Anfang/Mitte der 80er Jahre wollte Yamaha als Nummer zwei der japanischen Motorradbauer-Gilde unbedingt die Nummer 1 vom Thron stoßen, die hieß bekanntlich Honda. Eines der Erfolgsmodelle des Herstellers aus Japan war die Honda CB 900 F Bol d´Or (Typ SC09), welche nach fahrwerkstechnischer Überarbeitung des Ur-Modells SC01 nun neben einem potenten Motor endlich auch ein adäquates Fahrwerk besaß. Genau auf diesen Bestseller zielte die neue, aus der XJ 650/XJ 750 Seca entwickelte Antwort von Yamaha aus Hamamatsu: die XJ 900 F Typ 31A.
Motorentechnisch basierte das 1983 vorgestellte XJ 900-Triebwerk auf der Motor-Antriebseinheit der zuverlässigen Yamaha XJ 650. Der luft-/ölgekühlte Vierzylinder-DOHC 8-Ventiler mit YICS erbrachte in der 31A aus 847 ccm 97 PS und stemmte 80 Nm auf die Kurbelwelle. Die Kraft wurde über ein 5-Gang-Getriebe via Kardanwelle ans Hinterrad geleitet und reichte bei 248 kg „Kampfgewicht“ für 220 km/h Top-Speed.
Zur Ausstattung zählte bei der 31A neben einer hübschen, aber fahrdynamisch eher problematischen Lenkerverkleidung (Pendelneigung bei hohen Geschwindigkeiten) eine luftunterstützte Telegabel mit Anti-Dive-System und zwei innenbelüfteten Bremsscheiben mit Einkolben-Schwimmsätteln, während eine normale Scheibenbremse mit Schwimmsattel am Hinterrad ihren Dienst versah, alle Bremssättel erhielten Sintermetall-Beläge.
Die Schwinge stützte sich über zwei Gasdruckfederbeine mit Reservoir gegen den Rahmen ab. Ansonsten war das Fahrwerk sehr fahrstabil und spurtreu. Damit wurde im Gesamtpaket der Beweis erbracht, das Kardan-Antrieb auch sportlich sein kann.
Die guten Fahreigenschaften, dank eines 22 Liter-Tanks auch auf längeren Strecken, sprachen sich auch bei den weniger sportlich ambitionierten Tourenfahrern herum und so schlug Yamaha mit der XJ 900 F zwei Fliegen mit einer Klappe.
Wachablösung in der Yamaha XJ 900 Baureihe
Dann kam 1985 der Modellwechsel auf den Typ 58L. Dieser Typ wurde als XJ 900 F bis 1990 gebaut und als Naked-Bike XJ 900 N nur 1985 und 1986. Motorisch wurde der Hubraum erhöht auf jetzt 891 ccm, ein Leistungszuwachs auf jetzt 98 PS und ein gesteigertes Drehmoment von jetzt 81 Nm standen dadurch auf der Haben-Seite.
An Fahrwerk und Optik änderten die Mannen aus Hamamatsu wesentlich mehr: die für Fahrwerksunruhen verantwortliche Lenkerverkleidung entfiel und wurde durch eine rahmenfeste Halbschale mit unten angeschraubtem Bugspoiler ersetzt. Die Federelemente blieben ohne Luftunterstützung, das Anti-Dive verschwand von der Ausstattungsliste (wenn dem je nachgetrauert wurde) und die Version XJ 900 N als „Nackedei“ mit 6 kg Gewichtsvorteil (242 kg) tauchte in den Preislisten und Verkaufsräumen auf. Die Höchstgeschwindigkeit stieg marginal auf 221 km/h bei der XJ 900 F bzw. lag bei 215 km/h für die nackte Version.
Das Grundkonzept dieser Maschine war so stimmig, dass das Motorrad viele Jahre äußerst erfolgreich im Verkaufsprogramm war, zuletzt als XJ 900 Diversion. Damit war die XJ 900 F eines der erfolgreichsten Bikes von YAMAHA. Mit der XJ-Baureihe hatte Yamaha insgesamt alles richtig gemacht.
Farbenspiel der XJ 900
Während das Yamaha XJ 900 Urmodell 31A einfarbig in weiß-perleffekt, rot- oder schwarz-metallic mit bunten Decals daherkam, wurde der Typ 58L als XJ 900 F entweder im Farbschema weiß-blau-weiß oder weiß-blau-rot angeboten. Die „Nudistenversion“ XJ 900 N ging in schwarz mit dunkelroten Decals vom Band.
Typische Schwachstellen der Yamaha XJ 900
Der größte Schwachpunkt ist der Rahmen im Bereich sowohl der Seitenständer- als auch der Hauptständeraufnahme. Im Rahmenrohr kann es durch eindringende Feuchtigkeit zu Korrosion an der Seitenständeraufnahme kommen, die von innen nach außen „durchfault“ und keinen Halt mehr bietet; ähnliches gibt es beim Hauptständer. Hier weiten sich die Bohrungen in den Haltelaschen der Sicherungsbolzen, so dass sich der Hauptständer zu weit nach vorne bewegen lässt. Durch den zu weiten Anschlag steht das Motorrad mit dem Hinterrad auf. Neben den schon obligatorischen Korrosionsschäden an Sammlern und Endschalldämpfern der Auspuffanlage neigten viele Ölkühler an den Anschlussflanschen zu Vibrationsrissbildung.
