Seit Monaten beherrschen die Medien nur negative Schlagzeilen rund um das Land an der geopolitischen Schnittstelle zwischen Europa, dem Balkan und dem arabischen Raum. Die Türkei verabschiedet sich unaufhaltsam von demokratischen Grundwerten und verwandelt sich in eine präsidiale Alleinherrschaft Erdogans. Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk, der die Türkei nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs in einen modernen Staat nach europäischem Vorbild umgestaltete, würde sich heute vermutlich im Grabe umdrehen. Das ist jedoch nur eine Seite – die politische. Mit diesem SR 500 Scrambler wenden wir uns aber den schönen Dingen zu.

Yamaha SR 500 Scrambler von Bunker Customs

Yamaha SR 500 Scrambler von Bunker Customs (Foto: Fethi Izan)

Denn eine ganz andere Seite präsentieren die jungen Kreativen am Bosporus wie die Gebrüder Mert Uzer und Can Uzer. Die beiden Köpfe hinter der Motorradschmiede Bunker Customs üben ihr sehenswertes Handwerk als Zwei-Mann-Betrieb in Istanbul aus. Bei der Gestaltung ihrer Custom Bikes verknüpfen sie die Bedürfnisse des jeweiligen Fahrers mit ihrem eigenen ästhetischen Geschmack. Funktion und Ästhetik stellen sie dabei in Mittelpunkt ihrer Umbauten.

...wurde für Kite-Surfer Kerem gebaut

…wurde für Kite-Surfer Kerem gebaut (Foto: Fethi Izan)

Der Scrambler ist kein Erstlingswerk der Brüder

Bereits vor einem Jahr haben wir den aufregenden Yamaha XSR 700 Tracker der Uzer Brüder vorgestellt. Nun präsentiert Bunker Customs die neueste Kreation in Form eines Yamaha SR 500 Scramblers, den man sich sofort in einer mediterranen Strandkulisse ausmalen möchte. Fotograf Fethi Izan hielt den wunderschönen Beach-Cruiser wunderschön im Bild fest.

Nach den ersten Gesprächen mit Kite-Surfer Kerem – Auftraggeber dieses Projektes – entschieden sich die Brüder für eine einfache, aber robuste Maschine. Wenn ein klassisches Motorrad diesen Ansprüchen genetisch gerecht wird, dann ist es wohl die legendäre Yamaha SR 500. Ihre schlichte Konstruktion, ein geringes Gewicht und eine sprichwörtliche Robustheit machte die Eintopf-Yamaha zur allerersten Wahl für den Yamaha SR 500 Scrambler.

Grobe Firestone-Reifen mit Allroad-Profil

Grobe Firestone-Reifen mit Allroad-Profil (Foto: Fethi Izan)

Die SR 500 ist in der Türkei so was von selten

Gleich zu Beginn des Custom Projektes gab es für Bunker Customs die erste Hürde zu meistern. Denn anständige und brauchbare Motorrad-Klassiker in der Türkei zu finden ist schon schwer, aber eine vernünftige SR500 zu ergattern, glich einem Sechser im Lotto. Dennnoch haben es Mert Uzer und Can Uzer geschafft. In Eskisehir, in Zentralanatolien, wurden sie fündig.

Viele Teile sind von Bunker Customs in Handarbeit gefertigt worden

Viele Teile sind von Bunker Customs in Handarbeit gefertigt worden (Foto: Fethi Izan)

Der Yamaha SR 500 Scrambler von Bunker Customs

Um die rauen Straßen von Izmir – einer der bekanntesten Surfspots in der Türkei – gerecht zu werden, sorgten sie für eine aufrechte Sitzposition. Beim Styling legte Bunker Customs großen Wert darauf nicht in filigrane Details abzudriften, dafür aber dem Scrambler einen coolen und groben Look zu verpassen. So war für den Gebrüder Uzer ein neuer, extra für die Maschine gebauter Tank ein absolutes Muss. Obwohl sie den originalen SR 500 Tank lieben, haben sie sich immer gedacht, dass der noch besser sein könnte.

Zudem hat Bunker Customs für Sufer Kerem ein individuelles Kite-Rack gebaut, damit er seine Ausrüstung mit dem Yamaha SR 500 Scrambler transportieren kann. Nach ersten Skizzen und Zeichnungen machten sie die beiden an die Umsetzung des Beach Scramblers. Ein erste Maxime galt dem Leichtbau. Um die Yamaha SR 500 noch leichter zu machen, verwendeten sie für alle handgefertigten Teile Aluminium.

Der Scrambler bekam einen coolen und groben Look

Der Scrambler bekam einen coolen und groben Look (Foto: Fethi Izan)

Die Umbaumaßnahmen im Detail

  • Fahrwerksseitig verbauten sie am Heck längere, progressive Federbeine, um damit der Maschine auch die gewünschten Scrambler-Proportionen zu verleihen.
  • Für die Heckpartie passten sie den Loop an, gekürzt und nach hinten hochgezogen folgt das Heck einem Bratstyle Konzept und schafft ausreichend Platz für den neuen Kotflügel und trägt den verlängerten Federweg Rechnung.
  • Vorn und hinten bekam der Yamaha SR 500 Scrambler von Bunker Customs handgefertigte Aluminium-Kotflügel spendiert.
  • Alle elektrischen Komponenten verstecken sie unter die brauen Ledersitzbank der SR 500. Es gibt eine neu verlegte Verkabelung und das Zündschloss wandert untern den Tank.
  • Der Tank wurde in langwieriger Handarbeit aus Aluminium gefertigt, der sich zwar an dem originalen SR 500 Tank orientiert, aber auch neuen geometrischen Linien folgt. Hauptziel war es aber den Tank unter Berücksichtigung der neuen Sitzposition und Ergonomie zu verkürzen. Mit gebürstetem Aluminium, Kontraststreifen und einem Klarlacküberzug gibt Bunker Customs dem SR 500 Scrambler ein perfektes Finish.
  • Technisch wurde aufgerüstet: der Zylinder wurde von 34 mm auf 38 mm aufgebohrt und gehont sowie die Ventile nebst Führung ersetzt.
  • Der Eintopf wird nun von einem 38 mm Mikuni Sudco Racing Vergaser gespeist, der sich seine Ansaugluft aus einem offenen K&N Filter holt. Die Yam atmet nun über einen Krümmer mit größeren Durchmesser und einem knackigen Schalldämpfer aus, die beide aus rostfreiem Stahl gefertigt sind. Alle Komponenten aufeinander abgestimmt, bekam der Yamaha SR 500 Scrambler von Bunker Customs eine ordentliche Portion zusätzlichen Drehmoments spendiert.
  • Den Rahmen haben die Brüder von Hand geschliffen, um den Rohmetall-Look zu erhalten und transparent mit Kunststoff beschichtet. Rücklicht und Blinker sind aus Aluminium und unterstreichen geschickt den Rohmetall-Look.
  • Ein kleiner Scheinwerfer, Fußrasten von Biltwell, Firestone-Reifen mit Allroad-Profil, eine neue Scheibenbremse vorn sowie handgefertigte Aluminium-Motorschutz- und Kennzeichenhalterung runden das gelungene Ensemble ab. Ein Freund fräste eine eigene Lenkerhalterung mit individueller „SR500“ Gravur.
SR 500 Custom Bike

Individuelles Stück CNC-gefräst(Foto: Fethi Izan)