Nicht wenigen Biker juckt es irgendwann in den Fingern sich den Traum vom eigenen Custombike zu erfüllen. In Volkers Fall sollte es ein Café Racer werden – die vielen Medienberichte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Da es keine „Stangenware“ von einem der vielen Hersteller werden sollte, kam schnell die Frage nach einer geeigneten Basis auf. Die eigene Triumph Speed Triple oder DS 7 umzubauen, kam für ihn aber nicht in Frage. Und wie so oft im Leben, kommt der glückliche Zufall zum richtigen Zeitpunkt. Natürlich sprach Volker mit vielen Freunden und Bekannten über sein Vorhaben. Und so erfuhr er von einem Bekannten, dass dieser seit 23 Jahren eine Yamaha XS 750 unbeachtet in einem Schuppen stehen hat und den Wiederaufbau zeitlich einfach nicht gebacken bekommt.
Das arme Ding hatte an beiden Seiten den Asphalt geküsst und sichtbare Schmauchspuren davon getragen. Die Patina konnte man eigentlich nicht mehr als solche bezeichnen, aber die Maschine war vollständig. Nach gutem Zureden bekam Volker Eckle die vergammelte XS 750 für sein Cafe Racer Projekt schließlich geschenkt.
Alle Wege führen nach Rom
In mühsamer Arbeit und mit einem klaren Ziel vor Augen verwandelte Volker den müden 77er Yamaha-Triple in rund zwei Jahren einen harmonischen Cafe Racer. Knackig, clean und leicht sollte der Yamaha XS 750 Cafe Racer werden und ich denke, das fertige Ergebnis erfüllt all diese Anforderungen.
Bevor er die Yamaha in ihre Einzelteile zerlegte, testete sich Volker an eine mögliche Cafe Racer Optik heran. Und hier wird es spannend, wie unterschiedlich sich Schrauber ihrem Ziel nähern. Während Ingenieure eher zu Papier und Bleistift greifen, Metallbauer sich ein Stück Blech und einen Hammer schnappen, ging Volker mit dem ungewöhnlichen Werkstoff Holz ans Werk. Als gelernter Schreiner experimentierte er mit einem Holzmodell bis er zufrieden war und der endgültige Entwurf für das neue Heck feststand. Nicht umsonst heißt ein altes Sprichwort: alle Wege führen nach Rom“.
Von Anfang an plante Volker so viele Teile wie möglich beizubehalten oder wiederzuverwenden. Da die Yamaha XS 750 aber zum Café-Racer umgebaut werden sollte, war auch klar, dass etliche Komponenten nicht mehr ins Bike zurückfinden werden. Aber noch ist die Yamaha XS nicht auseinandergenommen. Dafür bekam der Rahmen Volkers gesamte Aufmerksamkeit geschenkt. Mit der Flex wurde das Heck gekürzt und ein Loop eingeschweißt, der in Höhe der hinteren Bremsscheibe endet. Geschmackvoll integrierte Volker auch die LED-Rücklichtleiste direkt in den Loop. Es war zwar etwas kniffelig, aber machbar, wie er mir erzählte. Es folgten Grundplatte und Halterungen für den Sitzbank-Höcker.
Noch eine kurze Anprobe durfte die Yamaha endlich zerlegt werden. Weiter ging es mit dem Rahmen. Für das gewünschte Metall-Finish des Fahrwerks musste die Farbe runter. Sandstrahlen kam aber nicht in Frage. Also, Metallbürste in die Hand, Zähne zusammenbeißen und durch. In schweißtreibenden Stunden war das Schwarz endlich verschwunden und Rahmen und Kardanschwinge fertig für eine transparente Pulverbeschichtung. Die angegriffenen Motorteile bekamen dank Sandstrahlgerät eine blanke Oberfläche für die anschließende Lackierung von einem versierten Lackierer, der auch Tank, Sitzbank und Kotflügel in eine stimmige Schwarz-Silber Lackierung verpasste. Eine Inspiration von der Yamaha XS 1100 lässt sich nicht leugnen, muss man auch nicht, denn der Look passt perfekt zum XS 750 Cafe Racer.
Der Wiederaufbau
Passend zur neuen Sitzposition, verbaute er eine nach hinten verlegte Rask-Fußrastenanlage und vorn Baumeister Lenkerstummel. Ein zentral positioniertes Multifunktionsinstrument von Tumbleton & Twist gibt über alle wichtigen Funktionen Auskunft. Die originalen Instrumente wollten nicht mehr so recht zu einem Cafe Racer passen.
Das Vorderrad wurde von Volker von 19 auf 18 Zoll umgebaut. Eine passende Gussfelge fand er bei einer XS 400. Der kernige 750er Dreizylindermotor mit den zwei obenliegenden Nockenwellen verliert zwar etwas Leistung durch die zweifach umgelenkte Kardanwelle, aber da der XS 750 Cafe Racer leichter wurde, brauchte er keine leistungssteigernden Maßnahmen.
Die große Airbox flog raus, dafür saugen die drei Mikunis ihre Frischluft nun durch Kegelluftfilter an. Auslassseitig bekam die Yamaha nur einen Sportauspuff aus England, den ein alter Honda-Schrauber auf Lager hatte. Marshall-Krümmer, Reduzierung und Endtopf wurden aufeinander angepasst und verschweißt. Rund 100 db Standgeräusch gibt die Yamaha nun ab. Und sich sage euch, Dreizylinder und Sportauspuff sorgen für einen Sound, den ich sonst nur von der Rennpiste her kenne. So muss Motorrad!
Beim Wiederaufbau ersetzte Volker zudem alle Schrauben und Dichtungen und bezog den Blaukittel vom TÜV von Anfang mit ein, so dass eine Eintragung aller Umbaumaßnahmen unproblematisch war. Mit Lackierarbeiten hat er rund 5.000 Euro in den Cafe Racer gesteckt, die eigene Arbeitszeit nicht mit eingerechnet.
Was ist die Marke dieses Auspuffs? oder ist das eine handarbeit?