Diese Geschichte handelt von Tim aus Frankfurt, der schon länger einen Komplettumbau in Eigenregie realisieren wollte und im Februar mit einer Honda XBR 500 eine günstige, wie verlockende Basis für sein Projekt fand. Das Ziel stand von Anfang fest, es sollte ein Scrambler werden, der gewagt und radikal mit dem konservativen Konzept der XBR bricht und dennoch alttagstauglich bleibt. Immerhin knapp 2o Kilogramm speckte er die Maschine ab – eine LKW-Waage auf einem Schrottplatz lieferte den unwiderlegbaren Beweis.
Wenn man sich das wahrhaft meisterliche Ergebnis anschaut und sich dabei die Rahmenbedingen vor Augen hält, verdient Tims Pionierarbeit eine tiefe Verneigung, Respekt und hohe Anerkennung. Hut ab!
Es war einmal eine Inspiration
Die Idee zu dem Konzept kam von Tims Freund, Maximilian Funk, der bereits eine Honda XBR 500 in einen Scrambler verwandelt und ausführlich darüber berichtete. Allerdings deutlich radikaler als es sich Tim vorstellte, der eher einen klassischen Retro-Trial Style vor Augen hatte. Zudem ist der Einzylindermotor der XBR mit 44 PS Leistung, ordentlich Dampf aus dem Keller und einer schmalen Baubreite für einen Scrambler-Umbau bestens geeignet.
Jetzt fehlt nur noch eine passende Maschine, die sich schneller als gedacht fand. Ein Mann aus Düsseldorf hatte seit über 12 Jahren eine alte Honda XBR 500 in seinem Fundus und wollte sich endlich von dem „Staubfänger“ in seiner Garage trennen. Tim und der Verkäufer wurden sich schnell handelseinig, denn die angeboten XBR-S besaß auch die heißbegehrten Speichenräder. Ein wichtiges Kriterium war somit erfüllt und sparte von vornherein Kosten. Ein paar hundert Euro wechselten den Besitzer und der Youngtimer tauschte sein überdachtes Zuhause gegen einen Anhänger mit Essener Kennzeichen. Obwohl eine einfache Garage die Rolle einer Werkstatt übernehmen musste und nur acht bis zehn Stunden Zeit pro Woche zur Verfügung standen, machte er sich im kalten Februar enthusiastisch ans Werk.
Die Arbeit and der Honda XBR 500 beginnt
Von Anfang an stand fest, das Ding sollte sich später im Alltag bewähren und Ärger mit den strengen Prüfern von vornherein vermeiden. „Kooperation“ hieß also die Devise. Bevor der Winkelschleifer unveränderliche Fakten schuf, besprach er die anstehenden Änderungen an Rahmen, Fahrwerk, Reifen und Lenker mit dem TÜV. Viel Papierkram war notwendig, etliche ABEs und Eintragungen sowie viele, viele Diskusionen mit den oftmals kritischen Kittelträgern.
„Es nützt das schönste Bike nichts, wenn Teile vor dem TÜV-Termin wieder abgeschraubt werden müssen“, fasst er pragmatisch zusammen. Am Ende hat sich der Aufwand aber ausgezahlt und die Abnahme stellte kein Problem dar.
Obwohl die Honda erst wenig Kilometer auf dem Tacho hatte, machte die lange Standzeit eine komplette Motorrevision erforderlich. Schließlich wollte der gelernte Kfz-Mechaniker kein Risiko eingehen, denn die XBR hatte schon sechs Vorbesitzer erlebt – der innere Zustand des Motors war also unbekannt. Die notwendigen technischen Arbeiten übernahm Tim auch gleich selbst. Dabei wurde der Motor gespült und die Kupplungslamellen und –federn sowie die Steuerkette erneuert. Der Rest war tadellos.
Nachdem sich die technische Basis wieder neu nennen durfte, ging es an das Design des künftigen Scramblers. Erste Skizzen entstehen. Ein „Blanko-Rahmen“ aus dem Internet dient als Grundlage für die vielen Zeichnungen, bis der finale Entwurf ausgearbeitet ist.
Liebe bis ins Detail
Als erstes musste ein neuer, zu einem Scrambler passender, Tank her. Schnell fiel die Wahl auf einen Spritbehälter der Honda CL 250, der bereits einen nicht signifikanten Teil des veranschlagten Budgets verschlang. Was soll’s, das Ding musste her und ein großes Online-Auktionshaus war die perfekte Anlaufstelle.
Im Bereich des Tanktunnels waren nur kleinere Anpassungen erforderlich. Damit die Tank-Sitzlinie stimmiger wird, musste die Rahmenaufnahme für den Tank umgeschweißt, sprich höher gesetzt werden. An manchen Stellen im hinteren Bereich des Tanktunnels wurde noch gedengelt und der Benzinhahn versetzt.
