Corona ist momentan das dominierende Thema in allen Medien. Die Corona-Pandemie trifft Wirtschaft und Gesellschaft derart heftig, wie es sich niemand Anfang des Jahres hätte ausmalen können. Eine Epidemie in diesem globalen Ausmaß ist für alle neu und zwingt uns beispiellose Einschränkungen auf. Veranstaltungen sind abgesagt, Kitas und Schulen geschlossen und wer sein Restaurant öffnet, dem drohen hohe Bußgelder. Aufgrund der damit verbundenen Planungsunsicherheit sind auch erst einmal die großen Motorradmessen im In- und Ausland abgesagt. So verschieben die Motorradhersteller die Präsentation ihrer Modellneuheiten in den Herbst und nutzen verstärkt digitale Kommunikationswege – wie zuletzt Honda mit der Vorstellung der CB-F Concept.
Die Corona-Werke
Aber es gibt nicht nur die Corona-Pandemie. Mit dem spanischen Namen für „Krone“ gibt es etliche Produkte, mit dem viele täglich Berührung haben. Berührung ist dabei nicht wortwörtlich gemeint. Kaum ein Tag der Pandemie verging ohne Witze in den sozialen Netzwerken über das Corona-Bier – jetzt haben die Mexikaner die Produktion eingestellt. In Lateinamerika ist Corona zudem eine etablierte Marke für Sanitär-Keramik. Aber, was kaum einer weiß, unter dem Namen Corona firmierte auch ein Motorrad- und Automobilhersteller zu Beginn des 20. Jahrhundert – die Corona-Werke in Brandenburg an der Havel.
Die Corona-Fahrradwerke (1891 – 1932) gehörten zu den renommiertesten Werken in Brandenburg und wurden von Mechaniker Adolf Schmidt 1891 als kleine Fahrradfabrik gegründet. Die ab 1899 als „Corona Fahrzeugwerke und Metallindustrie A-G, Brandenburg a.H.“ firmierende Fabrik nahm 1902 die Motorrad-Produktion auf. Damit reiht sich Corona in die Liste der frühen Motorradpioniere zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein.
Wie die meisten Hersteller damals, setzte auch Corona auf Einbaumotoren anderer Hersteller. Dazu gehörte das in Aachen ansässige Unternehmen Fafnir sowie die belgische Firma Antoine. Fafnir baute ab der Jahrhundertwende Ein- und Zweizylinder-Motoren, die ab 1903 schon mit gesteuerten Einlassventilen ausgestattet waren. Die Fafnir-Motoren leisteten 2 bis 8 PS und wurden von den meisten frühen deutschen und einigen britischen Motorradherstellern eingesetzt. Die ersten Corona-Motorräder glichen noch eher Fahrrädern mit eingebautem Motor.
Die Motorradproduktion lief in Brandenburg bis ca. 1915. Zwei Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs versuchten die Corona-Werke einen Neustart auf Basis eines Motorrades mit einem selbst entwickelten Zweizylindermotor mit 338 ccm sowie 3 PS Leistung. Besonderheit war, dass dieser Motor in Längsrichtung eingebaut wurde. Zu einer größeren Stückzahl kam es aber nicht mehr. So endete die Produktion endgültig 1925.
In etwa zur gleichen Zeit wurden unter demselben Markennamen auch im englischen Maidenhead Corona-Motorräder gefertigt. Im Gegensatz zum deutschen Pendant setzen die Briten auf 1,5 bis 2 PS starke Minerva- und Clement-Motoren.
Während auf der Insel die Produktion bereits 1904 wieder eingestellt wurde, bauten die Brandenburger neben Motorrädern auch Automobile. Den Anfang machte in den Corona Werken das dreirädrige Coronamobil, das statt einer Lenkstange bereits ein richtiges Lenkrad für das bewegliche Vorderrad verwendete. Ab 1905 war die Firma Maurer-Union aus Nürnberg Lizenzgeber für die Produktion eines Corona-Automobils, das sowohl als Personen- wie auch als Lieferwagen angeboten wurde.
Die Weltwirtschaftskrise führte aber trotz gut gehender Geschäfte ab 1929 zum Untergang der Corona-Werke – wenn man so will, die erste „Corona-Krise“. Mit der – ebenfalls in Brandenburg ansässigen – Brennabor-Werke AG schloss Corona zwar eine Interessengemeinschaft, diese konnte allerdings die endgültige Liquidation im Jahr 1932 auch nicht mehr aufhalten.
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