Liebe Nippon-Classic-Leser, ich weiß durchaus, dass kaum ein anderes Gebiet neben dem Fußball so stark mit Emotionen aufgeladenen ist wie das Thema Motorrad. Wir Motorradfahrer sind im Herzen tief mit einer Marke oder einem bestimmten Modell verbunden, denn das geliebte Motorrad steht direkt für Freiheit und Abenteuer. Image, Leistung, Drehmoment und vor allem der Sound sind nach wie vor wichtige Kaufentscheidungskriterien. Kein Wunder also, dass ein potenzieller Umstieg auf Elektromobilität wie eine unüberwindliche Mauer erscheint. Geringe Reichweiten, unbekannte Elektro-Hersteller und eine fehlende Geräuschkulisse stellen die Vorteile von E-Motorrädern in den Schatten. Ändern könnte das vielleicht die 2Electron Emula.

2Electron Emula – „Zurück in die Zukunft“

Das zum italienischen Automobilzulieferer Zener gehörende Start-up 2Electron hat ein Emulationssystem namens „McFly“ für E-Motorräder entwickelt. Mit dem McFly-System lassen sich in einem E-Motorrad auf Tastendruck sehr unterschiedliche Verbrennungsantriebe simulieren. Damit aus Theorie aus Praxis wird, hat 2Electron sein McFly-System in ein rassiges E-Superbike namens „Emula“ verpflanzt. Die McFly-Technologie in dem Emula Prototyp lehnt sich namentlich an der Hauptfigur aus dem Hollywood-Streifen „Zurück in die Zukunft“ an.

2Electron Emula mit McFly-System (Foto: 2Electron)

Ein Elektroantrieb für verschiedene Motorsimulationen

Für ein individuelles Nutzererlebnis bildet die 2Electron Emula drei verschiedene Antriebe ab. Neben einer 250er-Zweitakter mit 58 PS simuliert das Bike auf Wunsch eine 800er-V2 mit 77 PS sowie einen Reihenvierzylinder mit 600 Kubikzentimeter Hubraum und 100 PS. Grundsätzlich sind auch ganz andere Antriebstypen denkbar. Die technische Antriebsbasis bleibt dabei jedoch unverändert!

Verschiedene Antriebssimulationen (Foto: 2Electron)

Per Fingerdruck im Touchscreen-Cockpit kann der Fahrer der Emula zwischen den drei Antriebsvarianten wählen. Obwohl ein Getriebe fehlt, lassen sich sogar Kupplung und Schaltung der verschiedenen Motortypen simulieren. Gleiches trifft auf das entsprechende Drehzahlband oder die charakteristischen Vibrationen zu.

Schalten für Nostalgiker (Foto: 2Electron)

Ein Soundsystem liefert außerdem die passende Akustik, wahlweise an die Außenwelt oder in den Helm des Fahrers. Hier hatte ja schon Harley Davidson mit de LiveWire vorgelegt.

Soundsystem statt Auspuffanlage (Foto: 2Electron)

Darüber hinaus kann die Emula wie ein normales Elektro-Motorrad gefahren werden, bei dem nicht geschaltet werden muss.

Laut 2Electron ist das McFly-System auch mit vierrädrigen Fahrzeugen sowie mit Brennstoffzellentechnik kombinierbar. Über den Demonstrator Emula selbst verraten die Italiener nur wenige technische Details. So soll das E-Motorrad unter 200 Kilogramm wiegen und bis 250 km/h schnell sein.

Die 2Electron Emula wurde ausgiebig getestet (Foto: 2Electron)

 

Jens Schultze, SP/X