„Da der CL-Tank aber etwas kürzer ausfällt als das originale Spritfass, habe ich mir eine Halterung gebastelt und diese schwarz pulverbeschichtet.“,
schließt Tim die notwendigen Anpassungen ab.
Die Firma Galvanik Kreile übernahm schließlich noch das Tauchentlacken und versetzte den Tank innen wie außen quasi in Neuzustand.
Im März ging es mit den Rädern weiter, die Tim komplett zerlegte. Naben und Felgenringe wurden mattschwarz bzw. jägergrün pulverbeschichtet. 95 Euro dafür waren mehr als fair kalkuliert. Bernd Schade aus Friedberg übernahm für nochmals 100 Euro das Einspeichen und Zentrieren der nun mit VA-Speichen sehr hochwertig wirkenden Räder. Damit die Optik auch wirklich stimmig wurde, verpasste er seinem Scrambler neue Schlappen von Heidenau in den Größen 120 – 80 – 18 hinten und als 110er vorn.
„Der Heidenau K60 fährt sich ganz angenehm. Die meisten setzen auf den Conti TKC 80, der nach meinem Geschmack aber ein zu grobes Blockprofil besitzt und sich wie auf Waffeleisen fährt“,
scherzt er im Gespräch.
Nachdem die XBR wieder auf eigenen „Beinen“ stand, war die Sitzbank an der Reihe. In Eigenkreation fertigte Tim eine Grundplatte aus PVC mit Verstärkungen und formte anschließend das Sitzpolster aus Schaumstoff. Ein befreundeter Sattler aus Rüsselsheim, eigentlich auf Vinyldächer alter Opel spezialisiert, bezog die Sitzbank mit einem exzellent passenden cognacfarbenen Leder und setzte das Polster mit Ziernähten in der Farbe des Lackes ab.
Bei den Rahmendreiecken bewies sich der junge Tüftler gleichermaßen kreativ wie handwerklich geschickt. Die schnöden Seitendeckel wichen Abdeckungen aus ebenfalls cognacfarbenen Leder. Nach zweieinhalb Stunden hatten diese Ziernähte bekommen und eine Kombination aus Bienenwachs und Lederfett machte die Patches wetterfest. Simpel, schick und einzigartig.
Ein paar Modifikationen musste sich auch das Fahrwerk gefallen lassen. Damit die Maschine später etwas höher steht, erhielt die Telegabel stärkere Federn. Die Standrohre wurden soweit herausgezogen wie es ging. Dann wurde von SLS ein Lenkeradapter aus gefrästem Aluminium verbaut um den Endurolenker anbauen zu können. So wurden die Stummellenker beseitigt und das Motorrad um ca. 18 mm vorne erhöht.
Die ursprüngliche Überlegung eines Wechsels auf eine Bol ´dor Gabel wurde schnell verworfen. Hinten wichen die „0815“ Dämpfer zwei ordentlichen Konis mit verstellbarer Zugstufe und einer Länge von 340 mm (Original 315 mm).
Der Rahmen musste etwas Federn lassen, einige alte Halterungen waren nicht mehr nötig und die Heckpartie sollte deutlich kürzer geraten und wurde mit einem Loop abgeschlossen. Anschließend setzte er noch Sitzbankhalter ein, postierte die Blinkerhalter an ihre neue Position und verschraubte das hintere Alu-Schutzblech an der Sitzbank-Querstrebe und am Batteriekasten. Eine coole wie schlichte Lampenhalterung sorgte für den passenden Abschluss des leicht-wirkenden Hecks. Vorn deckt nun ein stark gekürztes Schutzblech den Pneu ab.
Last but not least war der Auspuff an der Reihe. Der XBR-Motor atmete ja bekanntlich aus zwei Rohren aus, was der neuen Optik aber nicht mehr zuträglich war. Eine schicke 2-in-1 Lösung musste her. Ein Y-Stück verbindet nun die bandagierten Krümmer und der kurze Endschalldämpfer aus dem Hause Louis sorgt für den perfekten Look und Sound.
Ein Tommaselli Endurolenker und ein formschöner wurden anbaufertig geliefert. Auch wenn die Skala bis 220 km/h etwas übertrieben ist, wirkt das Cockpit nun funktional und schön.
Eine Werkzeugrolltasche aus einer Canvas-Plane aus Schweizer Armeebeständen sowie ein Steinschlaggitter vor den Scheinwerfer runden Tims Scrambler stilecht ab.
Ich würde gerne mit Tom Förster in Kontakt treten (XBR 500 Scrambler) und wollte mich mal erkundigen ob Sie für mich den Kontakt vermitteln könnten.