Nachdem man in Hamamatsu mit der Yamaha XT 500 im Jahre 1976 einen Trendsetter und gleichzeitig die bis dato verkaufsstärkste Enduro an die Frau/den Mann brachten, zog die Konkurrenz in diesem Marktsegment immer stärker und vor allen Dingen mit höherem technischen Aufwand erfolgreicher nach. Leistungen von über 40 PS aus einem Einzylinder-Motor, gepaart mit wirklich geländegängigen Fahrwerken und Federwegen vorne und hinten von über 200 mm gehörten zum guten Ton.
Das Ganze garniert mit einer hübschen „Kriegsbemalung“ und ein paar sinnvollen Accessoires, schon hatte man ein fast erfolgreiches Fahrzeugkonzept für die Mitte der 80er Jahre. Die Marke mit den drei gekreuzten Stimmgabeln besaß neben genug Know-how im Geländesport auch einen unschätzbaren Marketing-Vorteil: einige Titelgewinne bei der härtesten Wüstenrallye der Welt, der Rallye Paris-Dakar, heute Rallye Dakar.
Fahrer wie der Franzose Cyril Neveu und später sein Landsmann Stephan Peterhansel reihten sich mit Titelgewinnen in die Yamaha Hall-of-fame ein und nun lag es an der Unternehmensleitung, diese Erfolge mit einem neuen Enduro-Modell auch verkaufsfördernd umzusetzen.
Wüstenrenner für deutsche Straßen und Kiesgruben..
Nach dem schwierigsten und härtesten Streckenabschnitt in der Rallye von Frankreichs Hauptstadt bis zur senegalesischen Hafen- und Hauptstadt Dakar, der Ténéré-Wüste benannt, schickte Yamaha 1983 die 7.220 DM teure Yamaha XT 600 Z Ténéré (Typ 34 L/55W) ins Rennen und buhlte damit um die Käufergunst deutscher Endurofans.
Als Antrieb der XT 600 diente der aufgebohrte Triebling der Yamaha XT 550 (Typ 5Y3), der nun über 595 ccm Hubraum und ein Bohrung-Hub-Verhältnis von 95 x 84 mm verfügte. Der luftgekühlte Vierventil-Single mit einer obenliegenden Nockenwelle, dem Yamaha-eigenen „Duo-Intake-System“ YDIS leistete 44 PS bei 6.500 U/min und stemmte 51 Nm bei 5.500 U/min auf die Kurbelwelle. Gespeist wurde der Einzylinder-Viertaktmotor durch einen 27 mm MIKUNI-Doppelvergaser, gestartet wurde in der Ur-Version mit strammer Wade noch per Kickstarter.
Die Trockensumpfschmierung der Yamaha XT 600 Z Ténéré erfolgte über eine Pumpe mit separatem Öltank. Damit es dem Motor nicht zu heiß wurde, sorgte ein an der linken hinteren Rahmenseite sitzender Ölkühler für eine moderate Temperatur des schmierenden Saftes.
Der Eintopf schob die XT 600 Tenere unnachahmlich aus dem Drehzahlkeller nach vorne. Das Durchzugsvermögen gepaart mit dem bollernden Sound der rechts geführten, hochgezogenen Auspuffanlage hatte Suchtpotenzial. Aufkommende Vibrationen wurden durch die hinter der Kurbelwelle liegende Ausgleichswelle äußerst wirkungsvoll egalisiert.
Fahrwerkstechnik der Yamaha Tenere
Das 21-Zoll große Vorderrad der XT 600 Z Tenere saß in einer luftunterstützten, ölgedämpften SHOWA-Telegabel mit 255 mm Federweg. Am Heck übernahm ein mehrfach in der Druckstufe verstellbares Zentralfederbein die Filterung von Unebenheiten aller Art. Das 18-Zoll große Hinterrad saß in einer Aluminium-Schwinge und verrichtete einen vertikalen Arbeitsweg von 235 Millimetern. Das bis dato typische Yamaha-Cantilever-Federungssystem war passé.
Der Rahmen der Yamaha Tenere war als Zentralrohrrahmen mit unter dem Motor gegabelten Unterzügen aufgebaut. Vollgetankt wog das Modell 34 L 171 kg, der Tank fasste 29 Liter Benzin. Die gute Ausstattung bestand aus einem kompletten Cockpit mit Tacho, Drehzahlmesser und Kontrollleuchten und H4-Licht .Hinzu kamen eine stahl-ummantelte vordere Bremsleitung, ein Motor-Unterfahrschutz aus Aluminium sowie eine kleine hintere Gepäckbrücke.
Gebremst wurde vorne mit einer 267 mm großen Einzelscheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsattel. Und eine 160 mm große Trommelbremse verzögerte zuverlässig das Hinterrad.
Drei Generationen der Yamaha XT 600 Z Ténéré
Im Zuge der Modellpflege der Yamaha XT 600 Z Ténéré folgten drei Typreihen mit Verbesserungen/Änderungen:
Ténéré Typ 55 W (bis 1985): Mehrfach in Zug- und Druckstufe verstellbares SHOWA-Monofederbein, geänderte Kettenspanner mit Exzenter, geänderter vorderer Bremssattel und Aufnahme einer Abdeckung für die Bremsanlage am vorderen linken Tauchrohr.
