In wenigen Wochen findet die 11. Ausgabe des Glemseck 101 statt – Vorfreude und Plus steigen je näher das Café Racer Festival rückt. Nach Ankündigung des sau-coolen Biker-Treffens, bei dem am 3. und 4. September die legendären Sprint-Rennen im K.O. System ausgetragen werden, schauen wir uns diesmal die „Königsklasse“ etwas näher an. Die Sultans of Sprint – wie sich die Enfants Terribles und Beschleunigungsfreaks selbst nennen, treffen beim Glemseck101 zum dritten Mal aufeinander.

Die 'Sultans of Sprint' in der Boxengasse vor den Wertungsläufen

Die ‚Sultans of Sprint‘ in der Boxengasse vor den Wertungsläufen (Foto: Nippon-Classic.de)

Runde 1 der 200 Meter langen Beschleunigungscompetition der Sultans of Sprint fand beim Wheels & Waves  Festival im südfranzösischen Biarritz vom 10. bis 12. Juni 2016 statt. Die 2. Challenge wurde wenige Tage später beim Cafe Racer Festival Montlhéry ausgetragen. Und nun steht in Leonberg die 3. Runde an bevor auf der Intermot vom 4. bis 9. Oktober wieder die Reifen qualmen.

Das Reglement bei den Sultans of Sprint

Die Sultans of Sprint sind ein international zusammengewürfelter Haufen der besten Motorradkonstrukteure, die in der Regel als Ein-Mann-Betrieb im Kundenauftrag individuelle Schönheiten auf zwei Rädern ‚zaubern‘. Daneben demonstrieren sie ihr Können auf der 1/8 Meile und treten mit extra für Sprint-Rennen gebauten Spezial-Motorrädern gegeneinander an. Erlaubt ist was schnell macht. Das technische Reglement sieht kaum etwas vor.

Der Rahmen sollte weitestgehend ein originaler sein, leichte Modifikationen wie bspw. 20% längere Schwingen sind erlaubt. Und die zulässige Motorengröße wird von der Ventilanzahl und dem verwendeten Aufladungssystem bestimmt. So darf beispielsweise ein Zwei-Ventil-Motor mit 1.000 ccm Hubraum mit NOS sowie Kompressor oder Turbo antreten. Hat das Triebwerk jedoch vier Ventile entfällt die Möglichkeit einer leistungssteigernden Aufladung.

Der 'Sprintbeemer' vom Lucky Cat Garage

Der ‚Sprintbeemer‘ vom Lucky Cat Garage (Foto: Nippon-Classic.de)

Young Guns Speed Shop Töff: Moto Guzzi ‘Ferdinand The Sparrow’

Zu dem verrückten Haufen der ‘Sultans of Sprint’ gehören unter anderem die beiden Schweizer Nik Heer und Fabian Witzig – das Duo hinter dem ‚Young Guns Speed Shop‘. Ihr Markenzeichen? Knallbunte Hawaii-Hemden und ein schelmiges Grinsen macht sie sympathisch und beliebt. Längst haben die beiden Bikebuilder bewiesen, dass es in der Custom-Szene auch möglich ist im jungen Alter erfolgreich mitzumischen.

Sultans of Sprint

Nik Heer ist der Kopf von Young Guns Speed Shop (Quelle: Nippon-Classic.de)

Und so gehören sie inzwischen zur Champions League in der Custom-Szene. Erst letztes Jahr gewannen sie bei den ‚Swiss Custom Awards‘ in der Kategorie „Oldtimer Sport“ mit ihrer Restauration einer 1947‘er AJS. Neben der Restauration von Motorrädern widmen sie sich dem Motorradbau und Customizing klassischer Maschinen – egal, ob eine alte Moto Guzzi von 1952 oder Harley Davidson der jüngeren Jahre. Nik – Kopf vom ‚Young Guns Speed Shop‘ – ist sowohl Creative Director als auch technisches ‚Mastermind‘ der Custom-Schmiede aus Rapperswil.

Extra für den Sprint-Wettbewerb bauten die Jungs vom ‚Young Guns Speed Shop‘ in gerade einmal fünf Wochen die Moto Guzzi mit dem Namen ‚Ferdinand The Sparrow‘. Die Dragster-Guzzi besteht aus einem modifizierten Moto Guzzi Le Mans 1 Rahmen von 1976, der  auf der Höhe des Getriebes abgeschnitten und dessen Heck einschließlich des Sitzes von ‚Young Guns Speed Shop‘ neu gebaut wurde. Die Schwinge stammt aus einer Moto Guzzi California und ist 12 Zentimeter länger als bei einer Le Mans.

'Ferdinand the Sparrow' von Young Guns Speed Shop

Die Moto Guzzi ‚Ferdinand The Sparrow‘ ist ultraflach und leicht (Nippon-Classic.de)

Die originale Le Mans-Gabel wurde stark modifiziert und nimmt nun eine 17 Zoll Akront-Speichenfelge mit Metzler-Reifen rauf. Hinten steht ‚Ferdinand the Sparrow‘ auf einem fetten MC Rastermaster-Schlappen. Weitere Zutat der Dragster Moto Guzzi ist ein gepimpter 1.200 ccm Motor aus einer Moto Guzzi Norge von 2007 mit NOS-Einspritzsystem. Last but least, entstand der Tank in Eigenregie und wurde von Freunden bemalt. Im Sprint pilotiert Marco Zesiger („Zesi“) die extraflache Flunder.

