Zeitgleich mit dem Erscheinen der Yamaha XS 400 rief die MITSUI MASCHINEN GMBH Deutschland, der Generalimporteur von Yamaha, 1978 in Deutschland einen nationalen Amateur-Markenpokal ins Leben. Damit war der Yamaha Valvoline XS 400 Cup, kurz XS 400 Cup, geboren. Die XS 400 war damals mit über 4.800 verkauften Einheiten im ersten Jahr bei einem Preis von 4.288 DM (offizieller Yamaha-Preis) das erfolgreichste Modell in der günstigen 27-PS-Klasse. Ihre Vorgängerin, die Yamaha XS360, hatte bereits im Jahr zuvor mit über 6.000 verkauften Maschinen für Furore gesorgt.

Der Yamaha Valvoline XS 400 Cup

Ziel dieser Rennserie war es, den Motorsportnachwuchs auf zwei Rädern zu fördern und unter identischen technischen Bedingungen gegeneinander antreten zu lassen. Dazu wurde den Teilnehmern ein Komplettpaket angeboten, dass neben einer Yamaha XS 400 im Renn-Trimm auch eine Fahrerausstattung enthielt. So sollte die Chancengleichheit für alle Teilnehmer unter auch für den Privatfahrer finanzierbaren Bedingungen sichergestellt werden. Aber nicht nur junge Nachwuchsfahrer fuhren im Yamaha-Cup mit, sie mussten sich die Startplätze immer mit älteren, erfahrenen Fahrern teilen. So kam es über die Jahre immer wieder zu spannenden Duellen zwischen „jungen Wilden“ und „alten Hasen“.

Yamaha XS 400 Cup

Die Rennverkleidung der XS 400 Cup kommt von der Fa. Pichler (Foto: Ein Freund von Nippon-Classic)

Die Cup XS 400

Die Cup-Version der Yamaha XS 400 entsprach technisch, bis auf eine 38-PS-„Sportnockenwelle“ in Verbindung mit offenen Ansaugstutzen, der Straßenversion, die in der versicherungsmäßig günstigen 27 PS-Klasse zu Hause war. Antriebsaggregat war ein Reihenmotor mit zwei Zylindern, ausgelegt als Gegenläufer mit 180° Hubversatz. Ausgleichswellen oder ähnliches Brimborium gab es nicht.

Technische Daten der Cup-Maschine

  • Motor:                                2-Zyl.-4-Takt OHC
  • Hubraum:                          386 cm³
  • Hub x Bohrung:                52,4 x 69 mm
  • Verdichtung:                      9,2 : 1
  • Max. Leistung:                   28 kW / 38 PS bei 8750 U/min
  • Max Drehmoment:            33,4 Nm bei 7200 U/min
  • Getriebe:                              6-Gang
  • Bodenfreiheit:                     125 mm
  • Leergewicht:                        164 kg
  • Tankinhalt:                          11 Liter
  • Höchstgeschwindigkeit:   175 km/h

Zusätzlich enthielt das Renn-Kit, dessen Preis insgesamt bei etwa 5.700 DM lag, noch eine Vollverkleidung, zurückverlegte Fußrasten, Stummellenker, eine Höckersitzbank und einen roten Kunststoffkotflügel für das Vorderrad. Alle Teile wurden von der Firma Pichler beigesteuert. Anderweitige Modifikationen als der Umbau-Kit und die Wahl der Reifen führten zur Disqualifikation. Ständer, Tachometer und Anbauteile, die nur der Sicherheit im öffentlichen Straßenverkehr dienten durften aber demontiert werden. Auch der Kickstarter wurde entfernt, ein Ankicken war mit der Verkleidung und der Fußrastenanlage sowieso nicht möglich. Die Rennen begannen deshalb mit einem Schiebestart.

