Anfangs hatte ich überhaupt kein Interesse am Motorradfahren, obwohl ich in meiner Kindheit immer sehr viel mit Motorrädern zu tun hatte. Mein Vater fuhr verschiedene ‚Bückeisen‘, von einem klassischen Honda CB750 Umbau zum Racer, über eine 87’er Suzuki GSX-R 1100 bis zur jetzigen KTM.
Das änderte sich, als ich an einem ganz normalen Nachmittag verschiedene Internetforen durchsuchte, die eigentlich nichts mit Motorrädern zu tun hatten. In einem Bereich für Kleinanzeigen las ich, dass jemand einen ‚Café Racer zu‘ verkaufen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich überhaupt keine Ahnung was ein ‚Café Racer‘ ist und das es sich um ein Motorrad handelte. Interessiert öffnete ich also den Beitrag und sah auf dem Foto dieses wunderschöne Motorrad mit kompletter Aluminium-Verkleidung. Ich war verliebt und das Feuer wurde geweckt. So ein Motorrad will ich haben.
Doch welches Motorrad kam in Betracht? Ich bin handwerklich nicht unbegabt, doch meine maschinellen Möglichkeiten sind begrenzt. Daher suchte ich ein Motorrad, welches im originalen Zustand schon nah an das gewollte Endergebnis herankam, bzw. sich mit durchschnittlichem Aufwand verschönern ließ. Da die Honda Clubman von Haus aus schon recht nach Cafe Racer aussah und sich als gute Basis anbot, habe ich die Angebote der gängigen Portale durchforstet und bin relativ schnell fündig geworden. Für einen Komplettumbau sind diese Fahrzeuge meines Erachtens nach zu schade, doch für meine Zwecke bot sich diese Basis wirklich an.
Erste dezente Umbaumaßnahmen an der Honda Clubman
Kaum war sie zuhause, bekam meine frisch erstandene Honda Clubman natürlich erst mal den Rundumservice mit Ölwechsel, neuen Pneus, Flüssigkeitswechsel, Schmieren, etc. Danach folgte, noch bevor ich sie überhaupt original gefahren bin, der Umbau der originalen Lenkerstummel, welche ich durch Stummel von Fehling ersetzt habe. Mit Ochsenaugen bestückt wurden diese nun unterhalb der Gabelbrücke montiert, und nicht wie die originalen Stummel oberhalb, was nun zwei hässliche Stückchen Standrohr sichtbar ließ. Durchstecken war für mich keine Option, da dies ein Eingriff in die Fahrwerksgeometrie bedeutete. Ein wenig den Nachlauf zu verändern ist kein großes Problem, doch wir reden hier immerhin von mehreren Zentimetern.
Danach folgte eine Verschlankung des Fahrzeughecks mit Eigenbau-Teilen, bis auf den Kennzeichenhalter. Durch die erstzulassungsbedingten Regulierungen bin ich gezwungen mit Blinkern am Heck zu fahren. Da ich den Haltebügel vom Heck entfernt habe, boten sich mir zwei wunderschöne M8- Löcher, welche mit schwarzen Kleinstblinkern in der Größe einer 5-Cent Münze bestückt wurden. Bis dahin war sie nun erst mal so weit, dass ich sie fahren konnte.
Wieso ich das vorher noch nicht konnte? Ich hatte noch keinen Führerschein. Das Fahrzeug wurde durch meinen Vater überführt und fristete vorerst ein Dasein in der Garage. Mit den sogenannten Hummeln im Hintern machte ich den Führerschein schleunigst in einer Ferienfahrschule innerhalb von acht Tagen.
Weitere Details für die gewünschte Café Racer Optik
Ich fuhr die Maschine ein paar Wochen bis mir wieder mehrere Dinge in den Kopf stießen. Denn mit dem Erscheinungsbild war ich noch nicht zufrieden. Als nächste Etappe folgten dann die Bearbeitung der Standrohre und weitere Schönheitsoperationen. Für das Standrohrproblem besorgte ich mir eine Telegabel von der Honda CB 450s, die perfekt zur GB 500 passt. Denn die Standrohre lassen sich untereinander austauschen und die Standrohre der CB 450S Gabel sind in etwa um das Maß kürzer, was sich mir als Überschuss darbot. Damit war dieses Problem auch gelöst. Die Tauchrohre ließ ich bei der Gelegenheit maschinell hochglanzpolieren und verbaute noch Wilbers-Gabelfedern.
Mit den originalen Spiegeln war ich auch mehr als unzufrieden. Als schaute ich mich um und fand passende Lenkerendenspiegel, die kompatibel mit Ochsenaugen sind. Die Suche führte mich zu relativ teuren Spiegeln von Oberon, die auch ins Erscheinungsbild perfekt passen sollten. Ich fragte mich zwar mehrmals, ob ich nun wirklich so bescheuert geworden bin 200 Euro für das Paar Lenkerendenspiegel auszugeben, aber manchmal darf man die Augen nicht vor der Wahrheit verschließen. Ja, ich bin es.
