Eigentlich gibt es nur zwei gute Gründe, um zur Bikers‘ Classics nach Belgien zu kommen: Fahrer und Besucher sorgen für eine unglaubliche Stimmung in Spa-Francorchamps, die man unbedingt mal erlebt haben sollte. Zum anderen zaubert eine lokale Patisserie unwiderstehliche Eclairs, die man unbedingt probieren muss. Auch in diesem Jahr lockte die A-XOC Bikers‘ Classics 2019 wieder unzählige Fans und Nostalgiker an die legendäre Rennstrecke von Spa-Francorchamps.
Allerdings war es unübersehbar, dass die prestigeträchtige Veranstaltung in den belgischen Ardennen im Vergleich zu den Vorjahren „Federn gelassen“ hat. Gary, der für uns live bei der Bikers Classics 2019 vor Ort gewesen ist, freute es, denn so bekam er die teils sehr seltenen Rennmaschinen leichter vor die Linse. Im Paddock stand sich diesmal niemand auf den Füßen und in den Boxen hatten sich in diesem Jahr sichtlich weniger Teams einquartiert. Etliche Boxen standen sogar leer. Wo vor Jahren noch unzählige Honda Bol d’Or mitfuhren, gingen in diesem Jahr höchsten fünf der legendären Maschinen an den Start.
Damit folgt auch die Bikers‘ Classics einem Trend, dem sich auch Klassik-Rennveranstaltungen hierzulande nicht entziehen können: Die aktiven Teilnehmer werden immer älter und der Nachwuchs fehlt. Aber auch die Preise zogen in den letzten Jahren an: 30 Euro Eintritt und ein teures Catering sind nicht jedermanns Sache.
70 Jahre Motorrad Grand Prix
Unter dem offiziellen Motto 70 Jahre Motorrad Grand Prix feierte die Bikers‘ Classics 2019 diesen runden Geburtstag mit einem phantastischen Teilnehmerfeld und unvergesslichen Programm. Etliche Champions wie Johnny Cecotto, Christian Sarron und Steve Baker kürten die Paraden zu diesem Anlass.
Im Jahr 1949 gab der Motorradweltverband FIM den Startschuss zur ersten Motorrad-Weltmeisterschaft. Alle Rennen fanden damals in Europa statt. Sechs Rennen wurden in vier Hubraum-Klassen (125 ccm, 250 ccm, 350 ccm, 500 ccm) und in der Kategorie Sidecars ausgetragen.
Die Rennstrecke von Spa-Francorchamps war Schauplatz des ersten GP von Belgien, nach den Rennen in den Niederlanden (schon damals in Assen), in der Schweiz (in Bern, auf der Rennstrecke Bremgarten) und der Isle of Man (der berühmte Tourist Trophy). Darauf folgten die Veranstaltungen in Ulster (in Belfast, Clady Circuit) und der Grand Prix des Nations in Monza (Italien).
Mit einer Länge von 7004 Metern ist die Rennstrecke von Spa-Francorchamps jedoch eine der längsten in Europa. Kurven, wie die Raidillon, Pif Paf, Doppel-Links, Blanchimont sorgen damals wie heute für Adrenalinschübe bei den Fahrern, die ihre Rennmaschinen über die „Ardennen-Achterbahn“ jagen.
13. Auflage der 4 Hours of Spa Classic Endurance
Wie jedes Jahr ist das 4-Stunden-Rennen fester Bestandteil der A-XOC Bikers’ Classics und die dritte Station des European Endurance Cups. Die ECC-Meisterschaft umfasst gleichartige Rennen in Le Castellet (Mai), Oschersleben (Anfang Juni), Spa-Francorchamps und in Misano vom 11. Bis 12. Oktober. Das Endurance Langstreckenrennen wurde am Samstagabend zwischen 18.00 und 22.00Uhr ausgetragen. Die Testfahrten fanden bereits am Vortag statt.