Sultans of Sprint

Marco Zesiger („Zesi“) pilotiert die Moto Guzzi ‚Ferdinand the Sparrow‘ (Quelle: Nippon-Classic.de)

Lucky Cat Garage: Namensgeber der Sultans of Sprint mit dem ‘BMW Sprintbeemer‘

Der Franzose Sèbastien Lorentz gehört mit seinem ‘BMW Sprintbeemer‘ längst zu den alten Hasen in der Custom-Bike Szene und gilt als Gearhaed der Sultans of Sprint. Ganz unter dem Motto ‚Who needs 9 Lives?“ baute Lucky Cat Garage mit dem ‚Sprintbeemer‘ eine Fahrmaschine der Superlative, die ausschließlich für den Sprint-Wettbewerb und aus einem BMW-Mix entstand.

Sultans of Sprint

Motto des Namensgebers der Sultans of Sprint (Quelle: Nippon-Classic.de)

Die Rahmenbasis des ‚Sprintbeemers‘ stammt von einer 1950er BMW R51/2, ergänzt durch eine Telegabel von einer R 75/5 aus den 1970er Jahren und einer BWM R 100/7 Schwinge aus den 80’er Jahren. Der Motor kommt von einer R 100 RS und wurde von Edelweiss-Tuning mit einer Lachgaseinspritzung auf ungefähr 130 PS Leistung hochgezüchtet. Der getunte Motor entlässt seine Abgase durch eine Auspuffanlage von  Hattech. Das Teile-Potpourri aus verschiedenen Jahrzehnten bekam obendrauf eine Airtech-Verkleidung, die Platz für den einen oder anderen Sponsor bietet.

Vor dem Losheizen erstmal Aufheizen

Vor dem Losheizen erstmal Aufheizen (Foto: Nippon-Classic.de)

Der 'Sprintbeemer' besteht aus einem BMW-Mix aus drei Jahrzehnten

Der ‚Sprintbeemer‘ besteht aus einem BMW-Mix aus drei Jahrzehnten (Foto: Nippon-Classic.de)

Seb Lorentz pilotiert selbstverständlich seinen ‘Sprintbeemer’ selbst und fuhr mit seiner Dragster-BMW bereits einige Siege ein. Beim 4. Café Racer Festival in Montlhery musste er sich allerdings im Duell gegen ‚Schlachtwerk‘ geschlagen geben.

Der 'Sprintbeemer' ist sauschnell und macht einen Höllenlärm

Der ‚Sprintbeemer‘ ist sauschnell und macht einen Höllenlärm (Foto: Nippon-Classic.de)

Schlachtwerk und das ‘Skinny Beast‘

Thomas Thöring betreibt seine kleine, aber feine Custom-Schmiede ‚Schlachtwerk‘ in Offenbach am Main. Seine Spezialitäten sind gestrippte W650 und W800 Umbauten, die er als Scrambler oder Brat Style Bikes neu aufsetzt. Zwei seiner Builds hat Nippon-Classic.de bereits vorgestellt. Neben Kawasaki baut er aber auch die eine oder andere BMW und Ducati im Kundenauftrag um. Am liebsten ist es ihm aber, wenn er freie Hand.

Sultans of Sprint

Thomas Thöring von Schlachtwerk im Talk mit Jens von Brauck (Quelle: Nippon-Classic.de)

Inzwischen ist er der König der ‚Sultans of Sprint‘ und gewann mit seinem ‘Skinny Beast‘ zuletzt beim Café Racer Festival südlich von Paris als auch beim 10. Glemseck 101 im letzten Jahr. Für die Achtelmeile setzt Tommy auf seine berüchtigte Yamaha TR1, die nur einen Bestimmungszweck kennt – ‚fahre die 1/8 Meile blitzschnell und erreiche die Ziellinie vor Deinen Konkurrenten‘. Für die 2016’er Saison modifizierte der ehemaligen Stuntfahrer sein ‚Skinny Beast‘ und verlängerte die Schwinge um ein paar Zentimeter und zog wettbewerbskonform einen fetten Racemaster-Schlappen auf.

Skinny Beast von Schlachtwerk

Das ‚Skinny Beast‘ kennt nur eine Bestimmung – die 1/8 Meile (Quelle: Nippon-Classic.de)

Am Anfang verpasste er der über 30 Jahre alten Yamaha TR 1 zunächst einmal eine Radikalkur und speckte die serienmäßig mit 70 PS ausgestattete Maschine um über 80 Kilogramm ab. Ein wenige Tuning am Motor und der Zweiventiler kommt nun auf ‚bescheidene‘ 100 PS (plus unbekannter Menge Lachgas). Auch im Sprint beweist sich ‚Schlachtwerks‘ Credo – geringes Gewicht bei ‚ausreichend‘ Leistung als Erfolgsformel.

Shake hands vor dem Sprint - Tommy mit seinem 'Skinny Beast'

Shake hands vor dem Sprint – Tommy mit seinem ‚Skinny Beast‘ (Foto: Nippon-Classic.de)

Selbstverständlich pilotiert Tommy sein ‚Skinny Beast‘ selbst, denn, wenn jemand richtig Motorrad fahren kann, dann er.

Sultans of Sprint

Das ‚Skinny Beast‘ setzt sich gegen den ‚Sprintbeemer‘ durch (Quelle: Nippon-Classic.de)