Kleine Zweizylinder-Maschinen gelten nicht gerade als Stern am Himmel der Gespanntechnik. Doch es gibt Klassik-Liebhaber, die sich von der Meinung der breiten Masse nicht beeindrucken lassen und sich ihren Traum selbst erfüllen. Einer, der sich der Mittelklasse-Honda verschrieben hat, ist Karl-Heinz. Nachdem er bereits eine der seltenen AME Honda CB 400 N Chopper liebevoll restauriert hatte, widmete er sich dem nächsten Projekt, einem Velorex-Gespann mit einer Honda CB 450 N als Beiwagenmaschine. Jetzt wird natürlich der versierte Leser sofort die Stirn runzeln – ‘was schreiben die denn da, das ist doch ganz klar eine CB 400‘. Und ja, auch das stimmt. Dazu aber später mehr.
Gespanne mit großvolumiger Großserientechnik aus Japan und Deutschland oder aus osteuropäischer Produktion, wie der Jawa oder Ural, sind auch hierzulande nicht gerade selten. Ganz anders die Situation in der 400-ccm-Klasse. Hier lichten sich die Zulassungszahlen schon deutlich. Aber richtig selten wird es bei der CB 450 N, von der bislang nur diese eine Gespannzulassung bekannt ist. Die Basis für das Gespann besorgte sich Karl-Heinz für lächerliche 300 Euro über eBay Kleinanzeigen. Selbstredend, dass die PC14 nicht lupenrein dastand, sondern komplett zerlegt und überholt werden musste. Das war aber auch gut so, da Karl-Heinz eh einen gründlichen Umbau weit ab von der Serie geplant hatte.
Technische Eingriffe von Nöten
Am wichtigsten war der Eingriff in die Technik, um der Drehorgel einen besseren Durchzug zu verpassen. Hierfür verbaute der versierte Tüftler ein schwereres Polrad der Honda CM 400 sowie die Nockenwelle der baugleichen Honda CMX 450 Rebel. Passende Vergaser mit Beschleunigerpumpe fand er in den USA. Ergebnis der motorischen Frischenzellenkur sind durchzugsstarke 38 PS Leistung eine verbesserte Drehmomentkurve, so dass das Gespann von heraus unten besser zieht, der Motor dafür aber auf maximale Drehzahlen verzichtet. Begann der rote Bereich in der Serie bei ca. 9.300 U/min, so stehen nach dem Eingriff nur 7.500 bis 8.000 Touren maximal zur Verfügung. Rund 110 km/h Höchstgeschwindigkeit reichen dem CB 450 Gespann auch aus.
Der tschechische Velorex 562
Durch einen zusätzlichen Hilfsrahmen, Lenkungsdämpfer und Gabelfedern mit Vorspannhülsen wurde die Honda CB 450 N beiwagentauglich gemacht. Als Seitenwagen fand der tschechische Velorex 562 Verwendung, den Karl-Heinz ebenfalls auf der einschlägigen Kleinanzeigen-Plattform im Internet entdeckte. Für den Umbau holte er sich Rat bei Helmut Herrmann, der seit über 30 Jahren mit seiner Firma STERN-Gespanntechnik dreirädrige Träume wahr werden lässt. Um keinen Ärger mit dem TÜV zu bekommen, ließ er den Hilfsrahmen von STERN bauen.
Von den Velorex-Beiwagen wurden zwischen Mitte der 1950er Jahre bis zum Millennium rund 290.000 Exemplare hergestellt, die in 62 Länder exportiert wurden. Zu Beginn der sozialistischen Planwirtschaft war das Design den damaligen JAWA-Motorrädern angepasst. Später wurde die weiterentwickelte Velorex-Modellreihe 562 massenhaft ins Ausland exportiert und bot auch passende Halterungen für andere Motorradmodelle. Das Velorex-Boot ist aus stabilen GFK-Verbundwerkstoff gefertigt, besitzt einen Windschutz aus Plexiglas und einen abschließbaren Stauraum hinter dem geteilten Sitzpolster. Mit 65 Kilogramm Eigengewicht verträgt das Boot eine Zuladung von rund zwei Zentnern.
Bremsen, was das Zeug hält
Zu Serie gehört ein Fahrwerk aus 36 mm starken Stahlrohren mit Verankerungselementen zur Befestigung des Bootes sowie der Radaufhängung mit Schwinge und Stoßdämpfer. Letztere baute Karl-Heinz an Honda und Beiwagen auf Koni-Dämpfer um. Die Beiwagenachse wurde von 15 auf 20er Achse mit neuen Lagern geändert und mit einer selbst gedrehten Radnabe versehen, da das Vollmaterial deutlich stabiler ist als die rissanfällige Originalnabe von Honda.