Ténéré Typ 1 VJ (1986 +1987): Anbau von Handprotektoren am Lenker, geänderter Tankinhalt auf 23 Liter wegen zu hohem Schwerpunkt mit weiter heruntergezogenen Flanken, geänderte Luftführung sowohl im Ansaugbereich (dadurch Nennleistung auf 46 PS erhöht), als auch der Kühlluft durch einen zum Motor hin geschlossenen Frontfender, Einbau eines E-Starters, Einbau eines elektromagnetischen Benzinhahns, Änderung der vorderen Bremsleitung von Stahlummantelung auf Gummi, Änderung der Aufnahme des Ölkühlers nach vorne rechts unter die Tankseite (leider verdeckt vom rechten Gabelholm der vorderen Federung), Ansaugstutzen jetzt über dem Zylinderkopf (dadurch extrem heiße Ansaugluft). Nach dem zahlreiche Tenere-Motoren so den Hitzetod starben, reagierte Yamaha mit verstärkten Stehbolzen und einer fetteren Bedüsung zur besseren Motor-Innenkühlung.
Ténéré Typ 3 AJ (1988-1991): Geänderte Stehbolzenbelegung am Zylinder, Wechsel von Aluminium- auf Stahlschwinge am Hinterrad, optimiertes Zylinderkopfdesign mit mehr Kühlrippen, Frontfenderaufhängung über dem Vorderrad in Höhe der Gabelmitte, Ansaugluftführung wieder aus dem Sitzbankbereich, Anbau einer rahmenfesten Verkleidung mit Doppelscheinwerfer und kleiner Cockpitscheibe, Optimierung der Kühlluftführung im Bereich des Zylinderkopfes durch eine trichterförmige Innenwände bei der Tankformung, Umstellung auf 220 mm Scheibenbremse am Hinterrad, magerere Bedüsung der Vergaser.
Licht und Schatten der Yamaha Tenere
Viel Lob erntete die Yamaha Ténéré seinerzeit für den besonders durchzugsstarken Motor und eine Top-Speed von über 160 km/h und dem im Geländeeinsatz hervorragenden Fahrwerk mit wertigen Federelementen. Ordentlich Kritik gab es allerdings für die korrosionsanfällige Auspuffanlage und die kapitalen Motorschäden bei der Typreihe 1VJ. Ansonsten war das Motorrad ein sehr robuster und treuer Wegbegleiter mit erstaunlich hoher Zuverlässigkeit, wäre da nicht die konzeptionelle „Verschlimmbesserung“ bei der 1VJ gewesen…
Farben der Yamaha Ténéré
Die in Deutschland angebotene XT 600 Ténéré wurden in den Grundfarben weiß mit roten Schriftzügen und schwarzem Startnummernfeld auf den Seitendeckeln oder ab Baujahr 1986 auch im an der Werksrennfarbe des französischen SONAUTO /GAULOISES-Teams angelehnten Blau (Faraway Blue) mit weißen bzw. weiß-gelb-verlaufenden Decals und gelbem Startnummernfeld auf den Seitendeckeln ausgeliefert.
Marktsituation zur XT 600
Das KBA verzeichnet insgesamt einen Bestand von zugelassenen 1.221 Exemplaren der Yamaha XT 600 Ténéré, die sich nach Typreihen wie folgt aufteilen:
- Typ 34L/55W: 183 Stück,
- Typ 1 VJ : 535 Stück und
- Typ 3 AJ : 503 Stück.
Classic-Analytics aus Bochum notieren für Top Exemplare ohne Wartungs- und Reparaturstau und geringen Gebrauchsspuren einen Kaufpreis ab 2.900 Euro aufwärts. Für Schulnoten 4- und schlechter werden noch 900 – 1.000 Euro veranschlagt mit der Voraussetzung als sinnvolle und brauchbare Basis für einen Neuaufbau.
Trotzdem verfügt die Maschine über einen hohen Kultfaktor und wird als Trendsetter entsprechend auch für Sammler interessant, vorausgesetzt, der Originalzustand ist noch der Status Quo und dem Bike wurde regelmäßige, nachvollziehbare Wartung und Pflege zuteil.
Die XT 600 E ist eine zuverlässige Alltags-Enduro, die aus dem Erbgut ihrer Vorgänger noch einen Schuss Offroad-Kompetenz hinübergerettet hat.
Weit verbreitet, wird sehr günstig gehandelt. Einfach eine Top-Maschine!
Hallo zusammen
Besitze eine alt Tenere 600 Z jg 87 2RW Blau/Gelb
Kann mir jemand bei der suche nach den richtigen 3 Farbtönen weiter helfen (nicht RAL No: sondern orginal Yamaha Farb code oder sowas )
1. Faraway Blue ?
2. Helles blau ??
3. Gelb ??