Cygnos, so heißt ein Sternbild am Himmel zwischen Lyra und Pegasus. Unter gleichen Namen präsentierte sich jedoch ganz irdisch 1983 der Yamaha XC 180 Cygnus – ein ganzes Jahr bevor Honda den Markt für große Motorroller für sich entdeckte. Der leistungsstarke Viertakt-Roller, der in den USA unter der Bezeichnung „Riva 180“ lief, schaffte immerhin eine respektable Höchstgeschwindigkeit von 108 km/h und spielte damit in der 250-ccm-Klasse des Honda Elite CH 250 oder des späteren Helix CN 250 Scooters mit.

Und Yamahas Gedanken waren nicht neu. Denn in den frühen Jahren des deutschen Wirtschaftswunders war ab 1953 der Heinkel Tourist ein beliebtes Fortbewegungsmittel, das mit großer Zuladung und hoher Reisegeschwindigkeit auch Urlaubstouren ermöglichte. Mit dem Ende der Heinkel-Produktion gerieten große Viertakt-Roller jedoch 18 Jahre lang in Vergessenheit. Nur Vespa bot einen 200-ccm-Roller an, allerdings mit knatterndem Zweitaktmotor.

Yamaha XC 180 Cygnus mit Variomatik wie einst bei DKW

Als erster japanischer Viertakt-Großroller kombinierte der Cygnos nicht nur ein entspanntes Fahrgefühl mit einem sportlichen Fahrerlebnis. Der Yamaha XC 180 überzeugte auch mit technischen Raffinessen, wie modernen Hydrostößeln und einer cleveren Variomatik, die bereits 1954 in der DKW Hobby eingesetzt, und auch von Honda in dem SH 80 Scoopy verbaut wurde.

Yamaha XC 180 Cygnos mit Variomatik

Yamaha XC 180 Cygnos mit Variomatik (Foto: Nippon-Classic.de)

Die Variomatik erlangte später durch die niederländische Firma DAF größere Bedeutung, die das vollautomatische Getriebe in dem Kleinwagen DAF 600 und später im DAF 66 verbauten. Nach der Übernahme durch Volvo setzte der schwedische Autobauer die Variomatik bis in die späten 1980er Jahre in verschiedenen Volvo-Modellen ein.

Yamaha betrat vor 35 Jahren allerdings komplettes Neuland, denn in Japan gab es keinerlei Erfahrungen mit Fliehkraftkupplung und Drehmomentwandler, von Vorgänger- oder Konkurrenzmodellen ganz zu schweigen.

„Die Variomatik des Yamaha Cygnus war daher eine komplette Neuentwicklung. So legten die Yamaha-Ingenieuren die Maße der verwendeten Gleitrollen und Gleitstücke als auch die Formgebung der Gleitbahnen und die funktionale Dimensionierung der Variomatikscheiben und des Antriebsriemens ohne eine mögliche Orientierung an standfeste Wettbewerbermodelle nach damalig „bestem Wissen“ fest. Alle späteren Scootermodelle erhielten Variomatik-Bauteile mit stark abweichenden Dimensionen.“, wie ‚Mopedfreund‘ auf deutschlandroller.de ausführt. Die Kraftübertragung zum Hinterrad übernahm dann ein Zahnriemen.

Mit der Variomatik betrat Yamaha beim XC 180 Neuland

Mit der Variomatik betrat Yamaha beim XC 180 Neuland (Foto: Nippon-Classic.de)

Komplizierte Cygnos-Technik

Das XC 180 Triebwerk war damals ein völlig neu entwickelter Viertakt-Motor mit 171 ccm Hubraum, leistete 14 PS bei 7.500 U/min und hatte ein maximales Drehmoment von 12,7 Nm bei 6.500 U/min. Damit es dem Einzylinder nicht zu heiß wurde, sorgte eine Gebläsekühlung für die notwendige Kaltluft. Wartungsfrei gestalteten sich die transistor-gesteuerte CDI-Zündung und die über Hydrostößel betätigten Ventile.

