Am vergangenen Wochenende veranstaltete der Motorsportclub „Rund um Schotten“ e.V. bereits die 28. Ausgabe des Schottenring Classic Grand-Prix 2016. Am frühen Vormittag trudelten die ersten Zuschauer ein. Gegen Mittag war dann auch der letzte Parkplatz belegt und tausend Motorsport-Begeisterte kamen direkt mit dem Motorrad an den 1,4 Kilometer langen Stadtkurs in Schotten. Leider hatten die Veranstalter die Rechnung ohne Petrus gemacht, der sich spontan an beiden Tagen mit heftigen Wetter-Kapriolen ‚bedankte‘. So musste beispielsweise der Lauf der Classic-Motorräder bis 350 ccm Sonntagmittag wegen sintflutartiger Regenfälle frühzeitig abgebrochen werden. Ein sicherer Ablauf der Wertungsläufe geht vor. Viele Fahrer zeigten sich aber von dem unwirschen Wetter nur bedingt beeindruckt und jagten ihre alten Kisten trotz nasser Piste über den Schottenring.
Beim Schottenring Grand-Prix steigt nicht der aufs Siegertreppchen, der die Runden in Bestzeit absolvierte, sondern mit möglichst gleichmäßigen Runden die kritischen Zeitnehmer überzeugt. Nichtdestrotz boten die Herren auf ihren historischen Rennmaschinen den angereisten Motorsport-Fans etliche schöne Überholmanöver, die sich auch mehr für das Geschehen auf der Strecke interessierten als für die vergebenen Siegpunkte.
Der Schottenring Grand Prix ist immer ein Stück Geschichte
Das motorisierte Treiben wurde beim Schottenring Grand Prix 2016 mit kleinen Anekdoten aus dem Motorrad-Rennsport aufgelockert. Historisches Wissen alter Zeitzeugen wird so lebendig gehalten.
So war NSU in den 1950er Jahren in der Klasse bis 250 ccm sehr erfolgreich gewesen, anfangs insbesondere mit der NSU Rennmax mit ihrem hochgezüchteten, luftgekühlten Zweizylindermotor, auf der Werner Haas sich in den Jahren 1953 und 1954 den Weltmeister in der 250er Klasse sicherte. Die Maschinen mit ihrer typisch blau-lackierten Vollverkleidung waren aber leider nicht mehr beim diesjährigen Schottenring Classic GP vertreten.
Dafür gab es einen ‚Production Racer‘ von NSU zu bestaunen. Die seriennahe Sportmax mit Einzylindermotor wurde von NSU in einer kleinen Serie von ca. 30 Stück gebaut und konnte damals käuflich erworben werden. In Schotten ging Werner Müller aus Eschborn mit einer diesen seltenen Sportmax an den Start.
Heinz Rosner, ehemaliger MZ-Werksfahrer, fuhr beim 28. Schottenring Classic Grand-Prix wieder auf seiner MZ RE aus dem Jahr 1967. In einem Buch schrieb er seine bewegte Rennsportkarriere in der damaligen DDR nieder. Die Bedingungen für Motorsport waren im Ostblock alles andere als berauschend. So geschah es, dass Heinz Rosner einmal seine Frau mit zu einem Rennen nach Norwegen nehmen wollte. Der damalige DDR-Rennleiter musste persönlich für seine Rückkehr bürgen und Heinz Rosner seine Tochter quasi als Pfand in der Heimat zurücklassen. Damals waren die politischen Vertreter hochgradig nervös. Zu tief saßen noch die Erinnerungen an Ernst Deger, der sich nach einem Motorrad-GP in Schweden in den Westen absetzte und für Suzuki tätig wurde.
Kawasaki Days mit Händlermeile beim Schottenring Classic Grand-Prix 2016
Wer wollte, konnte sich im beschaulichen Schotten für eine Probefahrt auf einem der aktuellen Modelle anmelden oder den amtierende Superbike-Weltmeister Jonathan Rea hautnah und live erleben.
Auf der Händlermeile gaben sich Restauratoren, Bike Builder, Vereine und etliche Kawasaki-Händler ihr Stelldichein. So präsentierte der Z-Club Germany ‚Frankensteins Tochter‘ – die Kawasaki Z 1000 von 1976. Die Z 1000 feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Eine Gegenüberstellung mit dem aktuellen Z1000-Modell folgt bald auf Nippon-Classic.de. Und eine Kawasaki Z 1100 Zephyr hatte Peter ebenfalls mit im Gepäck.
Des Weiteren brachte Ralf Gille – ‚W‘-Guru aus Frankfurt – eine extra für die Kawasaki Days 2016 fertiggestellte W2SS Spezial von 1968 mit in den Vogelsbergkreis. Auch eine toll-restaurierte und spritzige Kawasaki 500 H1 Mach III, bekannt als ‚Witwenmacher‘, konnte an seinem Stand bestaunt werden.
Stuntfahren ohne ‚vertical Limits‘
Stuntfahrer Chris Rid zeigte wie man auf einer Kawasaki ZX-6R der Schwerkraft ein Schnippchen schlägt. Akrobatisch präsentierte er ein Feuerwerk an beeindruckenden Stunts auf seiner 140 PS Kawa. Mit unzähligen Wheelies, riefenkillenden Burnouts und Rückwärtsfahrten, die er auf dem Tank sitzend absolvierte, zog Chris Rid das staunende Publikum in seinen Bann. Dem Show-Act im Rahmen der Kawasaki Days genügten 50 Meter freie Piste für seine Kunststücke, die allerdings nicht zum Nachahmen gedacht sind. Chris verschmilzt regelrecht mit seiner Maschine und ‚Vertical Limits‘ scheint er nicht zu kennen. Auf die Frage ‚seit wann er das schon mache?‘ antwortete der sympathische Star augenzwinkernd: „Ich mache das erst seit vier Wochen. … Nein, im Ernst, ich habe vor 10 Jahren mit dem Stunt-Fahren angefangen und feile noch heute regelmäßig an meinem Programm.“ Mich hat der 32-Jährige schwer beeindruckt – ein echtes Talent und ein netter Kerl dazu.
Wer selbst ausprobieren wollte wie man ein Maschine am besten auf’s Hinterrad bekommt, konnte direkt nebenan am „Wheelie-Probierstand“ einen „Selbsterfahrungskurs“ buchen und sich in dem nicht ganz simplen Meisterstück instruieren lassen. Wer nur als Zuschauer das Spektakel verfolgt hat, weiß nun wie ein Superbike von unten ausschaut.
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