Im gleichen Zuge kümmerte ich mich noch um die Tieferlegung der Instrumente, was sich mit der Verwendung von Hülsen und längeren Schrauben als relativ problemlos herausstellte. Die Fußrasten waren auch noch so eine Baustelle, wo ich an meinem Verstand zweifelte. Ich wollte zurückverlegte Rasten und wurde bei Raask fündig. Die Problematik, welche sich nun herausstellte, war genau die, dass diese Rasten nur für die Honda XBR500 zugelassen sind, auf der ja die Clubman basiert. Doch mit stinknormaler Abnahme beim Sachverständigen ist da nichts. Also musste eine Einzelabnahme her, die in etwa genau so viel kostete, wie die Raask Fußrasten. Insgesamt bezahlte ich dafür also 550 Euro.
Mit der rechten Lenkerarmatur/ Gasgriff war ich ebenfalls noch nicht glücklich, weil die originale Armatur sich nicht vernünftig auf den Lenker klemmen ließ. Daher besorgte ich mir einen neuen Gasgriff und eine getrennte Armatur. Im gleichen Atemzug rüstete ich einen Lichtschalter nach, denn die Clubman hat im originalen Zustand dauerhaftes Abblendlicht, welches nur beim E-Startvorgang über den Anlassschalter ausgeschaltet wird.
Ansonsten folgten noch kleinere Dinge, wie das Kürzen des Frontfenders, Tieferlegen des Scheinwerfers und weitere kleine Operationen. Das Motorrad war und ist nun für meinen Geschmack optisch perfekt. Mehr brauche ich nicht an dieser Maschine, zumal man ja immer aufpassen muss, dass man es nicht übertreibt und in einen Bereich kommt, wo man verschlimmbessert.
Bisher bin ich sehr zufrieden mit der Maschine – vom gemütlichen Cafe Cruiser in ein ungemütliches Biest. Mein Clubman Café Racer ist für kleinere Touren ideal, jedoch kann man nicht mehr als 200 Kilometer mit ihr Fahren, da es schon relativ erschöpfend ist. Doch das nehme ich gerne in Kauf.
Ich hoffe, dass ich sie bis an mein Lebensende behalten kann. Hin und wieder kam mir schon der Gedanke meinen Clubman Café Racer zu veräußern, denn manchmal wünsche ich mir ein Gefährt, wo ich auch mal ein wenig Gepäck aufsatteln kann und wo mir nicht alles nach einer längeren Strecke weh tut. Eine Bonneville wäre vielleicht mal was…[aber das darf ich ja auf Nippon-Classic.de nicht schreiben…] Platz für ein zweites Motorrad habe ich leider nicht und die Zeit wird zeigen, wie ich mich da entscheiden werde. Wenn der Preis stimmt, könnte ich möglicherweise schwach werden, aber da sollte dann schon eine 6 am Anfang sein. Ob ich die bekomme steht in den Sternen. Wenn nicht, bleibt die GB 500 bei mir. Ich liebe das Motorrad halt.
Zusammenfassung Umbauten am Honda Clubman Café Racer:
- Basis: Honda Clubman GB 500, EZ: 1992
- Raask Fußrastenanlage
- BT45 Reifen
- Standrohre CB450s
- Fehling Lenkerstummel
- Hella Ochsenaugen
- Mini Blinker hinten
- Heck im Eigenbau verschlankt
- Oberon Lenkerendenspiegel
- Frontfender gekürzt
- Neue Lenkerarmatur
- Gasdrehgriff aus dem Zubehör in Gold
- Wilbers Gabelfedern
(Text, Fotos: Sebastian Mielke)
Hallo Sebastian Mielke,
Dein Umbau gefällt mir sehr gut, ich fahre selbst eine clubman.
Hast Du Interesse Deine Maschine zu verkaufen?
Viele Grüße aus Bielefeld
Sebastian Kramer
Hi Sebastian
Die Maschine ist mittlerweile an jemanden verkauft worden. Viele Grüße
Hi Sebastian,
ich baue aktuell auch die Gabel meiner GB500 auf die Standrohre der 450S um.
Diese sind aber knapp 80mm kürzer als die der Clubmann.
Passt das oder gabs ggf. von der 450er Gabel auch noch verschiedene Längen?
Wenn ich die Gabel mit den 450er Standrohen aufbaue ist aktuell die Unterseite der Oberen Gabelbrücke ca. 15mm über der Oberkante der Standrohrs. Entsprechend müsste ich die Gabel 15mm + dicke obere Gabelbrücke durchschieben.
Die neue Gabel wär also ca. 40mm kürzer.