Auch die mechanisch betätigte Trommelbremse konnte so nicht bleiben. Das veredelte Honda-Gespann stellte er fachmännisch auf eine Dreischeiben-Anlage um, deren Behälter, Scheiben und Beläge sich aus der Honda CB 750 KZ und CM 400 speisen. Am Beiwagen spendierte eine Hercules KX Ultra 50 / KS 80 sowohl Bremskolben als auch die Beläge, eine Honda CB 200 die Scheibe. Über einen Verteiler und Stahlflexleitungen ist die Scheibenbremse am Beiwagen mit der Doppelscheibenbremse am Vorderrad gekoppelt. Und di Bremsanlage zieht wie bolle. Den TÜV-Prüfer hatte es daher beim ersten Bremsen fast über den Lenker katapultiert. „Hey man, das ist das erste Gespann, das richtig bremst.“ „Ja, das Gespann steht tatsächlich nach wenigen Metern.“, wie der Erbauer stolz bestätigt.
Weitere Umbaumaßnahmen am Honda-Gespann
Für ein besseres Fahrverhalten bekam der CB-Dreiachser einen zusätzlichen Lenkungsdämpfer verbaut. Alle Lager und Reifen wurden erneuert. Die Auspuffanlage stammt aus dem Louis-Zubehör und bekam ein paar mit Modifikationen am Schalldämpfer.
Lüften wir endlich das Geheimnis vom Anfang unserer Geschichte. Da das Euro-Line Design der CB 450 N nicht so recht zu einem Gespann passte, besorgte sich Karl-Heinz passende von der Honda CB 250 und CB 400 T aus dem Modelljahr 1978. Den Tank und die Seitendeckel ließ er in seiner Wunschfarbe lackieren, die es so nie bei Honda gab.
Ein Umbau, so wie er da steht, kostet normalerweise zwischen 5000 und 6000 Euro inkl. Boot. Karl-Heinz kam mit dem halben Budget zum gleichen, wenn nicht sogar besseren Ergebnis. Denn dank konsequenter Technik und guter Gesamtabstimmung garantiert das handliche Honda CB 450 N Gespann viel Fahrspaß. Für ausgedehnte Landstraßentouren reichen die 38 PS allemal aus.
Bin zufällig auf diesen Beitrag gestoßen, sehr interessant. Der Aussage „von der bislang nur diese eine Gespannzulassung bekannt ist.“ muss ich aber wiedersprechen. Ich fahre selbst eine ähnliche Kontruktion:
-Rahmen einer Jawa 350 mit Beiwagen Velorex 562
-Motor einer Honda CB450N
-Vorderrad und -gabel einer Suzuki LS650
-Hinterrad einer Honda CB500T
Ich muss allerdings gestehen, dass ich das Gespann nicht selbst umgebaut, sondern fertig vom früheren Besitzer gekauft habe. Ich habe aber einige Verbesserungen durchgeführt
-Wilbers Gabelfedern
-Nockenwelle einer Honda 450 Hondamatic
-Umrüstung auf LED-Leuchtmittel (außer Frontscheinwerfer)
Letztes Jahr waren meine Frau und ich mit dem Gespann in Istrien, hat viel Spaß gemacht (muss aber gestehen, dass wir bis Verona mit dem Autoreisezug gefahren sind).
Hallo Jürgen, vielen Dank! Dürfen wir Deinen Umbau sehen?
beste Grüße, Jens
Hab schon Jawa mit cb 400 und cb 450 motoren gesehen….. Werden gerne umgebaut.. Weil der originale jawamotor nicht gerade zuverlässig ist…. Aber das ist eine originale honda cb 450 n…. Da gibt’s nur eine…….. Zulassung davon….. Wie bereits geschrieben……
Alles andere sind Jawa umbauten….. Gruß khberier
Gerne, Fotos werden aber noch ein paar Tage dauern, da ich noch einige Restarbeiten nach dem Nockenwellentausch machen muss.
Ich hätte übrigens auch noch eine CB350K von 1973 im „Black-Bomber-Look“ zu bieten (mit dem Tank einer MZ TS125).
P.S. Mit „gerne“ meinte ich die Anfrage nach Fotos des Gespanns von Jens Schultze.
hallo jürgen…..ja …umbauten von jawa hab ich auch schon mehrere gesehen mit cb 400 n und cb 450 n motoren………..aber keine orginale honda cb 450 n…… da müsste meine die einzige sein…….
gruß khberier
Hallo
Klingt interessant dieser Umbau,bzw. die verschiedenen Umbauten die hier angesprochen wurden.
Trage mich mit dem Gedanken,ebenfalls ein Gespann in Eigenbau auf die Räder zu stellen für kleines Geld.
Wäre für weitere Fotos dankbar,besonders vom Vorderrad,aber auch der Anbau des Beiwagens wären
interessant.Täuscht es auf den Bildern,oder ist am Vorderrad tatsächlich der Lenkungsdämpfer befestigt.
Sind die Räder und Stossdämpfer original oder verstärkt?Weil ja mit dem Beiwagen zusätzliches Gewicht
ansteht.Aber Honda CB 400N? Sieht die nicht etwas anders aus oder ist dies ein älteres Modell?
MfG
Karl-Heinz(kann es sein,das wir mit unseren Namen irgendwie verrückt sind um so ein Projekt zu starten?)
@ Karl-Heinz Wilksch …. du kannst mich gerne auch privat anschreiben……dann schick ich dir bilder…vom umbau…
@Karl-Heinz Wilksch—- khberier @ web.de ist meine email…..