Die Bremsflüssigkeit übernimmt wichtige Aufgaben in einer hydraulischen Scheibenbremse. Sie überträgt den Bremsdruck an die Radbremszylinder und nimmt von der Bremse viel Wärme auf. Bremsflüssigkeit übernimmt die Schmierung der beweglichen Teile im Bremssystem, schützt diese vor Verschleiß sowie Metalle vor Korrosion. Da die Bremsflüssigkeit mit der Zeit Wasser aus der Luftfeuchtigkeit aufnimmt, sinkt ihr Siedepunkt. Im Extremfall droht Überhitzung. Niemand möchte mit einer wirkungslosen Bremse Motorrad fahren. Die Bremsflüssigkeit sollte deshalb regelmäßig ausgetauscht werden. Da der TÜV alte Bremsflüssigkeit sowieso moniert, ist ein Wechsel spätestens alle zwei Jahre erforderlich. Je nach Fahrleistung empfiehlt es sich die Bremsflüssigkeit häufiger (z.B. jährlich) zu wechseln. Nur erfahrene Schrauber sollten an der Bremse hantieren. Für Anfänger ist es grundsätzlich sicherer den Bremsflüssgkeitswechsel durch eine Fachwerkstatt vornehmen zu lassen.

Schritt 1 – Bremsflüssigkeitswechsel vorbereiten

Der Wechsel startet mit der Auswahl der richtigen Bremsflüssigkeit, die man u.a. Herstellerempfehlungen – z.B. aus dem Motorrad Handbuch – entnehmen kann. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass keine unterschiedlichen Bremsflüssigkeiten (angegeben in DOT-Klassifizierung) beim Wechsel vermischt werden, da diese entweder auf Glykol- oder Silikonbasis beschaffen sind. In den allermeisten Fällen sollte DOT4 in Ordnung sein.

Aufgrund ihrer ätzenden Wirkung greift Bremsflüssigkeit Lacke und Kunststoffe an. Potentiell betroffene Stellen (z.B. Tank) sollte daher abgedeckt werden.  Einen sauberen Lappen griffbereit zu halten, kann nicht schaden. Es kann aj immer etwas daneben gehen.

Welche Hilfsmittel und Werkzeuge werden für den Bremsflüssigkeitswechsel benötigt?

  • Frische Bremsflüssigkeit (auf DOT Nummer achten!)
  • Schraubendreher (optional je nach Ausführung des Ausgleichsbehälters)
  • Ringschlüssel (Gabelschlüssel kann den Sechskant am Entlüftungsventil beschädigen)
  • Transparenter Schlauch (muss auf das Entlüftungsventil passen)
  • Glas oder säureresistenter Becher (mit ca. 2-3 cm Bremsflüssigkeit füllen)
  • Lappen
  • Einweg Gummihandschuhe (empfohlen)
  • Eine helfende Hand (erleichtert die Arbeit)

Schritt 2 – Alte Bremsflüssigkeit entfernen

Als erstes öffnet man den Bremsflüssigkeitsbehälter. Entweder muss man nur einen Deckel mit Gewinde abdrehen oder einige kleine Schräubchen lösen. Bitte aufpassen, dass die Gummidichtung nicht beschädigt wird oder verloren geht. Dichtung und Deckel sollten gründlich mit einem fusselfreien Tuch gesäubert werden.

Will man den gesamten Vorgang beschleunigen, kann jetzt die alte Bremsflüssigkeit mit einer Einwegspritze (aus der Apotheke) vorsichtig aus dem Ausgleichsbehälter gesaugt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Nachlaufbohrung am Boden des Behälters bedeckt bleibt, um ein Eintreten von Luft in das Bremssystem zu vermeiden. Anschließend wird der Behälter zu ca. 3/4 mit frischer Bremsflüssigkeit gefüllt.

Schritt 3 – Bremse entlüften

Die Gummikappe auf dem Entlüftungsventil wird abgenommen. (Hinweis: Das Ventil befindet sich an der höchsten Stelle am Bremssattel bzw. –zylinder, so dass sich eventuell entstandene Luftbläschen dort sammeln.) Danach wird der passende Ringschlüssel auf den Sechskant des Ventils aufgesetzt. Nun folgt der Schlauch, der oben auf das Entlüftungsventil und mit dem anderen Ende in das mit 2-3 cm Bremsflüssigkeit gefüllte Glas gesteckt wird.

Der Entlüftungsvorgang beginnt, indem man die Entlüftungsschraube mit dem Ringschlüssel etwas öffnet und den Bremshebel zwei- bis drei Mal betätigt. Dabei sollte der Bremshebel nie voll gedrückt werden. Die alte Bremsflüssigkeit fängt an auszuströmen. Bei fast durchgezogenem Hebel wird nun das Ventil wieder geschlossen und der Bremshebel danach wieder losgelassen.
Diesen Schritt wiederholt man – unter ständiger Kontrolle des Bremsflüssigkeitsstandes im Ausgleichsbehälter – so lange, bis die frische Flüssigkeit (in der Regel deutlich heller als die alte) im Schlauch bzw. Auffangglas ankommt. Frische Bremsflüssigkeit wird dabei nach Bedarf aufgefüllt und der Ausgleichsbehälter wieder verschlossen.

Die sicherere und aus eigenen Erfahrungen bessere Methode wird wie folgt unter Druck praktiziert: Der Bremshebel wird bei geschlossenem Entlüftungsventil leicht gezogen. Erst jetzt öffnet man das Ventil und drückt langsam den Bremshebel weiter durch. Bei durchgezogenem Hebel verschließt man das Ventil wieder und lässt den Hebel anschließend wieder los. Das Ganze wird (mehrfach) wiederholt, bis die neue Bremsflüssigkeit erkennbar austritt.

Schritt 4 – Bremsflüssigkeit auffüllen und Arbeit abschließen

Die Entlüftungsschraube wird nach abgeschlossener Entlüftung wieder gefühlvoll festgezogen und die Gummikappe aufgesetzt. Der Bremsflüssigkeitsbehälter wird bis zum Maximalstand aufgefüllt und der Deckel mit gereinigter Dichtung passend aufgesetzt und zugedreht bzw. festgeschraubt. Fertig.

TIPP:

  • Den Boden des Ausgleichsbehälters immer mit etwas Bremsflüssigkeit bedeckt lassen und den Bremshebel nie voll durchziehen (sonst kann Luft in das Bremssystem eindringen)
  • Den Bremshebel stets langsam und mit Gefühl betätigen (sonst spritzt eventuell Bremsflüssigkeit aus dem Ausgleichsbehälter).
  • Frische Bremsflüssigkeit langsam nachfüllen (sonst kann diese mit der alten vermischen).
  • Entlüftungsventil nicht zu weit aufdrehen (sonst kommt Luft über das Gewinde in den Bremskreislauf)
  • Alte Entlüftungsventile wie im Bild sollten gegen neuere Entlüftungsschrauben (z.B. von Stahlbus) ausgetauscht werden, sie ermöglichen ein schnelleres und sicheres Entlüften und Befüllen der hydraulischen Scheibenbremse