Einmal im Jahr wird der Sportflugplatz in Walldürn zur Rennstrecke der Odenwaldring Klassik umfunktioniert. Am verlängerten Wochenende vom 5. bis 7. Juni war es wieder soweit. Der Flugplatz stand ganz im Zeichen des Motosports, auf dem rund 250 Fahrer historischer Rennsportmotorräder in verschiedenen Klassen und Disziplinen gegeneinander antraten.
Die knapp zwei Kilometer lange Rennstrecke mit ihren langen Geraden der Start- und Landebahn sowie die kurzen Schikanen verlangt von den Fahrern einiges ab. Schnelle Gangwechsel folgen auf hartes Anbremsen, das Gewicht blitzartig von der einen auf die andere Seite verlagern, aufrichten und den Gasgriff wieder voll aufdrehen. Nicht nur das geht verlangt nach reichlichen Konditionen. Zusätzlich brannte die Sonne mal wieder gnadenlos auf Fahrer, Tross und Zuschauer. Die Reifen quietschten, der Asphalt glühte… Besonders hart war es für die Gespannfahrer, die mit ganzem Körpereinsatz Runde für Runde durchhielten.
Inzwischen schauen die Veranstalter auf eine siebenjährige Erfolgsgeschichte zurück und können voller Stolz für sich resümieren, dass das feine Event von Austragung zu Austragung mehr Rennsportbegeisterte und alte wie junge Champions gleichermaßen anzieht.
Die Mischung macht‘s
Das Besondere an der Odenwaldring Klassik ist, dass unter den 250 Teilnehmern nicht nur Profis über die Asphaltpiste brettern. Vielmehr mischen sich Weltmeister und Deutsche Meister mit Amateuren und Hobbyrennfahren. Natürlich sieht man die unterschiedliche Performance der einzelnen Piloten auf der Rennstecke, der Atmosphäre in Walldürn tut das aber keineswegs einen Abbruch. Denn hier geht es auch um ein starkes miteinander. Das spürt man auch sofort im Fahrerlager. Auch wenn die Anspannung vor den Wertungsläufen steigt, sind die Fahrer „wie Du und ich“ und gerne zu einem kurzen Plausch bereit.
Wo Licht ist, ist leider auch Schatten. Dieses Jahr war die Veranstaltung leider von einem tragischen Unfall begleitet, was nicht so ungewöhnlich im Rennsport ist. Dennoch wünscht sich das tatsächlich niemand – weder die Fahrer, die antreten müssen, noch die Zuschauer.
Ein(e) König ohne Kupplung
In der Gruppe 11 verlor Kurt Florin aus Wankendorf die Kupplung an seiner gelben König mit der Startnummer 6 – für ihn zunächst das Aus. Nach dem Rennen holte er sich das inzwischen abgekühlte Teil beim Streckenposten ab.
Herzstück der König ist ein wassergekühlter Vierzylinder-Zweitaktmotor mit Plattendrehschieber, der auf die Berliner Bootsmotoren-Firma von Rudolf König zurückgeht. Nach Erfolgen im Motorbootsport, schickte Rudolf König seinen Versuchsingenieur Kim Newcombe auf einer Straßenrennmaschine mit König-Motor auf die Piste, der anno 1973 hinter Phil Read gleich Vizeweltmeister wurde. Das war der Durchbruch für 500 ccm großen Zweitakt-Boxer-Motor mit 70 PS. Auch Rolf Steinhauser setzte bei seiner Seitenwagen-Maschine auf einen König-Motor und holte sich 1975 und 1976 damit den Weltmeistertitel.
Kurt Florin baute seine König vor einigen Jahr aus Einzelteilen wieder auf und nimmt seit Fertigstellung regelmäßig an historischen Rennsportveranstaltungen teil.
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