1957 begann Honda erstmals ein Motorradmodell in unterschiedlichen Hubraumklassen anzubieten. Damals wurde der Honda C 70 Dream mit ihrem 247 ccm großen Parallel-Twin die C 75 als Schwestermodell mit 305 ccm Hubraum zur Seite gestellt. In den USA standen die hubraumstärkeren Modelle unter dem Namen „Superhawk“ bei den Händlern. Direktes Vorgängermodell der CB 350 (Twin) war die CB 77 Superhawk (1960 bis 1964). Honda baute die CB 350 von 1968 bis 1973 und löste sie durch die kurzlebige CB 360 im Jahr 1974 ab. Obwohl die 350er bei gleichem Gewicht mehr Leistung als die 250er bot, hatte sie hierzulande schwer. Der Grund war die Versicherungseinstufung. Mit zusätzlichen 76 ccm Hubraum lag sie genau zwischen den Versicherungsklassen für 250 ccm und 475 ccm und war deshalb in Deutschland nicht sehr beliebt. Käufer zogen dann die größere Honda CB 450 vor.

Honda CB 350 K aus dem Jahr 1968

Honda CB 350 (Exportmodell) aus dem Jahr 1968 (Quelle: Honda)

Nichtsdestotrotz wurde die CB 350 mit mehr als 300.000 verkauften Motorrädern in ihrer sechsjährigen Bauzeit eine Erfolgsgeschichte für Nippons führenden Motorradhersteller. Neben dieser 350er mit Zweizylinder-Motor, baute Honda auch eine Vierzylinder-Version, die CB 350 Four.

Rot-Weiß steht der Honda CB 350 K auch sehr gut

Rot-Weiß steht der Honda CB 350 K auch sehr gut (Foto: Nippon-Classic.de)

Optisch und technisch unterschieden sich CB 250 und CB 350 nicht. Gegenüber der Vorgänger Modellreihe CB 77 hatte Honda Motor, Getriebe, Rahmen und Gabel neu konstruiert und gab dem Motorrad ein zeitgemäßes sportliches Design:

  • Ein breiterer, tropfenförmiger Tank mit Honda-Schriftzug ersetzte den bisher buckligen Kraftstoffbehälter mit Chromwangen und Honda-Logo.
  • Honda legte den Motor kurzhubiger aus und vergrößerte den Hubraum von 305 auf 325 ccm.
  • Die Zylinder waren nicht mehr geneigt, sondern standen nun aufrecht.
  • Der freiliegende Kettenantrieb wanderte von der rechten auf die linke Seite.
  • Die Instrumenteneinheit wurde nicht mehr in den Schweinwerfer verbaut, sondern befand sich nun in zwei separaten Gehäusen darüber.

Motor und Antrieb der Honda CB 350

Der fahrtwindgekühlte Zweizylinder-Viertakt-Motor verfügt über einen Hubraum von 325 ccm. Honda vergrößerte im Vergleich zur CB 77 die Bohrung von 60 auf 64 Millimeter und verkürzte den Hub von 54 auf 50,6 Millimeter. Mit Vergrößerung des Brennraumes stieg auch die Leistung von 28 auf maximal 36 PS, die bei 10.500 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung standen. Hier konnte die CB 350 aber nicht mit den Zweitaktmodellen aus Japan mithalten. So wuchteten die Yamaha RD 350 und Suzuki T 350 immerhin 39 PS an die Getriebeausgangswelle. Das maximale Drehmoment von 25 Nm erreichte der Honda-Motor mit 9.500 U/min. Das Leistungsgewicht fiel mit 4,36 PS/Kg im Vergleich zur 250er deutlich positiver aus, zog aber auch keine Wurst vom Brot.

Honda hat den Motor als 180-Grad-Twin im Gegenläuferprinzip ausgelegt. Durch die wechselseitig laufende Kolben wurden wesentliche Schwingungen ausgeglichen, die typischerweise gleichlaufende Zweizylinder-Motoren mit sich bringen.

Zwei Keihin-Gleichdruckvergaser sorgten für die Gemischaufbereitung für die beiden Zylinder. Es handelt sich dabei um sog. „Constant Velocity“ (CV)-Vergaser, bei denen nur die Drosselklappen vom Gasdrehgriff direkt gesteuert werden. Schieber (Kolben) und Düsennadeln werden durch den Unterdruck im Ansaugtrakt (zwischen Vergaser und Einlassventilen) gesteuert. [Im Unterschied dazu erfolgt bei Rundschiebervergasern die Steuerung der Kolben direkt über den Gasgriff].

