Nach der legendären XT 500 und der Nachfolgerin XT 550 kam YAMAHA ab 1983 in Zugzwang, die große Einzylinder-Enduro-Baureihe zu modernisieren und brachte die XT 600 auf den Markt. HONDA und SUZUKI schoben bereits 600er-Singles mit Vierventilkopf und reichlich Dampf an den Start. Die verbauten Fahrwerke spielten auch in schwerem Gelände mit größeren „Flugeinlagen“ mit und beim Styling wartete die XT 550 mit etwas gewöhnungsbedürftigen Detaillösungen auf.
Die Zeit war reif für die Yamaha XT 600
Die Zeit war also reif für die Marke mit den drei gekreuzten Stimmgabeln, 1983 aus der XT 550 die neue Yamaha XT 600 zu entwickeln und den Wettbewerbern die Käufer abspenstig zu machen. Ein luft-/ölgekühlter Einzylinder-Viertakt-OHC-Vierventil-Motor mit offen 33 KW gleich 44,8 PS bei 6.600 U/min und 51 Nm Drehmoment bei 5.750 U/min war das Herz der neuen „XT“. Vom Vorgängermotorwurde der Teikei-Registervergaser, jetzt mit 27 mm Durchmesser übernommen, ebenfalls als YDIS gekürzelt (Yamaha Dual Intake System). Diese Lösung fungierte quasi als Doppelvergaser mit geringem Platzbedarf.
Bohrung und Hub betrugen 95 mm x 84 mm, das schwarz lackierte Aggregat besaß bei einem Hubraum von 595 ccm eine Verdichtung von 8,5:1. Die genannten Leistungsdaten galten für die XT 600 Baureihen 43F (1983 – 1986) und 2KF (1987 – 1990). Um auch in der günstigen Versicherungsklasse bis 20 KW / 27 PS am Start zu sein, bot YAMAHA ab 1987 ebenfalls eine leistungsreduzierte Version als eigenständigen Bautyp 2NF werksseitig an. Die Drosselung geschah damals durch schmalere Ansaugstutzen und einer veränderten Position der Düsennadeln im Vergaser.
Gemeinsam war den drei Neulingen die Trockensumpfschmierung mit dem Öltank am linken seitlichen Rahmenheck. Die seilzugbetätigte Ölbad-Kupplung leitete die im mittleren Drehzahlbereich reichlich vorhandene Kraft über ein 5-Gang-Getriebe auf eine O-Ringkette ans Hinterrad. Gestartet wurde die Yamaha XT600 mit dem Kickstarter und einem damit synchronisierten, seilzugbetätigten Dekompressionsmechanismus. Bei dem Modell XT 600 E konnte man sich mit dem Druck auf den Anlasserknopf das eigentlich recht einfache Antreten sparen.
Der wackere Eintopf lief im direkten Vergleich zum HONDA-Motor wesentlich geschmeidiger und hatte im Bereich zwischen 3.000 und 5.000 Touren mehr Druck, der Sound war ebenfalls schön blubbernd und ballernd. Oben heraus war dann das HONDA-Aggregat wiederum etwas kräftiger aufgestellt, der Kaufentscheid war auch eine Mentalitätsfrage. Die Fahrleistungen waren immer auf der Höhe der Zeit, offen rannte die XT 600 mit geducktem Fahrer 160 km/h, in der Drosselversion reichte es zu 135 km/h. Lange Vollgasetappen waren mit dieser Kategorie Motorräder eh nicht die Parade-Disziplin, Landstraßen-Ballern und Geländeausflüge waren da eher angesagt.
Geänderte Fahrwerkstechnik an der Yamaha XT
Für die XT 600 überarbeitete Yamaha das Fahrwerkskonzept an der Hinterhand gründlich. Im Gegensatz zur Vorgängerin wurde bei der 43F die hintere Aluminium-Schwinge mit Exzenterversteller für den Kettendurchhang nun von einem MONO-CROSS-Federbein mit 236 mm Federweg (XT 550: Cantilever-Federungssystem mit DeCarbon-Federbein und 200 mm Arbeitsweg) gegen den Rahmen abgestützt.
Vorne stellte die XT600 eine 41 mm starke luftunterstützte, ölgedämpfte Telegabel 255 mm Hub zum Ausgleichen von Fahrbahnunebenheiten zur Verfügung. Bei den Typen 2KF bzw. 2NF wurde ab 1987 neben der Umrüstung auf eine Stahlschwinge auch noch die Bremsanlage überarbeitet.
Vernichtete bei der 43F (1983 bis 1986) vorne eine Einscheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsattel und einem Durchmesser von 267 mm neben der 150 mm Trommelbremse im Hinterrad den Vortrieb, so wandelte bei den 2KF/2NF ab 1987 auch am Hinterrad eine 220 mm Scheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsattel Geschwindigkeit in Wärme um. Vorne drehte sich ein 3.00-21 Enduro-Reifen mit grobstolligem Profil, hinten versah ein 4.60-18 Pendant seinen Dienst jeweils auf goldeloxierten Aluminiumfelgen mit Stahlspeichen.