Yamaha XS 400 Cup

Verkleidung und Kickstarter vertrugen sich nicht (Foto: Ein Freund von Nippon-Classic)

Trotz dieser Modifikationen war die XS 400 Cup mit ihrem 4-Takt-Reihenmotor alles andere als ein filigranes Renngerät. Der kleine Zweizylinder galt als ausgesprochen bieder und für sportliche Aktivitäten im Grunde vollkommen ungeeignet. Die Schräglagenfreiheit war begrenzt, die Krümmer setzten regelmäßig auf, was die Fahrer schnell dazu veranlasste, mit viel Kreativität nach mehr Schräglagenfreiheit zu suchen. So wurden zum Beispiel der rechte und linke Krümmer getauscht, was einige Millimeter brachte.

Im Laufe der Saison stellte die XS400 Cup dann aber unter härtesten Rennbedingungen ihre absolute Zuverlässigkeit und Standfestigkeit unter Beweis. In den acht Rennen des ersten Cup-Jahres blieb von den 50 startenden Maschinen keine einzige auf Grund technischer Mängel liegen. Für Yamaha damals ein absoluter Qualitätsnachweis.

Yamaha XS 400 Cup

Yamaha XS 400 Cup Prosepekt von damals (Quelle: Martin Luberichs)

Die erste Serie der Cup-XS400 wurde ausschließlich für die Cup-Rennen angeboten. Es sollten also nur 50 Umbau-Kits verkauft worden sein, wobei jeder Händler nur eine Cup bekommen konnte. Jeder Händler konnte damals also auch nur einen Fahrer betreuen. Entsprechend rar sind die Teile heute.

Yamaha XS 400 Cup

Yamaha XS 400 Cup Pokal im damaligen Prosepekt (Quelle: Martin Luberichs)

Zur Rennmaschine bekamen die Fahrer damals auch eine einheitliche Lederkombi, einen Helm, Handschuhe und Rennstiefel. Somit traten alle Fahrer in einheitlicher Kluft auf identischen rot-weißen Rennmaschinen an. Ab dem zweiten Rennen fuhren, um es den Zuschauern leichter zu machen, der Führende der Serie in einer goldenen Kombi, der Zweitplazierte in einer Roten und der Dritte in einer Schwarzen.

Der Yamaha Cup und wie es weiterging

Das erste Rennen der Serie wurde am 22.4.1978 in Kassel-Calden ausgetragen. Sieger dieses Rennens war Wolfgang Möckel aus Erzhausen. Erster Gewinner der Cup-Serie war 1978 Martin Wimmer aus München, der später erfolgreich im Grand Prix fuhr und dort drei Siege in der 250 ccm-Klasse verbuchen konnte. Aufgrund des Erfolgs im ersten Jahr wurde der Pokal bereits im zweiten Jahr auf 10 Rennen aufgestockt. Um die 50 Startplätze bzw. Maschinen bewarben sich 1979 insgesamt 85 Fahrer, das Startrecht wurde daher verlost.

Yamaha XS 400 Cup

Modifizierte XS 400 Cup beim Schottenring Classic GP (Quelle: Nippon-Classic.de)

Die XS 400 Cup bekam zeitgleich ein Facelift, unter anderem mit einem um 4 cm vergrößerten Radstand und einen größeren Tank mit 16 statt bisher 11 Litern Inhalt. Der Tank wurde bei der Cup-Version nun unter einer Tanksitzbank-Kombination versteckt. Auch die zurückverlegte Fußrastenanlage musste dem veränderten Rahmen angepasst werden. Zudem waren die Standrohre nun drei Zentimeter länger, was den Fahrern etwas mehr Bodenfreiheit beschert haben dürfte. Nach 1979 blieb die XS 400 bis zu ihrem Ausscheiden als Cup-Maschine technisch unverändert.