Die Ventilsteuerung erfolgte Honda-typisch über eine per Kette angetriebene Nockenwelle. Die Nockenbewegung übertrugen Kipphebel auf die zwei Ventile je Zylinder.

Der Motor der CB350 K leistete 36 PS

Der Motor der CB350 K leistete 36 PS (Foto: Nippon-Classic.de)

Honda CB 350 Modellpflege und Besonderheiten

Während der Bauzeit frischte Honda seine CB 350 K mehrmals auf. Insbesondere variierten die Lackierungen, Dekore und Schriftzüge in der sechsjährigen Bauzeit.
Die Verzögerung am Vorderrad übernahm eine Duplex-Trommelbremse (K0 bis K4). Im letzten Baujahr 1973 bekam die K4 eine hydraulische Scheibenbremse mit 214 Millimeter Durchmesser. Die K4 erhielt zudem eine Telegabel mit Gummikappen anstelle der bisherigen Tauchhülsen, wie sie auch von der CB 350 Four bekannt sind.

Ab dem Modell K1 sind die Kniegummis am Tank der Modellpflege zum Opfer gefallen. Mit der K2 gab es eine seitlich klappbare Sitzbank, unter der sich die Batterie befindet. Interessant ist, dass die Maschinen nicht nach dem Produktionsjahr betitelt wurden, sondern nach dem Jahr ihres Verkaufs. Weiterführende Details zur Modellpflege finden sich unter www.honda350k.com.

1971 bekam die Honda CB 350 K ein neues Design

1971 bekam die Honda CB 350 K ein neues Design (Quelle: Honda)

Zu den Besonderheiten gehören:

  • die Honda CL 350 Scrambler mit hochgezogener Auspuffanlage und 19-Zoll Vorderrad sowie
  • die Honda SL 350 als Enduro-Variante mit schräg nach oben verlaufenden Auspuffrohren und einem Styling, welches ihre Offroad-Tauglichkeit nicht versteckt.

Beide Motorräder waren seinerzeit vor allem für den US-amerikanischen Markt gedacht. Hierzulande wurden solche Motorräder noch nicht wahrgenommen.

Äußerlich unterschieden sich 250er und 350er kaum

Äußerlich unterschieden sich 250er und 350er kaum (Quelle: Honda)

Tipps zum Gebrauchtkauf und Preisspiegel der Honda CB 350 K

Honda verkaufte von allen drei Modellen (CB, CL und SL 350) insgesamt über 625.000 Maschinen. In den USA ist daher ein akzeptabler Oldtimer-Bestand noch vorhanden. Als Oldtimer gilt die 350er als bessere Alternative. Bei besseren Fahrleistungen entsprechen Handling und Gewicht der kleinen 250er.

Insgesamt gilt das Zwei-Zylinder Aggregat als sehr zuverlässig und robust – auch bei wenig Pflege. Honda hatte bereits langjährige Erfahrungen im Bau hochdrehender Motoren. Trotzdem werden eingelaufene Kolben oder Kolbenringe bemängelt, was meistens auf eine unregelmäßige oder unsachgemäße Wartung zurückzuführen ist. Abhilfe verschaffen entsprechende Kolben bzw. Kolbenringe in Übergrößen von +0,25 mmm bis +1,0 mm. Ölfilter und Sieb sollten kontrolliert werden, um Motorschäden vorzubeugen.

Die Elektrik der Honda CB 350 K ist anfällig

Die Elektrik der Honda CB 350 K ist anfällig (Foto: Nippon-Classic.de)

An der Elektrik fallen vereinzelt die Lichtmaschine und der Regler aus. Da die Honda CB 350 K über eine kontaktgesteuerte Batterie-Spulen-Zündung verfügt, müssen Lichtmaschine, Regler und Batterie fit sein. Die Erneuerung der Batterie ist in dem meisten Fällen obligatorisch (ca. 70 Euro). Bei den Drehstromlichtmaschinen gestaltet sich die Ersatzteillage zunehmend schwieriger (gebraucht ca. 250 Euro). Sind die Stromkabel altersbedingt brüchig, führt dies zum Zusammenbruch des Stromkreises.

Spröde und poröse Dichtungen und Gummis gelten als typische Standschäden. Reifen, die älter als 7 Jahre sind, sollten sowieso ausgetauscht werden. Die reinen Materialkosten für zwei neue Pneus mit Schläuchen und Felgenbänder liegen bei ca. 160 Euro.

