In den USA war Kawasaki seit 1966 bereits mit den beiden Drehschieber-Zweitaktern 250A1 Samurai und 350A7 Avenger sehr erfolgreich. Es wurde für Kawasaki Zeit, auch den europäischen und speziell den deutschen Markt in Angriff zu nehmen. Die ersten Kawasaki-Motorräder kamen noch über dubiose Wege nach Deutschland und wurden dann über Neckermann vertrieben. Anton Wolf aus Seligenstadt gehörte zu den ersten Kawasaki-Händlern in Deutschland und erinnert sich: „Irgendwie muss Neckermann über eine österreichische Vertriebsschiene an Motorräder gekommen sein. Von dort kamen nämlich die 650W1, die wir hier in Deutschland in den Verkauf brachten.“

Detlev Louis bringt Kawasaki Motorräder nach Deutschland

Um den Vertrieb professionell anzugehen, suchte Kawasaki nach einem eigenen Vertriebspartner für Deutschland. Ende 1967 stand dann eine dreiköpfige Delegation vor der Tür von Motorradhändler Detlev Louis. Der Hamburger hat sich nicht nur durch den Import von BSA-Motorrädern, sondern auch durch seine kaufmännischen Geschicke einen Namen gemacht. Seine hanseatische Gründlichkeit scheint großen Eindruck auf die perfektionsliebenden Japaner gemacht zu haben. Der Deal ist schnell unter Dach und Fach. Der Einfuhr der Motorräder von Kawasaki stand also nichts mehr im Weg.

Bereits im Frühjahr 1968 startet Louis mit dem Verkauf der Modelle 175F2, 250A1 Samurai, 350A7 Avenger, 650W1 und der 650W2SS mit zwei Vergasern, die mit höherer Verdichtung und größeren Ventilen auf 53 PS bei 7000/min kommt. Vor allem die Zweitakt-Twins A1 (2.950 Mark) und A7 (3.400 Mark) verkauften sich bombig. 160 respektive 175 Sachen bei lächerlichen 145 bzw. 149 Kilogramm Gewicht waren eine echte Ansage an die Konkurrenz. Im Herbst 1968 wird dann die 500H1 Mach III mit wahnwitzigen 60 PS Leistung präsentiert. Selbst 750er-Maschinen beißen sich an diesem agilen Renner die Zähne aus – falls der Kawa-Pilot das 174 Kilogramm Bike mit der spitzen Leistungscharakteristik zu bändigen weiß. Das Geschoss gab es für günstige 4.300 Mark. Ihr folgen weitere Zweitakt-Triples. Die 1972 erschienene 750H2 Mach IV (5600 Mark) mit 71 PS setzte dem Ganzen die Krone auf.

Doch längst hat man bei Kawasaki erkannt, dass der Schritt zum Viertaktmotor auf lange Sicht gesehen unumgänglich ist. Immer strenger werdende Abgas- und Geräuschnormen, vor allem in den motorradverrückten USA, machen ein Umdenken weg vom Zweitaktmotor notwendig. 1972 ist es dann soweit. KHI lädt ein paar US-Journalisten zu ersten Fahrtests nach Japan ein, um dem neuen Kracher der Szene auf den Zahn fühlen zu können, der 900Z1 (Super Four). Eckdaten: 82 SAE-PS bei 8.500 Touren und 210 km/h Topspeed bei 246 Kilogramm Gewicht.
Detlev Louis feiert den Einstand bereits auf der IFMA in Köln 1972, wo die neue Z1 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird. Der Messestand ist an keinem der Besuchtertage frei begehbar, dicht gedrängt scharen sich die Fans um den neuen Superstar der Szene.

Anfang 1973 starten Verkauf und Auslieferung an Händler und Kunden. Schon im ersten Modelljahr verkauft Detlev Louis rund 2500 Einheiten, Preis 7.200 Mark.
Es wären sogar noch mehr drin gewesen, aber die Nachfrage übersteigt das Angebot. Fest steht: Kawasaki hat entwicklungs- wie marketingtechnisch alles richtig gemacht und wird für seine Mühen belohnt.

Kawasaki schlug 1975 eigene Wege ein

Kawasaki möchte aber in Deutschland eine eigene Niederlassung gründen und trennt sich von Importeur Detlev Louis. Am 14. März 1975 erfolgt die Eintragung der Kawasaki Motoren GmbH ins Handelsregister, am 24. April 1975 werden Gesellschaftsvertrag und Eröffnungsbilanz abgeschlossen. Am 30. jenes Monats startet man mit den Geschäften am Firmensitz in Düsseldorf, zieht aber schon am 1. Juli 1975 in die Berner Straße nach Frankfurt um. Geschäftsführer der Niederlassung ist Yasuhiro Omori. 1977 wird das heutige Firmengrundstück in Friedrichsdorf erworben. Werkstatt, Lager und Kundendienst ziehen 1978/1979, die Verwaltung 1981 in die neuen Räumlichkeiten ein. Ab 9. Mai 1981 firmiert der Importeur offiziell unter der neuen Adresse in der Max-Planck-Straße 26.

In jenen Jahren wird die Z-Modellreihe weiter ausgebaut mit Modellen wie Z650, Z400B, Z750B, Z500, Z550, Z400F etc. Die GPZ-Reihe bildet mit den A-Modellen den krönenden Abschluss dieser Ahnenreihe, ehe man 1984 zum flüssigkeitsgekühlten Viertakter wechselt. Der neue Meilenstein heißt GPZ900R. Schon bald folgen Modellreihen wie ZXR, Ninja ZX-, ZZR, ER/KLE/GPZ500S, GTR, ZRX, KX, KLX, KLR, Zephyr, VN, neue Z, aber auch ATV, Mule, Sport Quad und Jetski sowie viele mehr. Einige davon sind der GTonline-Sonderausgabe in einem Kapitel berücksichtigt. Denn es gibt was zu feiern: 40 Jahre Kawasaki Motorräder in Deutschland. Feiern Sie mit!

 

Quelle/Text: Kawasaki Motors Europe N.V., Jens Schultze