Paukenschlag 1972: Kawasaki Z1 900

Paukenschlag 1972: Kawasaki Z1 900 (Quelle: Kawasaki Europe Motors N.V.)

Paukenschlag 1972 – die Kawasaki Z1 900 steckt die Grenzen des Motorrades neu

Vorgestellt in Japan im Juni, in Europa zur Kölner IFMA im September des gleichen Jahres, avancierte die Kawasaki Z1 900 sofort zum Liebling und Traum der PS-Begeisterten. Die Fachpresse war von dem PS-Protz aus dem Land der aufgehenden Sonne überwältigt.

Als sie dann Generalimporteur Detlev Louis für 7.200 Euro nach Deutschland holte, verkaufte sich die Kawasaki Z1 wie geschnitten Brot. Im ersten Jahr fanden bereits 2.500 Maschinen einen Käufer, im nächsten Jahr sind es schon 3.500 Super Fours, obwohl sich der Ladenpreis schon deutlich auf 8.500 DM erhöht hatte. So war die Kawasaki Z1 900 der ausschlaggebende Punkt dafür, dass sich der Marktanteil des japanischen Motorradherstellers in Deutschland innerhalb von drei Jahren bis 1975 fast verdoppelte.

In den USA, wo kraftstrotzende Zweiräder von jeher beliebt waren, schlug die 900 Z1 ein wie ein Hammer. Selbstbewusst klang Kawasakis Werbeslogan für die Z1 900: „Für den Mann, für den das Beste gerade gut genug ist!“ Und so verwundert es nicht, dass die Kawasaki Z1 900 bis heute als Vorlage der großen „Naked Bikes“ gilt. Stilmittel hierfür waren die charakteristische Form, die unter anderem durch die harmonische Tank-Sitzbanklinie, das Heckbürzel, die verchromten Rundinstrumente und die wunderschöne „four in four“ Auspuffanlage geprägt wurde.

 

Kraft und Dynamik aus vier Töpfen

Die schon beim Betrachten imposante Erscheinung des Triebwerks bestätigte sich auch im Fahrbetrieb. Ob beim gemütlichen Cruisen im Drehzahlkeller oder jenseits der 7.000 Touren, der luftgekühlte Vierzylinder-Viertakter läuft in allen Lebenslagen geschmeidig, ruhig und sauber. Die Fahrleistungen auf dem Papier brauchten den Test nicht zu fürchten: in 4 Sekunden beschleunigte die Kawasaki Z1 900 auf 100 km/h und erst bei 227 km/h hatte der Vortrieb ein Ende. In Anbetracht des erhabenen Gewichts von 230 Kilogramm eine gewaltige Leistung.

Der von außen recht klotzig aussehende – im ersten Modell noch schwarz lackierte – Motor entpuppte sich beim näheren Betrachten als recht einfach konstruiert und pflegeleicht. Alle Wartungsarbeiten konnten im eingebauten Zustand erledigt werden. Weil Langlebigkeit und Stabilität des Motors zu seinen Stärken zählte, wurde das 900er Triebwerk sehr gerne von Tunern bearbeitet und z.B. mit Lachgas-Einspritzanlagen versorgt. Kawasaki selbst verwendete den Z-Motor bis in die 1990er Jahre für die späteren Modelle mit 1.000 und 1.100 Kubikzentimetern Hubraum.

Der Kawasaki 900 Z1 Motor im Schnitt

Der Kawasaki 900 Z1 Motor im Schnitt (Quelle: Kawasaki Europe Motors N.V.)

Der Vierzylinder-Motor (Verdichtung 8,5: 1) der Kawasaki Z1 900 besaß zwei oben liegenden Nockenwellen (DOHC) und Tassenstößel zur Ventilsteuerung, die durch eine Endloskette angetrieben und mittels Spann- und Führungsrollen akustischen im Zaum gehalten wurden. Eine Batterie von vier Mikuni-Vergasern mit jeweils 28 mm Durchmesser leitete den Zündstoff in die 903 ccm messenden Brennräume. Dabei legten die Kawasaki-Konstrukteure den Motor quadratisch aus – Bohrung und Hub entsprachen jeweils 66 Millimeter. Der Kraftstofftank fasste 15,5 Liter, was bei moderater Fahrweise ca. 200 Kilometer Reichweite garantierte.

Z1 DOHC-Triebwerk der Beauty

Z1 DOHC-Triebwerk der Beauty (Quelle: Peter Krauss, Z-Club Germany)

Die Kraft von 79 PS bei 8.500 U/min gelangte durch ein enggestuftes Fünfganggetriebe und eine Rollenkette zum Hinterrad. Eine Besonderheit war die separate Kettenschmierung mit eigenem Ölreservoir. Den Kraftfluss trennte eine Mehrscheiben-Ölbadkupplung. Das maximale Drehmoment von 72 Nm stand zwar erst bei 7.000 U/min an, allerdings überzeugte der 900 Z1 Motor auch mit kraftvollem Durchzug aus dem Drehzahlkeller:

„Der Motor nimmt sehr gut das Gas an – es gibt kein Loch. Ab 2.000 U/min dreht er im fünften Gang ohne Rucken und Stottern bis zur höchsten Drehzahl hinauf.“,

stellte Klacks 1973 einem ersten Test für MOTORRAD fest. Drehfreudig steckte der „PS-Protz“ aber auch 9.000 Umdrehungen bereitwillig weg.

Der DOHC-Motor der Kawasaki Z1 900 leistete 79 PS

Der DOHC-Motor der Kawasaki Z1 900 leistete 79 PS (Quelle: Nippon-Classic.de)

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