Dank Startautomatik sprang der Großroller bei gezogener Bremse temperaturunabhängig an. Doch hier lag auch die „Achillesferse“ des XC 180 Cygnus. Denn der Mikuni BS28-Vergaser arbeitet nicht nur mit einer Kaltstartautomatik, sondern verfügte auch über eine Gemischregulierung, die über „zehn mit dem Vergaser verbundene Schläuche, zwei Magnetventile, ein Bimetall-Ventil und eine Elektronik-Box gesteuert wird. Wegen dieses komplexen Gemischaufbereitungssystems reagiert der Vergaser und sein Schlauch- und Ventilsystem sehr empfindlich auf Verschmutzungen oder Undichtigkeiten. Fehler sind hier nur sehr schwer zu lokalisieren. Im Zweifelsfall ist der Vergaser am besten vollständig zu zerlegen, zu reinigen und wieder zu montieren.“, weiß ‚Mopedfreund‘ auf deutschlandroller.de aus eigenen Erfahrungen zu berichten.

Die komplizierte Geschmischsteuerung ist die Achillesferse des XC 180 Cygnos

Die komplizierte Geschmischsteuerung ist die Achillesferse des XC 180 Cygnos (Foto: Nippon-Classic.de)

Design und Ausstattung

Der Yamaha XC 180 Cygnos unterscheidet sich im Design grundlegend von anderen Roller-Konstruktionen. Während Vespa & Co. ein mit der Gabel verbundenes Vorderrad-Schutzblech besitzen, setzte Yamaha beim XC 180 auf eine in der Blech-Karosserie integrierte Vorderrad-Abdeckung. Dahinter besitzt der Groß-Roller zwar ein ordentlich großes Handschuhfach, aber unter dem Sitz haben die Konstrukteure leider keinen Stauraum vorgesehen. Denn der große Motor und der Kraftstofftank beanspruchen diesen Raum für sich. Nur hinter der Sitzbank gab es ein kleines Staufach.

Der Cygnos besaß zwei Staufächer - eine vorn

Der Cygnos besaß zwei Staufächer – eine vorn (Foto: Nippon-Classic.de)

Für Fahrkomfort sorgen vorn eine gezogene Kurzarmschwinge, ein langer Radstand von 1.290 mm und eine bequeme Sitzbank. Wer mochte, konnte den Yamaha XC 180 Cygnos mit einem hinteren Koffer, einer Windschutzscheibe sowie einen ungewöhnlichen Halter für Tennisschläger aufrüsten.

Trommelbremsen vorne und hinten waren zu der Zeit nicht ungewöhnlich, aber zumindest eine vordere Scheibenbremse hätte dem Cygnos gut getan.

Vorn wie hinten gab es nur Trommelbremsen

Vorn wie hinten gab es nur Trommelbremsen (Foto: Nippon-Classic.de)

Technische Daten Yamaha XC 180:

Motor

  • Typ: Einzylinder-Viertaktmotor (DOHC) mit Gebläsekühlung
  • Hubraum: 171 ccm
  • Bohrung x Hub: 63,0 mm x 55,0 mm
  • Vergaser: Mikuni BS 28 mit Kaltstartautomatik
  • Kraftübertragung: Drehmomentwandler-Getriebe, Zahnriemen

Leistungswerte

  • Maximalleistung: 17 PS bei 7.500 U/min
  • Max Drehmoment: 12,7 Nm bei 6.500 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 108 Km/h

Fahrwerk

  • Rahmen: Blechschalenrahmen
  • Telegabel: gezogene Kurzarmschwinge
  • Reifen vorn: 3.00-10 4PR
  • Reifen hinten: 4.00-10 4PR
  • Bremsen vorn/hinten: Trommelbremsen

Maße und Gewichte

  • Länge: 1.840 mm
  • Radstand: 1.290 mm
  • Sitzhöhe: 780 mm
  • Tankvolumen: 6,5 Liter
  • Gewicht (vollgetankt): 122 kg

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