Nach 1982 wurde der Yamaha-Cup nicht mehr auf XS400 gefahren. Trotzdem war der Yamaha-Cup noch lange Jahre eine der weltweit erfolgreichsten und populärsten Markenserien. Der Cup wurde aufgrund der Idee der Nachwuchsförderung auch liebevoll das „rasende Klassenzimmer“ genannt.

Bereits zeitgleich mit der XS400 wurde ab 1981 auch ein 2-Takter, eine Yamaha RD 350 (1981-1986) gefahren, die Wertung erfolgte nach Modellen getrennt. Nach der RD 350 wurde auf TZR250 (1987-1990) gefahren bevor ab 1991 wieder auf 4-Takter umgestiegen wurde. Zunächst war es die FZR600 (1991-1995), danach dann die YZF600 Thundercat (1996-1998) und schließlich eine YZF-R6 (1999-2017). Im Januar 2018 gab Yamaha-Deutschland schließlich bekannt, die Rennserie einzustellen.

Die Yamaha XS 400 Cup Sieger

  • 1978        Martin Wimmer
  • 1979        Reinhard Scheuerlein
  • 1980        Franz Schwarz
  • 1981        Albrecht Ulmer
  • 1982        Jürgen Braun
Martin Wimmer

Martin Wimmer im Jahr 1982 in Brünn (Foto: Georg Schildknecht)

Ab 1980 schwang sich auch die eine oder andere Fahrerin in den XS 400 Cup-Sattel. Im Jahr 1981 traten zum Beispiel 45 Männer gegen 5 Frauen an.

Wegen des großen Erfolgs des Yamaha XS 400 Cups und der XS400 im Allgemeinen wurde ab 1979 neben der reinen Rennversion, die natürlich ohne Lampen daher kam, auch eine Straßenversion angeboten, die XS 400 Cup/Z. Das Z steht für „Zulassung“ oder „zulassungsfähig“. Diese Maschine ist für den Betrieb im öffentlichen Straßenverkehr mit Beleuchtung und Spiegeln ausgestattet, der Scheinwerfer ist in die Verkleidung integriert.

Wie die Rennmaschine verfügt sie über zurückverlegte Fußrasten, hat aber wie die Straßenversion serienmäßig nur 27 PS. Die Lenkerstummel wurden bei der Straßenversion durch einen M-Lenker ersetzt. „Für heiße Fahrer gibt es jetzt den Look, der zu ihnen passt“, schrieb Yamaha dazu im Prospekt. Von der Straßenversion wurden wesentlich mehr Exemplare verkauft als von den Rennmaschinen, so dass diese heute gelegentlich noch zu bekommen sind, oft allerdings in desolatem Zustand.

M-Lenker statt Lenkerstummel für die Straßenversion (Foto: Ein Freund von Nippon-Classic)

Und auch für die Biker, die ihre originale XS 400 später nachrüsten wollten, wurde gedacht. Als Zubehör gab es die Pichler-Verkleidung V2000S1, die allerdings weniger lang ist als die der Cup-Rennmaschine. Die Sitzbank des Exemplars auf dem Bild unten wurde nach Bildern und einer vermaßten Skizze, die ein ehemaliger Cup-Fahrer angefertigt hat, aufwendig nachgebaut. Die Fußrastenanlage ist die originale Pichler und der Motor besitzt die 38-PS-Nockenwelle. Das Rücklicht ist von der neueren XS entlehnt, da es nicht so schrecklich groß ist.

Yamaha XS 400 Cup

Eine Yamaha XS 400 mit Pichler-Zubehör getunt (Foto: Martin Luberichs)

Auch heute wird die XS400 noch erfolgreich bei Youngtimer-Rennveranstaltungen eingesetzt, z. B. bei VFV-Rennen um die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft oder bei den Grab-the-flag-Rennen. Bei diesen Maschinen handelt es sich aber meist nicht um alte Cup-Maschinen sondern um Eigenkonstruktionen auf Basis einer XS400.

 

[Autor: Martin Luberichs, Betreiber der Seite www.xs400.net]