Honda CB 350 K mit "Schnapsglas"-Blinkern

Honda CB 350 K mit „Schnapsglas“-Blinkern (Foto: Nippon-Classic.de)

Je nach Pflegzustand wird Rost ein Thema. Üblicherweise sind Speichen, Schutzbleche, Auspuff und Batteriekasten sowie von innen der Tank befallen. Zudem kommen Ablagerungen von altem Benzin im Tank, Benzinhahn und Vergaser vor. Letztere lassen sich mit einer Ultraschallreinigung wieder aufbereiten.

Technische Daten Honda CB 350 K

EinheitHonda CB 77Honda CB 350 K0, K1Honda CB 350 K2Honda CB 350 K3Honda CB 350 K4Honda CB 350 K5
1. Fakten
ProduktionszeitJahr1962 bis 19651968 bis 1969197019711972-731973
NummerierungK0: CB350-1000001
K1: CB350-1020596
CB350-2000001CB350-3000001CB350-4000001CB350-5000001
FarbenCandy Blue / White, Candy Red / White, Green /WhiteCandy Blue Green /White, Candy Gold /White, Candy Ruby Red /WhiteDerby Green Metallic, Candy Gold, Light Ruby RedGentle Maroon Metallic, Candy Bacchus Olive, Candy Gold,
Light Ruby Red
Iris Purple Metallic, Tyrolean Green Metallic, Candy Orange
NeupreisDM
2. Motordaten
Motortyp2-Zylinder-4-Takt2-Zylinder-4-Takt2-Zylinder-4-Takt2-Zylinder-4-Takt2-Zylinder-4-Takt2-Zylinder-4-Takt
VentilsteuerungSOHC, KetteSOHC, KetteSOHC, KetteSOHC, KetteSOHC, KetteSOHC, Kette
Nockenwelle1 obenliegend1 obenliegend1 obenliegend1 obenliegend1 obenliegend1 obenliegend
Hubraumccm305,0325 ccm325 ccm325 ccm325 ccm325 ccm
Bohrungmm60,064,0 mm64,0 mm64,0 mm64,0 mm64,0 mm
Hubmm54,050,6 mm50,6 mm50,6 mm50,6 mm50,6 mm
Verdichtungsverhältnis9,5:19,5:19,5:19,5:19,5:2
Vergaser2 Keihin Rundschieber-vergaser PW 262 Keihin Gleichdruck-vergaser (CV)2 Keihin Gleichdruck-vergaser (CV)2 Keihin Gleichdruck-vergaser (CV)2 Keihin Gleichdruck-vergaser (CV)2 Keihin Gleichdruck-vergaser (CV)
3. Leistungsdaten
LeistungPS2836 PS36 PS36 PS36 PS36 PS
bei Drehzahlmin-19.00010.500 U/min10.500 U/min10.500 U/min10.500 U/min10.500 U/min
DrehmomentNm24,525 Nm25 Nm25 Nm25 Nm25 Nm
bei Drehzahlmin-17.0009.500 U/min9.500 U/min9.500 U/min9.500 U/min9.500 U/min
LeistungsgewichtKg/PS5,74,4 Kg/PS4,4 Kg/PS4,4 Kg/PS4,4 Kg/PS4,4 Kg/PS
Höchstgeschwindigkeitkm/h153170 km/h170 km/h170 km/h170 km/h170 km/h
4. Abmessungen
Längemm2.0252.090 mm2.090 mm2.090 mm2.090 mm2.090 mm
Radstandmm1.2951.320 mm1.320 mm1.320 mm1.320 mm1.320 mm
LeergewichtKg159160 Kg160 Kg160 Kg160 Kg160 Kg
5. Bremse
Bremse vornDuplexDuplexDuplexDuplexDuplex1 Scheibe
Bremse hintenSimplexSimplexSimplexSimplexSimplexSimplex
6. Antrieb
Getriebe4-Gang Fuáschaltung4-Gang Fußschaltung5-Gang Fußschaltung5-Gang Fußschaltung5-Gang Fußschaltung5-Gang Fußschaltung
AntriebKetteKetteKetteKetteKetteKette
StarterKickstarter, E-StarterKickstarter, E-StarterKickstarter, E-StarterKickstarter, E-StarterKickstarter, E-StarterKickstarter, E-Starter