Häufig tritt bei der Yamaha XJ 900 Lenkerflattern („Shimmy“) bei hohen Laufleistungen auf, hier liegt die Schwäche im weichen Lenkrohr, dabei weitet sich der Lagersitz der Lenkkopflager vom maßhaltigen Kreisrund ins übermaßige Oval. Der Shimmy-Effekt tritt oft in Verbindung mit abgefahrenem Vorderreifen auf, also wenn diese zwei Voraussetzungen (mit aufgeweitetem Lagersitz) eintreffen. Ebenso sollte auf rissige Armaturengläser geachtet werden, das sieht nicht nur hässlich aus, es ist bei mangelnder Ablesbarkeit auch ein Hinderungsgrund für die Erteilung der Plakette bei der Hauptuntersuchung.
Bei Motor und Antriebsstrang gilt ansonsten: Langläufer mit der Tendenz zum Kilometerfresser!
Marktsituation
Das KBA verzeichnet noch ca. 2.750 angemeldete Exemplare der Typen 31A und 58L. Schwierigkeiten in der Ersatzteilversorgung zeichnen sich nur bei den Auspuffanlagen ab, da die Elemente des Nachfolgetyps 4BB (ab Baujahr 1990) nicht montiert werden dürfen, sonst erlischt die Betriebserlaubnis. Zwar gilt die Yamaha XJ 900 schon jetzt als legendärer Kilometerfresser und robuster Wegbegleiter für alle Lebenslagen, die weite Verbreitung mit hohen Verkaufszahlen drücken jedoch die Preise auf dem Gebrauchtmarkt.
Als gesuchter Oldtimer stehen andere Kandidaten in besseren Startpositionen.
Weitere Yamaha XJ Modelle
Yamaha XJ 600 (1984-1990)
Yamaha XJ 650 (1979-1984)
XJ 650 Turbo (1982-1984)
Yamaha XJ 750 SECA (1982-1984)
(Autor: Frank Colling)
Ein Bekannter von mir hat eine XJ900 F und eine N. Beide Maschinen haben mittlerweile Kilometerstände jenseits der 500.000 km. Reparaturen oder Motorüberholung in dieser Zeit Fehlanzeige. Es gibt wohl kaum einen robusteren und unkomplizierteren Dauerläufer als diese Maschine.
Nach den BMW / 5 Boxern stieg ich 1981 auf XJ 650, 1982 auf XJ 750 Seca und 1983 auf XJ 900 31 A und 1998 auf eine gebrauchte XJ 900 58 L. Beide 900 hatte ich bis 195 ooo km in Betrieb. Ohne jegliche motorseitige Beanstandungen. Die 58 L verkaufte ich im Dez. 2021, da ich wegen einer Knieverletzung und meinem Alter ( 80 J ) nicht mehr fahren kann. Meine XT 600 hat mit 140 000 km bis heute ebenfalls einen Motor, der noch nie geöffnet werden musste. Peter
Nicht aufgeführt ist die kleine Schwester: XJ750 F (41Y), eine auf der 58L basierende Version mit dem Kopf der XJ650. Nur kurz im Programm. Sie hat innerhalb der Kardangruppe die schärfsten Steuerzeiten und ist die drehfreudigste. Ihre Fahrleistungen liegen klar über denen der 4BB, obwohl diese allein von den Papierdaten kräftiger ist.
Tja..? Was soll ich gross dazu sagen? Meine Yamaha XJ 900 F von 1984 hat 108.000km runter…und läuft, und läuft..😁! Es gab niemals irgendwelche Probleme…🤷♂️!
Also fahren, pflegen und öfters putzen..und gut ist es..🙃!
Leider hat Yamaha die Baureihe nicht mehr weiterentwickelt..
Das Krad ist schnell, hat noch einen tollen Sound und ist eigentlich (Ich schreib auch nur eigentlich, weil es immer Leute gibt…Die kriegen alles kaputt..🤭) „unkaputtbar“!
Mit Bikergruss
Wilfried🏍
Die XJ900. Ich begann mit 40, erst Cilera 125, dann Kawa Zweizylinder 500, sodann XJ.
Euphorisch, nachts, im Kanton Luzern, mit 140 nahm die Autobahn eine Kurve, und …. die Kiste kam ins Wackeln. Allen XJ Fahrern, welche Tempo lieben, wohl bekannt. Gottseidank hatte ich Töff Kurs absolviert, wenn nicht, dann wäre ich rausgeflogen und würde wohl hier nicht schreiben, 45 Jahre später. Ja was. „Das Pferd mit den Knien pressen und die Zügel gaaaanz locker lassen.“ Ich war so geistesgegenwärtig, eben dies zu tun und schaffte die Kurve, knapp, schon rechts des rechten weißen Streifens.
Heute wäre mir Bib Bäik zu schwer. Ich fahre CB150. Gewicht 135kg, 13PS, 13Nm, höchstens zwo Liter auf die 100km, hier auf Bali ideal.
Die XJ900. Ich begann mit 40, erst Cilera 125, dann Kawa Zweizylinder 500, sodann XJ.
Euphorisch, nachts, im Kanton Luzern, mit 140 nahm die Autobahn eine Kurve, und …. die Kiste kam ins Wackeln. Allen XJ Fahrern, welche Tempo lieben, wohl bekannt. Gottseidank hatte ich Töff Kurs absolviert, wenn nicht, dann wäre ich rausgeflogen und würde wohl hier nicht schreiben, 45 Jahre später. Ja was. „Das Pferd mit den Knien pressen und die Zügel gaaaanz locker lassen.“ Ich war so geistesgegenwärtig, eben dies zu tun und schaffte die Kurve, knapp, schon rechts des rechten weißen Streifens.
Heute wäre mir Bib Bäik zu schwer. Ich fahre CB150. Gewicht 135kg, 13PS, 13Nm, höchstens zwo Liter auf die 100km, hier auf Bali ideal.