Während Publikum wie Fahrer tagsüber mit herrlichem Sonnenschein verwöhnt wurden, zeigten sich die Ardennen am Abend von ihrer regnerischen Seite. So wurde das prestigeträchtigste Rennen von leichten, teils sogar von heftigen Regenschauern heimgesucht und sorgte so für einen spektakulären Endurance-Abend. Einige Fahrer stellten schnell fest, dass sie für die „4 Hours of Spa Classic Endurance“ auf die falschen Reifen gesetzt haben. Denn bei Regen verwandelt sich die Piste von Spa-Francorchamps in einigen Abschnitten zu einer rutschigen Angelegenheit. So kam für Steven Neate (Team: Honda Neate Racing) nach einem Sturz w unmittelbar nach dem Start das sehr frühe Aus.
Die beiden letzten Stunden des Rennens fanden unter milderen Wetterbedingungen statt. Die Hondas mit den Nummern 87 und der Nummer 10 übernahmen abwechselnd die Führung. Gian Mertens und Yves Bollaerts gewannen schlussendlich mit ihrer Honda RC30 Dholda Racing die 4 Hours of Spa.
Wer nicht so lange bleiben wollte, konnte zuvor in der Boxengasse die klassischen Rennmaschinen begutachten: Zu den jüngsten Modelle gehörten sicherlich die Honda RC 30, die Ducati 851, die Suzuki GSX-R 750, Kawasaki ZR-7 und Honda VFR. Mit starken Motoren trumpften die Suzuki GSX 1100, Yamaha FJ 1200, Honda CB 1100, und Kawasaki GPZ 1000 auf. Besonders sehenswert waren die Kawasaki Godier Genoud, die Suzuki Harris Magnum, die Moto Guzzi Le Mans sowie die Yamaha Nikko Bakker, Suzuki Yoshimura und Yamaha TZR 250.
Internationale Zweitakt-Meisterschaft
Die IG Königsklasse mit ihren historischen Zweitaktern feierte bei den Bikers’s Classics Halbzeit in der Zweitakt-Meisterschaft. Nach Assen und Schleiz war Spa-Francorchamps die dritte Station im Rennkalender, an die sich Dijon, Most und Oschersleben Ende Juli bzw. im September anschließen.
Die aufwendig restaurierten Zweitakt-Rennmaschinen waren auf dem roten Teppich perfekt in Szene gesetzt und sahen heute zehnmal besser aus als sie damals vom Band liefen. Restaurator und Yamaha-Zweitaktspezialist Peter Abelmann brachte seine Spondon Zegers TC500 mit nach Spa zu den Bikers Classics und fuhr mit seinen Freunden der Amicale Spirit of Speed in der Parade mit.
Es ist immer wieder eine Faszination die alten Renner zu Geisht zu bekommen, ändert sich doch die Einstellung zu Motorrädern über Generationen. So war beispielsweise Armin Collet ein ehemaliger und sehr emsiger Yamaha-Händler aus dem Saarland. Sein Sohn wiederum führte das Familienunternehmen nicht fort und kam stattdessen zu zweifelhaftem Ruhm, da er nicht verkaufte Motorräder von einst in Einzelteilen an den Mann brachte. Jedem Fan blutete das Herz, wenn die Summe der Teile mehr wert ist als das komplette Motorrad. In der Szene wurde ihm besonders eine nagelneue Yamaha RD 500 angekreidet, die als Teilespender den dreifachen Ertrag brachte, aber als seltener Nippon-Klassiker von der Bildfläche verschwand. Aber das nur am Rande.
The Trial Classics sind fester Bestandteil der Bikers Classics
Die Trial Classics sind ebenso ein fester Programmteil der A-XOC Bikers’Days und seit Jahren den Fans schnell ans Herz gewachsen. Bei den Bikers‘ Classics 2019 hatten sich Fahrer aus acht Ländern angemeldet, unter anderem sogar ein Japaner!
Viele bekannte Namen waren in Francorchamps anwesend: der Franzose Pascal Couturier machte sich in der Frankreich-Meisterschaft einen Namen, bevor er mit Yamaha in Japan erfolgreich war. Der mehrmalige, belgische Trial Meister Dany Crosset kam ebenfalls nach Spa-Francorchamps und gab auf seiner Triumph Tiger Club 200 (Baujahr 1960) Vollgas.
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