Inmitten der rasanten Entwicklung der 1960er Jahre überwand Honda mit der Supercub und dem Werbeslogan „You meet the nicest people on a Honda“ das bislang geltende, stereotypische Bild von Motorradfahrern. Dank Honda wurde Motorradfahren zunehmend mit Spaß und Leichtigkeit assoziiert und nicht mehr zwingend mit öltriefenden, vibrierenden Donnerbolzen. Der millionenfache Verkauf der Supercub gab Honda Recht. Doch mit dem zunehmenden „Wettrüsten“ der japanischen Motorradhersteller galten Roller in der nächsten Dekade fast als ausgestorben. Mit der Honda SH 80 belebten die Japaner jedoch dieses Zweiradsegment 1984 wieder.
Mit den Modellen SH50 und SH 80 („Small Honda“) begann die Baureihe der Honda SH Scooter. Heute ist das Spaßteil der perfekte Begleiter für jeden Oldieliebhaber in der City. Und die kleine Honda SH 80 weiß auch mit pfiffigen Lösungen, wie dem linken Bremshebel mit Arretierung, zu begeistern.
„Gentechnik“ im Rollerbau
Während die Gentechnik in der Landwirtschaft nicht immer Gutes produziert, ist Honda bei der SH 80 die Kreuzung aus Roller (vorn) und Leichtkraftrad (hinten) erfolgreich gelungen. Mit einer 65 Zentimeter langen und gut gepolsterten Sitzbank bietet der leichte „Zwitter“ immerhin Platz für zwei Personen. Natürlich wird schnell klar, dass der 75 Kilogramm leichte Motorroller kein Langstreckengefährt ist, sondern sein Stärken beim täglichen Einkauf und der Fahrt ins Büro ausspielt. Für längere Fahrten ist der 5,4 PS starke Einzylinder-Zweitaktmotor zu schwachbrüstig.
Aber für Jugendliche, die damals nicht bei 50 km/h „verhungern“ wollten, bot die Honda SH 80 den sportlichen Einstieg in die 80-ccm-Klasse und den Ausblick auf „rasante“ 70 Kilometer in der Stunde.
Die Technik des Honda SH 80 Scoopy
Ein Druck auf den Knopf genügt, um den luftgekühlten Zweitakter zum Leben zu erwecken. Obwohl Honda fast ausschließlich dem Viertakt-Prinzip verschrieben hatte, verzichtete der japanische Motorradhersteller bei einigen Konstruktionen auf das gewohnte Verbrennungskonzept. Die Honda NSR-Baureihe und die CR250 Elsinore sind zweifelsohne Belege für Hondas Flexibilität im Motorenbau. Wie damals üblich, sorgt eine Getrenntschmierung bei der Honda SH 80 Scoopy mit einer last- und drehzahlabhängigen Frischölpumpe für die Versorgung des Zweitakttriebwerks mit dem lebenswichtigen Schmierstoff.
Eine sauber arbeitende Fliehkraftkupplung am Hinterrad sorgt dann beim Dreh am Gasgriff für einen sanften Start ins Fahrvergnügen. Bei der Fliehkraftkupplung werden drei einseitig befestigte Backen beim Gasgeben an das Kupplungsgehäuse gepresst. Im Stand halten Federn diese Backen in ihrer Ausgangsstellung und sorgen dafür, dass sich die Scoopy nicht bereits im Stand auf und davon macht.
Variomatik – bekannt von DAF und Yamaha
Was noch fehlt ist ein Getriebe, im Fall der Honda SH 80 eine millionenfach bewährte, stufenlose Variomatik mit Keilriemen. Bereits ein Jahr zuvor verbaute Yamaha eine selbstentwickelte Variomatik in den XC 180 Cygnus. Bei dieser Art von Automatik sind Motor und Hinterrad mit einem Riemen verbunden, der hinten wie vorn in konischen Scheiben geklemmt ist.
„Ähnlich wie bei der Kupplung verlagert ein Gewicht seinen Schwerpunkt, sobald sich die Drehzahl des Zweitakttriebwerks erhöht, und drückt dabei die beiden kegeligen Platten zusammen. So rutscht der Riemen weiter nach außen, läuft auf größerem Durchmesser und dreht das Hinterrad schneller. Der Einzylinder arbeitet dabei fast immer im günstigen Drehzahlbereich zwischen 4.000 und 6.00 U/min.“, fasste Ulrich Peters seinen Test 1984 für MOTORRAD zusammen.
Was für eine recht zügige Beschleunigung aus dem Stand sorgt, wird später zu einer zähen Angelegenheit. Denn ab 40 km/h geht dem 5,4 PS starken 79-ccm-Motor langsam die Puste aus.
Das Honda SH 80 Fahrwerk
Unter der Verkleidung des Zwitters verbaute Honda einen Einrohrrahmen. Vorn versucht eine Telegabel mit bescheidenen 65 mm Federweg Bodenunebenheiten im Zaum zu halten. Allerdings gelingt ihr das nur unzureichend, Stöße „bahnen sich ihren Weg über die 16-Zoll-Räder schonungslos bis in die Rückleuchten.“
Hinten sorgen zwei, dreifach verstellbare Stereo-Federbeine für eine hydraulische Dämpfung. Ansonsten gilt das Fahrwerk des Honda-Rollers als spurtreu und bietetn ein problemloses Handling. Kippelneigungen sind der Honda SH 80 fremd.
Zwei Trommelbremsen mit jeweils 110 Millimeter Durchmesser werden zwei Handhebeln betätigt und bedurften einer gewissen Eingewöhnung. Clever ist dabei die Arretierung des linken Bremshebels, wenn der SH 80 abgestellt wurde.
Zur Serienausstattung des 2.298 DM teuren Rollers gehörten vor 30 Jahren zwei Rückspiegel, Blinker und ein kleiner Gepäckträger. Herz, was will man mehr!? Das hier gezeigte Exemplar wurde aufwendig restauriert und steht derzeit zum Verkauf. Wer den Charme der 80er Jahre sucht, dem bietet der SH 80 alles, was man in der Stadt braucht.
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