Ich war nun das zweite Mail beim Oldtimer Moto Cross, das vom MC Steglitz seit 1999 ausgetragen wird. Seit zwanzig Jahren zieht nun schon das Classic Offroad Festivals in Wietstock hunderte Offroad-„Verrückte“ an die inzwischen neu präparierte Motocross-Strecke zwischen Ludwigsfelde und Zossen. So trieben am vergangenen Wochenende abermals über 100 Enduristen ihre historischen Offroad-Maschinen durch den märkischen Sand und lieferten sich bei sommerlichen Temperaturen eine ordentliche Staubschlacht.
An kaum einen anderen Ort kann mich sich so herrlich in Zeiten zurückversetzen, als Moto Cross noch mit so wohlklingenden Maschinen gefahren wurde und ihre Piloten echte Haudegen waren. Man habe ich Staub „gefressen“.
Gestartet wurde in acht Klassen: Sidecars, Mopeds bis 50 ccm, Twinshock bis zur XT-Klasse, usw. Natürlich gibt es auch ein Siegertreppchen, aber wer interessiert sich schon für nackte Zahlen, wenn der Spaß an der Sache zählt und dafür Fahrer sogar eine weite Anreise aus Norwegen in Kauf nehmen. „We just want to have fun“ beschreibt das Classic Offroad Festivals in Wietstock wohl am besten.
Wo sich andere Events strengen Regularien unterwerfen, wird in Wietstock alles kompakt an einem Tag ausgetragen, so dass sich die Fahrer nach erledigter Pistenhatz auf die legendäre Party am Abend freuen können. Sonntag wird in Ruhe für die Heimfahrt zusammengepackt. Kein Wunder, dass die meisten Teilnehmer jedes Jahr zum Happening des MC Steglitz kommen.
Yamaha XT 500 mit HEOS-Fahrwerk
Dier Klasse 6, in der Yamaha XT 500, Suzuki DR 500 und Honda XL 500 gegeneinander antreten, war mit vielen klassischen Enduros besetzt. Eine Maschine stach hier besonders hervor: eine Yamaha XT 500 mit HEOS-Fahrwerk. Hinter HEOS steht der Fahrwerkspezialist Willi Heitmann aus Ostbeveren in Westfalen (HE=Heitmann, OS=Ostbevern), der in den 1970er Jahren selbst Moto-Cross-Gespann-Rennen fuhr. Neben Fahrwerken für Moto-Cross-Gespanne baute HEOS auch schnelle Rahmen für Solo-Geländemaschinen. Wobei es ihm die Yamaha XT 500 besonders am Herzen lag.
Wie auch der Originalrahmen, bunkert das HEOS-Fahrwerk das Öl für den XT-Motor im Zentralrohr, jedoch verlegte Willi Heitmann die Ölzu- und abfuhr an andere Stellen. Befremdlich mag die Hinterradschwinge wirken, jedoch hat die Konstruktion mit Knick wesentliche Vorteile. Neben längeren Federbeinen für mehr Federweg liegen die Schwingenaufnahme, Federbeinbefestigung und Hinterradachse auf einer Linie.
Die Maschine mit der Startnummer 58 lag noch vor wenigen Tagen in Einzelteilen herum und wurde in einigen Nachschichten erst kurz vor dem Classic Offroad Festivals in Wietstock fertig. Erste Zipperlein zeigten sich im Training, so dass die HEOS XT 500 noch einmal im Winter von Grund auf neu aufgebaut werden wird.
Willi Heitmann
Willi Heitmann baute 1979 einen seiner ersten XT 500-Motorrahmen und testete ihn selbst im Rahmen der Norddeutschen Enduro-Meisterschaft. Die Leichtigkeit und Wendigkeit dieser Fahrradteile zieht die Anerkennung von Weltklasse-Fahrern wie Heino Büse an.
Anfang 1980 wurde dank der Unterstützung der Firma Penzoil eine Kleinserie von 40 bis 50 Rahmen auf den Markt gebracht. Sie wurden damals zu einem Stückpreis von 7.800 DM verkauft. Fritz Witzel holte sich Anfang der 1980er Jahre den Vize-Enduro-Europameistertitel auf einer HEOS-Maschine.
Mit Aufkommen der Vierventil-Motoren baute HEOS auch Rahmen für die Motoren der Yamaha XT 550, XT 600, TT 600 sowie der Honda XR 500 und XR 600 gebaut.
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