Alle Komponenten wurden in einem rot lackierten, unten offenen Einrohrrahmen mit verstärktem Oberrohr untergebracht, der Motor selbst war mittragend.
Die Gesamtlänge der Yamaha XT 600 betrug 2.290 mm bei einem Radstand von 1.435 mm. Bei einer Bodenfreiheit von 260 mm saß der Fahrer in 860 mm Höhe auf seiner rot bezogenen Sitzbank. Trocken wog die Yamaha Enduro nur 137 kg, der serienmäßige Tank fasste 11 Liter Benzin.
Neben den Änderungen beim Fahrwerk gab es beim Modellwechsel vom Typ 43F zu den 2KF/2NF auch ein neues Layout am Endschalldämpfer der Auspuffanlage. Aus Platzgründen musste die Rückstaukammer verkleinert werden und der Registervergaser wurde auf eine Membransteuerung umgerüstet.
Licht und Schatten der Enduro
Viel Lob erntete Yamaha mit seinem Motorrad seinerzeit für den kernigen, durchzugsstarken Motor und für das gelungene Fahrwerk, dass nach einigen Modifikationen wie progressiven Federn für Gabel und Federbein auch echte Motor-Cross-Einlagen mitmachte. Den im Fahrbetrieb schwammigen Druckpunkt der vorderen Bremse stellte man mit einem Stahlflex-Leitungssatz erfolgreich ab, das stimmige Design mit Scheinwerfermaske und in die Seitendeckel integrierte Startnummerntafeln sowie den Lufthutzen seitlich an der Tankunterkante überzeugte nun auch. Für einen höheren Luftdurchsatz montierten einige Besitzer anstelle des serienmäßigen Schaumstoff-Filterelements einen offenen K & N-Luftfilter.
Die Serienausstattung mit komplettem Cockpit, an eigenen Auslegern montierten Soziusfußrasten, der Motorunterfahrschutz sowie der kleine Gepäckträger und die schützenden Faltenbälge an der Telegabel rundeten das insgesamt positive Bild ab. Die in Gummi gelagerten Blinker verziehen im Gelände auch manchen Sturz.
Fahrer, die öfters mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs waren, bemängelten eine gewisse Unruhe in der Vorderhand, hervorgerufen durch den zu viel Auftrieb erzeugenden Vorderradfender.
XT600 Farben der Yamaha
Die von 1983 und 1986 in Deutschland angebotene XT 600 Typ 43F wurde in den Grundfarben weiß und schwarz mit jeweils unterschiedlichen (rot-schwarzen bzw. rot-weißen) Beklebungen angeboten. Die 2KF bzw. 2NF fielen ab 1987 bis 1990 auch zusätzlich durch das von der XT 600 Ténéré übernommene faraway-blue und einer auf einigen Auslandsmärkten angebotenen Lindgrün-blauen Farbgebung auf. Letztere Farbkombination musste man dabei wirklich mögen.
Die Marktsituation zur Yamaha Enduro
Das KBA verzeichnet für 2020 noch insgesamt 1.800 angemeldete Exemplare der XT 600 Typen 43F/2KF/2NF. Die damalige Verkaufszahl dieser Typenreihe lag bei ca. 35.000 Fahrzeugen, also ein für Yamaha sehr erfolgreiches Bike, das 1983 für etwas über 8.000 DM beim YAMAHA-Händler im Show-Room stand. Die Teileversorgung ist unproblematisch, sinnvolles Zubehör (ACERBIS, usw.) gibt es z.B. von KEDO aus Hamburg-Barmbek oder von Motorsport Götz in Tübingen.
Gebrauchtkäufer sollten auf eine durch“gefaulte“ Auspuffanlage achten und einen Blick auf die Federelemente werfen. Speziell bei härterer Nutzung im Gelände war die Umrüstung auf kräftigere Federn angeraten und eine Inspektion von Lenkkopf- und Schwingenlager sollte auch nicht fehlen.
classic-analytics aus Bochum notiert als Richtwert beim Einkauf für eine Zustandsnote 2 einen Preis ab 2.500 €, eine Maschine mit Zustand 4 liegt bei rund 800 €.
Wer an die XT 600 einmal in sein Herz verloren hat, erhält ein tolles und charakterstarkes Motorrad mit heute noch großer Fangemeinde.
Hi sehr schön, dass ihr meine Yammi bei Klassik Cross in Wietstock entdeckt habt. Ich fahre sie seit 1986 als zweiter Besitzer und würde sie nie wieder hergeben. LG stefan
…und genau solch eine XT muss ich jetzt aus gesundheitlichen Gründen verkaufen.
In weiß, mit ca.30tkm.
Über 30 Jahre in meinen Bestiz.
Hat jemand Interesse?
Gerne, was soll sie kosten?
Hallo Matthias! ich hätte großes Interesse an so einer XT, wenn sie noch zu haben ist.
LG Björn
Hi Matthias, ich hätte ebenfalls Interesse, falls das gute stück noch zu haben ist….VG Andreas