Modelle von Triumph und BMW gab es bei der Winter Classic Bike zu bestaunen.

Der VfV widmete sich dem Motorrennsport ..

Der VfV widmete sich dem Motorrennsport … (Quelle: Nippon-Classic.de)

Im nächsten Jahr feiert die Winter Classic Bike ihr 10. Jubiläum und findet ausnahmsweise erst am 24. Januar 2016 statt. Mehr dazu hier.