Obwohl Thomas Thöring von Schlachtwerk nicht alleinig auf die Retro Parallel-Twins von Kawasaki spezialisiert ist, hat er doch über die Jahre einen unverkennbaren Faible für die W650 und W800 entwickelt. Nach radikaleren Umbauten auf Basis der Kawasaki W650 – Nippon-Classic.de hat zwei seiner Umbauten vorgestellt – wollte der Custom-Meister aus Offenbach dieses Jahr mal wieder ein Bike mit klassischem Look bauen, das eben nicht nach „Custom Bike“ riecht.

Die Kawasaki W800 'Black Edition' von Schlachtwerk

Die Kawasaki W800 ‚Black Edition‘ von Schlachtwerk (Foto: Marc Holstein)

Zwar fehlt der W800 der nicht nur von Custom-Fans geliebte Kickstarter, aber die „große W“ überzeugt in allen Disziplinen. Als Basis diente Schlachtwerk das 2015’er ‚Black Edition‘ Sondermodell der Kawasaki W800 Black Edition, die schon ab Werk verflucht gut ausschaut, aber Thomas‘ Ansprüchen längst noch nicht gerecht wird. Und wer die Scrambler, Tracker und Brat Bikes von Schlachtwerk kennt, weiß, ohne Abspecken geht bei Thomas gar nichts.

Schlachtwerk behielt bewusst den klassischen Look der W800 bei

Schlachtwerk behielt bewusst den klassischen Look der W800 bei (Foto: Marc Holstein)

„Ich wollte die schönen Linien der ursprünglichen W800 behalten, aber die Maschine schlanker und leichter machen.“, fasst Thomas das Ziel seines Umbaus zusammen.

Die W800 Black Edition setzt auf ‘Plug & Play‘ Parts

Der erste Blick fällt willkürlich auf die Anbauteile, die allesamt passgenaue ‘Plug & Play‘ Zubehör-Teile für die W800 sind, die Thomas in seiner Werkstatt fertigt. Dazu gehören die beiden Mini-Kotflügel vorn und hinten und die schmalen Seitendeckel aus Kunststoff, die die bauchigen Teile aus Stahl ersetzen. Mit Verwendung der glasfaserverstärkten ‘Plug & Play‘ Teile purzeln die ersten Pfunde und Schlachtwerk verleiht der  W800 Black Edition damit eine sichtlich sportive Note und schlankere Silhouette.

Thomas änderte an der W800 Black Edition nur dezent die Optik

Thomas änderte an der W800 Black Edition nur dezent die Optik (Foto: Marc Holstein)

Aber hierin lag auch die größte Herausforderung für Thomas:

„Am schwierigsten war es für mich ein individuelles Motorrad zu bauen, das nicht wirklich individuell ist. Denn normalerweise ist jedes unserer Custom Bikes einzigartig. Aber die ‚Black Edition‘ ist anders. Dieses Motorrad kann jeder Kunde nachbauen, denn es ist fast komplett mit Custom-Teilen aus meinem Shop gebaut.“

Leistungssteigerung der W800 auf 63 PS

Nächste Auffälligkeit ist die wunderschöne 2-in-2 Auspuffanlage, mit der die Kawasaki W800 ‚Black Edition‘ ihren klassischen Look behält. Die aus Edelstahl gefertigte Anlage mit den herrlich geschwungenen Krümmern sieht nicht nur verflucht gut aus, sondern hört sich auch genauso an. Auf dem Leistungsprüfstand kam dann auch der Beweis. Die straßenzugelassene Schlachtwerk-Auspuffanlage mobilisiert weitere fünf PS und das bei einer Gewichtsersparnis von sechs Kilogramm im Vergleich zur originalen Auspuffanlage.

Die Schlachtwerk Edelstahlauspuffanlage wiegt 6 Kg weniger und bringt 5 PS mehr Leistung

Die Schlachtwerk Edelstahlauspuffanlage wiegt 6 Kg weniger und bringt 5 PS mehr Leistung (Foto: Nippon-Classic.de)

Aber werksseitige 48 PS plus weitere 5 Pferdchen ergeben noch lange keine 63 PS. Richtig! Für den letzten Kick müssen wir unter die Seitendeckel von Schlachtwerk ‚Black Edition‘ schauen. Die von Kawasaki verbaute Airbox hatte hier eh keinen Platz mehr und machte zunächst einmal Sportluftfiltern Platz. Auch der werksseitig nicht gerade kleine Akku wich einer viel kleineren Batterie.

Herzstück ist aber der Power Commander V von Dynojet, der ohne mechanische Eingriffe eine optimale  Abstimmung der Kawasaki W 800 Einspritzanlage auf die von Schlachtwerk verwendeten Zubehörkomponenten erlaubt. Insbesondere in Verbindung mit den Sportluftfiltern und der neuen Edelstahl-Auspuffanlage verbessert der Power Commander V das Ansprechverhalten, den Drehmomentverlauf und auch die Spitzenleistung der Kawasaki W 800. Mit dem gesamten Setup wuchtet nun die Schlachtwerk Kawasaki W800 ‚Black Edition‘ 63 PS ans Hinterrad.

Schmale Seitendeckel verbergen den Power Commander V, Batterie und Sportluftfilter

Schmale Seitendeckel verbergen den Power Commander V, Batterie und Sportluftfilter (Foto: Marc Holstein)

Weitere Komponenten für den letzten Schliff

Eine Schwäche der Kawasaki W800 ist ihre vordere Scheibenbremse, die eindeutig zu hohe Hebelkräfte verlangt. Obligatorisch verbaute der talentierte Custom-Star an seiner ‚Black Edition‘ eine Vier-Kolben-Festsattel Bremsanlage von Beringer mit einer 320 mm großen Bremsscheibe.

Beringer Vier-Kolben-Festsattel Bremsanlage mit einer 320 mm Bremsscheibe

Beringer Vier-Kolben-Festsattel Bremsanlage mit einer 320 mm Bremsscheibe (Foto: Marc Holstein)

Richtig gut gefallen mir die Eingriffe an der Front, die der Kawasaki ihre optische Schwere vorn nehmen. So spendierte Schlachtwerk der W800 ‚Black Edition‘ einen zentral befestigten Scheinwerfer kleineren Ausmaßes, einen flachen Alu-Lenker von LSL, einen kleinen, runden Rückspiegel und einen Tacho von Motogadget. LED-Leuchten und –Blinker sorgen für den letzten Feinschliff. Die serienmäßigen Lampenträger, Riesenblinker und Doppelinstrumente wurden in Kisten verstaut.

Anders als bei Schlachtwerks W650 Scrambler Umbauten, reist man mit der ‚Black Edition‘ auf einer komfortable Doppelsitzbank, die auch längere Touren nicht zur Tortur werden lassen und das Custom Bike absolut alltagstauglich machen.

Alles im allem, ist die W800 ‚Black Edition‘ von Schlachtwerk ein reizvoller Umbau, der mit sonstigen Custom-Stilen bricht und die klassischen Linie der W800 bewusst beibehält. Mit einem Endgewicht von etwas über 189 Kilogramm – übrigens vollgetankt – konnte Thomas der schönen, aber auch wuchtigen Serien-W800 fast 30 Kilogramm abtrainieren.

Kontakt zu Schlachtwerk im Web und auf Facebook.

 

(Fotos: Copyright Marc Holstein Photography)